jinnee 2.5: Zauberhafter Atari

Joachim Fornallaz, Entwickler, Innovator und vor allem Atari-Fan warf einen Blick auf die neueste Desktop-Zauberei aus Heidelberg. Wurde er verzaubert?

Atari-Dasein in seiner ganzen Pracht: jinnee ist der derzeit beliebteste und wohl auch beste Desktop für das Atari-Computing auf Classic Atari, Macintosh und PC.
Standards unter sich: jinnee wird nun mit GEMSetup installiert, dadurch steht dem Anwender schon bei der Installation eine komplette Sprechblasenhilfe bereit. Wenn Sie bereits eine frühere Version installiert haben, achten Sie explizit darauf, dass Sie Ihre Icon-Konfigurationen nicht überschreiben.

Im Zuge der Herbst-Updates aus Heidelberg wurde auch eine neue Version des „zauberhaften Desktops" vorgestellt. Hinter dem Versionssprung von 2.0 auf 2.5 könnte man größere Neuerungen vermuten, doch nachdem man sich die Liste der Neuerungen zu Gemüte geführt hat, wird schnell klar, dass die neue Version eigentlich die Nummer 2.1 tragen sollte.

Zugriffsrechte

Die neue Version unterstützt die aus der UNiX-Welt bekannten Zugriffsrechte. Viele eingefleischte MiNT- bzw. N.AES-Nutzer haben bisher ausschließlich den Desktop Thing eingesetzt, da dieser bisher als einziger in der Lage war, die Zugriffsrechte von Dateien und Ordnern anzuzeigen und zu editieren. Mit dem Update von jinnee auf die Version 2.5 will ASH diesen Nutzern endlich eine Alternative anbieten.

Sowohl in der Listendarstellung von Ordnern als auch im Datei-Infodialog werden die Zugriffsrechte angezeigt - komischerweise auch dann, wenn das System diese gar nicht unterstützt. In einem solchen Fall sind Änderungen an den Rechten unwirksam. Unter Dateisystemen, die Zugriffsrechte erlauben, müssen Programme keine spezielle Endung wie .app, .prg oder .tos besitzen, sondern können einfach als ausführbar gekennzeichnet sein. Unter jinnee 2.5 kann man nun angeben, welche Laufwerke dieses Feature unterstützen, und jinnee wird solche Programme per Doppelklick starten. Leider wird bei solchen Dateien kein allgemeines Programm-Icon eingesetzt, sodass man solche Programme nur an die Textfarbe erkennen kann, falls man jinnee so konfiguriert hat, dass die Dateinamen von Programmen in einer speziellen Farbe ausgegeben werden.

Neue GEMScript Kommandos

Zu den wichtigsten Neuerungen zählt auch die Möglichkeit, Programme per GEMScript automatisch an- und abmelden zu können. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, dass Installationsprogramme Applikationen direkt bei jinnee anmelden können, ohne dass man selbst Dateiendungen von Hand zuordnen muss. Der Installer GEMSetup unterstützt übrigens ab Version 2.0 dieses neue jinnee-Feature.

Es ist auch denkbar, dass sich Programme selbst anmelden. Mit den neuen GEMScript-Kommandos lassen sich alle Einstellungen steuern, die im Applikations-Dialog vorgenommen werden können.

International

Zum ersten Mal veröffentlicht ASH ein Programm, das gleich in 3 Sprachen gleichzeitig vorliegt. Bei der Installation kann der Anwender wählen, ob jinnee in deutscher, englischer oder französischer Lokalisierung installiert werden soll. Dies beschränkt sich aber auf jinnee selber. Die zahlreichen Hilfsprogramme, die mitgeliefert werden, sind nur in deutscher Sprache vorhanden.

Weiteres

Unter MagiCMac werden Mäuse mit Scrollrad unterstützt. Stolze Besitzer solcher Geräte müssen also auch unter MagiC nicht mehr auf deren praktische Funktionen verzichten. Besonders nett ist dabei, dass das Scrollrad pro-grammübergreifend und nicht nur ausschließlich unter jinnee funktioniert, wie man zunächst vermuten würde.

Zu den weiteren Neuigkeiten zählen außerdem neue bzw. verbesserte Packer-Plugins, die Funktion „Ordner deselektieren", flexiblere Einstellungsmöglichkeiten der Dateilängen-Anzeige, zusätzliche Piktogramme im BeOS-Stil und natürlich eine Vielzahl von Fehlerkorrekturen „unter der Haube".

Fazit

Das etwas magere Update erinnert mich ein wenig an die Zeit, in der CAB 2.8 erschienen ist. Zwar bietet das jinnee-Update weit mehr Neuerungen als es damals CAB tat, doch auch hier ist unschwer zu erkennen, dass jinnee nicht mehr mit dem Eifer weiterentwickelt wird wie dies zum Beispiel vor 2 Jahren der Fall war. Nach knapp eineinhalb Jahren seit dem letzten Update hätte man viel umfangreichere Neuerungen erwartet. Doch wir wollen niemanden davon abhalten dieses Update zu erwerben, da es dennoch interessante Neuerungen bietet. Besonders dürften sich MiNT-Benutzer über das Fresh-Up freuen.

Application Systems Heidelberg, Postfach 10 26 46, D-69016 Heidelberg, application-systems.de

Durch die neuen GEMScript-Befehle können Installationsprogramme nun Applikationen direkt an- und abmelden, ohne dass der Anwender selbst eingreifen muss.
Feinarbeit: jinnee offeriert nun mehr Möglichkeiten für die Anzeige der Dateilänge.
UNIX lässt schön grüßen: Unter MiNT-Systemen mit installiertem MINIX oder ext2 lassen sich nun Dateizugriffsrechte nutzen. Damit bietet sich jinnee als Alternative zum MiNT-Standard-Desktop Thing an.
Das Bild oben zeigt den Info-Dialog für Dateien, das Bild unten das Gegenstück für Ordner.
# Stichwort Zugriffsrechte

Wer schon einmal ein UNIX-System gesehen hat weiss, dass man sich vor jeder Arbeitssession zunächst einmal anmelden muss. Auch andere Systeme wie das Mac OS oder Windows haben im Laufe der Zeit diese Funktion adoptiert.

Besonders nützlich ist dieses Feature, wenn sich mehrere Menschen den gleichen Rechner teilen. So findet jeder Benutzer nach der Anmeldung durch Benutzernamen und Passwort seine persönlichen Einstellungen wieder. Unter bestimmten Dateisystemen geht dieses Konzept so weit, dass Dateien nur für diejenigen Personen zur Verfügung stehen, die sie auch erzeugt haben. Die Eigentümer können ihre Dateien aber auch für andere Personen frei geben.

Auf dem Atari funktioniert dieses System nur unter MiNT mit einem geeignetem Dateisystem wie MINIX oder ext2. Reine MagiC- oder gar TOS-Benutzer können die neuen, erweiterten Funktionen von jinnee 2.5 also nicht nutzen.


Joachim Fornallaz
Aus: ST-Computer 12 / 2000, Seite 44

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