Das wohl beliebteste und mächtigste Textverarbeitungs- und Office-Paket für die Atari-Welt hat starke neue Erweiterungen in Form einer relationalen Datenbank wie auch einmalige Funktionen für Literaturarbeiten und noch einiges mehr spendiert bekommen, so daß uns ein umfassenderer Test der neuen Version angebracht scheint.
Papyrus gibt es in zwei Versionen: papyrus WORD heißt jetzt das, was die Atari-Welt schon lange als Textverarbeitung mit integrierter Tabellenkalkulation kennt, papyrus OFFICE ist das "große" Paket, das aus papyrus WORD, gekoppelt mit der integrierten Datenbank papyrus BASE, besteht.
Die "Philosophie" von papyrus allgemein: Bereits seit 1993 ist papyrus Vorreiter in vielen nützlichen Funktionen, die in ihrer Art einmalig waren oder noch sind. Dies macht die tägliche Arbeit mit papyrus so angenehm, wie es wohl mit keinem anderen Textverarbeitungs-Programm sonst der Fall ist.
Dabei wurden die Schwerpunkte immer auf leichte Bedienbarkeit gelegt und bewußt darauf verzichtet, wirklich alle denkbaren (aber meist eher unnötigen) Funktionen auch einzubauen. Stattdessen ist die Philosophie der papyrus-Entwickler, den Anwendern ein möglichst überschaubares, leicht bedienbares Programm zu bieten.
Trotzdem läßt das hier vorgestellte papyrus OFFICE in Version 8 vom schnellen Brief bis hin zu Büchern und Diplomarbeiten eigentlich keine Wünsche mehr offen und hat dazu viele Funktionen für den täglichen Umgang, die das Arbeiten schneller und komfortabler machen - darunter auch einige neue in der neuen Version 8, aber dazu weiter unten mehr.
So bot papyrus von Anfang an - als erste Textverarbeitung überhaupt - die mittlerweile berühmten diskontinuierlichen Blöcke, die unzusammenhängende Blockmarkierungen erlauben (einfach Blöcke bei gedrückter Control-Taste markieren, damit ältere Blockmarkierungen bestehen bleiben). Hieraus resultieren eine ganze Reihe von Arbeitserleichterungen:
Diese unzusammenhängenden Blöcke kann man mit der Maus kopieren oder verschieben, kann sie gemeinsam im Textstil ändern und enorm viele Änderungen mehr. Hat man sich erst einmal mit diesem Konzept vertraut gemacht, mag man es der vielfach erleichterten Arbeit wegen bald nicht mehr missen.
Insgesamt hat man so auch auf dem Atari ein Arbeitswerkzeug, von dessen Stabilität, einfacher Bedienung und Schnelligkeit PC-Besitzer mit MS-Word nur schmachtend träumen können. Auf der Atari-Herbstmesse waren eindrucksvolle Beispiel-Dokumente zu sehen; so ein "Nachbau" einer aufwendigen Zeitungsseite aus den "Leverkusener Stadtnachrichten", ein paar Speisekarten oder auch die komplette Bibel, ein 6 MB großes Dokument mit 1.600 Seiten, das papyrus "einfach so" auf einem TT in 30 Sekunden einlas und in dem man normal arbeiten konnte, gespickt mit vielen Fußnoten etc. MS Word stürzt hier im Vergleich beim Einlesen einfach nur ab; und die Schwierigkeiten von MS Word mit Fußnoten sind ja bereits legendär.
So, wie das altbekannte papyrus Maßstäbe in Sachen Bedienungsfreundlichkeit für Textverarbeitungen gesetzt hat, finden sich im Datenbankteil von papyrus OFFICE über die normalen Datenbank-Funktionen jede Menge Annehmlichkeiten, die das Arbeiten enorm vereinfachen.
Viele der Grundstrukturen wurden bewußt von der altbewährten Atari-Datenbank "1st Base" übernommen, dies mit dem ausgesprochenen Segen von 1st Base-Entwickler Oliver Victor, der 1st Base nicht mehr weiterfuhren wird und daher froh ist, daß ein anderes Programm die 1st Base Schiene weitgehend kompatibel - vor allem auch Daten-kompatibel - weiterführt.
Exemplarisch sei hier nur das Suchen aufgeführt: In beliebiger Volltextrecherche können Sie einfach Wortanfänge beliebiger Wörter Ihres Datensatzes angeben und so mit minimalem Aufwand blitzschnell den richtigen Datensatz finden. Schon beim Tippen werden die Datensätze auf nur noch alle gültigen reduziert. Sie sehen gleich beim Eintippen der Suchbegriffe, wann Sie aufhören können, weil Sie bereits den oder die gewünschten Datensätze gefunden haben. So tippen Sie für einen gesuchten Herrn "Thomas Möller" einfach "möl thom" oder auch "thom möl", und meist dürfte das schon reichen, um den oder die gewünschten Datensätze gefunden zu haben. Warum gibt es diese gute Idee eigentlich erst jetzt?
Ebenfalls sehr angenehm fällt auf, daß Änderungen an der Struktur der Datenbank mitten in der mit beliebigen Daten gefüllten Datenbank möglich sind: Änderungen der Feldnamen oder auch dem Anfügen neuer oder dem Löschen alter Felder werden "einfach so" realisiert, ohne daß aufwendige Reorganisationen der Datenbank nötig wären.
Einzig das Fehlen von Radio Buttons und Pop ups als Datentypen sowie die Netzwerk-Tauglichkeit mittels eines Sperrens aktuell bearbeiteter Datensätze (sogenanntes "Record Locking") für weitere Anwender im Netzwerk hätten wir uns noch in papyrus BASE gewünscht, laut R.O.M. sollen diese Funktionen aber in einer der nächsten Versionen realisiert werden.
Dafür entschädigen aber die leichten und weitreichenden Möglichkeiten, auch Fremddateien wie Bilder in allen möglichen Formaten und sogar Sound- und andere Fremd-Dateien einzubinden, so daß papyrus OFFICE zu einer Datei-Datenbank wird, die Übersicht über alle Daten schafft, die man so auf der Festplatte hat.
Neue Funktionen von papyrus Version 8: Sowohl in die bisherigen Funktionen wie auch in alle Neuerungen wird man ausführlich mit einem über 30-seitigen Tutorial eingeführt, das mit Hypertext-Sprüngen auf zahlreiche Beispiel-Dokumente verweist. Einfach einen Doppelklick auf eine entsprechend markierte Textstelle gemacht, und es öffnet sich so ein Beispieldokument, das einen bestimmten Funktionsbereich von papyrus erklärt und in dem man die Funktionen gleich nachvollziehen kann.
Dazu wurde das als Hypertext gehaltene, in der Auslieferung enthaltene Handbuch für die relationale Datenbank papyrus BASE stark erweitert; außerdem liegt noch ein komplettes Tutorial für die Nutzung der Relationalitäten anhand einer ebenfalls beiliegenden Fakturierung als papyrus BASE Beispiel-Datenbank bei. So wird der Umgang mit den papyrusspezifischen Funktionen von den bereits erwähnten diskontinuierlichen Blöcken über den angenehm leichten und mächtigen Umgang mit Grafikobjekten und Bebilderungen bis hin zu den einmaligen HyperOFFICE-Funktionen oder auch der relationalen Datenbank schnell verständlich.
papyrus BASE, der Datenbank-Teil von papyrus OFFICE, bietet jetzt auch relationale Verknüpfungen, mittels derer man Daten aus einer Datenbank-Tabelle in eine andere Tabelle einfließen lassen kann. Als Beispieldatenbank zur Veranschaulichung dieser neuen Funktionen liefert R.O.M. gleich eine komplette Faktura mit: So wird in einer Rechnungs-Tabelle das Schreiben einer Rechnung weitestgehend vollautomatisch ermöglicht; die Kunden-spezifischen Daten werden nach Angabe eines beliebigen Kriteriums wie dem Namen in die Rechnung eingetragen; aber auch die Straße oder Postleitzahl kann in ein beliebiges verknüpftes Feld eingetragen werden, ganz so, wie man einen Datensatz auch in der Adreßtabelle sucht.
Der einfache und anwendungsfreundliche "Trick" für die Bestimmung des zu verknüpfenden Datensatzes hierbei: Beim Tippen in ein relational verknüpftes Feld wird die verknüpfte Tabelle in einem eigenen Fenster geöffnet, in der dann die Suche wie in papyrus BASE gewohnt durchgeführt wird.
Angenehmer Nebeneffekt des zusätzlich geöffneten Tabellenfensters ist hierbei, das wenn bspw. ein Kunde, für den eine Rechnung angelegt werden soll und dieser noch gar nicht angelegt wurde, daß man die neuen Kundendaten gleich während der Herstellung der relationalen Verknüpfung noch neu anlegen kann - ein starkes Konzept, das es so einfach bisher noch nicht gab.
Für die neuen Rechenfunktionen in papyrus BASE gibt es von der Datenbank-Programmiersprache "SQL" entlehnte Befehle, die für Berechnungen und sogar die Report-Ausgaben herangezogen werden können. Kenner des alten GfA- oder Omikron-Basic werden sich schnell der verwandten Struktur zu Hause fühlen, aber auch Programmier-Neulinge sollten anhand der vielen beigefügten Beispiele schnell verstehen, wie man bedingte IF...THEN-Ausgaben oder auch kompliziertere Berechnungen bewirkt.
Auch an komplette Textzeichenketten-Operationen (sogenannte String-Manipulationen) wurde gedacht.
Ein Tabellen-globales Suchen und Ersetzen erlaubt ebenfalls die Möglichkeit, Berechnungen einzufügen, so daß auch nachträglichen Umformungen der gesamten Datenbank nichts im Wege steht.
Ein völliges Novum im Office-Bereich ist die Möglichkeit, Hypertext-artige Verknüpfungen aus papyrus-Textdokumen-ten heraus zu bestimmten Datensätzen zu erstellen - dies gibt es so bei keinem anderen Programm, egal, ob auf dem Atari oder einem anderen Betriebssystem.
Sie legen einfach, ähnlich wie einen Hyperlink bspw. in HTML, einen Verweis von einer markierten Textstelle auf einen bestimmten Datensatz einer papyrus BASE Datenbank-Tabelle, und nach einem Klick auf diese Textstelle öffnet sich automatisch der verknüpfte Datensatz.
Bspw. für Literatur-Verzeichnisse komplizierterer wissenschaftlicher Arbeiten wie Diplomarbeiten und Promotionen stellt dies eine unschätzbare Arbeitserleichterung dar - zuerst einmal für die Kontrolle, ob auch alle Zitate auf die korrekt zitierte Literaturstelle verweisen. Zum zweiten bietet die neue Funktion "Liste der HyperOFFICE-Links" die Möglichkeit, einfach durch Aufruf dieses Befehls alle Zitate einer Arbeit in einen Report gesammelt zu bekommen und so ein an die jeweiligen Anforderungen perfekt angepaßtes Literaturverzeichnis zu erhalten. Auch für Veröffentlichungen zu Spezialthemen, die man nicht mehr gedruckt, sondern auf CD ausliefem will, bietet dies völlig neue Möglichkeiten - so kann man im erklärenden Fließtext quasi als "Datenbank-Fußnoten" jeweils zu weiterführenden Datensätzen einer mit papyrus BASE realsierten Spezial-Datenbank springen. So könnte man sich beispielsweise ein Fachbuch über Schottland vorstellen, wo im Text bei den entsprechenden Ortschaften zu den jeweils dort produzierten Whiskies gesprungen wird.
Für derartige Veröffentlichungen will R.O.M. im Frühjahr eine Freeware-Version von papyrus namens "papyrus VIEW" freigeben, die derartigen Publikationen beigelegt werden kann. Mittels papyrus VIEW werden auch Nicht-Besitzer von papyrus Dokumente im papyrus-Format -Text und Datenbank, auch mittels Hy-perOFFICE-Sprüngen gekoppelt - anschauen und drucken können.
Besonderes Highlight ist hierbei, daß -mit den entsprechenden Versionen von papyrus VIEW - papyrus-Dokumente auf allen unterstützten Plattformen für jedermann lesbar sind.
Auf Knopfdruck öffnet papyrus OFFICE - neu in Version 8 - ein kleines Fenster, in dem alle entsprechend dafür vorgesehenen Überschriften (bspw. die für alle Kapitel und Unterkapitel) mit ihren Seitenzahlen aufgelistet sind; eine Art "Onli-ne-Inhaltsverzeichnis", sozusagen. Alle Einträge der Gliederungsübersicht sind als Hyperlinks realisiert: Mittels Klick auf einen der Titel im Gliederungsübersicht-Fenster springt man direkt zum entsprechenden Kapitel im Haupttext - eine enorm zeitsparende Hilfe gerade bei großen Textdokumenten.
Der bekannte, bereits an anderer Stelle besprochene Formeleditor "Formula Pro" von Volker Christen ist jetzt integrierter Bestandteil der Atari-Version von papyrus 8. Auch den anderen Betriebssystem-Versionen von papyrus werden entsprechende Formelsatz-Editoren beigefügt.
Die IntelliView Rechtschreibkorrektur von papyrus hat ebenfalls als erste Rechtschreibkorrektur eine unaufdringliche Hintergrund-Korrektur zu bieten; in der neuen Version 8 kann man jetzt bequem in einem Pop Up einstellen, ob man nach neu reformierter Rechtschreibung, nach den alten Regeln oder nach beidem gemischt korrigiert haben will. Bei einem falsch geschriebenen Wort bietet papyrus 8 jetzt gleich im Kontext-Menu (rechte Maustaste) per Ähnlichkeitssuche ermittelte alternative Schreibweisen zur Auswahl. Die Wörterbücher für alte wie neue Schreibweise wurden nochmals stark überarbeitet und erweitert.
Wer kennt sie nicht, die kleinen gelben Notizzettel mit Kleberand, mit denen man den Kühlschrank, Aktennotizen und ähnliches "verzieren" kann?
Auch papyrus hält jetzt entsprechende Klebezettelchen in seiner Grafikobjekt-Leiste bereit. Einfach auf den Text gezogen, und schon kann man sich Markierungen, Anmerkungen und Kommentare an seine Werke "anheften" - und später, nach Erledigung, natürlich wegwerfen. Muß man aber nicht - solche als Klebezettel realisierte Anmerkungen werden nämlich nicht mit ausgedruckt, sondern lassen das Dokument auf dem Papier unberührt.
Mit den in papyrus OFFICE 8 neuen Erweiterungen für die relationale Datenbank gibt es somit auch auf dem Atari ein modernes und starkes Office-Paket, das sich hinter den Lösungen der PC-Weit keinesfalls zu verstecken braucht, im Gegenteil.
Einzig die Speicheranforderungen von papyrus OFFICE 8 unter Verwendung größerer Datenbanken sind mittlerweile so gewachsen, daß mindestens 4 MB Arbeitsspeicher angeraten sind; auf 2-MB-Rechnern startet papyrus OFFICE 8 zwar noch, aber größere Datenbanken mit etlichen hundert Datensätzen sind hier prinzipbedingt nicht mehr realisierbar, die Indexierung der Daten zum schnellen Suchen hat eben ihren Preis.
Bleibt man bei den Textverarbeitungs- und DTP-Funktionen im schwarz/weiß-Bereich, ist auch die Arbeit mit 2-MB-Ataris noch durchaus machbar.
Die neuen Funktionen der HyperOFFICE-Sprünge sowie der relationalen Datenbank eröffnen Möglichkeiten, die nicht nur auf dem Atari von einmaliger Leistungsfähigkeit sind.
papyrus WORD (Textverarbeitung, DTP, Tabellenkalkulation) 199,- DM
papyrus OFFICE (papyrus WORD + integrierte Datenbank papyrus BASE) 299,- DM
jeweils erhältlich für Atari/TOS/MagiC, OS/2 und WIN 9x/NT
Hersteller:
R.O.M. logicware GmbH, Berlin
www.rom-logicware.com