MatScreen M110, 19-Zoll-Monitor für Mega ST

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Fast eine Workstation: Mega ST mit 19-Zoll-Monitor

Nun mach aber mal einen Punkt!« sprach der geplagte Programmierer zu seinem ST, als dieser zum sechsundsiebzigsten Male den Testlauf des neuen Bildschirmtreibers mit einem Bombenhagel abbrach. Dabei gehört doch die Punkteproduktion zu den wichtigsten Aufgaben eines Computers. Zumindest oberflächlich betrachtet! Während unsere Augen nämlich glauben, auf dem ST-Bildschirm würden Mauszeiger, Icons und GEM-Fenster herumgeschoben, schaltet der fixe Bitschaufler im mausgrauen Kasten gelangweilt ein paar seiner 256000 Bildpunkte von Weiß nach Schwarz oder von Schwarz nach Weiß. Fachleute nennen diese Gucklöcher in die Computerinnenwelt »bitmap-orientierte Datensichtgeräte«. Die sogenannte Bit- Map stellt einen Speicherbereich im ST-RAM dar, den eine spezielle Ansteuerungselektronik (CRTC = Cathode Ray Tube Controller) als zweidimensionale Punktmatrix auf dem Bildschirm abbildet. Jedes Bit entspricht einem Bildpunkt, dem sogenannten Pixel. Ein gesetztes Bit erzeugt ein schwarzes Pixel, ein nicht gesetztes ein weißes. Der CRTC im ST herrscht über eine 32 KByte große BitMap und versorgt den SMI24Monitor mit einer 640 x 400-Pixelmatrix. Bei einer Bildschirmgröße von etwa 21 x 13 Zentimetern (Werkseinstellung des SMI24) besitzt der ST-Bildschirm also eine Auflösung von knapp 78 dpi (dots per inch = Pixel pro Zoll). Matrixgröße und Auflösung reichen für die klassischen zeichenorientierten Computeranwendungen - wie Textverarbeitung und Datenverwaltung - völlig aus. Das Aufkommen von pixelorientierten Anwendungen für den ST wie Grafik, CAD oder Desktop Publishing machte je- doch bald die Grenzen des STMonitors deutlich. Manche STSoftware sprengt den viel zu engen Bildschirmrahmen. Dank der großen Leistungsfähigkeit und des niedrigen Hardwarepreises ist der ST inzwischen in Anwendungsbereiche vorgedrungen, die bisher den sogenannten grafischen »Workstations« vorbehalten waren. Zur Standardausrüstung einer Workstation gehört ein Großmonitor mit mindestens 19-Zoll-Bildschirmdiagonale. Was Wunder, daß bei einigen professionellen ST-Benutzern der Wunsch nach einem derartigen Datensichtgerät erwachte. Der Bedarf hat die Hardwareschmieden hellhörig gemacht. Die Firma Matrix Daten Systeme GmbH aus dem High-Tech- Wunderländle liefert seit Juni für 4980 Mark den 19-Zoll-Monitor »MatScreen M11O«. Das Gesamtpaket besteht aus einem Monitor der Firma Viking, der Controller-Karte, dem Anschlußkabel und einer Diskette mit Treibersoftware. MatScreen M11O arbeitet nur mit dem Mega ST2 und Mega ST4. Die Bildmatrix des MIIO ist mit 1280 x 960 Pixel mehr als viermal so groß wie die Matrix des ST-Original-Monitors. Bei einer Bildfläche von zirka 36 x 28 Zentimetern entspricht dies einer Auflösung von knapp 90 dpi. Sie ist also etwa 15 Prozent höher als auf dem SMI24. Bei Bedarf läßt sich die darstellbare Pixelmatrix auf 1280 x 1024 Pixel erhöhen. Als CRTC wird ein Hitachi HD 63484 verwendet. Auf der Controllerkarte befindet sich ein 256 KByte großer Bildschirmspeicher (ab Adresse $COOOOO) mit schnellen statischen RAMBausteinen. Die Bit-Map-Organisation entspricht bis auf die Größe völlig der Organisation der originalen Bildschirmansteuerung. Auf Wunsch läßt sich die Matrix-Karte zur Ansteuerung eines Multisync-Farbmonitors nachrüsten. Die Maximalauflösung beträgt dann 832 x 560 Pixel in 16 Farben aus einer Palette von 262144 Farben.

Hardwareseitig sind dem MatScreen M11O nur beste Noten zu bescheinigen. Saubere Verarbeitung und einfache Installation sprechen für sich. Probleme treten natürlich bei der Unterstützung durch Anwendungssoftware auf. Matrix liefert ein an die neue Hardwarekonfiguration angepaßtes RAM-TOS (französische Version mit deutschen Texten) auf einer bootfähigen Diskette.

Wie erwartet, unterstützen nur wenige Programme den großen Monitor. Dies ist aber keinesfalls der Treibersoftware anzulasten. Alle streng nach den von Atari veröffentlichten Konventionen entworfenen GEM-Programme sind ohne Änderung lauffähig.

Leider weichen die meisten ST-Programme in einigen wichtigen Punkten von diesen Anforderungen ab. Selbst Ataris Standard-Anwendungen 1st Word plus und Adimens ST arbeiten nicht fehlerfrei. Als Übergangslösung liefert Matrix einen SM124-Emulator, der auf dem M110 eine vierfach vergrößerte Darstellung des Original-Bildschirmes bietet. Als lauffähig erwiesen sich die drei DTP-Programme Calamus, Timeworks DTP und Fleet Street Publisher. Die CAD- Programme Campus CAD, GFA-Draft plus und das neue DynaCAD von DMC werden bei Erscheinen dieser Ausgabe angepaßt sein. In Vorbereitung befinden sich Adaptionen von STAD, Signum und 1st Word Plus. Auch das Smalltalk-System der Dortmunder Firma Georg Heeg unterstützt den Matrix-Monitor in Kürze. Trotz der geschilderten Softwareprobleme zeigt der Großmonitor MatScreen M11O einmal mehr, daß die ST-Computer und ihr Betriebssystem TOS genügend Anpassungsfähigkeit und Leistungsreserven besitzen, selbst hochprofessionelle Anforderungen zu erfüllen. Die vereinigte Spitzentechnologie aus Amerika und Deutschland läßt das ST-System in neue Leistungsregionen vorstoßen. (uh)

Wolfgang Fastenrath

Matrix Daten Systeme GmbH, Aichelbachstr. 2, 7155 Oppenweiler


Wolfgang Fastenrath
Aus: ST-Magazin 08 / 1988, Seite 141

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