MagiC ist nach wie vor das beliebteste Betriebssystem auf dem Atari. Es bietet Möglichkeiten, von denen andere Systeme in dieser kompakten Umsetzung nur träumen können und besticht durch ein modernes und flexibles Aussehen und Handling. In seiner Ausrichtung befriedigt es dabei in erster Linie den reinen Anwender, der die erwähnten Vorteile nutzen möchte, aber nicht unbedingt Wert auf Optimierungen legt.
Trotzdem bietet MagiC einige Optionen, die in der Konfigurationsdatei MAGX.INF definiert werden. Diese ist wahrscheinlich von sehr vielen Anwendern noch nie angerührt worden, da die Befehlsfolgen für ein modernes Betriebssystem doch recht kryptisch wirken. Diese Datei definiert aber weitestgehend das Verhalten und das Erscheinungsbild von MagiC: Unter anderem wird hier die 3D-Darstellung, die Verteilung der Dateisysteme, die Auswahl der Bildschirmschriften usw. festgelegt. Zwar werden mit MagiC zwei Kontrollfelder installiert, die einige Einstellungen zulassen, einige Variablen bleiben davon allerdings unangetastet. Hinzu kommt, dass der Anwender für genaue Einstellungen schon einiges an Fachwissen mitbringen muss, um die angeführten Flags richtig anzuwenden. Der Wunsch nach einem einheitlichen Tool zur Einstellung der Konfigurationsdatei bleibt also bestehen.
Was ASH selbst seinem Betriebssystem nicht gönnte, wurde einmal wieder von einem Shareware-Autor nachgereicht: Der MagiC-Configurator von Philipp Donzé wird seit dem Jahre 1996 entwickelt und hat sich mittlerweile zu dem Tool Nr. 1 entwickelt, wenn es um die Konfiguration von MagiC geht. Durch die ständige und konsequente Weiterentwicklung ist ein Programm entstanden, dass dem oben beschriebenen Wunsch vieler Anwender fast vollständig nachkommt. Aktuell ist die Version 1.25 vom 29. Dezember 1999. Das Programm liegt in verschiedenen Sprachen vor und ist auch komplett in Deutsch erhältlich. Beim MagiC-Configurator handelt es sich um ein Freeware-Programm. Wie es sich für ein reines Voreinstellungsprogramm gehört, ist der MagiC-Configurator äußerst sparsam im Umgang mit Ressourcen: Gerade einmal knapp 50 KB ist das Hauptprogramm groß. Im Archiv enthalten ist außerdem eine recht übersichtliche und ausführliche Online-Hilfsdatei im ST-Guide-Format. Der MagiC-Configurator sollte auf jedem System seinen Dienst tun, auf dem MagiC ab der Version 5.0 läuft.
Nach dem Doppelklick auf das Hauptprogramm öffnet sich ein Fenster zur Auswahl der zu editierenden Datei. Im Normalfall handelt es sich dabei also um die Datei MAGX.INF auf dem Bootlaufwerk. Etwas merkwürdig ist dabei, dass das Programm für die Auswahl bindend die MagiC-eigene Dateiauswahlbox aufruft - auf dem Testsystem ist Freedom als alternativer Dateiauswahl vorinstalliert und wird ansonsten auch von allen Programmen genutzt. Nach Bestätigung der Datei wird diese eingeladen und die Anpassung an die eigenen Wunsche und Bedürfnisse kann beginnen. Dazu öffnet sich ein eigenes Fenster mit einer recht komfortablen Oberfläche: Im oberen Teil des Hauptdialogs werden dabei Buttons für die Einstellung des Erscheinungsbilds und des Scrollverhaltens der Oberfläche genutzt, darunter finden sich Buttons, mit denen in Extra-Fenstern detailliertere Eingaben möglich sind. Alles in allem wirkt das Fenster aufgeräumt und intuitiv. Hinzu kommt, dass die Oberfläche wirklich erstklassig von einer Sprechblasenhilfe unterstützt wird, sofern BubbleGEM installiert ist. Dokumentationsfaule Anwender brauche also nicht unbedingt in die Online-Hilfe zu schauen, um das Programm zu nutzen.
Schon die reinen Einstellungsoptionen für die Oberfläche offenbaren einige Möglichkeiten der Darstellung von MagiC, die vielen Anwendern bisher vielleicht nicht einmal bekannt waren: So ist das MagiC-Logo links oder rechts darstellbar, der Backdrop-Button kann ausgeblendet und die Fenstertitel Atari-typisch ohne die in MagiC vorhandenen Linien gezeichnet werden. Das Spielen mit den verschiedenen Möglichkeiten macht hier durchaus Spaß, allerdings ist es auch recht zeitaufwendig, da jede neue Einstellung natürlich erst nach einem Neustart aktiv wird. Wie erwähnt werden spezifischere Einstellungen über die Knopfleisten im unteren Teil des Arbeitsfensters festgelegt. So können z.B. die Zugriffspfade verändert werden, falls z.B. der Start-Ordner aus Platzgründen auf eine andere Partition gelegt werden soll. Gleich daneben befindet sich ein Button zum Aufruf einer Box, die die Default-Auflösung bestimmt. Etwas Fachverständnis erfordert die Einstellung der Environment-Variablen, mit denen z.B. der AV-Server festgelegt wird. Der Bildschirmzeichensatz wird selbstverständlich im MagiC-Fontselektor ausgewählt. In jedem Fall sinnvoll ist auch die Aufnahme des Voreinstellers für lange Dateinamen in das Konfigurationstool, da vielleicht auch Sie erst lange Zeit suchen mussten, bevor Sie das eigene Tool auf der Bootpartion gefunden haben, das mit MagiC standardmäßig installiert wird. Mit dem nächsten Knopf assen sich ein paar Einstellungen für die Fenster vornehmen, ein weiterer lässt die Auswahl einer Hintergrundfarbe zu, die standardmäßig auf ein tristes Grau eingestellt ist. Da seit MagiC 6 auch die Anzeige eines Startbildes möglich ist, steht auch hierfür ein eigener Konfigurationsdialog bereit. Hier kann auch der Pfad für eine mögliche Log-Datei und ein Hintergrund-Muster angegeben werden. Widerum etwas Fachwissen erfordert das Fenster zum Ändern und Entfernen der residenten Libraries. Sehr detaillierte Einstellungen sind auch im Dialog Diverses möglich: Hier können z.B. die Default-Masken für die Dateiauswahlbox festgelegt werden.
Nachdem alle Einstellungen getätigt sind, kann das Programm über den Close-Button verlassen werden. Wurden neue Einstellungen vorgenommen, meldet das Programm dies mit einer Abfrage, ob eine neue Datei MAGX .INF gespeichert werden soll. Sind Sie sich übrigens nicht ganz sicher, brauchen Sie keine Angst um ihre bestehende Konfiguration zu haben: Der MagiC-Configurator benennt eine vorhandene Datei in MAGX.BAK um. Nachdem die Datei gespeichert wurde, bietet das Programm die Möglichkeit zum sofortigen Neustart, nach dem alle neuen Einstellungen schließlich aktiv sein sollten.
Der MagiC-Configurator ist mittlerweile äusserst ausgereift. Trotzdem wünsche ich mir noch eine Möglichkeit zur Auswahl von Ressource-Dateien für die Oberfläche, den sogenannten „Winframes“. Diese könnten z.B. aus einem Standardverzeichnis eingelesen werden. Nach einer Auswahl könnte die vorhandene Ressource-Datei umbenannt und die neue an ihre korrekte Stelle kopiert werden.
Keine Frage: Der MagiC-Configurator gehört so schnell wie möglich als Standard-Voreinsteller in die offizielle MagiC-Distribution. Er besticht durch eine intuitive Oberfläche, ohne verspielt zu wirken. Zwar könnte man die eine oder andere Funktion noch um ein Preview erweitern, ansonsten gibt es allerdings nichts an dem frei erhältlichen Programm zu mäkeln. Jeder MagiC-Anwender sollte sich stets die aktuelle Version aus dem Internet laden. Diese findet sich aus gutem Grund auch auf unserer aktuellen Spezialdiskette.
Philipp Donzé, philippdonze.atari.org