Eine kleine Grafikformat-Kunde

Bei Farbbildern steht man immer wieder vor dem Problem, dass sie jede Menge Platz auf dem Massenspeicher "klauen", was sich bei DFÜ auch in der Geldbörse negativ bemerkbar macht. Deshalb ersann man verschiedene Methoden, den Speicherhunger von Bildern zu begrenzen. Auf der einen Seite gibt es die verlustfreie Datenkomprimierung: Die Bilder werden nur gepackt - nach dem Entpacken sehen sie wieder genauso aus wie vorher (so wie sich auch der Inhalt von Textdateien beim Komprimieren mit Dateipackern wie LHarc oder ZIP nicht ändert).

Demgegenüber steht die "verlustreiche" Komprimierung- ein etwas irreführender Begriff, denn so "reich" an Verlusten müssen die Bilder gar nicht unbedingt sein (s.u., Abschnitt über JPEG). Dabei werden nach einem geschickten Algorithmus nebeneinander liegende Pixel ähnlicher Farbe zu einer einfarbigen Fläche zusammengefaßt, und zwar so, dass das menschliche Auge möglichst keine Veränderung wahrnimmt. Ausgepackt (also wieder in ein Grafikprogramm eingeladen) ändert sich die Größe natürlich nicht: Ein TrueColor-Bild (24 Bit) mit einer Auflösung von z.B.640 * 480 belegt nun mal immer 7372800 Bytes (ggf. plus Dateiheader). Im Folgenden möchte ich Sie über die vier Grafikformate informieren, die (meiner Meinung nach) für Atarianer am wichtigsten sind. (Zumindest beim Export - beim Import ist man natürlich immer auf das Format angewiesen, in dem das fragliche Bild nun einmal vorliegt, aber das versteht sich ja von selbst.)

GEM-Image (Dateiname: *.IMG)

Das kennt natürlich jeder: DAS Atari-Standardformat. Ursprünglich für monochrome Grafiken entwickelt, wurde 1990 im legendären Buch der Gebrüder Geiß "Vom Anfänger zum GEM-Profi" eine Erweiterung für Farbbilder vorgeschlagen (XIMG), die mittlerweile allgemein akzeptiert wurde. Heutzutage kann eigentlich jedes AtariProgramm, das Grafken in irgendeiner Form verarbeiten kann, zumindest mit IMG umgehen. Papillon lädt und sichert allerdings nur IMG-Grafiken mit bis zu 256 Farben, was mit Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen ist, dass es in höheren Farbtiefen gewisse Probleme mit diesem Format gibt.

Bis 256 Farben ist es allerdings gut geeignet, um Grafikdaten zwischen Atari-Programmen auszutauschen. Normalerweise werden IMG-Bilder verlustfrei gepackt andererseits sind mir auch schon farbige IMGs untergekommen, die UNgepackt waren. Keine Ahnung, was der Grund dafür ist.

GIF (Graphics Interchange Format; Dateiname: *.GIF)

Bei GIF-Bildern handelt es sich um Grafiken mit einer Farbtiefe von max. 8 Bit (256 Farben), die verlustfrei gepackt werden. Ursprünglich entwickelt wurde GIF, um Farbbilder in Datennetzen (wie dem Internet) darstellen zu können, die von Rechnern aller Plattformen problemlos gelesen werden können. Damals waren 256 Farben auch genug, denn mehr konnten die damaligen Computer in der Regel eh nicht darstellen.

Etwas später wurde das Format GIF 89a entwickelt, mit dem Animationen und transparente Darstellungen möglich werden. Animationen muss ich nicht weiter erklären. Transparente Darstellungen: Eine Farbe wird als "transparent" deklariert, so dass man bei Flächen, die in dieser Farbe gehalten sind, den Hintergrund durchsiehtwichtig z.B.im WWW, damit der Hintergrund des Browserfensters nicht überdeckt wird. GIF ist bisher das einzige (weitverbreitete/plattformunabhängige) Grafikformat, das mit Transparenz umgehen und Animationen enthalten kann- sowohl aus diesen als auch aus historischen Gründen ist es das Standardformat im WWW (z.B.für Buttons).

GIF eignet sich also, wenn man Bilder mit bis zu 256 Farben in gepackter Form haben möchte - oder wenn man sie im WWW odersonstigen HTML-Texten verwenden will. Auch Graustufenbilder (z.B. gescannte s/w-Fotos) bieten sich für die Sicherung als GIF an - mehr als 256 Graustufen gibt's eh nicht, und wer weiß vielleicht kommen außer Papillon noch andere Programme mit Graustufen-JPEGs nicht so richtig klar?

JPEG (Joint Photographic Expert Group; *.JPG oder *.JPEG)

JPEG ist ein gepacktes TrueColor-Format, dessen Qualität frei einstellbar ist. Bei einer Einstellung von 100% wird verlustfrei gepackt, darunter verlustreich. Bis zu einer Qualitätsstufe von etwa 75% muss man ziemlich genau hinsehen, um die Unterschiede zum Original zu entdecken. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in einer teilweise drastischen Verringerung der Dateigröße. Die resultierende Größe ist immer vom Bildinhalt abhängig und kann stark variieren, hier ein paar kleine Beispiele:

TrueColor-Bild mit einer Auflösung von 464 *839:
Original (TIFF ungepackt): ca. 1,1 MByte
JPEG 100%: ca. 327 KByte
JPEG 80%: ca. 66,2 KByte
JPEG 60%: ca. 40,4KBYte
JPEG 40%: ca. 29,0 KByte

TrueColor-Bild mit einer Auflösung von 1076 *1436:
Original (TIFF ungepackt): ca. 4,4 MByte
JPEG 80%: ca. 197,1 KByte
JPEG 60%: ca. 117,9 KByte

Folglich ist JPEG das richtige Format, wenn man farbige Bilder auf einem Massenspeicher archivieren oder über die Telefonleitung verschicken möchte - gerade bei letzterem spart man durch eine effiziente Datenreduktion bares Geld. Dabei ist es schon erstaunlich: Die Einstellung JPEG 80%" belegt in den o.g. Beispielen nur etwa 5,8% bzw. 4,6% des Platzbedarfs des ungepackten TIFF-Bildes - und dennoch sind Unterschiede zwischen JPEG und TIFF zumindest in der normalen Darstellungsart am Monitor kaum sichtbar - schon eher, wenn man eine höhere Zoomstufe einstellt oder das Bild auf einem hochwertigen Drucker zu Papier bringt.

Allerdings sollte man wirklich nur "fertige" Bilder im JPEG-Format speichern: Ansonsten wird nach jedem erneuten Laden+Sichern auf die eingestellte (verlustreiche) Qualitätsstufe "heruntergerechnet" - die Folge ist, dass die Qualität des Bildes bei jeder Arbeitssitzung schlechter wird. Während man ein Bild bearbeitet, sollte man es also lieber in einem Format sichern, das verlustfrei arbeitet - beispielsweise TIEF. Ich habe nämlich folgende Beobachtung gemacht: Auch bei "JPEG 100%" zeigen sich gewisse Unterschiede zwischen dem eingescannten TIFF-Original und dem JPEG-Ergebnis; zwar nicht in der Pixelanordnung, aber doch in den Farbwerten - ein Phänomen, für das ich keine Erklärung habe. (Vielleicht kann mir da jemand auf die Sprünge helfen...?)

Welche Qualitätsstufe nun die "richtige" ist, muss man allerdings von Fall zu Fall entscheiden: Für meine persönlichen Zwecke nehme ich meistens eine Einstellung von 70 - 80 %, weil das ein guter Kompromiß zwischen Qualität und Platzbedarf ist. Soll das Bild allerdings per Telefonleitung verschickt werden, so ist praktisch jedes Kilobyte wichtig, so dass man ruhig einmal ausprobieren kann, wie das Bild bei einer Qualitätsstufe von 50% aussieht.

Übrigens:

Die Veränderungen, die an einem Bild durch die JPEG-Kompression vorgenommen werden, werden in allen mir bekannten Programmen erst beim nächsten Laden des Bildes sichtbar! Vermutlich, um zu verhindern, dass die Qualität des Bildes bei jedem Zwischendurch-Sichern schlechter wird.

TIFF (Tagged Image File Format; *.TIF oder *.TIFF)

TIFF ist ein universelles Bildformat, welches zum Austausch von Bildern zwischen unterschiedlichen Computerplattformen geeignet ist. Besonders in der DTP-Welt hat sich TIFF als Standard für Pixelgrafiken durchgesetzt. Normale TIFFs sind ungepackt, darüber hinaus bietet Papillon die verlustfreien Komprimierungsmethoden "Packbits" und "LZW" an. Nach meiner Erfahrung wird die LZW-Methode von mehr Programmen unterstützt, einige beharren aber auch auf der ungepackten Variante.

Wenn man Farbbilder in optimaler Qualität haben oder mit professionellen DTP-Programmen weiterverarbeiten möchte, ist man mit TIFF immer auf der sicheren Seite. Einige persönliche Empfehlungen im Schnellüberblick:
IMG für Bilder mit max. 256 Farben, die mit Atari-Programmen weiterverarbeitet werden sollen;
GIF für Bilder mit max. 256 Farben, die auf anderen Computerplattformen weiterverarbeitet oder im WWW verwendet werden sollen;
JPEG für Bilder mit mehr als 256 Farben, die auf anderen Computerplattformen weiterverarbeitet oder im WWW verwendet werden sollen; wenn man Speicherplatz sparen will und/oder eine Qualitätsminderung in Kauf nehmen kann;
TIFF für Bilder mit mehr als 256 Farben, die auf anderen Computerplattformen weiterverarbeitet werden sollen und/oder in optimaler Qualität vorliegen müssen.

Mit diesen vier Formaten ist man eigentlich für alle denkbaren Fälle gerüstet. Dennoch ist es natürlich sinnvoll, dass Papillon noch weitere Im-und Exportformate kennt. Denn es gibt ja immer wieder Situationen, in denen man auf andere Formate angewiesen ist- bspw. beim Datenaustausch mit Windows-PCs, bei denen BMP den gleichen Status hat wie IMG auf der Atari-Plattform.

Tobias Jung

(Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Pro Atari Computerclub)


Tobias Jung
Aus: ST-Computer 02 / 1999, Seite

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite