B/Stat - Statistisches Analyse- und Grafikprogramm

In vielen Fachbereichen kommt man heute ohne Statistik nicht mehr aus. Wer dann seine Arbeit auf dem ATARI schreiben will, tut sich schwer auf der Suche nach einem Statistikprogramm.

Bei dieser Suche stieß ich auf B/Stat, testete es ausführlich und habe jetzt die Vollversion erworben. Mit ihr kommt v.a. ein ausführliches, gut geschriebenes Handbuch, dessen erste Hälfte die Bedienung, die zweite ein Statistiktutorial von immerhin 66 Seiten im US-legal-Format enthält, so dass man auch genau weiß, was man da tut bzw. tun kann. Auf Grund seiner guten Online-Hilfe und einer sog. "Coach"-Routine zur Verfahrensfindung ist B/STAT auch ohne das Handbuch benutzbar, sofern man die englischen Fachausdrücke beherrscht.

Was interessiert mich als Anwender? Systemvoraussetzungen

B/Stat ist in GFA-Basic 3.5 eigentlich für den ST geschrieben, läuft aber auf meinem TT mit Großbildschirm dank Emulator problemlos. Man sollte mindestens 2 MB Plattenspeicher und RAM haben: Das Programm belegt allein schon fast 800 KB, weitere Dateien noch mal ca. 100 KB; allerdings gibt es für Leute mit wenig Speicherplatz in der Vollversion gedrittelte Programmversionen (d.h. je ein kleineres Basis-, Statistik-, und Graphikprogramm), die auch auf kleineren Rechnern laufen.

Das Programm kommt ohne Schnörkel und Verzierungen daher, aber die Zukunft des TOS hängt wohl eher davon ab, ob man damit arbeiten kann, als vom 10. Bildschirmschoner im 3-D-Look...

Laden/Speichern/Kompatibilität -Datenmanagement

Fertige Datensätze verarbeiten:

Neben natürlich den eigenen lädt und speichert B/Stat:

Neue Daten sind in eine Arbeitstabelle ("spreadsheet", s. Beispielabbildung) zu editieren.

Überschriften für Spalten und Reihen können natürlich frei eingetippt werden, das Programm generiert aber auf Wunsch bereits automatisch Wochentage, Monatsnamen oder Numerierung (wahlweise mit Sprung); Datumsangaben können in 13 Varianten ausgegeben werden.

Die Kapazität der Arbeitstabelle erlaubt bis 104 Spalten ('variables') und eine davon abhängige Anzahl von Zeilen ('rows'), das reicht von beispielsweise 22.274 Zeilen bei 1 Spalte bis 2.168 Zeilen bei 104 Spalten. Das dürfte für die meisten Anwendungen genügen, zumal Zeilen gegen Spalten jederzeit leicht gedreht ('flip') werden können. Die Spalten können auch einzeln gespeichert/geladen werden, um sie von einer Tabelle in eine andere zu bringen.

Rechnerische Verarbeitungsmöglichkeiten

Die mathematische Arbeit mit den Variablenspalten geschieht durch Eingabe eines Kommandos in der Kommandozeile, wie z.B. "a+b". So werden ca. 30 verschiedene arithmetische oder finanzmathematische Kommandos verstanden.

Aus 2 Spalten kann eine Matrix in beliebigen Vorgaben berechnet werden. Einzelne Spalten lassen sich auf 30 weitere Arten wandeln, z.B. in Fakultät, trigonometrisch, logarithmisch, in Standard-Normalverteilung zu 1 usw. Auch lassen sich Berechnungen auf Unter- und Obergrenzen beschränken.

Statistische Analysen sind natürlich der Schwerpunkt und daher in 3 Anwendungsbereiche gegliedert;

Das Stats-1-Menü bietet:

Beispiel der "Beschreibenden Stetistikdaten" in B/Stat

Das Stats 2 Menü enthält die Parameterprüfungen von Verteilungen:

Das Stats 3-Menü liefert schließlich:

unter dem Menüpunkt [Miscellaneous] verbirgt sich 'Crosstabs', ein Zählverfahren mehrelementiger Werte, z.B. für Histogramme. Weiter eine Differenzzählung zwischen den Zeilenwerten einer Variablenspalte; und zuletzt die 'Box Cox Transformation'.

Wo die Möglichkeiten der Algorithmen enden, wird auf die ebenso vorhandenen Tabellen verwiesen, welche die kritischen Grenzwerte darbieten, nämlich zum:

Kolmogorov-Smirnov Test

Graphische Darstellungsmöglichkeiten

Sehr gut: Man braucht sich die Be-maßung der Koordinaten und Kästchen nicht selbst mühselig herauszufieseln, was ich in anderen Programmen stets als sehr lästig und ablenkend empfunden habe. B/Stat bietet automatisch wirklich optisch sehr gute Lösungen an, die sich aber selbstverständlich leicht ändern lassen. Man kann diese Konfigurationen natürlich auch speichern und bei Bedarf wieder laden.

Die Präsentationsvarianten sind extrem vielfältig sowohl in Farbe als auch schwarz/weiß, und lassen sich in diesem Artikel nur anreißen; Dinge, die ich noch nie gesehen habe, kurz: Ich habe nichts vermißt.

Einige Beispiele sind: Blasengraphik, gegenständige Balkengraphik, Fließbalken, Polarplots, 3-D-Linien, oder Pyramiden; selten zu finden die Sterngraphik, 'Box-Whisker' = Kasten mit 'Schnurrhaaren' - kennt jemand dazu einen deutschen Fachausdruck?

Dazu kommen 12 speicherbare Linien-, Punkt- und Füllstile, Tortengrafik-und Hintergrundstile, auch mit Verlauf sowie über 100 Einstellungsvorschläge für bezeichnete Farben.

Für die Graphiken lassen sich alle erdenklichen Beschriftungsmöglichkeiten voreinstellen, sie sind zudem noch frei verschiebbar und mit den üblichen Fonteinstellungen zu versehen. Hervorzuheben ist, dass B/Stat gut mit Speedo 5.0 zusammenarbeitet. Mit der neuesten Speedo-V 5.5x erscheint allerdings im Gegensatz zur V 5,0c die Beschriftung des linken Randes von Graphiken eng linksbündig, so dass Maßzahlen über 1000 in den Kasten ragen können, und die schnelleren Routinen erfordern manchmal ein Redraw, wenn Zeichen "verschluckt" wurden (zumindest im TT-RAM; auch in anderen Programmen).

Zum Speichern/Export der Graphiken

Ich bevorzuge die *.GEM (Metafile-)-Speicherung, die ich entweder direkt perfekt in That's Write einbauen kann, oder ich wandle sie anschließend problemlos mit Meta-Bit und erhalte sehr schöne, bildschirmfüllende IMGs in hoher Auflösung, um sie in Zeichenprogrammen nachzuarbeiten. Weitere Speichermöglichkeiten sind DEGAS, IMG-direkt (dann nur in ST-Bit Map-Auflösung), TIFF (diese ungepackte Variante wird superschnell von GrafTool gelesen, auch von WordfW, WPerf ab 6.1, nicht von That's Write, in papyrus-Demo nicht prüfbar und BMP).

Kleinere Zeichenfunktionen kann man auch direkt in B/Stat durchführen.

Druckausgabe

Man kann auch direkt aus dem Programm drucken, was ich jedoch wegen der Weiterverarbeitung der Graphiken nie benutze. Vorgesehen sind Screendumps spez. EPSON, HP oder übrige. Weiter gibt es diverse GDOS-Einstellmöglichkeiten.

Schwächen

Das waren die Leistungen, es gibt auch einige Schwächen:

Zwar habe ich den Editor nicht zum Absturz bringen können, wohl aber den Graphikteil, wenn nämlich die vorgesehene und im Handbuch beschriebene Datenstruktur nicht eingehalten wird, so z.B. versucht wird, einen Datensatz logarithmisch darzustellen, in dem sich versehentlich irgendwo eine negative Zahl "versteckt" hält. Also fertig eingetippte Datensätze vor der Verarbeitung sichern. Nicht nur Programm und Handbuch liegen komplett in Englisch vor, sondern auch die Auswahl der Verfahren ist eher englischer Lehrbuchstandard.

Es gibt keine Shortcuts; aber die sind, solange man nicht riesige Routinearbeiten vor hat, wohl auch nicht so wichtig. Da man also die rechte Hand für die Arbeit mit der Maus benötigt, ist die linke dann frei für die ungewohnten, aber sinnvollen Betätigungen mit[Fl].

Zusammenfassend

Insgesamt ist dies ein Programm sowohl für den Nichtprofi, z.B. also den Studenten, der auf ein Statistikprogramm angewiesen ist, ohne Statistik studiert zu haben; aber auch für den Profi, der schnell einen Überblick gewinnen will, ohne die aufwendigen Profi Programme bemühen zu wollen. Eine Bestellung direkt aus Canada ist perfekt abgewickelt worden, so dass man vor einer solch großen Lieferdistanz keine Scheu zu haben braucht.

Postanschrift des Programmautors:

Robert W. Wilson,
2677 Council Ring Rd;
Missisauga, Ontario L5L 1S6;
Canada.


Hans J. Holm
Aus: ST-Computer 02 / 1998, Seite 30

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