Monitore: Tips vom Fachmann

Gerhard Fuchs, Leiter der Monitorentwicklung bei Grundig, im Gespräch mit dem ST-Magazin

Kaum ein Peripheriegerät wird beim Computerkauf so unterschätzt wie der Monitor. Viele Anwender begnügen sich mit einem kurzen Blick auf die Mattscheibe — meistens nur in die Bildmitte — und schon ist die Entscheidung gefallen. Oft ist der Monitor ohnehin schon Bestandteil des Systems, und da ist es doch sowieso klar, daß er optimal auf den Computer abgestimmt ist, oder?

Wer so denkt, der muß für eine Fehlentscheidung eventuell teuer bezahlen. Entweder, weil er zu einem späteren Zeitpunkt wieder einen neuen Monitor braucht. Weil der Erstbeste aus dem Sonderangebot eben doch nicht so universell anschließbar und so hochauflösend war, wie uns der eifrige Verkäufer aus der EDV-Abteilung erklärte. Oder aber, weil man bald beim Optiker noch stärkere Brillengläser bestellen muß, um überhaupt noch etwas auf seiner Flimmerscheibe zu erkennen.

Im Klartext: Die Vielzahl der unterschiedlichen Anwendungen, bei denen Monitore zum Einsatz kommen, und die mindestens ebenso vielfältigen Angebote der Hersteller und Technologien machen häufig die Wahl zur Qual. Wer sich auf diesem weiten Feld heute noch zurechtfinden will, muß sich viel Hintergrundwissen aneignen. Den Monitor für den individuellen Einsatz zu finden, ist nicht leicht. Wer will unbedingt jedesmal mit dem Umstieg auf ein leistungsfähigeres System auch den Monitor wechseln?

Wertvolle Hinweise finden Sie in dieser Ausgabe wieder in unserem »Expertengespräch«. Diesmal gibt Gerhard Fuchs, Chef der Monitorentwicklung bei Grundig, wertvolle Hinweise, verrät Tricks und gibt Ausblicke auf zukünftige Entwicklungen.

Gerhard Fuchs, 47, ist Ingenieur der Elektrotechnik. Seit 1980 leitet er die Abteilung für Monitorentwicklung bei der Grundig AG in Fürth. Vorher war er lange Jahre mit der Entwicklung von Kommunikationssystemen in Bild und Ton für militärische Zwecke betraut.

Grundig ist vor allem bekannt als Hersteller von Unterhaltungselektronik. In der Abteilung für Monitorentwicklung werden die Datensichtgeräte von der Pike auf konzipiert. Hier spielt sich die komplette elektrische und mechanische Entwicklung ab. Man fertigt die Geräte nicht nur für die eigene Marke, sondern auch für eine Reihe namhafter OEM-Kunden.

ST-Magazin: Herr Fuchs, an welchen äußeren Merkmalen kann denn auch der Laie die Qualität der Bildröhre und des Monitors erkennen?

Gerhard Fuchs: Da kann man zunächst einmal ganz generell zwischen zwei grundsätzlichen Kriterien unterscheiden. Einmal gibt die mit bloßem Auge sichtbare Bildqualität schon weitreichenden Aufschluß über die Qualität eines Monitors. Auf der anderen Seite sollte sich auch gerade der Laie von der mechanischen Qualität eines Gerätes überzeugen. Letzter Punkt wird nur allzuoft vernachlässigt.

ST-Magazin: Ist es denn da schon mit einem bloßen Draufschaun auf irgendeine Grafik getan?

Gerhard Fuchs: Keinesfalls. Erst einmal sollte man beachten, daß das Bild auch über die gesamte Fläche der Bildröhre möglichst gleichmäßig scharf ist. Besondere Beachtung ist dabei dem rechten Monitorrand zu schenken. Teilweise orientieren sich die Hersteller an der Tatsache, daß bei Textverarbeitung die linke Monitorhälfte etwa zu 70 Prozent genutzt wird, die rechte dagegen nur zu 30. Dementsprechend legen sie dann das Hauptaugenmerk auf Schärfe in der linken Monitorhälfte, während die Schärfe nach rechts hin kontinuierlich und merklich nachläßt. Die Einstellung erfolgt bereits beim Bildröhrenhersteller und ist sehr aufwendig. Für Textverarbeitung ist ein solcher Monitor sicherlich auch ein annehmbarer Kompromiß. Wer aber Grafik macht, der braucht ein Gerät, das überall eine ausgewogene Schärfe zur Verfügung stellt. Bei Grafikanwendungen kommt es dann auch besonders darauf an, daß eine Gerade wirklich gerade abgebildet wird und nicht gekrümmt ist. Hier erkennt auch der Laie schon mit bloßem Auge und mit einem geeigneten Testbild, ob die Bildschirmgeometrie verzerrt ist oder nicht.

ST-Magazin: Gibt es besondere Tricks, um die Bildschärfe zu überprüfen?

Gerhard Fuchs: Die einfachste Methode ist, den Bildschirm mit »H« vollzuschreiben. Die Buchstaben müssen überall gleich scharf sein, danach das Bild heller stellen. Ohne nun den Monitor übertrieben hochzuregeln, sollte die Schärfe auf jeden Fall erhalten bleiben. Dasselbe gilt auch für die Regelung des Kontrastes.

ST-Magazin: Wie würden Sie denn Bildschärfe definieren?

Gerhard Fuchs: Im wesentlichen ganz einfach über den optischen Eindruck. Dann gibt es da natürlich noch Meßverfahren, die aber für den Laien nicht nachvollziehbar sind. Optisch sollte die Schärfe weitgehend gleichmäßig über die ganze Bildfläche erhalten bleiben, und es sollten auch an keiner Stelle Überschwinger oder andere Effekte auftreten.

ST-Magazin: Überschwinger?

Gerhard Fuchs: Ja, das sind schmale weiße und schwarze Punkte, die an scharfen Kanten, beim Wechsel von hell nach dunkel und umgekehrt auftreten. Wenn Sie zum Beispiel bei einfachen Monitoren den Buchstaben H an verschiedenen Stellen der Mattscheibe betrachten, erkennen Sie eventuell an den Kanten weiße »Nadeln«. Mit anderen Worten: Achten Sie auf saubere und kontrastreiche Farbübergänge.

ST-Magazin: Auf welche technischen Angaben und Gerätedaten sollte der Anwender beim Kauf besonders achten?

Gerhard Fuchs: In erster Linie natürlich darauf, ob der Monitor auch wirklich für das System, für das er ihn anschafft, geeignet ist. Ob der Monitor die Auslegung der Schnittstelle des Computers verkraftet und sich nach dem Anschluß noch die Werte der Helligkeit, Kontrast, Farbsättigung, Bildgröße und Bildposition noch in vernünftigen Bereichen einstellen lassen. Das gilt natürlich auch für die Synchronisation des Bildes. Das Bild muß nach dem Anschluß völlig ruhig stehen, darf nicht zittern oder irgendeine andere Bildunruhe aufweisen. All diese Effekte führen sonst bei längerem Arbeiten zu vorzeitigen Ermüdungserscheinungen und Reizung der Augen. Auch sollte sich das Bild bei Änderung der Helligkeit nicht an den Rändern verzerren. Am wirksamsten ist immer noch die eingehende Vorführung beim Händler.

ST-Magazin: Gibt es ein Verfahren, um das Langzeitverhalten eines Monitors abzuschätzen?

Gerhard Fuchs: Nein, für den Laien nicht. Wir als Hersteller führen vor der Auslieferung der ersten Geräte »Stress-Tests« durch, um Langzeiteffekte, wie Schärfeverluste, Farbänderungen etc. vorher zu erkennen.

ST-Magazin: Was ist bei der Spezifikation der Schnittstellen zu beachten?

Gerhard Fuchs: Es gibt bei Farbmonitoren grundsätzlich zwei unterschiedliche Normen: RGB/S-TTL, oft auch als Digital bezeichnet und RGB/S-Analog. Beide Normen sind zueinander nicht kompatibel. Einige Monitore bieten beide Schnittstellen an. Für den Atari ST benötigen Sie den Analog-Eingang für IBM-kompatible Computer den digitalen RGB-Eingang, oder eine Kombination aus beiden.

Wichtig ist auch, daß die Pin-Belegungen der Anschlüsse stimmen oder daß entsprechende Adapterkabel zum Anschluß an das jeweilige System erhältlich sind. Schließlich ist der Eigenbau eines Adapters nicht jedermanns Sache.

ST-Magazin: Wie sollten die Anschlüsse eines Monitors ausgelegt sein, der auch in Zukunft noch aktuell ist?

Gerhard Fuchs: Mit Analog und mit TTL-Eingang und umschaltbarer Polarität bei den Sychronzeichen, so daß er sowohl ein positives als auch ein negatives Signal verarbeiten kann.

ST-Magazin: Multisync-Monitore sind demnach eine gute Entscheidung.

Gerhard Fuchs: Ja, nur muß man wissen, daß sie fast immer auf das jeweilige System eingestellt werden müssen, um das optimale Ergebnis zu erreichen. Das kann in der Regel der Verbraucher selbst anhand des Handbuchs machen.

ST-Magazin: Schließt das einen Eingriff in das Gerät ein?

Gerhard Fuchs: Nein, die Geräte, die mir bekannt sind, führen die Regler an einer Stelle aus dem Gehäuse heraus, so daß die Einstellung von außen erfolgen kann. Viele Multisync-Monitore sind auf den IBM-CGA- und EGA-Standard geeicht, so daß beim Betrieb in diesen Modi keine Einstellungen mehr vorgenommen werden müssen. Andere Betriebsarten machen dagegen in der Regel eine Justierung der Synchronisation und der Bildlage erforderlich.

ST-Magazin: Was sind die wesentlichen Vorzüge des Multisync?

Gerhard Fuchs: Er paßt sich an die unterschiedlichen Zeilenfrequenzen an. In der Regel in Größenordnungen zwischen 15 und 35 kHz. Die Bildwechselfrequenz muß bei den meisten Geräten nachgestellt werden. Sie bewegt sich zwischen 50 bis über 70 Hertz.

ST-Magazin: Nun betreibt der ST in der höchsten Auflösung einen Monitor mit 71 Bild wechseln in der Sekunde. Kann es da mit einigen Multisyncs Schwierigkeiten geben?

Gerhard Fuchs: Der Multisync muß dafür geeignet sein. Das trifft sicherlich nicht für alle zu.

ST-Magazin: Wie kann sich der Laie davon überzeugen, ob sein Multisync auch für 71 Hertz geeignet ist?

Gerhard Fuchs: Die technischen Daten geben Auskunft darüber, ob der Bereich abgedeckt ist, in dem sein Computer Bildwechselfrequenzen liefert.

ST-Magazin: Welche Rolle spielt die Konvergenz eines Monitors?

Gerhard Fuchs: Sie ist ebenfalls ein ganz wichtiger Punkt, wenn es darum geht, die Bildqualität zu beurteilen. Deren Güte läßt sich am besten beurteilen, wenn man weiße Linien, die waagerecht und senkrecht angeordnet sind beispielsweise ein Gitterbild, betrachtet. Diese Linien sollten dann auch wirklich weiß sein und keine roten, blauen oder grünen Farbränder aufweisen. Technisch heißt das, daß sich die drei Strahlen Rot, Grün und Blau punktgenau auf dem Bildschirm treffen und nicht nebeneinanderliegen. Weiß entsteht ja bekanntlich bei der Farbbildröhre durch additive Farbmischung von Rot, Grün und Blau. Die Konvergenz sollte auch über der ganzen Bildfläche möglichst gut sein. Auch hier legen die Hersteller ihr Hauptaugenmerk häufig auf die linke Bildschirmhälfte zum Nachteil der rechten Seite. Dies kann der Verbraucher mit einem geeigneten Testbild unmittelbar überprüfen.

ST-Magazin: Welche Bedeutung hat die Art der Lochmaske für das Monitorbild?

Gerhard Fuchs: Grundsätzlich sind drei Verfahren zu unterscheiden: Schlitzmaske, Lochmaske und das Trinitron-Verfahren.

Die Schlitzmaske kommt vorzugsweise bei geringer auflösenden Systemen zum Einsatz. Sie hat den Vorteil, daß sich mit ihr eine hohe Bildhelligkeit erreichen läßt. Die Schlitzmaske hat sich gerade deshalb mittlerweile auch im gesamten Fernsehbereich durchgesetzt.

Für hoch- und höchstauflösende Systeme werden Lochmasken verwendet. Die lassen sich dann nicht mehr so hell aufdrehen. Das kann man sich leicht ausmalen, da ja die Löcher auch kleiner werden. Statt den Schlitzen hat man nur noch punktförmige Öffnungen.

ST-Magazin: Auf welcher Stufe steht das Trinitron-Verfahren?

Gerhard Fuchs: Das Trinitron-Verfahren ist etwa zwischen Loch- und Schlitzmaske einzuordnen. Trinitron-Röhren sind in allen Auflösungsklassen verfügbar.

ST-Magazin: Nun gibt es einige weitere Schlagwörter, die gern in den technischen Unterlagen aufgeführt werden. Pitch-Abstand und Videobandbreite zum Beispiel. Wo findet da der unbedarfte Monitorkäufer die Orientierungshilfen?

Gerhard Fuchs: Der Pitch-Abstand, man sagt auch einfach kurz Pitch, steht unmittelbar im Zusammenhang mit der maximalen Auflösung eines Monitors und ist durch die Bauart seiner Bildröhre festgelegt. So verwendet man in der Regel für niedrig auflösende Monitore Schlitzmaskenröhren mit einem Pitch-Abstand von mehr als 0,4 mm, mittel-und hochauflösende Monitore besitzen Lochmasken mit 0,39 mm bis 0,18 mm. Nach einer Faustregel sind bei einer Auflösung von bis zu 60 Zeichen Schlitzmasken noch sinnvoll, wer Textverarbeitung mit 80 Zeichen und mehr betreibt, der wird ohne eine Lochmaske nicht auskommen.

ST-Magazin: Was heißt das für den ST mit seinen beiden niedrigen Auflösungsstufen mit 320 x 200 und 640 x 200 Punkten?

Gerhard Fuchs: Für die niedrigste Auflösung ist eine Schlitzmaske völlig ausreichend, wer in der mittleren Auflösung ernsthaft arbeitet, der sollte auf einen Monitor mit Lochmaske zurückgreifen.

ST-Magazin: Heißt das beim Preis dann immer: Je teurer, desto besser das Bild?

Gerhard Fuchs: Man sollte die Bildqualität nicht zu isoliert beurteilen. Schließlich kostet die technische Ausstattung eines Monitors auch Geld. Wer bei seinem Monitor für 700 Mark ein genauso gutes Bild feststellt, wie bei seinem Bekannten, der 1000 Mark ausgegeben hat, der sollte auch schauen, ob sein Gerät mit ebenso vielen Schnittstellen ausgestattet ist, ob sein Gehäuse genauso robust ist, oder das Bild unter extremen Bedingungen noch genauso hochwertig ist etc. Daß verschiedene Hersteller die gleiche Bildröhre verwenden, ist kein Geheimnis.

ST-Magazin: Was sagt die Videobandbreite aus? Mit diesem Wert wird in den technischen Daten gerne gehandelt.

Gerhard Fuchs: Die Videobandbreite ist ein Maß für den Verstärker, der die Signale aufbereitet. Sie gibt in gewisser Weise die Bildpunktzahl pro Zeiteinheit an und ist damit ein indirektes Maß für die Auflösung, die ein Monitor verkraftet. Die natürliche Grenze ist beim Farbmonitor natürlich noch durch die Lochmaske gesetzt, was ja beim monochromen Monitor entfällt. Ein Gerät, das die Zukunft erleben soll, sollte über eine Videobandbreite von 25 MHz und mehr verfügen.

ST-Magazin: Atari hat ein System angekündigt, das in der höchsten Stufe mit bis zu 1200 x 1000 Punkten auflöst. In welcher Leistungsklasse und Preislage bewegen sich Monitore, die dabei noch mitspielen?

Gerhard Fuchs: Die Videobandbreite macht unter diesen Voraussetzungen natürlich einen erheblichen Sprung. Hier kommen schon höchstauflösende Monitore zum Einsatz mit Bandbreiten um 100 MHz. Preismäßig liegt ein entsprechender monochromer Monitor derzeit bei 4000 Mark, ein farbiger der entsprechenden Leistungsklasse wird 8000 Mark und mehr kosten.

ST-Magazin: Ist es für den Normalanwender vernünftig, schon jetzt an die Anschaffung eines so schnellen »Rennpferdes« zu denken?

Gerhard Fuchs: Hier schon vorbauen zu wollen wäre schlichtweg falsch. Für so unterschiedliche Auflösungen wie 320 x 200 Punkte und mehr als 1000 Pixel braucht man auf jeden Fall unterschiedliche Monitore.

ST-Magazin: Der Trend geht zum schnelleren Bildwechsel. Welche Bildwechselfrequenz sollte ein Monitor verarbeiten, der auch in Zukunft noch interessant ist?

Gerhard Fuchs: Die Verschmelzungsfähigkeit des menschlichen Auges liegt bei 50 bis 60 Hertz. Sie hängt stark von der Helligkeit ab. Es gibt Bereiche im Auge, die diesen Wert noch um ein ganzes Stück übersteigen. So bemerken Sie das Flimmern des Fernsehbildes am besten im Augenwinkel, wenn Sie schräg daran vorbeiblicken.

Dementsprechend sollte ein Farbmonitor mindestens 60 Hertz verarbeiten, für monochrome Monitore empfehle ich mindestens 70 Hertz. Dieser Wert richtet sich unter anderem auch nach der Trägheit des Phosphors, der Beschichtung, die in der Röhre zum Einsatz kommt.

ST-Magazin: Gibt es bei der Beschichtung Unterschiede?

Gerhard Fuchs: Grüner und amberfarbener Phosphor ist im Regelfall sehr schnell, also kaum nachleuchtend. Dementsprechend flackert er im Grenzbereich des Auflösungsvermögens des menschlichen Auges stärker, als es zum Beispiel papierweißer Phosphor tut. Er ist deshalb für positive Darstellung — also dunkle Schrift auf hellem Hintergrund — nicht so gut geeignet. Schneller Phosphor hat den Vorteil, daß er immer ein wenig schärfer ist.

ST-Magazin: Gibt es diese Unterschiede auch bei farbigen Beschichtungen?

Gerhard Fuchs: Hier gibt es nur sehr geringe Unterschiede, denn hier muß man sich nach einer guten Weiß-Wiedergabe richten, und die setzt enge Grenzen bei der Schnelligkeit der Beschichtung.

ST-Magazin: Wann würden Sie einen Fernseher mit RGB-Eingang gegenüber einem preislich gleich teuren Monitor bevorzugen?

Gerhard Fuchs: Gar nicht. Erstens führt die Zweckentfremdung des Fernsehers schnell zum Familienkrach. Zweitens sind Farbfernseher meines Erachtens nur bis zu 40 Zeichen erträglich. Hier sind sie den billigen Monitoren allerdings fast ebenbürtig.

ST-Magazin: Wer sollte einen Multisync kaufen?

Gerhard Fuchs: Ganz einfach jeder, der in absehbarer Zeit sein Computersystem wechseln will.

ST-Magazin: Was halten Sie von den Tricks zur Kontraststeigerung?

Gerhard Fuchs: Da gibt es eine ganze Reihe vernünftiger Lösungen. Recht nützlich ist ein Mesh-Vorsatz. Er verhindert weitgehend Spiegelungen und läßt außerdem dunkle Bildpartien noch dunkler erscheinen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn dieses Mesh aus einem leitenden Material hergestellt ist. Es schirmt dann das elektrostatische Feld der Röhre ab. Beide Methoden haben den Nachteil, daß der Betrachtungswinkel eingeschränkt wird. Ein anderer Weg, der heute immer häufiger eingeschlagen wird, sind die sind die dunkel eingefärbten Bildröhren. In absehbarer Zeit wird es Monitore geben, deren Bildröhren dunkel eingefärbt und zusätzlich mit einer leitenden Schicht bedampft sind. Die Vorteile dieser Röhren liegen auf der Hand. Die Belastung des Anwenders durch statische Felder entfällt, der Kontrast steigt, und gleichzeitig wird eine Entspiegelung erzielt.

ST-Magazin: Welche Unterschiede gibt es in der Qualität der Entspiegelung?

Gerhard Fuchs: Drei Verfahren kommen im wesentlichen zum Einsatz. Sie haben gegenüber nicht entspiegelten Monitoren unterschiedliche Vor- und Nachteile. Am weitesten verbreitet ist das Ätz-Verfahren, bei dem die Oberfläche des Glaskolbens chemisch behandelt wird. Ätzen hat den Vorteil, daß spiegelnde Lichtquellen zwar noch relativ hell reflektiert werden, dafür aber sehr konturarm. Dieses Verfahren wird aber mehr und mehr abgelöst, da es sehr umweltschädlich ist. Statt dessen geht man heute zum mechanischen Aufrauhen der Mattscheibe über. Hier sind dann die Reflexionen sehr gering, die Konturen der reflektierten Lichtquelle aber relativ hart. Bei beiden wirkt das Bild ein wenig flauer, unschärfer.

ST-Magazin: Ist das Aufrauhen dem Ätzen überlegen?

Gerhard Fuchs: Es ist ihm mindestens ebenbürtig.

ST-Magazin: Ist ein unschärferes Bild denn bei höher auflösenden Bildschirmen überhaupt noch erwünscht?

Gerhard Fuchs: Höchstauflösende Röhren werden nach der sogenannten Lambda-Viertel-Entspiegelung oberflächenvergütet; ähnlich wie Kamera-Objektive oder Brillengläser. Schärfeverluste, wie sie beim Aufrauhen und Ätzen entstehen, gibt es beim Vergüten nicht.

ST-Magazin: Wieder einmal ist das teuerste auch das beste?

Gerhard Fuchs: Es ist das effektivste. Nur hat es nach meinem Dafürhalten den Nachteil, daß man die Bildschirmoberfläche nicht berühren sollte. Sie ist etwas empfindlicher als aufgerauhte Oberflächen und nur mit Spezialreinigern wieder sauber zu kriegen.

ST-Magazin: In welchen Grenzen sollte sich die Bildschirmdiagonale halten?

Gerhard Fuchs: Bei Farbmonitoren hat sich der Standard bei 14 Zoll eingependelt. Entsprechend bei Farbfernsehern sind das 36 bis 40 cm. Man sollte von diesem Wert nicht abweichen. Bei kleineren Röhren leidet die Auflösung wegen der kleineren Bildfläche, größere Röhren sollte man nur dann verwenden, wenn sich das Gerät in einem ausreichenden Abstand vom Arbeitsplatz aufstellen läßt.

ST-Magazin: Sehen Sie LCDs als ernsthafte Konkurrenz für die Kathodenstrahlröhre?

Gerhard Fuchs: Sie haben dort, wo es um Portabilität, Flexibilität und Platzersparnis geht, durchaus ihre Berechtigung. Dem stehen aber starke Nachteile beim Kontrast, dem Temperaturbereich und dem Blickwinkel gegenüber.

ST-Magazin: Wohin geht der Trend?

Gerhard Fuchs: Im Moment unter anderem ganz eindeutig zu den flachen Bildröhren, zur »Flat Square«.

ST-Magazin: Die Vor- und Nachteile?

Gerhard Fuchs: Flache Bildröhren bilden keine große Angriffsfläche für Spiegelungen. Sie sind darüber hinaus bequemer abzulesen. Als Nachteil fällt die geringere Helligkeit dieser Röhre in den Randbereichen ins Gewicht. Das ist so, weil der Strahl im Randbereich schräger auf die Oberfläche trifft, als bei einer gewölbten Bildröhre. Dadurch nimmt auch die Auflösung im Randbereich geringfügig ab, denn die Pixel müssen weiter auseinander liegen. Außerdem sind flache Bildröhren schwerer. Sie müssen aufgrund ihrer Geometrie und der Druckverteilung stabiler gebaut sein. Dickeres Glas zieht eine höhere Glasreinheit nach sich. Damit ist die Flat-Square dann auch etwas teurer.

ST-Magazin: Ein Tip, wie man das Beste aus seinem Monitor herausholt und dem Gerät ein langes Leben beschert?

Gerhard Fuchs: Halten Sie magnetische Störfelder von Ihrem Monitor fern. Schalten Sie das Gerät lieber einmal weniger oft aus und ein. Benutzen Sie statt dessen besser eine programmgesteuerte Bildschirm-Dunkelschaltung, die verhindert, daß der Elektronenstrahl ein Bild in der Leuchtschicht festbrennt. Und setzen Sie sich selbst zuliebe nicht näher als unbedingt nötig vor die Mattscheibe.

ST-Magazin: Wir danken Ihnen für das ausführliche Gespräch. (mr)


Matthias Rosin
Aus: ST-Magazin 11 / 1988, Seite 61

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