Luna 2.0 - Auf zu Runde 2!

Luna hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich zum Editor No. 1 auf dem Atari entwickelt. Nach einer kontinuierlichen Update-Phase steht nun die Version 2 ins Haus.

Der Texteditor Luna von RGF Software ist ein Programm für den Atari, das ständig weiter entwickelt wird und in den letzten Jahren viele Freunde gefunden hat. Zurzeit arbeitet Richard Gordon Faika an der Version 2.00. Wir durften einen Blick auf die aktuelle Vorabversion werden und Ihnen einige der geplanten Funktionen schon einmal vorstellen.

Steter Fortschritt

Seit unserem letzten Testbericht [1] hat sich eine Menge getan. Unser Preview basiert auf der Version 2.00 beta 4151. Es ist durchaus möglich, dass die vollständige Version bereits vorliegt, wenn Sie dieses Heft in den Händen halten.

Erster Eindruck

Luna hat sich bereits auf den ersten Blick verändert. Das Programm trägt nach wie vor keine eigene Menüleiste ein, sondern verwaltet alle Menüs im eigenen Arbeitsfenster. Da der Funktionsumfang drastisch erhöht wurde, verwaltet Luna nun zwei untereinander dargestellte Menüleisten, wobei die zweite Menüleiste per Mausklick auf einen Button auf- und zugeklappt werden kann. Dieser Schalter ist bisher noch etwas unscheinbar und könnte vielleicht deutlicher dargestellt werden.

Die zweite offensichtliche Veränderung sind neue Piktogramme zur Auswahl von Funktionen. Möglich wird dies durch die Möglichkeit, eigene Skins für Luna zu erstellen, um mit diesen die Oberfläche zu verändern. Theoretisch kann also jeder Anwender mit Hilfe eines Ressource-Editors eigene Piktogramme für seinen Texteditor anlegen. Leider liegen Luna bisher nur die Standard-lcons bei, es steht aber zu hoffen, dass die Atari-Gemeinde in diesem Punkt genauso kreativ tätig wird wie bei den verschiedenen Window-Themes für MagiC und ansehnlichere Piktogramme in unterschiedlichen Stilen nachliefert. Die zurzeit mitgelieferten Icons wirken gerade in hohen Auflösungen etwas winzig und sind nach meinem Geschmack weniger ansehnlich als die noch in Version 1.60 verwendeten. Positiv ist jedoch, dass die Piktogramme nun nach ihren Gruppen geordnet sind, wobei die Gruppennamen (File, Text, Block, Misc.) übersichtlich darüber angebracht wurden.

Übrigens lassen sich die eigenen Menüleisten und die Karteireiter nun komplett ausblenden, was besonders auf kleinen Bildschirmen hilfreich ist. Mit der Tastenkombination [Shift]-[Alternate]-[H] wird das Menü wieder eingeblendet. Vielleicht sollte hier in Zukunft ein Mini-Icon eingearbeitet werden, dass das Aufklappen auch per Maus gestattet, wenn der Anwender die Tastenkombination vergessen hat.

Tastaturbedienung. Besonders erfahrene Anwender ziehen oftmals die Bedienung ihres Rechners per Tastatur der Maus vor, da auf diesem Wege mit etwas Übung schneller gearbeitet und auf Laptops das oft unpräzise Pad umgangen werden kann. Die einzelnen Menüs lassen sich bei gehaltener [Alternate]-Taste mit den Funktionstasten [F1] bis [F7] aufklappen. In den Menüs bewegt sich der Anwender mit den Pfeiltasten hoch und runter und springt zwischen den Menüs (links und rechts). Menüeinträge werden mit [Return] ausgewählt, geschlossen werden die Menüs mit [Esc]. Komfortabler und schneller kann man nicht arbeiten.

Plugins und Popups

In der erwähnten zweiten Menüreihe, die unter dem Hauptmenü aufgeklappt werden kann, werden die Plugins übersichtlich dargestellt. Bei diesen Plugins handelt es sich um eigene kleine Programme, die ermöglichen sollen, dass auch externe Entwickler Luna um eigene Funktionen erweitern können. Im Plugin-Menü kann ein Plugin eigene Menüs eintragen. Bisher sind maximal sechs verschiedene Plugins erlaubt. Außerdem erscheint die Liste der installierten Plugins in den Popup-Menüs.

Beim Start eines Plugins startet Luna dieses nach seiner Anwahl nach. Die Kommunikation zwischen den beiden Applikationen erfolgt über das GEMScript-Protokoll. Das Plugin läuft in diesem Fall also parallel zum Hauptprogramm. Die Beschreibung der zur Verfügung gestellten Funktionen erfolgt dabei in einer INF-Datei.

Alternativ kann ein Plugin auch als eine direkte Unterfunktion innerhalb von Luna implementiert werden. Diese wird nicht parallel, sondern direkt nach gestartet. Auf diesem Wege werden überschaubare Funktionen bereit gestellt, die zum zeilenorientierten Arbeiten im Text dienen. Als Beispiel wird ein einfacher Rechner, der auf einen Zeile angewandt werden kann, mitgeliefert.

Durch die Plugin-Schnittstelle erweitert sich die Leistungsfähigkeit von Luna erheblich. Auch in diesem Punkt steht die rege Nutzung durch die Atari-Gemeinde zu hoffen, sodass hier schon bald eine große Auswahl von Erweiterungen geboten werden kann, die das Programm noch attraktiver machen.

Syntax-Highlighting

Besonders für Entwickler ist die Syntaxfärbung fast uner-lässlich. Ziel des sogenannten "Syntax-Highlightings" ist es, Entwicklercode von normalem ASCII-Text abzusetzen, sodass sofort erkannt werden kann, welche Teile des Textes zum Code gehören. Natürlich muss Luna dabei diese Unterscheidung selbständig vornehmen und Entwicklercode anhand bestimmter Schlüsselwörter (also in der Regel der Standard-Kommandos) erkennen. Luna verwaltet zu diesem Zweck eigene "Sets", die in einem Dialogfenster ausgewählt werden können und an die verschiedenen Programmiersprachen angepasst sind. Derzeit liegen Sets für die Programmiersprachen Assembler, GFA-Basic, Modula, Pascal sowie die Textbeschreibungssprachen ST-Cuide, TEX und UDO vor. Leider fehlt ein Set für HTML derzeit noch. Allerdings ist ein Set von praktisch jedem Anwender mit einem Editor selbst erstellbar, da es sich um eine einfache ASCII-Datei handelt, die jeweils nur entsprechend angepasst werden muss. Eine kurze Anleitung mit der erforderlichen Syntax liegt bei.

Blockfunktionen

Auch die verfügbaren Blockfunktionen wurden in ihrer Leistungsfähigkeit erweitert. So kann nun auch nur in selektierten Blöcken nach Wörtern gesucht werden, es muss also nicht mehr der gesamte Text durchforstet werden. Dementsprechend funktioniert auch das Ersetzen innerhalb von Blöcken. Das Suchen und Ersetzen ist übrigens jetzt auch aus dem Block-Popup heraus möglich.

Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass Luna nun auch eine Liste der gesuchten Begriffe verwalten kann. Der Anwender kann diese Liste nun über ein Popop-Menü neben dem Suchbegriff auswählen.

Hilfreich ist auch die neue "Flyselect"-Funktion. Dabei kann mit den Pfeiltasten ein Textabschnitt ausgewählt werden. Auch hier wurde die Tastaturunterstützung also wesentlich verbessert.

Rechnen im Text

In selektierten Blöcken kann nun auch gerechnet werden. Der über das Popup-Menü erreichbare Spaltenblock-Rechner bietet dem Anwender die Möglichkeit des Addierens, Subtrahierens, Dividierens und Multiplizierens. Außerdem kann ein Durchschnitt gebildet werden.

Geschwindigkeit

Insgesamt fällt auf, dass Luna in der Darstellung um einiges beschleunigt werden konnte. Besonders das vertikale Scrolling scheint eine Passion von Richard Gordon Faika zu sein. Besonders auf schnellere Maschinen sind die Verbesserungen hier spürbar.

Nachteile

Auch in der aktuellen Betaversion fällt etwas störend auf, dass einige Kritikpunkte immer noch "mitgeschleppt" werden. So scrollte der Editor beim Tippen eines Textes beim Erreichen des unteren Fensterendes immer noch nicht selbständig nach unten. Auch ein sich flexibel nach der aktuellen Fenstergröße richtender Umbruch ist noch nicht implementiert. Endloszeilen, die z.B. in einem DTP-Programm keine falschen Leerzeichen beim eingestellten Zeilenende setzen, sind also nicht ohne Weiteres möglich. MagiCMac-Anwender vermissen außerdem weiterhin einen Umlautwandler von und ins ASCII-Format des Macintosh. In qed wird dieser geboten.

Fazit

Luna hat wieder einmal große Fortschritte gemacht und ist die unangefochtene "Nummer Eins" unter den Texteditoren auf dem Atari. Das Programm bietet mittlerweile einen beeindruckenden Funktionsumfang, bleibt aber übersichtlich, flink und leicht zu bedienen. Erfahrene Anwender werden in dieser Hinsicht besonders die verbesserte Tastaturunterstützung zu schätzen wissen.

Hervorzuheben ist in der aktuellen Version 2.00 besonders das Syntax-Highlighting und die Erweiterungsmöglichkeiten über die Plugin-Schnittstelle. Über das entsprechende Menü sind letztere auch für den Anwender leicht erreichbar, ohne dass dieser über schwer überschaubare Popups gehen müsste. Die Syntaxfärbung macht Luna dagegen zur ersten Wahl für ambitionierte Programmierer und Verfasser von Online-Guides - hoffentlich bald auch für HTML-Entwickler.

Wir können uns also auf eine Version 2 eines Programms freuen, das schon seit längerer Zeit eine Referenz auf dem Atari ist und sich vor ähnlichen Programmen auf anderen Plattformen nicht verstecken muss.

rgfsoft.com

myluna.de


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 09 / 2001, Seite 44

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