Um den HomePage Penguin, ein HTML-Editor für jeden Atari, war es in letzter Zeit eher ruhig geworden, doch jetzt ist das Programm von Mia Jaap in neuer Version bei neuem Vertrieb erhältlich. M.u.C.S. Hannover deckt nun mit der Draconis Suite (Web-Browser, Telnet-, Email- und FTP-Client), Chatter (IRC- Programm) und dem HomePage Penguin ziemlich viele Bereiche der Internet-Anwendungen ab.
Der HomePage Penguin, kurz HPP, ist ein sehr flexibles Programm, das wirklich jedem Anwender erlaubt, auf unkomplizierte Weise Web-Seiten zu erstellen. Solche HTML-Dokumente lassen sich heutzutage über verschiedene Wege herstellen, von der ursprünglichen Methode, die darin besteht, eine HTML-Datei mit einem ASCII-Editor zu erstellen, bis zum graphischen WYSIWYG-Editor, der überhaupt keine Kenntnisse von HTML voraussetzt. Ausserdem ist es mit diversen Programmen - wie Tabellenkalkulationen oder Textverarbeitungen - möglich, entsprechende Dokumente in das HTML-Format zu exportieren. Der HomePage Penguin ist ein sehr mächtiger "Assistent" (Wizzard), womit sich innert kürzester Zeit sowohl einfache als auch komplexe Web-Seiten ohne grosses Wissen von HTML kreiren lassen. Über verschiedene Dialoge sammelt HPP diverse Informationen, um dann eine Seite zu erstellen, die den Wünschen des Anwenders entspricht.
Der HomePage Penguin wird auf zwei HD-Disketten ausgeliefert, die neben dem eigentlichen Programm eine Fülle an diversen Zusatzprogrammen beinhalten. Alle Dateien der HPP-Distribution lassen sich mit GEMSetup bequem installieren. Neben den nützlichen Systemerweiterungen BubbleGEM, OLGA und Dragfont gehören auch HTML-Help, Alta Lista und das neue Tool "En Vogue" zum Lieferumfang. Die 3 letztgenannten Programme können wahlweise als eigenständige Programme oder als Plugin für HPP benutzt werden, um dessen Funktionsumfang zu erweitern.
Das Programm wurde an den aktuellen Stand der Technik angepasst, das heisst es kann HTML4- und CSS- Code produzieren. Obwohl plattformübergreifend gesehen noch sehr wenige Browser (z.B. iCab) den HTML4-Standard vollständig unterstützen, ist der Penguin schon bestens für die Zukunft gerüstet und ermöglicht dem Benutzer zum Beispiel, für jedes Objekt Universalattribute zu setzen (siehe Bild 1). Was aber schon viele scriptfähige Browser unterstützen sind sogenannte "Intrinsic Events", im Penguin HTML4-Events genannt. HPP kann beispielsweise für Bilder (aber auch für andere Objekte) verschiedene Aktionen definieren, die entweder direkt mit einem Scriptbefehl verknüpft sind, oder eine Scriptfunktion aufrufen. Als Beispiel dient Bild 2, wo dem Event onMouseOver die Aktion window.status="Hallo Welt"; zugeteilt ist. Dies bewirkt im entsprechenden Browser, dass in der Infoleiste des Browserfensters der Text "Hallo Welt" dargestellt wird, wenn der Anwender den Mauspfeil über das bestimmte Objekt positioniert.
Und was ist CSS? Die Abkürzung steht für "Cascading Style Sheets" und erlaubt eine völlig neue, viel flexiblere Möglichkeit, Schriftstile und weitere graphische Eigenschaften eines HTML-Dokuments zu definieren. Zwar unterstützt derzeit noch kein TOS-kompatibler Browser CSS, doch das könnte sich bald ändern. Mit CSS ist es möglich, die Darstellung von mehreren HTML-Dateien mit einer einzigen CSS-Datei zentral zu steuern. Zum Lieferumfang von HPP gehört das Utility "En Vogue", womit sich auf einfache Weise CSS-Dateien erstellen lassen (Bild 3). Mit CSS kann man z.B. für jede Textart, wie <P>, <H1>, usw. verschiedene typographische Einstellungen vornehmen, wie die Schriftart, den Wortabstand usw. HPP erlaubt neuerdings auch das Einfügen von Plugins per <EMBED>-Tag. Der Dialog ist nicht für eine spezielle Art von Dokumenten vorgesehen, sondern erlaubt eigentlich alle Arten von Dateiformaten (Bild 4). Auf dem Atari kann derzeit nur CAB eingebettete Dokumente über das OLGA ID4-Protokoll anzeigen. Mit Hilfe von Aniplayer können in HTML Dokumente QuickTime- oder MPEG-Videos angezeigt werden.
Ganz neu kann HPP ab Version 3.02 Texel-Tabellen importieren. Dafür ist allerdings eine Vollversion von Texel 2 oder neuer nötig. Wer Texel nicht sein eigen nennt, kann das mitgelieferte Tool namens Tabi benützen, um Tabellen zu erstellen.
HPP hat neben allen Wizzard-Modi nun auch einen minimalen Layout-Modus. Allerdings wird hier nur der Text einer HTML-Datei angezeigt, restliche Elemente wie Bilder, Trennlinien, Tabellen usw. oder auch Schriftstile werden nur als spezielle Zeichen im Text dargestellt. Die Idee ist eigentlich gar nicht schlecht, leider weist der Editor gewisse Schwächen auf. Es ist momentan z.B. nicht möglich, den Cursor per Maus zu positionieren und folglich können keine Blöcke markiert werden, um Textabschnitte zu kopieren und neu einzufügen oder zu löschen. Ferner wird als Platzhalter für jedes Objekt, sei es eine Grafik, eine Liste oder ein Schriftstil, immer dasselbe Zeichen verwendet, was die Übersichtlichkeit der HTML-Seite ziemlich einschränkt. Sinnvoll wäre, für jeden Objekt-Typ ein unterschiedliches Zeichen oder Icon einzusetzen. In der jetzigen Version wird erst, wenn der Cursor neben einem solchen Zeichen gestellt ist, der Typ des Objekts angezeigt. Gleichzeitig wird ein "Ändern"-Button aktiv der dazu dient, den jeweiligen Editier-Dialog des Objekts zu öffnen, um die aktuellen Parameter-Werte ändern zu können. Der Navigator wird auch dann benutzt, wenn man fertige HTML-Seiten importieren will. Allerdings hat HPP Probleme mit ungewohnt formatierten HTML-Dateien (wenig Zeilenumbrüche), doch wenn man hauptsächlich von HPP erzeugte HTML-Dateien nachbearbeiten will, treten keine Probleme auf.
Mit dem Einzug des "neuen" Navigator-Modus ist sowohl der alte Navigator, als auch die Möglichkeit, Seiten im HPP-Format speichern zu können, verschwunden. Der alte Navigator zeigte alle Seitenelemente des Wizzard-Modus als Liste dar, die einzelnen Elemente wie Text, Bild, Tabelle usw. konnten beliebig editiert, hinzugefügt oder verschoben werden. In der neuen Version werden alle geladenen Dokumente im neuen Navigator-Modus dargestellt. Da hier keine Blockfunktionen vorhanden sind, ist es in der Version 3 z.B. schwieriger, einen Text, den man vorher als ASCII-Datei importiert hatte, zu ersetzten. In Version 2.x genügte es, den Text-Eintrag in der Liste auszuwählen und auf "ändern" zu drücken. In HPP 3.0 ist ein solches Vorgehen nicht mehr möglich.
Mit dem Sprung auf Version 3 sind im HomePage Penguin zahlreiche, nützliche Funkionen hinzugekommen, die das Programm grundsätzlich aufwerten, doch das Fehlen praktischer Funktionen aus älteren Versionen werden wahrscheinlich einige Anwender vermissen. Dass sie in späteren Releases wieder eingebaut werden, wurde uns von der Autorin bestätigt. Ferner soll in der nächsten Version die Blockmarkierung im Navigator funktionieren.
Interessant ist die Tatsache, dass vor kurzer Zeit von der französischen Firma OXO, die den Browser WenSuite vertreibt, ein neuer HTML-Editor auf den Markt gekommen ist, der zum ersten mal nicht den Assistent- bzw. Wizzard-Mechanismus als Basis nutzt, sondern die WYSIWYG-Editiertechnologie. Es wird nun spannend, in welche Richtung sich der Penguin weiterentwickeln wird.
Hinweis: Getestet wurde die Version 3.02, es sollte jedoch beim Erscheinen dieses Heftes schon eine Version 3.03 existieren, in der diverse Bugfixes vorgenommen wurden. Updates von Version 3.0 auf 3.02 oder neuer sind auf der HomePage des Autors zu finden.
Preis:
Regulär: 49.95 DM
Update von älteren Versionen: 24,95 DM
Bezug
M.u.C.S. Hannover
Gustav-Adolf-Strasse 11
D-30167 Hannover
http://www.atari-soft.de/
Programmautorin
Mia Jaap
https://www.mia-jaap.de/software/
Literaturhinweis: ST-Computer 11/97, Seite 44 Ralf Schneider "HomePage Pinguin 2 pro"