MiNT-Net für Dummies: Internet per T-Online, Teil 2

Aufgrund ihrer offenen Kultur gewinnt die MiNT-Welt ein immer größeres Interesse unter Atari-Anwendern. Viele trauen sich jedoch nicht an die zum Teil recht komplizierte Konfiguration heran. Unser Einsteigerworkshop bietet Hilfe an.

Nachdem wir im letzten Teil unseres Workshops (st-computer 03-2001) die ersten Schritte für einen Zugang zum Internet über T-Online gemacht haben, komplettieren wir jetzt unserer Einstellungen. Wir gehen zuerst in das Verzeichnis /etc um die letzten Dateien zu bearbeiten. Interessant sind dabei folgende Dateien:

/etc/domainname

In die Datei „domainname“ trägt man die domain ein, also bei von T-Online:

btx.dtag.de

Diese Datei kann auch mehrere Domains enthalten, das sähe dann z.B so aus:

btx.dtag.de 
germany.net

Die Domain wird normalerweise vom Provider mitgeteilt.

/etc/resolv.conf. In die Datei resolv.conf trägt man zum einen noch einmal die Domain ein, zum anderen den oder die Nameserver. Im Falle von T-Online sähe das dann so aus:

domain btx.dtag.de 
nameserver 194.25.2.129 
nameserver 194.25.2.130

Hier können mehrere Nameserver eingetragen werden. Eingeleitet wird immer mit der Domain, darauf folgen dann der oder die Nameserver. Bei Fehlermeldungen wie „unknown host“ oder „network unreachable“ stimmt meistens etwas mit der resolv.conf nicht!

/etc/hostname. In die Datei „hostname“ tragen Sie den Namen ein, den Sie schon in der Datei „MINT.CNF“ bei der Environmentvariable „HOSTNAME“ eingegeben hat.

Jetzt kommt der Test

Das war's eigentlich schon. Jetzt kommt der große Augenblick: wir werden jetzt testen ob der Internetzugang klappt.

Zur Sicherheit sollten Sie den Rechner neu booten, den Desktop (der lange Dateinamen versteht) laden und dann auf Laufwerk u: und ins Verzeichnis u:/bin gehen. Mit einem Doppelklick die Datei „bash“ starten, die daraufhin erscheinende Dialogbox quittieren Sie forsch mit „OK“. Nun können Sie erst einmal die Maus beiseite legen, denn nun befindet man sich in einer waschechten Unixshell, und da ist die Maus nicht so gefragt.

Wenn bis hierher alles lief, dann schon einmal herzlichen Glückwunsch!

Jetzt schnell „pppd“ und die Lämpchen am Modem sollten zu flackern beginnen, das Modem sollte abheben und wählen, auf dem Bildschirm sollte etwas in der Art erscheinen:

Apr 20 19:10:58 HOSTNAME pppd[104]: 
pppd 2.2.0 started by root, uid 0

Nach dem üblichen Gezwitscher erscheinen hoffentlich Meldungen wie diese:

	Apr 20 19:11:28 HOSTNAME pppd[104]: 
	Serial connection established.
	Apr 20 19:11:30 HOSTNAME pppd[104]:
	Using interface ppp0
	Apr 20 19:11:30 HOSTNAME pppd[104]:
	Connect: ppp0 /dev/ttyb
	Apr 20 19:11:30 HOSTNAME pppd[104]:
	Remote message:
	Apr 20 19:11:30 HOSTNAME pppd[104]: 
	local IP address 195.227.9.249 
	Apr 20 19:11:30 HOSTNAME pppd[104]: 
	remote IP address 195.227.9.5

Herzlichen Glückwunsch: wir sind mit MiNT-Net im Internet!

aMail ist ein recht guter eMail-Client für den Einsatz unter MiNT-Net.

ping

Jetzt wird erstmal getestet, ob wir überhaupt raus in die weite Welt kommen. Dazu nutzen wir das Programm u:/usr/etc/ping. Geben Sie folgendes am Prompt ein:

bash-2.03# ping 194.25.2.129

Mit diesem Befehl haben wir den Nameserver von T-Online ange'pingt“. Jetzt sollte etwas in dieser Richtung angezeigt werden:

	PING 194.25.2.129 (194.25.2.129): 56 data bytes
	64 bytes from 194.25.2.129: icmp_seq=0 ttl=247 time=2225 ms 
	64 bytes from 194.25.2.129: icmp_seq=l ttl=247 time=1235 ms 
	64 bytes from 194.25.2.129: icmp_seq=2 ttl=247 time=275 ms 
	64 bytes from 194.25.2.129: icmp_seq=3 ttl=247 time=175 ms 
	64 bytes from 194.25.2.129: icmp_seq=4 ttl=247 time=120 ms 
	64 bytes from 194.25.2.129: icmp_seq=5 ttl=247 time=120 ms 
	64 bytes from 194.25.2.129: icmp_seq=6 ttl=247 time=120 ms

Da man sich das jetzt bis zum Sankt Nimmerleinstag anschauen könnte, brechen wir die Ausgabe mit [Ctrl] [C] ab.

Wenn sich nach der Eingabe von „ping“ nichts tut, bauen Sie die Verbindung ab und lesen Sie diesen Artikel nochmals ab der Konfiguration der Dateien. Meist hat man in diesem Fall einen Fehler in der Datei „resolv.conf“, oder man hat an den Optionen im ,,/etc/ppp/options“-File herumgespielt Sollte der Test mit dem ping allerdings erfolgreich verlaufen sein, so Können Sie direkt versuchen, ob Sie auch über den Nameserver hinaus kommen. Geben Sie z.B. ein:

bash-2.03# ping www.suse.de

Nun sollte wieder eine Ausgabe wie oben erscheinen. Ist dies der Fall, dann können Sie sich erst einmal zurücklehnen, eine Zigarette rauchen oder einen Lolli lutschen und sich kräftigst auf die Schulter klopfen, denn Sie gehören nun zu den glücklichen Besitzern eines funktionierenden MiNT-Nets - war doch gar nicht so schwer, oder?

Clients einsetzen

Haben Sie sich von den Strapazen der Installation erholt, können Sie die ersten Clients ausprobieren, z.B. CAB. Dieser Webbrowser braucht ein spezielles OVL um unter MiNT Verbindung zum Internet aufzunehmen). Als eMail-Client ist z.B. aMail einsetzbar. Mit Hilfe des auf der Homepage von Frank Naumann [1] erhältlichen GlueSTiK ist es auch möglich STiK-/STiNG-Clients unter MiNT-Net zu nutzen. Auf der Webseite von Frank gibt es außerdem ein „MiNT to Draconis-Gateway“ mit dem der Betrieb von Adamas & Co unter MiNT-Net nichts mehr im Wege steht. Und wer ganz mutig ist, der besorgt sich echte MiNT-Clients wie Lynx, Pine, Tin, telnet (ohne GEM) oder duftp und aFTP (mit GEM).

So wie das MiNT/MiNT-Net jetzt installiert ist, werden sämtliche Textausgaben auf den Bildschirm ausgegeben. Um dies in etwas geordnetere Bahnen zu leiten, empfiehlt sich die Installation von TOSWIN2 (für AES < 4.1 TOSWIN 1.4), dann landet alles hübsch brav wie die

bash im Fenster

Möchten Sie TOSWIN2 nicht installieren, können Sie die Ausgaben auch unterdrücken, indem Sie in der Datei „/etc/syslog.conf“ folgende Zeile mittels # auskommentieren:

*err;auth.notice;user.none

Dann hat man Ruhe, kann allerdings auch nicht mehr sehen, wenn etwas schief läuft. Sie können sich immer noch die Datei ,,/var/log/messages anschauen“. In dieser wird immer alles schön mit protokolliert.

Darüber hinaus

Auf meiner Homepage [2] gibt es jede Menge Links zum Thema MiNT. Wenn Sie also etwas bestimmtes suchen, sollten Sie ruhig vorbeischauen. Sie finden dort u.a. den Dialer MiCo-Dial, mit dem es ganz einfach ist Internetverbindungen unter MiNT-Net herzustellen.

Nun kann ich nur noch weiterhin viel Erfolg beim Eintauchen in die wunderbare MiNT-Welt wünschen!

[1] cs.uni-magdeburg.de/~fnaumann/
[2] ndh.net/home/kehr/atari/Atari.htm


Marc-Antón Kehr
Aus: ST-Computer 05 / 2001, Seite 38

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