Interview: »Der Fehler liegt beim TOS«

Die Heidelberger Tüftler von »Application Systems« gehören längst zu den alten Hasen auf dem ST. Wir fragten Oliver Buchmann, bei Application für den Support verantwortlich, nach häufig auftretenden Problemen mit Application-Produkten:

ST Magazin: Die Programme »Stad« und »Signum« sind längst Klassiker. Neuerdings steht auch »Script« bei den Anwendern hoch im Kurs. Was fällt Ihnen dabei besonders auf?

Buchmann: Keiner tut sich einen Gefallen, wenn er mit alten Programmversionen arbeitet. Wir erhalten immer wieder Anfragen, die sich auf längst überholte Probleme beziehen. Beispielsweise alte Systemversionen: Derzeit arbeiten unsere Programme mit allen TOS Versionen, Signum, STAD, Script und »Phoenix« auch auf dem TT. Die aktuellen Versionen kann man z. B. in unserer Hauszeitschrift »die soft« ermitteln.

ST Magazin: Apropos Phoenix: Die brandneue Datenbank konnte man ja bereits in Düsseldorf auf der AtariShow bewundern. Schon eine endgültige Verkaufsversion in Sicht?

Buchmann: Phoenix wird aller Voraussicht nach Anfang 1991 fertig sein und 398 DM kosten. Aber noch eine Bemerkung zu allgemeinen Problemen Bevor man sein Programm frustriert in die Ecke feuert, sollte man überprüfen, ob der Fehler nicht durch ein Accesssory oder Auto-Ordner-Programm ausgelöst wird. Speziell bei älteren Programmversionen führen alternative Desktops wie »Gemini« oder »Neodesk« teilweise zu Schwierigkeiten. Probleme gab es beispielsweise in Verbindung mit »Turbo ST« und dem »NVDI«. Außerdem sollten die Anwender mehr auf Backups achten: Wenn das letzte Backup zerstört ist, nützt auch Telefonseelsorge per Hotline nicht mehr viel.

ST Magazin: Ein paar Takte zu Script: Mit TOS 1.0 treten öfter Probleme auf. Woran liegt's?

Buchmann: Schwierigkeiten gibt's, wenn in Script die Wortprüfung installiert ist und man das Programm verlassen möchte. Der Rechner gerät darauf in eine Endlosschleife und Script startet immer wieder aufs neue. Der Fehler liegt beim TOS: Die Routine beim Verlassen eines Programms aus einem Programm arbeitet nicht korrekt. Man kann sich helfen, indem man den »Elfe.prg« in den Auto-Ordner kopiert (natürlich befindet sich dann nicht die gesamte Rechtschreibkorrektur im Arbeitsspeicher, sondern nur der kleine Installationsteil). Beim Aufruf registriert Script, daß Elfe installiert ist und lädt das Wörterbuch korrekt nach.

ST Magazin: Wie steht es mit Problemen bei der Installation auf Festplatte?

Buchmann: Sehr oft vergessen Benutzer, daß Script mehrere Suchpfade benötigt, um verschieden Dateien zu laden. Am besten lädt man einen Zeichensatz, ein Dokument, ein Bild und den Druckertreiber von Platte und speichert anschließend die Parameter ab. Beim nächsten Start verwendet Script diese Pfade.

ST Magazin: Lassen sich Signum-Dokumente in Script übertragen?

Buchmann: Das funktioniert nur über das ASCII-Format. Das Signum-SDO-Format bietet eine Menge Spezialfunktionen, z. B. Spaltensatz oder Formeln, mit denen Script nicht klarkommt. Dafür lassen sich Texte von 1st Word nach Script übertragen. Im Lieferumfang von Script befindet sich ein entsprechendes Konvertierprogramm. Damit kann man auch alle Textattribute wie »fett«, »unterstrichen« oder »kursiv« in Script übernehmen. Außerdem lösen zwei weitere Hilfsprogramme das Problem mit dem »ß«, wenn Texte vom PC übertragen werden.

ST Magazin: Wie sieht's mit Signum-Zeichensätzen aus?

Buchmann: Script arbeitet mit denselben Zeichensätzen wie Signum. Und zwar mit allen. Ganz nebenbei: Auch beim »Creator« und ab Version 1.3 in Stad lassen sich Signum-Zeichensätze verwenden. Wer sich spezielle Zeichen selbst basteln will, erledigt das am besten mit dem Zeichensatzeditor »Scarabus«. Der hilft auch, wenn man vom Nadeldrucker auf einen Laser umgestiegen ist und nicht alle L30-Druckerfonts besitzt. Die Zeichen müssen jedoch nachgearbeitet werden.

ST Magazin: Wertvolle Werkzeuge zum Erweitern und Nachbearbeiten von Zeichensätzen und für alle Signum-Anwender bietet auch das Programmpaket »SAP-Tools« von API-Soft, das wir im ST Magazin 1/91 vorgestellt haben. Eine letzte Frage: Wird es Signum möglicherweise auch für MS-DOS geben?

Buchmann: Nein, das wird es nicht geben, die Anpassung an die diversen PC-Auflösung wäre einfach zu aufwendig. Viele Atari-Fachhändler bieten aber ein Komplettpaket an: Atari 1040 STF mit Monochrom-Monitor SM 124 und einem Laufwerk inklusive Signum für rund 1500 DM. Da steht auch einem Einsatz neben den alteingesessenen PCs im Büro nichts mehr im Weg. (hu)

Application Systems Heidelberg, Postfach 102646, 6900 Heidelberg 1


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 02 / 1991, Seite 108

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