Zum letzten Mal widmen wir uns allem, was so tut, als wäre es ein ST.
Von einem Leser haben wir die Frage erhalten, ob mit einem Adapter von USB auf SCSI die Hardwareisolation aufgehoben werden könnte. Immer mehr Peripheriegeräte werden bekanntlich nur mit einem USB-Anschluss ausgestattet.
Leider ist es jedoch nicht damit getan, ein Gerät an den ST oder PC anzuschließen, denn es müssen auch Treiber dafür existieren.
Emulatoren-Besitzer haben es etwas einfacher, da das Einbinden von Festplatten und CD/DVD-Laufwerken vom Betriebssystem übernommen wird - der Emulator hat hier gar nichts zu tun. Bei Scannern wird es schon etwas schwieriger und hier hat sich auf Seiten der Atari-Software seit fünf Jahren nichts getan. Die Scanner, die noch von Atari-Software unterstützt werden, sind selbst bei eBay schwer zu finden. Zudem ist weder die OCR-Software, noch die Bildbearbeitungssoftware besonders modern. Speziell für OCR sollte deshalb auf das Wirtsbetriebssystem ausgewichen werden.
SCSI-Geräte, die hingegen am TT oder einem anderen Gerät hängen, können hingegen an einen PC mit SCSI-Karte in der Regel angeschlossen werden. Wenn es sich um Geräte wie Wechselplatten und MO-Laufwerke handelt und sie von der Betriebssystem-Seite erkannt werden, hat auch ein Atari-Emulator keine Probleme damit.
Der Atari-Emulator CaSTaway hat einen kuriosen Weg hinter sich. Gestartet wurde der Emulator unter Windows, wo er es aufgrund der großen Konkurrenz schwer hatte, sich zu verbreiten. Die meisten nahmen erst durch die Portierung auf die Pocket PC-Plattform von dem Emulator Notiz, es folgte die Portierung auf den koreanischen GameBoy Advance-Konkurrenten GP32. Da weder der Pocket PC-Programmierer, noch der GP32-Programmierer sich mit einer einfachen Portierung abfanden, ist die Pocket PC-Version leistungsfähiger als die Windows-Version, während die GP32-Umsetzung derzeit die leistungsstärkste ist.
Die Palm-Version ist vom gleichen Autor wie die GP32-Version. Dementsprechend finden sich auch viele Gemeinsamkeiten.
CaSTaway bietet für die Emulation zwei Modi an. Der "Ideal-Modus" benutzt so viele System-Resourcen wie möglich, während sich der "Low-RAM-Modus" auf das notwendigste beschränkt. Dennoch läuft CaSTaway nicht auf allen Palms. 2,5MB Heap-RAM werden benötigt, was für viele OS4-Geräte zu viel ist. Auch viele OS5-Geräte müssen passen - so funktionierte der Tungste E etwa nicht. Die teureren Tungsten T3 und C sind hingegen für den Emulator geeignet. Davon abgesehen dürfte es bei manchen PDAs zu Schwierigkeiten mit der Navigation kommen. Einige Geräte haben ein Navigationspad, andere haben kaum Knöpfe, was für einen Emulator naturgemäß nicht günstig ist. Interessant wird die Lauffähigkeit auf dem Tapwave Zodiac, einem Gerät mit PalmOS in Form eines GameBoy Advance. Das Gerät hat nicht nur genug RAM (32/128 MB), eine hohe Auflösung (320x480) und 16 Bit Farbtiefe, sondern auch einen Mini-Joystick mit Feuertasten - damit spielt es sich dann ähnlich bequem wie mit dem GP32. Laut dem Entwickler läuft CaSTaway hervorragend auf dem Zodiac.
Die Form der meisten PDAs schließt Action-Spiele schon von vornherein aus. Auch Jump'n'Runs wie "Great Giana Sisters" werden eher zum Frust-"Vergnügen". Am geeignetsten dürften Rollenspiele sein, was insbesondere alle Dungeon-Master Freunde freuen dürfte. Maus-Spieler steuern sich mit dem Stift sogar schneller, da Punkte direkt anvisiert werden können.
Eine Erweiterungskarte wird vorausgesetzt. Auf dieser werden die Diskimages und ROMws gespeichert. Der Loader erkennt auch nur diese Karten und kann keine Disk-Images aus dem Haupt-RAM laden.
Auf der Erweiterungskarte wird ein Ordner namens "AtariST" angelegt, in dem alle Diskimages und das TOS-ROM geschoben werden. Als TOS-ROM empfiehlt sich TOS 1.02, unterstützt werden außerdem TOS 1.00, 1.04 und KaosTOS. Egal welche Version gewählt wird - die ROM-Datei muss TOS.IMG heissen. Von CaSTaway gibt es eine Portrait- und eine Landscape-Version. Welche die richtige ist, hängt von der Form des PDAs ab. Es ist nicht notwendig, beider zu installieren. Die Installation kann auch auf die Erweiterungskarte erfolgen.
Eine Einschränkung gibt es bei den Diskimages, deren Dateiname acht Zeichen nicht überschreiten darf. Sowohl .ST als auch .MSA werden unterstützt, letztere sind aber im "Low-RAM"-Modus nicht benutzbar.
Hintergrundprozesse oder kleine Gimmicks, die das PalmOS 5 erweitern, wirken sich ziemlich fatal auf die Geschwindigkeit aus. Der Palm Keyboard-Treiber senkt die Geschwindigkeit von CaSTaway um mehr als 50%. Vor dem Starten sollten überflüssige Treiber und Hacks deaktiviert werden.
Die Kompatibilität mit Spielen ist hoch, aber einige Disk-Images laufen nicht. Das liegt oft an den Veränderungen, die Cracker an den Spielen vornahmen. Für Demos wurde CaSTaway nicht programmiert, wodurch manche Loader sofort abstürzen.
Für die Installation der Disk-Images empfiehlt sich ein Karte-Leser/Schreiber. Die Benutzung des Palm Desktops ist zwar möglich, aber langsam und umständlich.
Mit in der Programmdatei enthalten ist die Spieldatenbank. Diskimages tragen kryptische Dateinamen wie A_046.ST. In einem Image sind in der Regel mehrere Spiele enthalten, oft auch aus den verschiedensten Genres. Die Spieledatenbank hat zu vielen Dateinamen die enthaltenen Spiele gespeichert. Für "A_046.ST" (Automation Disc 46) zeigt die Datenbank R-Type und Menace an, zwei Ballerspiele. Weitere Informationen wie benötigte TOS-Version oder gar Screenshots enthält die Datenbank aus Platzgründen nicht. Es ist auch technisch nicht möglich, ein Spiel direkt zu starten, da sie äußert selten als ausführbare Dateien auf dem Diskimage liegen. Wenn es Modifikationen am Diskimage gab, kann es aber sein, das es von der Spieledatenbank nicht identifiziert werden kann, da die Erkennung nicht nur über den Dateinamen läuft.
Soundausgabe bietet der Emulator, nur Sony-Geräte gehen leer aus, da Sony ein eigenes Soundsystem benutzt, das in den ersten Versionen vom Emulator nicht unterstützt wird.
Eine Funktion zur Synchronisation mit der Geschwindigkeit gibt es, aber es kann immer mal sein, dass der Emulator das exakte Timing nicht erwischt.
Die Verstummen(Mute)-Funktion lässt den Emulator schweigen, was die Geschwindigkeit nicht steigert. Wer für etwas zusätzliche Geschwindigkeit auf Sound verzichten will, schaltet den Sound am besten in den Einstellungen aus. Eine effektivere Methode zur Geschwindigkeitssteigerung ist jedoch der Frameskip. Wird dieser hochgesetzt, wird seltener ein Bild neu gezeichnet. Ladeoperationen von ST-Spielen lassen sich ebenfalls auf diese Weise beschleunigen.
Für Ballerspiele ist die Dauerfeuer-Funktion nützlich. Mit "Xenon 2" (auf dem Emulator lauffähig) lässt sich dann ein wahres Inferno entfesseln. Als Joystick-Ersatz werden die Tasten des Palm-Gerätes verwendet.
Zum Abspeichern des aktuellen Zustands kennt der Emulator Savestates. Dabei wird das gesamte ST-RAM in eine Datei geschrieben. Diese Datei ist dann etwa 1 MB gross, was dann schon ein Unterschied zu einem Savestate mit 64 KB (C64) ist. Mit einem Savestate lässt sich auch prima der Ladeprozess abkürzen, da der Umweg über Cracker-Menüs etc. entfällt. Zum Schummeln sind sie ebenfalls geeignet.
CaSTaway bleibt ein hervorragender Emulator, aber es sind noch eine Menge Optimierungen möglich. Beim Erscheinen dieser Ausgabe ist sicherlich schon eine neue Version verfügbar. Im Vergleich zur GP32-Version zieht die Palm-Umsetzung den kürzeren, schon weil das GP32 für Spiele einfach geeigneter ist - dafür besitzen Palm-Geräte in der Regel eine Hintergrundbeleuchtung.
http://www.codejedi.com/shadowplan/castaway.html