Stateside-Report: Bengy's Law

Jeden Monat berichtet Bengy Collins Betreiber der beliebten Webseite MagiC Online von aktuellen Entwicklungen rund um den amerikanischen Atari-Markt.

Atari bringt Geld. Wir alle wissen, dass kommerzielle Händler durch ihre Verkäufe von Atari-Hard- und Software im Geld schwimmen. Shareware-Autoren könnten eigentlich locker durch die Einnahmen aus den Registrierungsgebühren, die sie erhalten, in Rente gehen. Sogar die Autoren dieser Zeitschrift können Stunden über Stunden mit Nachforschungen und dem Artikelschreiben verbringen, weil sie so hohe Gehälter gezahlt bekommen. Bestimmt habe ich mein Anliegen jetzt deutlich genug gemacht: Atari macht uns heutzutage alle reich. Es wird gesagt, dass Sarkasmus die unterste Stufe des Humors darstellt -aber keine Angst, ich möchte gar nicht lustig sein. Ich will vielmehr versuchen, den gegenwärtigen Stand der Atari-Gemeinde zu analysieren und dabei auf Punkte wie Kritik, Feedback und die Unterstützung von Shareware-Autoren eingehen.

Kritik scheint ein wachsender Trend auf unserer Plattform sein. Leider müssen wir derzeit alle feststellen, dass sich Kritik, die nicht konstruktiv ist, destruktiv auswirkt. Wenn Sie nicht damit zufrieden sind, wie ein Artikel geschrieben ist, ein fehlerhaftes Programm Sie ärgert oder Ihnen eine Registriergebühr zu teuer ist, gibt es keinen Grund, diese Gefühle der gesamten Gemeinde mitzuteilen. Wenn Sie nämlich den Grund und die Auswirkungen Ihrer negativen Kommentare verglichen, so würden Sie vielleicht herausfinden, dass sich diese verhängnisvoller auf unsere Plattform auswirken, als dies einem schlechten Artikel jemals möglich gewesen wäre. Ich möchte hier nicht die amerikanische Weisheit «Bettler haben nicht viel Auswahl» auf die TOS-Plattform anwenden. Natürlich sollte wir Zugriff auf hochwertige Publikationen und Qualitätssoftware zu fairen Preisen haben - aber wir sollten auch stets bedenken, unter welchen Einschränkungen derzeit auf unserem Markt gearbeitet werden muss. Wir brauchen mehr konstruktive Kritik in Form von Feedback.

Für viele Autoren, Entwickler und Webmaster ist Feedback weitaus wertvoller als irgendeine finanzielle Beteiligung. Eine kurze eMail-Notiz an jemanden, dessen Programm Sie nutzen, kostet nur einige Minuten und wird mit Freuden angenommen. Also warum tun dies nur sowenige Atarianer? Sind wir zu faul? Sind wir undankbar? Nein, ich denke, wir ignorieren einfach, was für eine große Wirkung eine nette eMail-Nachricht oder eine Postkarte wirklich haben. Unsere Gedanken sind: «Eine eMail von mir zählt eh nicht» oder «Es ist so ein tolles Programm/Artikel/Webseite, dass bestimmt bereits tonnenweise Glückwünsche eingetroffen sind.» Bengys erstes Gesetz der Atari-Unterstützung lautet daher: «Wenn Du ein schlechtes Programm veröffentlichst, bekommst Du kein Feedback (wer will schon ein schlechtes Programm unterstützen - obwohl es natürlich durch die Hilfe anderer zu einem wirklich guten werden könnte). Wenn Du ein wirklich gutes Programm veröffentlichst, bekommst Du wegen des „den hat sowieso schon jeder angeschrieben"-Syndrom wahrscheinlich auch so gut wie kein Feedback.

Shareware-Programme bieten die Möglichkeit, sie erst einmal auszuprobieren, um so alle Ängste auszuräumen, eine Fehlinvestition zu tätigen. Nicht selten übertrifft die Qualität dieser Programme die ihrer kommerziellen Gegenstücke - trotzdem wird der Autor finanziell missachtet. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Ein tolles Produkt wird zu einer fairen Registriergebühr veröffentlicht. Dieses Programm enthält jedoch nur sowenige Einschränkungen, dass sie niemanden wirklich stören - vielleicht einen „Nervrequester", der 10 Sekunden den Rechner sperrt. Dies trifft z.B. auf den Aniplayer zu. Zur Zeit hat der Autor 200 Registrierungen erhalten. Wenn er mehrere Funktionen seines Programms einfach sperren würde, könnten sich sicher mehr Anwender entschließen, den ehrbaren Pfad zu beschreiten und sich registrieren zu lassen. Für wie klein man die Atari-Basis auch mittlerweile halten mag, muss man doch zugeben, dass 200 Registrierungen ein Witz sind und vielleicht nicht einmal 10% der wirklichen Benutzer des Aniplayers widerspiegeln. Die Generosität und das Vertrauen des Autors haben sich für ihn nicht gelohnt. Dabei kann das Shareware-Prinzip auf unserer Plattform durchaus funktionieren. Denken Sie nur einmal an das populäre Terminalprogramm CoNect: Als es noch als Shareware vertrieben wurde, hatte es 3500 Registrierungen.

Oftmals wird mit Bezug auf die gegenwärtige Atari-Userbasis von einer Familie geredet, einer eng zusammenstehenden Gemeinschaft, die extrem hilfsbereit und intelligent ist und über ein enormes Potential verfügt. Es hat uns Jahre gekostet, uns diese Reputation zu erarbeiten - werfen wir sie also nun nicht einfach weg! Ich bitte Sie alle: Lassen Sie Ihre Shareware registrieren! Sprechen Sie Komplimente aus, wenn diese angebracht sind! Üben Sie konstruktive Kritik! Denken Sie daran, dass unsere Stärke nicht darin liegt, eine hohe Anzahl an Anwendern zu haben. Unsere Stärke ist unserer Einheit.



Aus: ST-Computer 08 / 2000, Seite 12

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