Calamus entdecken - 1. Schritt

MGI Calamus SL ist ein weitverbreitetes, professionelles Layout-, Satz- und EBV-Programm - Man kann allerdings eine gewisse Scheu dem Programm gegenüber bei den Gestaltern und Setzern feststellen, die Calamus „schon mal gesehen" haben.

Irgendwie ist Calamus anders.

Wer zum ersten Mal einem Calamus-Anwender über die Schulter blickt, erschrickt, ist sogar entsetzt: Es sind „unüberschaubar“ viele Symbole da; die Arheit geht so schnell vonstatten, daß man als Zuschauer „nichts begreift“.

Die Funktionsvielfalt, die Calamus bietet, zeigt sich direkt auf der Programm-Oberfläche. Wer bisher noch nie mit Calamus gearbeitet hat, wohl aber „ähnliche“ Programme wie Quark XPress, Photoshop, Illustrator o.ä. gesehen (oder genutzt) hat, wird meist erschlagen von der Fülle verschiedenster Icons, die sich dem unbedarften Zuschauer oder Erstanwender präsentieren. (Daß man mit nur einem Blick auf den Bildschirm nur einen Bruchteil der Funktionen sieht, tröstet in diesem Moment natürlich nicht.)

Wir sind gewohnt, unsere Welt mehr visuell als akustisch wahrzunehmen. Dabei überwiegen Symbole, die uns bekannt Vorkommen. Jeder Buchstabe einer Schrifttafel, die uns den Weg zum Ziel zeigen will, ist ein Symbol.

Aber auch das große weiße P auf blauem Grund, das uns zum Ausruhen und Pausieren einlädt, ist ein Symbol. -Ebenso mittlerweile das pinkfarbene Telefonhäuschen oder die sich drehende Weltkugel.

Die Symbolsprache unserer modernen Welt ändert sich ständig. Dabei stellen wir oft fest, daß uns diese Veränderungen beunruhigen. Das passiert immer dann, wenn uns die Veränderungen zu schnell geschehen oder wir trotz scheinbar ausreichender Ruhe doch nicht die Zeit finden, neue Symbole wahrzunehmen, zu verstehen, zu verinnerlichen und dann intuitiv wiederzuerkennen.

Wenn wir aber Schritt für Schritt an eine neue Welt und ihre für uns neuen Symbole herangeführt werden, kann das genaue Gegenteil eintreffen: Es macht uns auf einmal Spaß, uns immer weiter vorzutasten, immer mehr zu entdecken und unsere eigenen Fähigkeiten auszuweiten.

Niemand kann auf Anhieb autofahren. Wer würde annehmen, ohne irgendeine Hilfe ein Flugzeug-Cockpit bedienen zu können? Schon beim Computer, seiner Tastatur und den unterschiedlichen Bildschirm-Oberflächen trennt sich Wagemut von Hemmschwelle. Vor allem ältere Menschen, die in ihrer jugendlichen Lernphase nicht mit dem Computer aufwachsen konnten (oder mußten?), trauen sich oft nicht, einfach mal draufloszudrücken oder mit der Maus mal hier, mal da zu „klicken“. Auch die verenglischte neue Computer-Fachsprache schreckt Menschen, die Englisch nicht gelernt haben, verständlicherweise ab. Oder würden Sie selbstsicher draufloslegen, wenn man Ihnen sagt: „Draggen Sie einfach mit dem Maus-Cursor die Rubberbox auf das Icon und doppelklicken Sie anschließend auf dem Desktop mit rechts, während Sie Shift und Control festhalten“?

Neue Welten kennenzulernen, muß nicht mit solchen Schreckgespenstern, Hemmschwellen und Hürden beginnen. In jeder Welt, in die man sich hineinwagt, wird man rasch das eine oder andere Detail erkennen, das einem aus den anderen Welten, in denen man sich bisher bewegte, vertraut vorkommt. Daran hangelt man sich weiter vorwärts und gewinnt immer mehr festen Boden unter den Füßen. Schließlich kann man sich frei bewegen, weiß die neuen Entdeckungen richtig einzuordnen und kann sich das neuerschlossene Terrain „untertan“ machen.

Genau dies ist auch der Ansatz, die Calamus-„Welt“ zu entdecken.

Calamus ist ein leeres Druckerei-Gebäude

Sie wissen längst, daß Calamus ein DTP-Programm sein soll. DTP steht für esk op ublishing, ein Schlagwort aus dem Englischen, das in den 80er Jahren mit der Entwicklung der Grafik-Computer zu erschwinglichen Geräten aufkam und den Wunsch widerspiegelt, mit einem Computer an einem Schreibtisch sämtliche Arbeitsschritte ausführen zu können, die nötig sind, um zu publizieren.

Publizieren wiederum steht normalerweise für das Veröffentlichen von Büchern, Zeitschriften, Broschüren, Magazinen. Ein Computerprogramm, das diese Arbeiten ermöglicht, ist automatisch mehr als eine Satzmaschine. Es kombiniert Text mit Graphiken, unterstützt verschiedenste Seitenformate, vollständige Farbigkeit, Illustrationen und Gestaltungselemente. Es kann sowohl auf Belichtermaschinen als auch auf normalen Laserdruckern, Tintenstrahldruckern ausgeben, versteht die gängigen Datenformate, um Daten zu importieren und zu exportieren -schlicht: um zu produzieren.

Somit kann man ein solches Computerprogramm natürlich nicht nur zum Publizieren im klassischen Sinne nutzen, sondern auch alle üblichen Akzidenzen wie Visitenkarten, Briefbogen, Einladungen, Plakate, Schilder und vieles mehr erstellen.

Und wir sind da angelangt, wo Calamus schon bereitsteht, als eine leere Halle, als ein Druckerei-Gebäude, das auf die Chefin oder den Chef wartet, der das Gebäude einrichtet, die Produktionsabläufe in der Hand hält, die Produktpalette (und damit das Firmenprofil) dieser Druckerei definiert.

Vor uns liegt das leere Programmgerüst, das wir in den nächsten Schritten langsam und sinnvoll füllen werden, unseren grundsätzlichen oder auch speziellen Bedürfnissen der täglichen Arbeit angepaßt.

Was will ich produzieren?

Internet-Publishing, das mit virtuellen, sich ständig ändernden Seitenformaten, Schriften und Darstellungsmöglichkeiten aufwartet, ist ein Medium, das mit Calamus SL momentan nicht bedient wird.

Print-Medien!

Da Calamus eine klassische Druckerei repräsentiert, bedarf alles, was wir in Calamus produzieren wollen, eines Trägermaterials. Wir gehen zunächst von Papier als Werkstoff aus und denken dabei natürlich direkt an Seiten, die aus dem Papier geschnitten werden sollen.

Um Seiten nutzen zu können, wird das Seitenmontage-Modul benötigt. Hier lassen sich alle wichtigen Werkzeuge finden oder installieren, die mit der Verwaltung von Seiten zu tun haben.

Denken Sie ruhig an:

Alles, was auf einer Seite als Inhalt plaziert (und später gedruckt) werden soll, muß in Calamus „im richtigen Rahmen“ stehen. So wie schon im Bleisatz nicht jeder Bleibuchstabe lose in einer Druckmaschine „rumklapperte“, sondern in Textblöcken sauber zusammengebunden in einem Druckrahmen eingeschlossen war, so stehen auch die gestalterischen Elemente einer Calamus-Seite in Rahmen.

Um Rahmen nutzen zu können, wird das Rahmenbearbeitung-Modul benötigt. Hier finden Sie einen enormen Fundus verschiedenster Rahmentypen, Werkzeuge, Einstellmöglichkeiten und Kontrollfunktionen, um quasi alles, was in Calamus gestaltbar ist, auch zu gestalten.

Wie wird das Gebäude gefüllt?

Um das Druckerei-Gebäude „Calamus“ einzurichten, braucht es natürlich keiner Hebekräne für die Druckwerke, keiner Gabelstapler für die Papier-Riese und auch keiner Werkzeugkoffer. Sie haben im Programmordner MODULE bereits alle Werkzeuge parat, die für den Anfang nötig sind.

Die Module, die als Arbeitsabteilungen in Calamus installiert werden, müssen - wie im richtigen Leben - einmalig eingerichtet werden. (Stellen Sie sich vor, Sie müßten jeden Morgen Ihre 7-Farben-Offsetdruckmaschine neu installieren ...)

Laden Sie jetzt die beiden schon erwähnten Module:

Sie gehen wie folgt vor:

  1. Fahren Sie mit dem Mauszeiger ins Datei-Menü.
  2. Suchen Sie dort den Menü-Eintrag „Externe Module“.
  3. Klicken Sie auf diesen Eintrag. Der nachfolgende Dialog erscheint:
  4. Klicken Sie auf den Button „Laden“:
  5. Es öffnet sich eine Dateiauswahlbox, in der Sie verschiedenste Module (mit der Datei-Endung .CXM) sehen:
  6. Geben Sie in der Auswahl-Zeile den Modulnamen „SEITEN“ ein. Das entsprechende Modul wird selektiert und kann nun mit einem Klick auf den OK-Button geladen werden. 7.Wiederholen Sie diesen Ladevorgang mit dem ,.RAHMEN“-Modul. Anschließend sehen Sie die beiden Module im nun schon vertrauten Dialog „Externe Module“ aufgelistet:
  7. Ebenfalls sehen Sie jetzt, daß sich in der Modulleiste des Calamus neben dem Klemmbrett-Symbol zwei neue Symbole „eingenistet“ haben:

    Dies sind die beiden Modul-Symbole für das Seiten- und das Rahmen-Modul.
  8. Klicken Sie abwechselnd auf die beiden Symbole (englisch: Icons) und beobachten Sie, wie sich das Befehlsfeld am linken Bildschirmrand nach jedem Klick verändert:

Jetzt wissen Sie, wie Module geladen werden. Doch eine Übersicht über alle verfügbaren Module und Treiber wäre genau an dieser Stelle richtig, damit wir anschließend gemeinsam eine optimale Grundzusammenstellung der wichtigsten Module laden können.

Hier ist diese (alphabetisch sortierte) Übersicht, die alle Module bestimmten Anwendungsbereichen (Abteilungen) zuordnet. Zukaufmodule sind mit einem Stern * markiert, Shareware-Module mit einem +.

Übersicht über alle Module

Modul Anmerkung Beschreibung
Seitenbearbeitung:
AUS_98 Ausschießmodul
AUS_LT Ausschießmodul light
NAVGATOR * Navigator
SEITEN Seiten-Modul
Rahmenbearbeitung:
ALIGN98 * Align-Tools
KOORDI98 * Koordinatenmodul
MESSEN * Vermessungsmodul
PASSER * Schnitt-/Passermarken
POSITI98 * Positioner
RAHMEN Rahmenbearbeitung
SELEKT98 * Selekt-Modul
TOOLBOXP * Toolbox PLUS
Rund um den Text:
EDDIE * Eddie
EDDIE_L Eddie light
INDEX98 * Indexer
LAUFWE98 * Laufweiten-Manager
MAKR098 * MakroManager
PERSON98 * Personalisierung
RL_S_E98 * Rasterfl./Linienrahmen S&E
RULSTUFF Zeilenraster aus
TEXT Text-Modul
TEXTSTIL Textstil-Modul
TU NE AL Textlineal: relative Tabs aus
TS_S_E98 * Textstile S&E
Farb-Bearbeitung:
CYMKSWAP CYMK Plane Swapper
FARBFORM Farblisten-Konverter
FARB_SEP 4-Farbseparation
F0C0LT0N Focoltone Farbpalette
GRAUNK98 * Grau-nach-K-Konvert
FRANKL98 FrankLIN
FRANKLLT FrankLIN light
HSTOGRAM Histogramm
HKS * HKS Farbpalette
PANTONE * Pantone Farbpalette
Zur Gestaltung:
BLEND * 3c-Farbverlaufmodul
DREHEN Bilder drehen
FILTER * Filter-Modul
LINIEN Linienrahmen
L_ART 151 * LineArt Vektorgrafik
MERGE * Merge-Modul
PAINT * Paint
PHOTOUCH * PhotoTouche
PINSEL Pinselmodul
RASTCACH RasterGenerator
RASTER Rasterrahmen
SPEEDLIN Speed-Line
STARPRO * StarScreening
STARSCR * StarScreening light
STEREO * StereoMagiC (3D-Bilder)
VEKTOR Vektorbearbeitung
VERLAUF Profi-Verlaufmodul
Produktion & -Sicherheit:
BARCODE * Barcode-Modul
BOMBADIL + Bombadil
CALPLOT * Plotmodul
CALVIN * Calvin
CPAPIER * Papiersimulation
DOKTOR + Dokument-Doktor
GROBDAT Grobdaten-Darstellg.
LIN Ausgabelinearitäten
NOJJMIT unbegr. Druckauflösung
SETDATE * Datum, Zeit und Dateiname
Import, Export, Ausgabe:
BRIDGE * Bridge
CALIPSO * Calipso
DOKKONV Dokument-Konverter
GDPS * GDPS-Modul
IPS0_LT * Calipso light
JOBMAN96 * Jobmanager
Schriftbearbeitung:
FNT_SH0W * Font-Show
FONTJONG " FontJongleur
Arbeitshilfen:
AS_EDIT * CXmü-Befehlsfelder-Editor
DOCINFO * Dokumenten-Information
FARBGRAU Umschaltung Farbe/Grau
FEINDAT * Feindaten-Manager
HELPTEXT Hilfstext-Modul
HILFSLIN * Hilfslinien (as)
HLINE94 * Hilfslinien (invers)
HLINIEN Hilfslinien-Modul (SL)
KOLLEKT * Vektorgrafiken auflösen
KOMPRESS Bildkompression
LIBERTY * LIBerty
NOTIO * Notio
NOTIO_RE Notio Reader
SORT98 * Sortiermodul
SYSTEN Systemparameter
VIRTUAL * Virtualisierer
WOPPER * Fenster anordnen
Zusatzmodule:
GRIDPLAY * Gridplay, 1. Spielemodul
UHR * Uhr-Modul

Diese Liste ist natürlich ständigem Wandel unterworfen und repräsentiert in dieser Form den Stand zur Drucklegung dieses Artikels (10/1998).

Der 2. Schritt, beim nächsten Mal:

Vom Großen zum Kleinen Jetzt wird eingeräumt Schriften und Treiber laden

(Aus presserechtlichen Gründen sind wir verpflichtet darauf hinzuweisen, daß der Autor der Exklusiv-Distributor vor MGI Calamus SL in Europa ist)


Ulf Dunkel
Aus: ST-Computer 11 / 1998, Seite 45

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