Score Perfect Professional Teil 3: Die MIDI-Abspielfunktion

Nachdem wir jetzt schon ein wenig Übung darin haben, brauchbare Notation zu Papier zu bringen, wollen wir uns in dieser Folge einmal vermehrt den „hörbaren" Funktionen von Score Perfect Professional (nachfolgend SPP) widmen. Gerade, wenn man notenorientiert komponiert, ist es ja doch sehr hilfreich, hin und wieder das Ohr kontrollieren zu lassen und außerdem äusserst nützlich, wenn man seine Komposition hinterher auch in brauchbarer Form präsentieren kann.

An dieser Stelle sei noch einmal an etwas Grundsätzliches erinnert: SPP ist in erster Linie ein Notensatzprogramm und kein Sequenzer. Wem also die akustischen Möglichkeiten des Programmes nicht weit genug gehen, der sollte Zusehen, dass er sein Stück als MIDI-File exportiert und in einem Programm, das dafür besser geeignet ist (etwa Cubase oder Logic) nachbearbeitet. Der MIDI-File-Export aus SPP kann als sehr gut angesehen werden; man sollte nur genau darauf achten, dass wirklich keine Pause fehlt und keine Note irgendwo unauffällig „überhängt", denn SPP akzeptiert ja bekanntlich auch unvollständige und überlange Takte, die ein anderes Programm dann natürlich nicht in dieser Form versteht.

Instrumentauswahl

Auch, wenn letztere Möglichkeit so abwegig nicht ist, so ist doch zu sagen, dass man auch mit SPP durchaus gut Hörbares produzieren kann. Dazu bietet im Übrigen schon der Voreinstellungsdialog das erste praktische Feature, nämlich die GM-Instrument-Auswahl. Für Unkundige: GM ist die Abkürzung für General MIDI, ein erster Versuch, das Gewirr des doch recht offen gehaltenen MIDI-Standards etwas zu strukturieren. Im Wesentlichen legt dieser erweiterte Standard fest, welcher Programmnummer eines Klangerzeugers welcher Instrumentklang zugeordnet ist. Beispiel: jedes GM-Instrument hat auf der Programmnummer 1 ein Klavier. Darüber hinaus sind auch die MIDI-Controller und damit z.B. die Effekte standardisiert - doch dazu später mehr. Alles weitere, was GM beinhaltet, können wir zur Einführung getrost außen vor lassen.

Wenn Sie also einen GM-Klangerzeuger Ihr Eigen nennen (bei Neuanschaffungen sollten Sie darauf achten, einen solchen zu bekommen - auch wenn es heute eher ein Problem sein sollte, keinen zu kriegen), können Sie bei den Voreinstellungen mit der rechten Maustaste in das Feld für den Instrumentennamen klicken und dann durch Anwählen von MIDI-GM (oder Drücken von [Alternate] + [M]) in die Auswahl General MIDI Instrument gelangen. Hier brauchen Sie sich nur noch ein Instrument für Ihr System auszusuchen und können den Namen gleich als Systemnamen übernehmen lassen.

MIDI-Events auf Tönen erzeugen. Nun warten Sie, wenn Sie SPP kennen, natürlich schon auf die Beschreibung des „Herzstücks" der MIDI-Anspielfunktionen in SPP, nämlich des Mischpults. Trotzdem möchte ich Sie darauf noch ein wenig warten lassen, denn vom logistischen Ablauf bei der Erstellung eines Stücks her ist es sinnvoller, sich zunächst um das Editieren einzelner Noten eines Stücks zu kümmern. Schauen wir uns das also mal etwas genauer an: Da sich diese Möglichkeit nicht in den Menüs verbirgt (außer etwas versteckt als Bereichsfunktion), wird sie leicht übersehen. Sie können nämlich durch zweimaliges Drücken der Leertaste den Cursor in ein Fadenkreuz verwandeln und dann eine beliebige Note definieren, ab der sich das Abspielverhalten von SPP ändern soll. Dabei können Sie bestimmen, ob sich die Lautstärke, das allgemeine Tempo, das Trillertempo, das jeweilige Instrument oder die Tonhöhe (im Wesentlich wohl sinnvoll, um die Oktave zu wechseln) ändern soll. Klicken Sie ruhig einmal mit dem Fadenkreuz auf eine Note - ein entsprechender Auswahldialog wird Sie begrüßen.

Sollte es also in Ihrem Stück feste Änderungen der Lautstärke geben, so ist es viel sinnvoller, diese auf diese Art und Weise zu setzen, als jedes Mal das Mischpult zu bedienen. Legen Sie einfach eine Anfangslautstärke auf dem ersten Ton fest (mit dem Fadenkreuz klicken, [4] drücken und einen Wert zwischen 1 und 127 eingeben) und ändern Sie diesen Wert an den entsprechenden Stellen nach oben oder unten. Über den Instrumentenwechsel können Sie z.B. die Klangfarbe ändern, da es unter den CM-Instrumenten ja oftmals mehrere Varianten desselben Instruments gibt (etwa beim Klavier).

Zugriff auf Lautstärke und Effekte jederzeit möglich: das Mischpult von SPP.

Die anderen Funktionen sind ja weitestgehend selbsterklärend und jeweils in bestimmten musikalischen Zusammenhängen sinnvoll. Wichtig ist nur, dass Sie nicht vergessen, dass es sie gibt, damit Sie sie im richtigen Moment anwenden können.

Dynamikverläufe revisited

Nun wollen wir noch das Setzen von Dynamikverläufen lernen. In dem Menuett aus der letzten Folge (Heft 03/2000) waren ja noch die Decrescendogabeln und die Crescendi, die nur durch Schrift angedeutet waren, klanglich unberücksichtigt geblieben, da SPP diese ja nicht automatisch generiert. Durch Markieren der entsprechenden Noten als Bereich und Drücken der Taste [F] gelangt man in den Dialog Dynamikverlauf. Hier kann man festlegen, zwischen welchen Werten die Lautstärke innerhalb des Bereichs auf-oder abgebaut werden soll. In unserem Beispielstück in Takt 4 (Bild 1) etwa, in dem sich die Lautstärke sich von forte im vorherigen nach piano im folgenden Takt entwickelt, sollte für den Anfang entsprechend mezzoforte und für das Ende mezzopiano angewählt werden. Vergessen Sie nicht, beide Systeme als Bereich zu markieren und hören Sie sich das Ergebnis einmal an: Hätten Sie es auf dem Klavier genauso hinbekommen? Wem dies als ein Knackpunkt erscheint, da sich das Ergebnis als zu steril entpuppt, der kann natürlich auch so, wie wir es oben kennengelernt haben, einzelne Noten von Hand nacheditieren. An den anderen Stellen des Menuetts, die klanglich noch nicht auf der Höhe sind, überlasse ich es Ihrem glücklichen Händchen, wie Sie genau verfahren.

Das Mischpult

Jetzt ist es endlich soweit: Wir lernen die Bedienung des Mischpults kennen. Um praxisnahe Übungen durchführen zu können, brauchen wir natürlich ein Stück mit ausreichend vielen Stimmen, damit auch mehrere Effekte sinnvoll zum Einsatz kommen können. Damit es nicht zu lange dauert, schlage ich ein einfaches Popmusikstück mit Melodie, Begleitung, Bass und Schlagzeug vor. Wem gerade nichts besseres einfällt, der kann „Whiskey in the jar" aus Folge 1 unter Zuhilfenahme der Funktion MIDI Step by Step relativ schnell auf den Stand des Bildes 3 bringen. Stellen Sie in den Voreinstellungen vier Systeme ein (3. Bassschlüssel, letzter Drumschlüssel). Jetzt stellen Sie für das zweite System Viertelnoten ein (im normalen Feld auf der Haupteingabeseite) und drücken jeweils die ganz einfachen, passenden Klavierakkorde auf Ihrem Masterkeyboard. Mit der gleichen Einstellung erzeugen Sie den Wechselbass in System 3. Für die Drums stellen Sie Achtel ein und drücken immer abwechselnd C7 und Dl auf der Keyboardtastatur, um einen sehr einfachen Polkarhythmus zu erhalten. Als CM-Instrumente (siehe oben) habe ich Bagpipe (Dudelsack), Gitarre, einen akustischen Bass und eben Drums eingestellt.

Wenn Sie also Ihr fertiges Stück vor sich haben, so drücken Sie zunächst einmal [M], um das Mischpult in Augenschein zu nehmen. Von oben nach unten sehen Sie nun die MIDI-Programmnummer des entsprechenden Systems, die drei Effektregler und die Lautstärkeregelung. Ganz unten ist noch einmal der jeweilige System- bzw. Instrumentenname in abgekürzter Form aufgeführt.

Um das Mischpult richtig nutzen zu können, sollten Sie allerdings in der Abspielfunktion Mischpult einstellen. Dazu klicken Sie einmal mit der rechten Maustaste auf PLAY auf der Haupteingabeseite und versehen den entsprechenden Eintrag durch Anklicken mit einem Häkchen (vergleiche Bild 3). Jetzt können Sie, nachdem Sie PLAY angeklickt haben, schon ein bisschen mit den vorhandenen Einstellungen herumspielen. Ihr Schlagzeug sollte auf jeden Fall ein wenig Hall bekommen. Vielleicht gefällt Ihnen auch der Bass oder die Gitarre besser, wenn

Bild 1: An dieser Stelle gilt es, das Menuett vom letzten Mal noch zu verbessern.

Sehr wichtig für den Einsatz: das Mischpult muss während des Abspielens aktiviert sein.



Aus: ST-Computer 05 / 2000, Seite 32

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