Gold allein macht nicht glücklich - erst recht nicht, wenn es von blutrünstigen Monstern bewacht wird. Aber wer will es schon liegenlassen?
Die Spielhalle in den ST zu holen diese Aufgabe ist Programmierern noch nie so gut gelungen wie bei der Spielhallen-Umsetzung von Gauntlet II. Da Gauntlet noch dazu ein echter Spielhallen-Renner war, sollte sich dieses ST-Spiel ebenfalls zu einem Hit entwickeln.
Ein bis vier Spieler wollen gerne Schätze einsammeln. Leider sind die Schätze in unterirdischen Labyrinthen, Dungeons genannt, versteckt. Diese Labyrinthe sind noch dazu geradezu überbevölkert mit garstigen Monstern, schaurigen Geistern und bösen Zauberern.
Jeder Spieler darf sich eine von vier Figuren aussuchen. Da gibt es Thor, den Kämpfer, der kräftig zuhauen kann, aber nicht besonders gut im Zaubern ist. Merlin der Zauberer ist hingegen Oberhaupt nicht schlagkräftig, kann dafür aber jeden Gegner vom Bildschirm wegwünschen, vorausgesetzt, ein Zaubertrank ist vorhanden. Die Walküre und der Elf sind mittelgute Kämpfer und Zauberer und damit für Einzel-Spieler ein guter Kompromiß.
Jeder Dungeon ist etwa viermal so groß wie der angezeigte Bildschirm-Ausschnitt. Irgendwo im Dungeon ist ein Ausgang in den nächsten Dungeon. Auf dem Weg zu diesem erst einmal zu findenden Ausgang nimmt man möglichst viele Schätze, Zaubertränke und Extras mit. Alle Monster, die dabei stören, werden entweder im Nahkampf (durch Berührung) oder mit gezieltem Waffeneinsatz (Feuerknopf) aus dem Weg geräumt.
Jedesmal, wenn eine Spielfigur einen Schlag einstecken muß, werden ihr Gesundheits-Punkte abgezogen. Hat man keine Gesundheit mehr, zerfällt diese Figur in ein kleines Häufchen Staub. Um länger zu leben, sammelt man einfach die herumliegenden Nahrungsmittel auf, die beim Essen automatisch in neue Gesundheits-Punkte umgewandelt werden.
Dieses an sich recht einfache Spielprinzip wurde durch einen ganzen Berg von Extras, gemeinen Labyrinthen und noch gemeineren Monstern aufgepeppt. Da gibt es beispielsweise das »It«-Monster. Wer »es« (im wahrsten Sinne des Wortes) berührt, zieht ab sofort alle anderen Monster magisch an - bis er einen anderen Spieler berührt, der dann zum Monster-Magneten wird. Mit mehreren Spielern ergeben sich hier für die Zuschauer herrlich komische Schlagabtausche.
Gauntlet II setzt aber auch Teamwork voraus. Wer ständig gegeneinander spielt, kommt nicht weit. Gemeinsam lassen sich viele Situationen viel besser meistern. Trotzdem bleibt immer genug Spielraum, um die Mitspieler auszutricksen und mehr Punkte zu machen als die anderen.
Grafisch und musikalisch ist Gauntlet II eine originalgetreue Kopie des Automaten.
Viele der Automaten-Geräusche wurden digitalisiert, darunter auch die wundervolle Sprach-Ausgabe des Dungeon-Masters, der das Spielgeschehen kommentiert. Hier ein paar Beispiele: »Welcome Red Wizard«, »Blue Elf is now lt!«, »Try and find the way out« oder »Green Warrior needs food badly!«. Das Scrolling in alle Richtungen ist für den ST wirklich gut gelungen; es wird auch nicht wesentlich langsamer, wenn viele Monster auf dem Bildschirm zu sehen sind. Bis zu vier Spieler dürfen bei Gauntlet II mitspielen, vorausgesetzt man kauft zusätzlich ein kleines Interface, das den Anschluß von zwei weiteren Joysticks erlaubt.
Der gute Eindruck von Gauntlet II wird durch das Fehlen einer High-Score-Liste angeknackst. Im 2-Spieler-Modus wird beim Tod eines Spielers auch sofort die Punktzahl auf Null gesetzt, so daß Sie noch nicht einmal die Punktzahl notieren können.
Ansonsten macht Gauntlet II eine Menge Spaß. Die über hundert Level und die vielen versteckten Extras lassen das Spiel auch auf längere Zeit hin nicht langweilig werden.(ts)
Gauntlet II | ||||||||||
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Stärken: * originalgetreue Automaten-Umsetzung * Grafik und Sound gut * bis zu vier Spieler |
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Schwächen: * keine High-Score-Liste * Punktezahlen verschwinden * 3 und 4 Spieler nur mit Spezial-Interface |
Boris Schneider