Auf dem Atari ST gibt es viele Utilities, die das Leben leichter machen: Eine Bildschirmuhr hier, ein Mausbeschleuniger da, dazu natürlich die obligatorische RAM-Disk und der Druckerspooler. Freie Tastaturbelegung wäre auch nicht schlecht - und ehe man sich versieht, sind die sechs Accessory-Einträge belegt, die Autoordner überfüllt und die Bootzeiten darob zu Gedenkminuten angewachsen.
Linderung für gestreßte Utility-Fans verspricht »Cisystem«, die eierlegende Wollinilchsau unter den kleinen Helfern. Wobei klein schon wieder untertrieben ist: 40 Funktionen vereinigt Cisystem in sich und stellt sie unter einem Accessory-Eintrag gesammelt zur Verfügung. Womit auch schon klar ist, daß Sie nur aus GEM-Applikationen auf diese Wundertüte zugreifen können.
Cisystem wartet mit einem dicht gedrängten Menü auf, aus dem Sie die gewünschten Funktionen aufrufen. Dort stehen auch Uhrzeit und Datum oder alternativ der freie Speicherplatz. Selbstverständlich bietet das Programm die Standard-Utilities wie Bildschirmschoner, Druckerspooler und RAM-Disk. Letztere ist auch resetfest. Daneben stellt das Programm Benutzern des alten Betriebssystems einige Funktionen des TOS 1.4 zur Verfügung: So ist über < Control Alternate Delete > ein Tastaturreset möglich, durch zusätzliches Drücken der -ShiftTaste führt das System einen Kalt-Start aus.
Über die Dateiverwaltung lassen sich Files nicht nur umbenennen oder kopieren, auch ein Verschieben ist vorgesehen. Formatieren Sie eine Diskette, installiert cisystem auf Wunsch ein Virenschutzprogramm im Bootsektor. Die Formatierung erfolgt übrigens von hinten nach vorne, um bei einer versehentlich einge Diskette den Schaden gering zu halten: FAT und Directory fallen so dem Schreibkopf erst als letztes zum Opfer.
Stichwort Virenschutz: Hier wurde noch weiter vorgesorgt, denn das Accessory versieht einzelne Laufwerke oder Partitionen mit einem Software-Schreibschutz. Viren haben dann keine Chance. Wem das zu radikal ist, der beschränkt die Sperre auf den Bootsektor und kann so weiterhin Daten auf seinen Massenspeicher schreiben.
Auch dem GEM hilft Cisystem auf die Sprünge und erleichtert das Ausfüllen von Dialogboxen mit einigen Zusatzfunktionen. Über < Insert > rufen Sie eine Zeichenauswahl auf, mit der Sie auch Sonderzeichen eingeben. Mit < F10 > duplizieren Sie Einträge aus Textfeldern, und < Shift Undo > macht alle Änderungen rückgängig und stellt den ursprünglichen Zustand des Dialoges wieder her. Wem die Mausfummelei beim Beantworten von Alertboxen auf den Wecker geht, für den hat Cisystem ein besonderes Bonbon bereit: Alle Warn- und Hinweisboxen werden vom System abgefangen und durch eigene Boxen gleichen Inhalts ersetzt. Deren Antwortknöpfe lassen sich auch per Tastatur anwählen. Wer genau weiß, daß er bei bestimmten Boxen immer denselben Knopf wählt, kann gezielt Alertboxen ausschalten - sie erscheinen im jeweiligen Programm nicht mehr, sondern werden direkt von Cisystem beantwortet.
Aber auch für Tippfaule ist gesorgt: Die zehn Funktionstasten lassen sich mit Floskeln belegen und aus anderen Programmen heraus aufrufen - vorausgesetzt, die Tasten werden dort. nicht anderwertig verwendet. Bei »1st Word Plus« nutzt die Funktion also nichts. Alle Parameter lassen sich selbstverständlich speichern, Cisystem lädt sie beim Systemstart automatisch. Allerdings macht der Spooler dabei etwas Probleme: Um seine Größe korrekt zu sichern, müssen Sie der Konfigurationsdatei mit einem Texteditor zu Leibe rücken.
Cisystem erwies sich im Test als gut verträglich mit anderen Programmen. Die vielen Funktionen machen es zum praktischen Werkzeug, auf dessen Komfort man sehr schnell nicht mehr verzichten möchte. Für eine sinnvolle Nutzung sollten Sie allerdings 2 MByte oder mehr zur Verfügung haben, denn das Accessory schlägt im Speicher mit 180 KByte zu Buche. Wenn Sie sowohl die als auch 129 Mark übrig haben, sind Sie mit Cisystem gut bedient. (wk)
Ciechowski Computer Innovations, Ober-Saulheimer Str. 18,.6501 Wörrstadt
Wertung | ||||||
Stärken: viele Funktionen vereint, gut verträglich Schwächen: Spoolergröße falsch gespeichert, großer Speicherbedarf Fazit: Umfangreiches Accessory mit sinnvollen Funktionen, das aufgrund des Speicherbedarfs praktisch nur auf Mega-STs sinnvoll ist |