Whip! Die Virtual Light Machine für Falcon-Anwender

Schließen Sie Ihren Falcon an die Stereo-Anlage auf der einen und an den Farbfernseher auf der anderen Seite an. Dann erleben Sie Ihr buntes, farbenprächtiges und multimediales Wunder mit Whip! Zum Nulltarif!

Der Begriff Virtual Lightmachine erlangte in der Atari-Gemeinde sein Ansehen, als er von Jeff Minter, dem Guru unter den Atari-Spiele-Programmierern, geprägt wurde. Er erfand und programmierte die Lightmachine als Lichtshow für den Jaguar, die psychedelische, atemberaubende Licht- und Farbeffekte produziert, wenn eine Musik CD abgespielt wird.

Jetzt haben auch Falcon-User die Möglichkeit, ihr Wohnzimmer in ein Party-Haus zu verwandeln und passend zur Musik tolle Multimedia-Effekte auf dem Bildschirm oder Fernseher ablaufen zu lassen.
Verdanken tun wir das Präsent der DemoCrew No/Escape, die in diesem Sommer das Programm Whip! als Freeware veröffentlicht hat. Das Besondere an Whip! ist allerdings, dass der Anwender verschiedene Effekte modular nachladen oder sogar eigene Effekte programmieren kann.

Glücklicherweise ist für die Bedienung von Whip! keine Anleitung notwendig, denn sämtliche Bedienungselemente sind auf dem Steuerbildschirm, der ein wenig im Scene-Look daherkommt, verfügbar. In der linken Hälfte des Bildschirms sind die Sound-Elemente, die die Einstellung von Ein- und Ausgangswert über Schieberegler ermöglichen. Unterstützt wird der Anwender durch das 2-Kanal-Oscilloscop.

Whip! empfängt die Audio-Signale über den Mikrofon-Eingang und gibt diese über den Kopfhörer-Ausgang des Falcons wieder aus. Irgendwo dazwischen steckt die gut programmierte Sound-Engine samt DSP, die für die Musik-Auswertung zuständig ist.

Die rechte Hälfte des Bildschirmes zeigt die Programminformationen sowie die geladenen VLM-Module in einer Scrolling-Liste. Bei einigen der verfügbaren Module können verschiedene Einstellungen wie z.B. der Sensibilitätsgrad eingestellt werden, damit der geladene Effekt noch besser auf die eingelegte Musik abgestimmt werden kann.

Als ich den Test schrieb, waren bereits 12 Effekte verfügbar, drei von ihnen wurden von der schwedischen Top Crew "Dead Hackers Society" geschrieben, der Rest stammt von den VLM-Programmierern selbst.

Diese Effekte haben mir eigentlich am besten gefallen:
Classic: klassisches Kaleidoskop mit bunten Effekten
RGB-Split: Drei weich focusierte, gefärbte und sich sanft bewegende Lichter, die weiß aufleuchten, wenn alle drei Farben (rot, grün und blau) die gleiche Farbintensität haben. Bewegungen und Farben können individuell eingestellt werden.
Julia: Fraktal-Grafik
Stars: hübsches 3-D-Sternenfeld
Flight: Eine Serie von Frequenz-Spektren zoomt in Richtung Bildschirm, ähnlich wie der "Flying the bacon"-Bonus-Effekt bei Tempest2000. Extreme Töne verursachen eine zusätzliche vertikale Dimension, die am Rande wieder in etwas kosmischer Weise verschwindet. Ein echter Fantasy-Flug.

Whip! ist sehr anwenderfreundlich und macht viel Spaß (obwohl ich dringend davon abrate, wenn Sie an photosensibler Epilepsie leiden sollten). Ich kann mir allerdings auch einige Kleinigkeiten vorstellen, die man verbessern sollte. So würde ich z.B. vorschlagen, dass die Programmierer eine Schnittstelle zum CD-ROM Laufwerk integrieren, so dass die Musik nicht zwingend extern eingespielt werden muss, sondern direkt über das CD-ROM-Laufwerk abgespielt werden kann. Für versierte Musiker wäre es sicherlich sehr interessant, wenn die Soundausgabe wahlweise auch über den DSP-Pott und die für ihn verfügbaren optischen und digitalen Schnittstellen abgespielt werden könnte.

Ein wenig sollte auch an der Gesamtperformance gearbeitet werden, denn bei Zugriffen auf die Festplatte ruckeln die Animationen gelegentlich, und dabei ist es egal, ob man 4 oder 14 MB RAM in seinem Falcon hat. Einer der wichtigsten Punkte könnte aber die Integration einer Pattern-Verwaltung sein, die es ermöglicht, eine Liste von gewünschten Effekten in einer bestimmten Zeitvorgabe mit weichen Übergängen abzuspielen, so dass man die optische Gestaltung der Party ein wenig mehr vorherbestimmen und automatisch vielseitiger gestalten könnte.

Wie auch immer, das Programm ist schon jetzt klasse und ein echtes muss für jeden Falcon-User. Es soll schon Ex-Falcon-Anwender geben, die den Atari-Raubvogel nur dieses Programmes wegen wieder ausgegraben und zwischen Stereoanlage und Fernseher aufgebaut haben. No, der Programmierer, wird mit Sicherheit die Entwicklung vorantreiben, so dass wir uns auf neue Versionen in den kommenden Monaten freuen dürfen.

Systemanforderungen:
Falcon mit Farbmonitor (RGB,VGA oder TV) und mindestens 4 MB RAM

Bezugsquelle: Mini-Whip!: Spezial-Diskette 10/99
Große Version mit vielen Modulen: Leser-CD 10/99 oder über

http://escape.atari.org

Tips und Tricks

Tip 1:
Stellen Sie Ihren Falcon nicht zwischen Musikquelle und den Boxen auf, da es sonst zu Störungen im Sound kommen kann.

Tip 2:
Wenn Sie nicht all zu großen Wert auf perfekte HiFi-Qualität legen, dann verwenden Sie doch einfach das CD-ROM Laufwerk, das mit Sicherheit über einen Kopfhörer-Ausgang verfügt. Verbinden Sie diesen mit dem Mikrofon Eingang des Falcon, und starten Sie die Musik mit einem Programm wie z.B. dem CD-Player von Alexander Clauss. Dann können Sie Whip! laden und ohne externen CD-Player loslegen.


Shiuming Lai
Aus: ST-Computer 10 / 1999, Seite 10

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