Durs Locher ist einer der aktivsten Entwickler der Atari-Welt. Brandneu auf dem Markt ist die Version 3 seiner EBV. Ganz eidgenössisch warf Joachim Fornallaz einen Blick darauf.
Ein Beweis dafür, dass die Atari-Welt immer noch lebt, ist PhotoTip. Diejenigen Personen, die dachten, dass die digitale Photographie kein Thema für den Atari sei, wurden vor knapp 2 Jahren positiv überrascht, als die erste Version von PhotoTip - damals noch Olympia genannt - das Licht der digitalen Objektive erblickte.
Nun ist aber einige Zeit verstrichen und wir sind ziemlich stolz darauf, Ihnen die brandneue Version 3.0 vorstellen zu dürfen, die etwa zeitgleich mit dem Erscheinen dieser Ausgabe der st-computer erscheinen dürfte. Da die Version 2 von uns nicht ausführlich getestet wurde, werden wir auch über deren Neuerungen berichten.
Wir werden in diesem Artikel nicht zu sehr auf die Kamera-Funktionen eingehen, sondern viel mehr die anderen Neuheiten beschreiben, die die Versionen 2 und 3 von den ersten unterscheiden. Wir wollen an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass PhotoTip die Systemerweiterung NVDI 5 zwingend voraussetzt.
Eine der wichtigsten Merkmale der Version 2 ist die integrierte Bildübersicht. Dieses Feature erleichtert ungemein die Verwaltung von Bildern. Zum einen kann PhotoTip alle Thumbnails der Bilder, die sich im Speicher der Kamera befinden, laden und sie in der Übersicht darstellen. Man kann somit gezielt jene Bilder anwählen, die man in voller Qualität auf die Festplatte laden möchte und muss nicht mehr einen bestimmten Bereich darauffolgender Bilder am Stück laden (z.B. Bild x bis Bild y).
Andererseits kann der Benutzer auch Übersichten von lokalen Bildern erstellen. Man gibt also ein bestimmtes Verzeichnis an - entweder über die Dateiauswahl oder per Drag & Drop -und PhotoTip erstellt Thumbnails von allen Bilder, die im Verzeichnis gefunden werden. Im Grunde war eine ähnliche Funktionalität schon mit der HTML-Übersicht vorhanden, doch die eingebaute Lösung erlaubt eine Reihe von nützlichen Funktionen, die in der HTML-Variante nicht möglich waren. Ausgewählte Bilder lassen sich auf die Kamera hochladen, drucken, löschen oder in ein anderes Verzeichnis verschieben. Erfreulicherweise kann PhotoTip beliebig viele Übersichtsfenster öffnen, sodass der Anwender sehr übersichtlich schön vergleichen kann, welche Bilder sich noch auf der Kamera befinden und welche er schon auf die Festplatte gespeichert hat.
Die Version 2 wurde GEM-Script-tauglich gemacht, was das Automatisieren von beinahe beliebigen Arbeitsabläufen in PhotoTip ermöglicht. Im Lieferumfang befinden sich über 20 Demo-Skripte, die einen sehr guten Überblick darüber gewähren, was sich so alles mit GEMScript realisieren lässt. Zum Beispiel können auf Knopfdruck alle Bilder, die sich auf der Kamera befinden, auf die Festplatte geladen werden.
Ließen sich mit der ersten Version nur Bilder im JPEG-, IMG- oder ESM-Format laden, so sind sind im Laufe der Zeit folgende Formate hinzu gekommen: TIFF (alle Kompressionsarten), GIF, PNG und PCD. Geladene Bilder lassen sich in die Formate IMG, TIFF oder JPEG speichern. Es lassen sich noch diverse Einstellungen wie Kompression, Glättung oder Bildqualität vornehmen.
Eine echte Überraschung war es, als wir vom Autor die brandneue Version 3 zum Test erhielten. PhotoTip wurde um Bildverarbeitungs- und Scanfunktionen bereichert. Zudem wurden einige Laderoutinen optimiert, die Druckqualität stark verbessert und die Darstellungsqualität in Hicolor-Auflösungen erhöht.
PhotoTip beherrscht nun diverse Korrekturfunktionen, die entweder auf das ganze Bild oder nur auf einen bestimmten Ausschnitt angewendet werden können. Neben Farbsättigung, Gamma-Korrektur, Helligkeit und Kontrast steht auch eine Invertierfunktion zur Auswahl. All diese Funktionen können auf den ganzen Farbraum, aber auch nur auf einzelne Kanäle - sei es Rot, Grün oder Blau - angewendet werden. Somit lassen sich weit mehr Effekte erzielen, als man zunächst erwarten würde, wenn man den Korrekturdialog kurz überfliegt. Neben den farblichen Korrekturfunktionen kann das Bild schärfer gemacht oder geglättet werden.
PhotoTip zeigt im Korrekturdialog ein Vorschaubild an, in dem das Resultat der gewählten Korrektureinstellungen sofort ersichtlich ist. Leider kann nur immer ein Korrekturschritt auf einmal gemacht werden. Um eine Gamma-Korrektur und eine Helligkeitsänderung anzuwenden müssen beide Änderungen nachfolgend geschehen, was bei fehlender UNDO-Funktion nicht immer angenehm ist, da man möglicherweise beim ersten Schritt falsche Werte angegeben hat.
PhotoTip ist nun mit einer Blockselektionsfunktion ausgestattet. Beim Aufziehen eines Blockes wird laufend die aktuelle Größe der Selektion angezeigt. Erstaunlicherweise ist die Minimalgrösse auf 32x32 Pixeln beschränkt. Bestehende Blöcke lassen sich in ihrer Grösse und Position verändern, wobei die Möglichkeit der Größenänderung nicht sofort ersichtlich ist, da die typischen Blockgreifpunkte nicht grafisch hervorgehoben werden.
Selektionen können als neues Bild gespeichert werden, man kann eine Korrektur anwenden oder das ganze Bild auf den Block zuschneiden. Komischerweise können die Spiegelfunktionen nur auf ganze Bilder und nicht auf einzelne Ausschnitte angewendet werden.
Die Skalierfunktion lässt keine Wünsche offen. Bilder können entweder frei in ihrer Größe geändert werden oder proportional vergrößert oder verkleinert werden. PhotoTip lässt dem Benutzer die Wahl, ob der Skalieralgorithmus schnell oder genau - also durch Interpolieren - erfolgen soll. Wählt man eine genaue Vergrößerung, so entstehen keine groben Pixeln, sondern das Programm versucht, eine möglichst geglättete Vergrösserung zu erzielen.
Als kleines Bonbon spendierte der Programmierer seinem Programm die Möglichkeit Bilder zu scannen. Hier nutzt PhotoTip die GDPS-Technologie und kann bei einem vorhandenen GDPS-Treiber einen Scanner ansteuern. Gescannte Bilder lassen sich anzeigen, speichern aber auch direkt drucken. PhotoTip wird somit zum Software-Fotokopierer.
Mit der Version 3 verbreitet sich das Anwenderspektrum von PhotoTip, sodass es auch für Menschen, die keine Digitalkamera besitzen, höchst interessant wird. Das Programm hinterlässt einen sehr guten Eindruck, einerseits durch die Funktionalität und die Bedienungsfreundlichkeit, andererseits durch die Unterstützung aller moderner Standards der Atari-Plattform, sei es GEM-Script, BubbleGEM, Document-History oder GEMSetup - um nur einige zu nennen.
Vollversion: EUR 34.- bzw. DM 65.-
Update: EUR 10.- bzw. DM 20.-
Update-Schlüssel nur direkt beim Programmautor
woher Systeme, Grunewaldstraße 39, 10825 Berlin, woller.com