Konkurrenz für die Maus: Raffael Grafiktablett - Der Mäusefänger

Das Raffael-Grafiktablett ist eine interessante Alternative zur Maus. Drahtlose Eingabegeräte sorgen für Bedienungskomfort.

Nichts hat das Arbeiten mit den Computern und der Software so stark vereinfacht wie die Erfindung der Maus. Das mühselige Auswendiglernen von Kommandos entfällt und wird durch einfaches Anklicken verschiedener Symbole ersetzt. Trotzdem behauptet die Firma Zeller Computers, daß es in einigen Bereichen noch besser geht, und zwar mit ihrem Grafiktablett »Raffael«.

Die im Lieferumfang enthaltene Bedienungsanleitung macht den Anwender ausführlich mit dem Anschluß und der Bedienung des Gerätes vertraut. Bevor man sich mit dem Aufstellen beschäftigt, sollte man für etwas Ordnung auf dem Schreibtisch sorgen, da das stabile und gut verarbeitete Tablett mit seinen Ausmaßen von 38,5 x 41,0 cm doch einiges an Platz verbraucht. Die Arbeitsfläche beträgt allerdings »nur« 30 x 30 cm. Eine leichte Neigung erleichtert den Blickkontakt und damit das Arbeiten.

Mit den beiden oben erwähnten Verbindungen ist der Bedarf an Kabeln bereits erschöpft: Die beiden zur Auswahl stehenden neuen »Ersatz-Mäuse« arbeiten kabellos. Bei diesen Eingabegeräten handelt es sich um einen 3-Tasten-Stift und einen 4-Button-Cursor mit Fadenkreuz und Lupe, von denen jedoch nur einer von beiden im Lieferumfang enthalten ist. Die Auswahl bleibt dabei dem Anwender überlassen, gegen Aufpreis erhält er auch beide Eingabehilfen.

Haben Sie das Tablett erfolgreich angeschlossen, müssen Sie lediglich noch die Treibersoftware; welche die Maus emuliert, in Form eines Accessories installieren. Nach einem Reset ist Raffael einsatzbereit.

Zunächst erweist sich das Arbeiten mit der neuen »Maus« als gewöhnungsbedürftig. Dies liegt daran, daß Raffael nicht wie die Atari-Maus relativ, sondern absolut arbeitet, d.h. ein Punkt auf dem Tablett entspricht immer der gleichen Bildschirmposition. Das müssen vor allem die Anwender feststellen, die ihrer Maus bislang nur ein kleines Plätzchen auf dem Schreibtisch zubilligten. Das gewohnte »Nachschieben« ist nun nicht mehr möglich. Eine weitere Umstellung betrifft die Eingabegeräte selbst. Da sowohl der Stift als auch der 4-Button-Cursor ohne jede Kabelverbindung arbeiten, benötigen sie Batterien zur Stromversorgung in Form von jeweils fünf Knopfzellen. Damit der Anwender nicht alle zwei Wochen neue Batterien benötigt, schalten sich die beiden Geräte bei Nichtbenutzen automatisch ab. Bei dem Stift fällt dies nicht so sehr auf, da er lange eingeschaltet bleibt und im Zweifelsfall durch einen Mausklick wieder aktiviert wird. Um mit dem 4-Button-Cursor zu arbeiten, müssen Sie diesen auf beiden Seiten berühren. Wer sich ein lockeres »Handauflegen« bei seiner Maus angewöhnt hat, wird sich in der Anfangsphase den einen oder anderen, mehr oder weniger kräftigen Fluch nicht verkneifen, zumal sich der Cursor nach dem Loslassen sofort abschaltet. Doch auch hieran gewöhnt man sich mit der Zeit.

Empfindlich zeigte sich Raffael gegenüber Einstrahlungen fremder Geräte, bei denen sich im ungünstigsten Fall auch der eigene Körper als Sender erweisen kann. Ein vor dem Tablett aufgestellter Monitor rief nervöse Zuckungen des Mauspfeils auf dem Bildschirm hervor. Mit einer Änderung des Standortes konnten wir diesem Phänomen jedoch schnell abhelfen. Positiv: Die Arbeitsfläche müssen Sie nicht vollständig ausnutzen, was bei einem kleinen Monitor auch zu sehr langen Wegen führt. Mit Hilfe der Treibersoftware definiert der Anwender einen Bereich auf dem Tablett, den er nutzen möchte. Dies wirkt sich dann wie bei einem Mausbeschleuniger aus.

Unabhängig von der eingestellten Arbeitsfläche befindet sich am oberen und rechten Rand des Tabletts ein reservierter Bereich, der es in sich hat. Hier wartet Raffael mit insgesamt 192 zu 16er Blöcken zusammengefaßten Feldern auf. Jedes dieser Felder dürfen Sie mit einem sog. Makro belegen. Solche Makros bestehen aus Tastatureingaben, Mausaktionen oder einer Kombination beider. Auf diese Art und Weise rufen Sie Funktionen eines Programms mit einem einzigen Tastendruck auf, die bislang aufgrund eines hierarchischen Bedienersystems mehrere Mausklicks erforderten. Zum Aufrufen und zur Definition eines Makros stehen bei jedem der beiden Eingabegeräte zwei separate Tasten zur Verfügung. Dies hat den Vorteil, daß sich die Arbeitsfläche auch über den Feldern befinden darf, ohne daß eine Einschränkung beim Arbeiten auftritt. Die Aufnahmefähigkeit eines Makros beläuft sich derzeit auf 30 Mausklicks oder 60 Anschläge (oder gemischt). Für die Zukunft ist eine dynamische Speicherverwaltung geplant, wodurch die Länge eines Makros praktisch unbegrenzt ist.

Auf dem Weg zu der oberen Reihe gelangt der Mauszeiger fast unweigerlich in die Pull-Down-Menüs des entsprechenden Programms, wodurch der Ablauf eines Makros natürlich gestört wird. Um dies zu vermeiden, besitzt eines der künftigen Updates eine Taste zum Einfrieren des Mauspfeils auf dem Bildschirm. Noch schöner wäre eine freie Position der Felder auf dem Tablett. Eine Lösung in dieser Richtung ist bei Zeller Computers für die Zukunft auch schon geplant.

Etwas oberhalb der Arbeitsfläche befinden sich weitere 24 als Funktionstasten bezeichnete Felder Hierüber erlaubt Raffael den direkten Aufruf von Programmen. Alles in allem stellt Raffael ein komfortables Eingabegerät dar, auf das man nach einiger Eingewöhnungszeit nicht mehr verzichten möchte. Die Effizienz des Tabletts hängt natürlich auch von der Software ab. Programme wie beispielsweise »Calamus« und »Dynacadd«, bei denen man oftmals mehrere icons nacheinander anklicken muß, sind wie geschaffen für Raffael und bringen auch die meiste Arbeitsersparnis. Aber auch der Preis von Raffael grenzt den Anwenderkreis merklich ein. Mit 1798 Mark ist es nicht gerade billig. Lediglich die Einschalttechnik des 4-Button-Cursors überzeugte nicht. (tb)

Zeller Computers, Hauptstr 33. 7230 Schramberg

Wertung

Name: Raffael Grafiktablett
Hersteller: Zeller-Computers
Preis: 1798 Mark

Stärken: □ drahtlose Eingabegeräte □ 192 aktive Flächen □ 24 Funktionstasten □ gute Verarbeitung

Schwächen: □ Cursor muß an zwei Stellen festgehalten werden □ Lage der Felder ist festgesetzt □ anfällig gegen starke Einstrahlung anderer Geräte □ serielle Schnittstelle wird belegt

Fazit: leistungsfähiges Digitalisiertablett mit kleinen Schwächen; Updates versprechen Besserung


Andreas Käufer
Aus: ST-Magazin 03 / 1990, Seite 124

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