Pang: 99 Luftballons

Irgendwie hat dieser Kilimandscharo verflixte Ähnlichkeit...

Aus dem Dunstkreis der Spielhallen kommt eine knallharte Nuß, die bei Arcade-Gamblern längst Kultstatus erreicht hat. Freuen Sie sich jetzt auf die Umsetzung für den ST: »Pang« ist da!

Originelle Automaten sucht man in den lärmenden Arcade-Halls oft vergeblich. Statt pfiffiger Ideen sind meistens knallharte Einzelkämpfer-Brutalo-Action oder stumpfes Ballern angesagt. Da verwundert es kaum, wenn ein mit frischen Einfällen gesegnetes Coin-Up wie »Pang« von Mitchell schnell Kultstatus erlangt. Und was in der Spielhalle funktioniert, könnte ja am heimischen Computer genauso hinhauen — dachte sich Ocean und machte sich an die Umsetzung dieser verwegenen Mixtur aus »Asteroids« und »Space Invaders« auf den ST.

Der Spieler steuert ein niedlich animiertes Männchen über den Bildschirm, das mit seiner Harpune Jagd auf riesige bunte Luftblasen macht. Von einem gezielten Schuß getroffen, teilt sich der erste Ballon in zwei kleinere Kugeln, die nun jede für sich in geringerer Höhe munter vor sich hinhopsen. Jetzt gilt es, die Bruchstücke zu treffen, die sich wiederum teilen und teilen und teilen...

Erst wenn sämtliche Blasen fein säuberlich in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt sind, wird der Weg frei in den nächsten der insgesamt 50 Spielabschnitte. Die richtige Würze erhält die nervenzerfetzende Panikballerei aber erst durch die zahlreichen Extras, mit denen der putzige Held sein Sprite Dasein kurzfristig erleichtern kann. Da wird z. B. für Sekunden das gnadenlos ablaufende Zeitlimit gestoppt, mal verharren die wie verhext herumhüpfenden kleinen Bällchen in ihrer Bewegung, so daß man sie in Ruhe anpeilen und abservieren kann. Wie könnte es anders sein: Extra Laser und Power-Feuer befinden sich ebenfalls im Bonussortiment. Damit’s nicht allzu einfach wird, gibt’s natürlich auch ein paar waschechte Nieten. Der Computer erlaubt sich beispielsweise die Gemeinheit, den Spaltungsprozeß der Kugeln ohne Vorwarnung zu beschleunigen, so daß man vor lauter Hektik brüllen mochte und gewaltig ins Schwitzen kommt. Von wegen streßfreie Freizeit! Und was bitte sollen diese undurchsichtigen Plattformkonstruktionen, die zu nichts zu gebrauchen sind, den Bewegungsspielraum allerdings ärgerlich einengen?

... mit dem japanischen Fujiama bei Nacht

Pang ist wirklich alles andere als leicht zu meistern. Frust kommt aber trotzdem nicht auf, denn das Spiel bewegt sich erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen entmutigender Unspielbarkeit und einem Schwierigkeitsgrad, der einem immer gerade soviel Erfolg beschert, daß man einfach nicht vom Computer wegkommt. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die französischen Programmierer sich für die Atari-Adaption das Automatenvorbild ganz genau angeschaut. Das Spiel ist nicht einfach abgekupfert, vielmehr sorgen versteckte Extras und eine faire Kollisionsabfrage für extrem gute Spielbarkeit. Die 17 Hintergrundgrafiken sind zwar allesamt keine Meisterwerke, dafür aber abwechslungsreich und dem Original mit Liebe zum Detail nachempfunden.

Auf der beschwerlichen »Reise« von Japan bis zu den Osterinseln im Südpazifik begleiten den kleinen Helden etliche eingängige Melodien, originelle Jingles und unaufdringliche Soundeffekte. Das einzige, was zur Traumnote 6 noch fehlt, ist ein echter Zweispielermodus und die Möglichkeit, die hart erkämpften High scores auch auf Diskette zu speichern Ansonsten kann man Ocean zu dieser fast makellosen Umsetzung nur gratulieren. Das Schönste an der Pang-Umsetzung: Nie wieder die geldgierige Aufforderung »Insert coins«.(hu)

Bomico, Am Südpark 12, 6092 Kelsterbach

Pang

Hersteller: Ocean
Preis: 89,95 Mark
Note: 5 von 6


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 03 / 1991, Seite 138

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