ArtWorx 2.0 - DTP und Grafikdesign á la CorelDraw?

ArtWorx ist in die zweite Runde gegangen: Seit der letzten Atari-Messe liegt die Version 2.0 vor, die einige interessante Neuerungen enthält. Wir stellen sie der Reihe nach vor.

Artworx ist ein Vektorzeichenprogramm, das in den letzten Jahren kontinuierlich von Application Systems Heidelberg gepflegt wurde. Der eigentliche Funktionsumfang wird besonders durch die Integration von Modulen gesteigert, die dem Programm zusätzliche Features und besonders optimierte Ein- und Ausgabetreiber zur Verfügung stellen. Auf diesem Wege ist ArtWorx zu einem echten "Multiformat-Programm" herangewachsen, mit dem nicht nur einzelne Grafiken, sondern auch technische Skizzen und sogar komplette Layouts (z. B. von Werbehandzetteln) erstellt werden können.

Mit der Version 2.0 unterstreicht ArtWorx nun seinen Anspruch, das leistungsfähigste Vektor-Programm auf dem Atari zu sein.

Zwar gibt es mit CVG und GEM bereits einige leistungsfähige Vektorformate auf dem Atari, jedoch war es bisher praktisch nicht möglich, WMF-Formate zu bearbeiten. Dabei handelt es sich um ein Windows-eigenes Format, das besonders auf Clipart-CDs häufig Verwendung findet. ArtWorx 2.0 liegt nun ein Modul namens "Cromargan" bei, das den Import von WMF-Dateien ermöglicht. Diese können dann im Programm weiterverarbeitet bzw. in ein auf dem Atari verbreitetes Format gewandelt werden.

Man sollte in diesem Zusammenhang aber beachten, dass das WMF-Format einigen Beschränkungen unterliegt, die sich aus einigen Unzulänglichkeiten früherer Windows-Versionen ergeben und die natürlich auch ArtWorx nicht aufheben kann. So gibt es z.B. keine Bezierkurven, die Bearbeitung von Pfaden ist nur sehr eingeschränkt möglich, und auch die Genauigkeit läßt zu wünschen übrig. Um diese Einschränkungen zu umgehen, führte Microsoft mit Windows95 EMF als Nachfolger des WMF-Formats ein. Die Bildschirmausgabe wird unter Windows95 vom GDI erledigt, das im Prinzip mit dem VDI des Ataris zu vergleichen ist. Das EMF- Format setzt dieses GDI bindend voraus, weshalb es von ArtWorx beim Import einer entsprechenden Datei nachgebildet werden muss. Das Atari-VDI oder das NVDI kann jedoch nicht alle Teile des Windows-GDI emulieren, und so ist auch der EMF-Import in ArtWorx nur sehr eingeschränkt nutzbar. Die Programmierer des Cromargan-Moduls optimierten den Treiber auf EMF-Dateien, die mit CorelDraw erzeugt wurden. Tatsächlich ist es uns nahezu nicht gelungen, EMF-Dateien aus anderen Programmen zu laden. Umgekehrt arbeitet aber auch Corel hervorragend mit EMF-Dateien zusammen, die mit ArtWorx erzeugt wurden.

Unterstützung von GEMScript

GEMScript ist ein Protokoll zur Kommunikation zwischen zwei Programmen. Seit der Version 1.6 arbeitet auch ArtWorx mit diesem Protokoll zusammen. In der neuen Version 2 werden zwei neue Befehle unterstützt, die den Export von ArtWorxDateien in Pixelformate ermöglichen. Dazu ist neben dem MagiC-Scripter auch NVDI 5 und Papillon 3.03 oder ein anderes GEMScript-fähiges Pixelgrafikprogramm zwingende Voraussetzung. Die Größe des zu erzeugenden Bildes ist abhängig von der Größe der Auflösung, diese kann zwischen 20 und 720 dpi liegen. Ein im Druck zu verwendendes Bild sollte nicht über eine Auflösung von unter 300 dpi verfügen. Das zu erzeugende Format wird einfach durch die Endung des Dateinamens festgelegt. Wollen Sie also eine GIF-Datei erzeugen, so sollte der Extender *.GIF lauten. Generell werden alle Farbtiefen bis 24 Bit unterstützt, wobei natürlich nicht alle Dateiformate diese auch unterstützen.

Zeichen auf verschiedene Ebene

Ein weiteres herausragendes Merkmal ist die Unterstützung von mehreren Ebenen oder Layem. Bei Layem handelt es sich um verschiedene "Schichten" einer Grafik, die Sie nach Belieben kombinieren können. Vorteil dieser Technik ist in erster Linie, dass Sie verschiedene Teile einer Grafik unabhängig voneinander bearbeiten können. So können z.B. Objekte im Vordergrund bearbeitet werden, ohne dass Objekte im Hintergrund davon beeinflußt werden.

ArtWorx unterstützt 32 dieser unabhängigen Ebenen. Jeder Ebene können bis zu drei Eigenschaften zugewiesen werden:

Die Arbeitsweise ist dabei sehr einfach und übersichtlich gelöst. In einer Dialogbox werden die verschiedenen Ebenen verwaltet und aufgelistet. Definiert man nun eine neue Ebene, so werden alle anschließend neu angelegten Objekte dieser Ebene hinzugefügt. Nun können diesen Ebenen die oben beschriebenen Eigenschaften zugewiesen und aktiviert bzw. gelöscht werden. Der Import von so er- zeugten und bearbeiteten Dokumenten in Versionen kleiner als 2.0 funktioniert trotzdem noch, da hier die Ebenen einfach ignoriert und die Datei als Ganzes betrachtet wird.

Mehrfachselektion

Eine weitere Neuerung betrifft das Bearbeiten von Pfaden auf Stützpunktebene: Ab sofort ist hier eine Mehrfachselektion möglich, um damit mehrere Objekte auf einmal zu verschieben. Dazu werden die gewünschten Stützpunkte einfach bei gehaltener Shift-Taste nacheinander selektiert.

Persönliches Fazit

ArtWorx ist ein weiteres Atari-Programm, das in seiner Kompaktheit und seinen effektiv einsetzbaren Funktionen die Leistungsfähigkeit heutiger Atari-Programme unterstreicht. Ich selbst setze das Programm vom Logo-Design (in der Vorstufe zu Calamus) bis hin zum Layout-Tool für Visitenkarten und anderen Geschäftspapieren mit wachsender Freude ein, obwohl ich auch vergleichbare Programme auf anderen Plattformen laufen habe. Bedenkt man, dass durch den Illustrator und EPS-Postscript-Export sogar die direkte Weitergabe der erzeugten Dateien an eine Druckerei möglich ist, dann handelt es sich bei ArtWorx eigentlich um ein bisher weit unterschätztes Programm, das jeden falls auf der TOS-Plattform konkurrenzlos dasteht.

Die Neuerungen der 2.0-Version rechtfertigen den Update Preis von Version 1.6 (DM 39,-) auf jeden Fall. Besonders die Arbeit auf verschiedenen Bildebenen ist sehr gut gelungen und macht die Arbeit sehr viel effektiver. Aber auch das neue Importmodul weiß das Programm sinnvoll abzurunden.

Einziges Manko ist, dass auch die neue Version nur eingeschränkt auf dem Hades nutzbar ist. Auf dessen Nova-Karte kommt es nämlich immer wieder zu Fehlfarbdarstellungen, obwohl ein Extra-Modul dieses eigentlich verhindern soll. Da der Hades gerade in Publishing-Kreisen (also der Zielgruppe von ArtWorx) einige Verbreitung gefunden hat, sollte hier schnellstens mit Hades-Usern zwecks einer Nachbesserung Kontakt aufgenommen werden.

Ansonsten versieht ArtWorx aber sowohl unter Single-TOS als auch unter N.AES und MagiC vorbildlich seinen Dienst und kann rundum empfohlen werden.

Preis:
ArtWorx 2.0: 99 DM
Upgrade von Version 1.6: 39 DM

Bezugsquelle:
Application Systems Heidelberg
Postfach 10 26 46
D-69016 Heidelberg
http://ash.sww.net


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 01 / 1999, Seite 15

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