Die Tophits der Atari-Messe: der STE, ein ST mit 4096 Farben. Und der TT ein 68030-Computer zum Sensationspreis.
Weltpremiere auf der diesjährigen Atari-mm Messe: Vier Jahre nach der ersten Präsentation des Atari ST stellt Atari dem deutschen Messepublikum gleich zwei neue Computer vor. Der Atari TT eröffnet mit seinem Motorola 68030-Prozessor den Einstieg in die Welt der Workstations, Ataris STE(nhanced) verbessert vor allem die Grafik- und Soundfähigkeiten der bestehenden ST-Technologie. Erst gestern Nachmittag brandheiß durch den deutschen Zoll geschlüpft, demonstriert der voraussichtlich 6500 Mark teure TT heute auf der Atari-Messe ein in dieser Preisklasse bisher nicht gekanntes Leistungsspektrum: Die 68030-CPU greift auf standardmäßige 2 MByte Arbeitsspeicher zu, der sich bis auf maximal 8 MByte erweitern läßt.
Neben den ST-kompatiblen Auflösungen stellt der TT die Grafik zusätzlich in 320 x 480 Punkten (256 Farben aus 4096), 640 x 480 Punkten (16 Farben aus 4096) und 1280 x 960 im Monochrom-Modus dar. Die Soundausgabe erledigt ein 8 Bit PCM-Chip digital. TOS 030 soll kompatibel zum bestehenden ST-TOS sein. Erste Tests des ST-Magazins bestätigten dies.
Die Platine des TT sieht bereits aufgeräumt aus, allerdings verzichtete Atari auf den vielgelobten »Blossom«-Grafikprozessor des ATW-Transputers. Er wird als Zusatzkarte zum Anschluß an den VMEbus lieferbar sein. Der VMEbus des TT besteht aus einer simplen Steckleiste und akzeptiert Karten im halben Höhenformat. Wie uns Ataris President Sam Tramiel bestätigte, beginnt die Auslieferung des neuen Flaggschiffs im November. Zum Lieferumfang gehört dann außerdem eine 30-MByte-Festplatte sowie ein VGA-Monochrom-Monitor.
Der STE ist nicht der »Amiga-Konkurrent«, den sich einige ST-Fans vielleicht erhofft haben: Aufbauend auf den 1040 ST besitzt er 4096 unterschiedliche Farben, von denen sich 16 gleichzeitig darstellen lassen. Wie beim TT ertönt ein 8 Bit PCM Digital-Sound, Spiele-Programmierer werden sich über das Hardwarescrolling freuen. Der 1040 STE soll die bisherigen 1040-Modelle nicht ablösen. Beide Computer bietet Atari parallel an. Der 1040 ST mit Monochrom-Monitor kostet jetzt 1198 Mark, während der 1040 STE in der gleichen Konfiguration 1498 Mark kostet.
Neues TOS? Das seit einem Jahr als Beta-Version kursierende TOS 1.4 hat Atari USA bereits im vergangenen April zur CeBIT freigegeben. Mit der Auslieferung der offiziellen ROMs rechnet Atari Deutschland in etwa vier Wochen. Im 1040 STE steckt die neue Version 1.6. Sie enthält die Routinen zum Ansprechen der größeren Farbpalette.
Außerdem zu sehen auf dem Atari-Stand: Der Westentaschen MS-DOS-kompatible PC »Portfolio«, jetzt endlich für 798 Mark lieferbar, der ST Laptop »Stacy« sowie die produktionsreife »Atari Transputer Workstation«. Eine Textverarbeitung, bei der großer Wert auf die schnelle Bedienbarkeit sowie einfache Bedienung gelegt wurde, stellte Applications Systems Heidelberg auf seinem bunten Stand in Halle 2 vor. »Skript« verarbeitet Signum Fonts und ist angeblich so einfach zu bedienen wie »Daily Mail«, die Textverarbeitung für die Alltagspost.
Besucher konnten sich an diesem Stand auch mit Peter Glaser, Kolumnenschreiber des Zeitgeistmagazins »Tempo«, per DFÜ unterhalten.
TmS zeigte neben der bekannten Hard- und Software eine neue Arbeitsstation im Bereich Farbbild Verarbeitung. Das System umfaßt einen Farbscanner (GT 4000), Mega ST4 und Tintenstrahldrucker von Cannon.
Damit scannen Sie Ihre Farbvorlagen, bearbeiten sie im Computer und bringen die Bilder in Fotoqualität wieder zu Papier. Der Scanner wird einschließlich Software zirka 5500 Mark kosten.
Biodata zeigte eine neue Version ihres Netzwerk-Knotens. Die Datenübertragung hat sich durch erhebliche Optimierung der Platine und einen eigenen Customchip deutlich beschleunigt. Erste Messungen ergaben eine Steigerung von zirka 30 Prozent gegenüber der schon nicht gerade langsamen Vorversion. Die Knoten haben einen durchgeschleiften DMA-Bus.
Die Firma Marvin (Distributor Richter) zeigte eine neue Videokarte und den Einsatz mit einem Farbscanner. Die Karte ist zur Zeit noch ein Prototyp, mit der endgültigen Auslieferung wird zum Anfang des nächsten Jahres gerechnet.
Ebenfalls neu: eine optische wiederbeschreibbare Platte mit 2 x 297 MByte Speicherkapazität und ein Farbtintenstrahldrucker, der Chili FP-510, dessen Preis aber noch nicht feststeht.
Hybrid Arts präsentierte den neuen »Melody Maker«, einen mehrstimmigen, MIDI-fähigen Synthesizer für den ST. Das System besteht aus einem kleinen Hardwarezusatz für den ROM-Port, der für eine Tonerzeugung auf FM-Synthesizer-Basis sorgt. Die Steuersoftware bietet Eingabeformen über Maus und Computertastatur oder über MIDI-Keyboards. Dabei enthält der Melody Maker 78 Preset-Sounds, die alle Instrumentengruppen und Schlagzeugstimmen abdecken. Diese Hardware ist der zur Zeit günstigste Einstieg in die MIDI-Welt für alle Atari-Anwender. Der Preis: 299 Mark, Lieferdatum: Ende September.
RODA stellte den Entwurf einer Portfolio-Erweiterung vor, die aus dem Mini-PC einen vollwertigen Laptop macht. Der PC ist über den Systembus mit der Erweiterungskarte verbunden und verfügt dann über sämtliche Schnittstellen, wie RS232, Drucker, Festplatte, einen externen Monitoranschluß sowie ein 3!/2-ZoII-Laufwerk. Mit der Produktion beginnt RODA voraussichtlich Anfang 1990. Bis dahin sammelt das Unternehmen Kundenwünsche für diese Erweiterung.
Die Syquest 44-MByte-Wech-selplatte bietet FSE-Computersysteme für 1998 Mark an. Wer einen preiswerten Streamer sucht, wurde bei Hard&Soft fündig: ein 155-MByte-Backup-System für ebenfalls 1998 Mark.
Die neue Finanzbuchhaltung mit hohem Arbeitskomfort von Gdat ist bereits jetzt auf den europäischen Binnenmarkt ausgerichtet. Buchungen in beliebigen Währungen zu Tageskursen sowie 98 Steuerschlüssel helfen Firmen, die im europäischen Währungsverbund arbeiten.
40 neue Funktionen besitzt die neue Version der Daten- und Adreß-Verwaltung von Victorsoft, die für 99 Mark zu bekommen ist.
»Computer Aided Graphics«, das Grafiksystem von Stoske Software, ist rechtzeitig zur Messe lieferbar. Das komplexe Programm zur Bearbeitung von Pixel- und Vektorgrafik von künstlerischen bis zu technischen Zeichnungen verfügt mit Kombinationen über mehr als 1400 Funktionen. Editierbare Vektorgrafik, ein 3D-Teil und zahlreiche Funktionen zur Textgestaltung gehören zum reichhaltigen Funktionsumfang. CAG kostet 398 Mark.
Auf dem Atari DTP Sonderstand demonstrierte Inline-Design Computer-Animationen mit dem ST als neues Werbemittel. Von Business-Grafiken bis zu aufwendigen 3D-Animationen produzieren die Würzburger Grafiker Werbespots fürs Fernsehen, Schaufenster oder Messen.
Maximal 16 Millionen Farben bei einer Auflösung von 850 x 512 Punkten liefert die neue Farbgrafikkarte der Matrix Datensysteme. Die Monochrom-Grafikkarte unterstützt jetzt verschiedene Großmonitore bis zu 24 Zoll Bildschirm-Diagonale. Ataris Grafikkarte für den SM 194 ist mit der Matrix-Entwicklung nicht identisch.
Sichere Datenverschlüsselung, die aus jeder Anwendung heraus im Hintergrund arbeitet, stellte Galactic vor. »Top Secret« arbeitet in Echtzeit, ist festplattenfähig und verwaltet bis zu 40 Paßwörter gleichzeitig. Außerdem zeigte Galactic »Star Designer«, ein Malprogramm mit über 600 Funktionen.
GFA Systemtechniks umfassendes Statistik-Paket für wissenschaftliche Ansprüche ist jetzt lieferbar. Auch das neue GFA-Cosimex, ein Programm zur Simulation von Experimenten mit mathematischen Modellen, eignet sich für den Einsatz an Hochschulen.
Eickmann präsentierte in Düsseldorf den neuen »Exchanger«, ein Steckmodul für den ST-ROM-Port, mit dessen Hilfe Sie eine Diskette beliebig zwischen Aladin- und Macintosh-Format wandeln. Der Exchanger arbeitet sowohl mit einem eingebauten, als auch mit einem Zweitlaufwerk zusammen.
Ansonsten waren die bekannt leisen Festplatten und Laufwerke zu sehen. Die Palette der angebotenen Platten wurde etwas umgestellt, die Preise sind dabei gesunken.
Tommy Software zeigte auf der Messe einige Weiterentwicklungen und Neuheiten. So liegt »Mega Paint II« jetzt in der Version 2.2 vor und ist auch für den Einsatz auf Großbildschirmen geeignet. Neu hingegen ist »Graphstar«, ein Accessory, das vor allem für die Zusammenarbeit mit Textprogrammen konzipiert wurde. Es bietet wesentliche Zeichenfunktionen, so daß kein Wechsel aus einem Textprogramm in ein Zeichenprogramm nötig ist.
Neben der Grafik kümmert sich Tommy Software immer erfolgreicher um den Sound des ST. Nach Musix und Soundmachine gibt es jetzt die erweiterte Soundmachine II (Test in dieser Ausgabe) und »Soundmerlin«, einen Sample-Editor, der sich mit den meisten bekannten Samplern versteht und datenkompatibel zur Soundmachine ist.
IBP, bekannt durch seine 190 ST-Serie für den Industrieeinsatz, wartete ebenfalls mit einer Reihe von Neuerungen auf. Zunächst wurde ein 155-MByte-Streamer im 19-Zoll-Format des 190 ST gezeigt. Weiterhin gibt es jetzt auch ein tragbares VMEbus-System mit eingebautem LC-Display. Außerdem war ein 190 STX zu sehen, eine voll MS-DOS kompatible Version des 190 ST mit zusätzlichem V30-Prozessor.
In der Buchhaltung tut sich einiges. Novoplan zeigte Erweiterungen und Ergänzungen zu »Fibuman«. Mit dem »Import-Modul« lesen Sie beliebige Fibuman-Journale in vorhandene oder leere Buchhaltungen ein. Ebenfalls neu ist das BWA-Modul zu »Fibuman e«, das eine schnelle Gegenüberstellung von Kosten und Erträgen gestattet. Die Fakturierung »Faktuman« war bereits in Teilen zu sehen, mit einer Fertigstellung ist jedoch erst in einiger Zeit zu rechnen.
Cash präsentierte als Neuerung die Finanzbuchhaltung TIM II in der Version 1.1. Vorteilhaft ist die einfache Datenkompatibilität zwischen den Versionen für ST, PC und Mac. Durch den Einsatz mit einem Netzwerk lassen sich die Computer relativ einfach miteinander verknüpfen. Cash zeigte TIM II und Depot in einer Netzwerkinstallation mit dem Biodata-Netz. Dort liefen ein PC als Server und vier STs als Endgeräte.
Bavaria-Soft, bekannt durch das BSS-Plus System, zeigte auf der Messe eine erweiterte Version, das »BSS-Plus Lan 3«, ein mehrplatzfähiges Firmenabwicklungssystem mit dem ST. In Düsseldorf zeigte Bavaria das System mit dem GTI-Netz, die Software läuft jedoch auch auf dem Biodata-Netz.
Bei Data Becker herrschte immer drangvolle Enge. Besonders attraktiv war »Das große Buch zum Atari Portfolio«, in dem alle notwendigen Grundkenntnisse über das Gerät, DOS 2.11 und die mitgelieferten Programme zusammengefaßt sind. Neu auch das schon länger angekündigte »MIDI-Buch« mit Grundlagen, Einstiegswissen und Anleitung zur MIDI-Programmierung. Außerdem gab es für die Programme der »roten Reihe« Softwareproben. Das sind Originalprogramme mit Minianleitung, bei denen die Diskettenoperationen und das Drucken gesperrt sind. Der Preis von 30 Mark für jede Probe wird beim Kauf des Originalprogramms angerechnet.
Das Computerlabor Prüßner zeigte sein universelles Entwicklungssystem »UES«. Ein Einchip-Mikroprozessor mit 12 MHz Taktfrequenz bildet ein leistungsfähiges Subsystem, das bereits mit einer EPROM-Karte und einer Entwicklungskarte mit Relais und Optokopplern zusammenarbeitet.
Lighthouse zeigte in Düsseldorf seinen Universal-Tower, mit dem Sie jedes ST-Modell vom Schreibtisch verbannen. Das Gehäuse bietet reichlich Platz für Festplatten, Laufwerke und andere Erweiterungen. Das für 520/260er Umbauten erforderliche Schaltnetzteil sind ebenso wie alle notwendigen Kabel im Komplettpaket enthalten. Preis zwischen 400 und 600 Mark
Die Firma 3K EDV-Entwicklungen präsentierte ihr digitales Reprostudio »Retouche« (Test im ST-Magazin 8/89) in Zusammenarbeit mit dem neuen Epson-Farbscanner GT-4000. Weiterhin zeigte 3K ihren bekannten SCSI-Controller. Mit geringem finanziellen Aufwand gestalten Sie mit Hilfe mehrerer SCSI-Controller ein leistungsstarkes Netzwerk für den Atari ST.
Interessenten für Anwendergemeinschaften und Public Domain-Software kamen bei den zahlreich vertretenen Computerclubs auf ihre Kosten. Der Allgemeine Computerclub Essen e.V., ST-Vision Usergroup, MIDI e.V., Atari Computer Club und AUGE e.V. unterboten sich gegenseitig mit Preisen für PD-Disketten.
Der ABAC München stellte erstmals seinen brandneuen ISI-Interpreter vor. Diese Application erweitert die Datenbanksoftware dBMAN um zahlreiche Features.
Die Niederländer A.C.N. boten ihre ST-Zeitschrift »Atari ST News« zum Messe-Sonderpreis an. Außerdem stellte die Firma einen Multi-Emulator von Technisoft vor. Dieses Programm stellt auf dem Monochrommonitor die mittlere und niedrige Auflösung dar — und umgekehrt! Der Multi-Emulator kostete 69 Mark.
Spielefans kamen auf dem gewaltigen Stand der Firma Ario-lasoft auf ihre Kosten. An mehreren STs konnten sie die neuen Programme ausgiebig testen. Auf Wunsch gaben die Programmierer Tips und Hilfestellung. Von neuen Produkten wie beispielsweise dem 3D-Autorennen »Vette!« gab es Vorabversionen zu sehen. Auf dem gleichen Stand verkaufte das Kaufhaus Horton die komplette Ariolasoft-Produktpalette.
Die Wörrstätter Firma Ciechowski Computer Innovations stellte neben ihrem CIS-Lohn & Gehalt-Programm auch ein Multi-Accessory vor, das neben umfangreichen Disketten- und Datei-Operationen auch einen Virenschutz sowie ein Paßwort-System bereitstellt. Interessant war auch der »Entmauser«, der Ihnen erlaubt, sämtliche GEM-Operationen wie Fenster öffnen etc. über die Tastatur zu steuern. Der Entmauser kostet 79 Mark.
Zubehör und Spielspaß gab’s auch bei Micro-Händler, einer Schwesterfirma von Rushware. Auf Wühltischen konnten Spielefans ältere aber auch neue Programme preiswert ergattern.
Public-Domain-Software für 8 Mark pro Diskette gab’s beim PD-Pool. Public Domain hat seinen negativen Touch endgültig verloren.
Raubkopierer auf dem Atari ST — ein heißes Thema. Um die Software-Piraterie zu stoppen, stellte PWS-Introcom den »Atari Low-Cost-Key« vor. Diesen Dongle stecken Sie in den ROM-Port des Atari ST. Vom Programm aus fragen Sie eine codierte Zahl ab, die auf dem Key abgelegt ist. Der Preis liegt bei 65 Mark.
Die erste Speichererweiterung für den Mega ST1 präsentierte Rolf Rocke Computer. Für 750 Mark erweitern Sie den ST1 auf 2 MByte, eine Erweiterung auf 4 MByte RAM kostet 1600 Mark. Die Platine findet unter dem Disketten-Laufwerk Platz. Rolf Rocke bietet auch Speichererweiterungen für die kleinen 260er und 520er an: Für 1 MByte RAM gingen 298 Mark über den Ladentisch, bei 2,5 MByte waren es »nur« 950 Mark.
Profitastaturen für die Atari-Computer boten Ruff & Locher. Neu ist unter anderem, daß Sie einige der Tastaturen beliebig belegen können. Das »ST-Tast«-Modul stecken Sie in den ROM-Port, die Treibersoftware befindet sich auf Diskette. ST-Tast kostet 144 Mark.
Als eine preiswerte, abgespeckte Version des Programms »Retouche« könnte man das »Retro-Tool« von Frank Rzeski bezeichnen. Bei einem Preis von unter 100 Mark lohnt sich ein prüfender Blick vor dem Kauf eines wesentlich teureren Systems.
Ein neues Netzwerk, das sowohl STs als auch PCs in einem System vereint, stellte die Firma Transfer-Tech GbR vor. Das »Transnet II« arbeitet auf Transputerbasis. Als Server dient wahlweise ein ST oder ein PC. Über die Datenleitungen gehen bei einer Übertragung von 10 MBit pro Sekunde rund 100 KByte Daten in jeder Sekunde. Pro Vermittlungsknoten betreiben Sie bis zu zwölf Computer. Weiterhin bietet Transnet II einen Druckerspooler sowie ein sicheres Paßwort-System.
Lernbegierige traf man auf dem Stand von Ulrich Veigel Softwareservice, kurz UVS, wo es unter anderem das »Universal-Lernprogramm« zu sehen gab. Mit dieser Software erweitern Sie mittels Zusatzdisketten Ihr Wissen in Englisch, Französisch, Spanisch, Latein, Italienisch und Norwegisch. Sogar eine Diskette mit Führerschein-Prüfungsfragen fehlt nicht. Demnächst stellt UVS für »Learn-ST« auch ein Japanisch-Lernsystem mit über 10000 Vokabeln vor.
Auch für Programmierer bot die Messe einige interessante Neuerscheinungen. So bietet das Simula-Team der Universität Dortmund erstmals eine Simula-Implementation auf dem ST an. Das ST-Simula unterstützt den vollen Standard, ist ab 1 MByte Arbeitsspeicher lauffähig und kostet 198 Mark.
Neben zwei interessanten Zusatzprodukten für ihr Turbo-C bot Heimsoeth auch das Entwicklungssystem Turbo-C in der Version 1.1 an. Gegenüber der 1.0-Version verfügt Turbo-C nun über eine Floating-Point-Bibliothek mit Coprozessor-Unterstützung, eine Line-A-Bibliothek, eine erweiterte Hilfsdatei, verbesserte Gleitkomma-Rechengenauigkeit, einen externen Preprozessor und ein Resource Construction Set. Die Entwickler verbesserten außerdem die Shell und optimierten den Code-Generator.
Als zusätzliche Bibliothek führte Borland das aus dem MS-DOS-Bereich bekannte BGI (Borlands Graphics Interface) vor. Das BGI ist eine mächtige und dennoch einfach zu verwendende Grafik-Bibliothek. Sämtliche verfügbaren Vektorzeichensätze nutzen Sie ohne zusätzliche Konvertierung des Originals nun auch auf dem Atari ST.
Zum Debuggen eigener C-Programme stellte Borland seinen Turbo-C-Source-Level-Debugger vor. Borland gab den endgültigen Auslieferungstermin mit Anfang nächsten Jahres an.
Zwei neue Bibliotheken für ihr Omikron-Basic stellte Omikron auf ihrem Messestand vor. Mit der Finanzmathematik-Bibliothek stehen Ihnen fast 400 Funktionen rund ums Geld zur Verfügung. Der Preis für diese Zusatzbibliothek liegt bei 129 Mark.
Für Datenbankfreunde ist die neue, in Vorbereitung befindliche SQL-Library für 298 Mark interessant. SQL (Structured Query Language) ist eine Daten-bank-Abfrage-Sprache.
Außerdem bot Omikron ein Multi-Accessory mit dem Namen »Mortimer« an. Mortimer enthält viele Funktionen verschiedener Accessories und ist jederzeit über Tastenkombination aufzurufen.
Der Preis für diesen nützlichen Helfer: 79 Mark.
Wie erwartet errang die diesjährige Atari-Messe einen neuen Besucherrekord mit über 35000 Besuchern in drei Tagen. Dazu trugen auch wieder die Zusatzveranstaltungen, wie Workshops und Foren, bei.
Die vom ST-Magazin durchgeführten Workshops über MIDI und die richtige Programmierung von Benutzeroberflächen erfreuten sich ebenso regen Publikumsinteresses, wie die beiden Foren zum Thema Hacker und Raubkopierer, an denen wir teilnahmen.
Dies war der erste Teil unseres Berichts zur Atari-Messe 1989. In der nächsten Ausgabe finden Sie weitere Informationen und Neuheiten, außerdem testen wir den 1040 STE. (hb/ba/tb/wk)
Richard Miller, Vice President Development von Atari USA und damit Nachfolger von Shiraz Shivji, gab dem ST-Magazin ein ausführliches Interview.
Erst 27 Jahre alt, ist der studierte Physiker seit Februar dieses Jahres bereits Chefentwickler für alle neuen Atari-Produkte. Miller ist gebürtiger Engländer und stellte seine Fähigkeiten schon früh unter Beweis: Nach der Entwicklung erster Peripheriegeräte für den Sinclair QL zeichnete Miller für das Design der Custom-Chips des »Z-88«-Laptops der englischen Firma Cambridge Computer verantwortlich. 1987 lieferte er sein Meisterstück ab: den »Blossom«-Grafikprozessor der Atari-Transputer-Workstation.
Miller gilt als Spezialist für hochintegrierte Chips. Seine Entwürfe fügen sich daher nahtlos in Ataris Produktphilosophie ein: Computer, die durch hohe Integration und große Stückzahlen den Massenmarkt mit immer besserer Leistung bedienen. Zusammen mit Atari-Entwicklerteams in den USA, Japan, Taiwan und Großbritannien und der Bundesrepublik arbeitet er an der Zukunft neuer Atari-Produkte.
Miller sieht Ataris jüngstes Kind, den 68030-Computer TT, in der Klasse des Apple Macintosh II. Allerdings besteht keine direkte Konkurrenz zu Apple, denn der TT soll ein Computer für eine breite Anwenderschicht sein. Er löst den ST nicht ab, sondern rundet die ST-Palette nach oben ab. Die Wichtigkeit des TT für Ataris Produktlinie unterstreichen zahlreiche weitere Produkte, die zur Zeit in den Atari-Labors entstehen. Über sie deckt Richard Miller jedoch noch den Mantel der Verschwiegenheit. Nur eins: Atari hat sich bewußt für den VMEbus entschieden, er wird nicht ohne Anschluß bleiben.
Aber auch der ST bekommt durch Richard Miller neuen Schwung. Als Spezialist für Customchips wird in dieser Beziehung noch einiges zu erwarten sein. Für gute Spiele-Hardware hat Miller eine besondere Schwäche: »Die beste Spiele-Hardware hat die Atari-Transputer-Workstation!« Da vom Entwicklertisch bis zum Produktionsband ein langer Weg ist — in der Vergangenheit manchmal zu lang — kündigt Atari in Zukunft neue Produkte erst 90 Tage vor der ersten Auslieferung an. Der TT soll dies beweisen.
Miller ist von der diesjährigen Atari-Messe besonders beeindruckt: »Sie kann sich ohne weiteres mit großen Messen in den USA vergleichen.«
Neue Produkte sollen sich noch besser an den Anwendern orientieren: »Ich bin selbst Engländer und halte mich oft in Europa auf. Gerade nach Deutschland fahre ich wohl fünfmal im Jahr. Ich glaube, ich weiß, was die Leute wollen.«
Das ausführliche Interview lesen Sie in der November-Ausgabe des ST-Magazins. (hb)