Seit kurzem liegt das Disketten- und Festplattentool DISKUS in einer neuen Version vor. Grund genug, sich wieder einmal näher mit dem Programm auseinanderzusetzen, da der letzte ausführliche Test nun schon geraume Zeit zurückliegt.
Bei DISKUS handelt es sich um ein Utility, das neben den üblichen Funktionen eines Diskeditors (Bearbeiten von Disketten und Festplatten unter Umgehung des Dateisystems) noch eine Reihe zusätzlicher Möglichkeiten bietet, die bei der täglichen Arbeit oder in Notfällen gute Dienste erweisen.
Die Lieferung von DISKUS erfolgt auf einer DD-Diskette zusammen mit einem umfangreichen Handbuch im praktischen DIN-A5-Ringordner. Die Anleitung ist gut verständlich, verwirrt aber unter Umständen an manchen Stellen, da sich einige wenige Abbildungen noch auf ältere Versionen des Programms beziehen und leider nicht mehr mit dem aktuellen Erscheinungsbild übereinstimmen. Besonderes Lob verdient die Zusatzdokumentation (deren Umfang mehr als 40% des Handbuchs ausmacht), die ausführlich das nötige Grundwissen über Disketten und Festplatten vermittelt und nützliche Tips und Tricks verrät. Gerade als Einsteiger sollte man sich diese Grundlagen aneignen, da man sonst mit DISKUS sehr viel Schaden anrichten kann! Das Stichwortverzeichnis rundet den insgesamt sehr guten Eindruck des Handbuchs ab.
DISKUS kann direkt von der Originaldiskette gestartet werden, eine Installation mit den persönlichen Daten ist nicht mehr notwendig. Vorher sollte man jedoch eine Sicherheitskopie der Diskette anfertigen, was erfreulicherweise problemlos möglich ist, da kein Kopierschutz vorliegt.
Nach dem Start von DISKUS erscheinen zunächst zwei Fenster, von denen das größere den Bootsektor des aktuellen Laufwerks anzeigt. Das Fenster am unteren Bildschirmrand enthält Buttons zur Navigation innerhalb des aktuellen und der angeschlossenen Medien sowie einige Statusinformationen.
Ein Blick in die Menüleiste offenbart den großen Funktionsumfang, aber leider auch, dass sich DISKUS mit den Tastaturkürzeln nicht vollständig an den gängigen Standard hält, da ^W und ^U nicht mit Wechseln bzw. Schließen von Fenstern belegt sind und sich die Cursortasten im Datenfenster zusammen mit Shift nicht wie erwartet verhalten. Unschön ist auch, dass sämtliche Dialoge von DISKUS zwar tastaturbedienbar sind, jedoch nicht in Fenstern liegen, was sich insbesondere bei langwierigen Operationen störend bemerkbar macht, da der Rechner in dieser Zeit nicht mehr für andere Dinge benutzt werden kann.
DISKUS erlaubt es, jedes FAT-kompatible Speichermedium auf Sektor- und Clusterebene zu untersuchen; dabei werden neben ATARI-Medien auch Partitionen auf DOS-Medien mit einer Größe von bis zu 2 Gigabyte unterstützt. Im Datenfenster erscheint dabei der aktuelle Cluster bzw. Sektor; in der zeilenweisen Darstellung stehen links immer 16 Bytes in Hexadezimalnotation, auf der rechten Seite werden diese im ATARI- angezeigt. Mit Hilfe eines Cursors ist es möglich, die Daten frei zu verändern, entweder als Zahlen im linken Feld oder direkt als Text auf der rechten Seite, wobei DISKUS hier sogar ein Popup für nicht direkt auf der Tastatur erreichbare Zeichen bietet. Leider läuft die Eingabe - wie auch das Scrollen im Datenfenster - auf meinem Falcon alles andere als flüssig, so dass bei normaler Tippgeschwindigkeit
viele Zeichen verschluckt werden.
Eine sehr angenehme Eigenschaft des Datenfensters ist seine Kontextsensitivität: Je nach Inhalt werden bei gehaltenem Mausklick auf bestimmte Bereiche der Anzeige die dort stehenden Informationen als Klartext in der Infozeile des Fensters dargestellt. So erscheint beispielsweise bei einem Klick auf die Datumsangabe "ED lA" in einem Wurzelverzeichnis die Anzeige "Erzeugungszeit: 13.07.1993". Außerdem wird, falls man einen im Datenfenster sichtbaren Verzeichniseintrag doppelt anklickt, zum Startcluster der betroffenen Datei gewechselt.
Neben der eben erwähnten Verzweigung mittels Doppelklick ist mit Hilfe des bereits erwähnten Buttonfensters eine sehr effektive Navigation innerhalb eines Mediums möglich. Man kann direkt zum Bootsektor, zu den Wurzelverzeichnis oder zum ersten Datencluster springen oder sich sektor bzw. clusterweise vor und zurück bewegen, wobei letzteres auch logisch, also an der vorliegenden Verknüpfung der Cluster orientiert, möglich ist. Ist ein XHDI- oder der DISKUS-interne Treiber aktiv, lässt sich auch direkt auf einen bestimmten Sektor der Festplatte zugreifen, unabhängig von Partitionierung oder Dateisystem.
Zusätzlich bietet DISKUS zwei gesonderte Ansichten der FAT. In der ersten wird die gesamte FAT auf einen Blick dargestellt, wobei mehrere Cluster zu einer Anzeigeeinheit zusammengefaßt werden. Die zweite zeigt jeden Cluster einzeln und ermöglicht es bequem, einen bestimmten Cluster in das Datenfenster einzulesen oder die Verknüpfung zu ändern. Für diese FAT-Darstellung
wäre noch die Möglichkeit wünschenswert, einzelne Clusterketten farblich oder durch Invertierung hervorzuheben und innerhalb des FAT- zu einem bestimmten Cluster springen zu können.
Bei Disketten kann DISKUS noch einen Schritt weitergehen. Über den dann zugänglichen Button "Track" kann eine komplette Spur einer Diskette eingelesen werden, wobei nicht nur die Datenbytes, sondern auch die
während der Formatierung aufgebrachten Adreß-, Synchronisations- und
Lückenbytes erfaßt werden. Die Darstellung erfolgt zur besseren Unterscheidung in verschiedenen Schriftattributen.
Des weiteren bietet das "Track"-Menü die Möglichkeit, eine Diskettenspur zu analysieren, zum Beispiel um die physikalische Reihenfolge der Sektoren oder die Ursache eines Lesefehlers zu ermitteln. Der Menüpunkt "Reparieren"
versucht, den Inhalt eines Tracks mit beschädigten Sektoren zu reparieren. Dazu wird der alte Inhalt so komplett wie möglich eingelesen, der Track neu formatiert und danach wieder neu beschrieben. Allerdings ist dadurch noch lange nicht garantiert, dass die Diskette anschließend wieder in Ordnung ist. Angesichts der heutigen Diskettenpreise ist es daher meist besser, die defekte Diskette mit der ebenfalls von DISKUS geboten Kopierfunktion (die Lesefehler weitestgehend zu kompensieren versucht) auf einen neuen Datenträger zu duplizieren und anschließend zu entsorgen.
Auch für Festplatten hat DISKUS eine Reihe von Funktionen, mit denen man u.a. umfangreichen Zugriff auf den Rootsektor oder die Partitionierung der Platte erhält. Außerdem können bei SCSI-Platten einige Betriebsparameter wie Parity oder Leseund Schreibcache beeinflußt werden, sofern die Firmware dies zulässt.
Die meisten der eben genannten Funktionen bietet DISKUS nur, wenn der interne Treiber aktiv ist. Dabei handelt es sich um einen vollwertigen Festplattentreiber, der IDE, ACSI und SCSI an ST(e), Falcon und TT unterstützt. Mit seiner Hilfe erst ist es möglich, Platten zu bearbeiten, die vom regulären Festplattentreiber nicht mehr erkannt werden (z.B. weil der Rootsektor zerstört wurde).
Die Konfiguration der vom internen Treiber zu scannenden IDs erfolgt wie beim HDDRIVER, es ist also auch hier möglich, die Reihenfolge bequem per Maus zu verändern. Schön wäre es, wenn DISKUS beim Start ohne INFDatei diese Informationen vom laufenden Festplattentreiber ermittelt, sofern dieser das unterstützt.
Seine besondere Stärke spielt DISKUS aus, wenn es um das Retten von Daten geht, sei es das Wiederherstellen versehentlich gelöschter Dateien oder das Reparieren einer beschädigten FAT. |
Zur Ermittlung logischer und physikalischer Fehler steht der Menüpunkt "Daten testen" zur Verfügung (Abbildung 2), der umfangreiche Prüfungen vornehmen und dabei im Falle von logischen Fehlern das Problem automatisch beheben kann - was prinzipbedingt
aber nicht immer die ideale Lösung ist, weshalb sich DISKUS nur auf Wunsch so verhält. Außerdem sollte man von DISKUS auch keine Wunder erwarten - PC-Programme, die zum Teil sogar Binärdateien selbständig wieder korrekt verketten können, kosten ein Vielfaches und lohnen sich für den privaten Einsatz schon deswegen nicht.
Leider ist die FAT-Prüfung von DISKUS verhältnismäßig langsam. Tools wie Correct oder CheckFat sind gut doppelt so schnell, ohne dabei weniger zuverlässig zu sein. Teilweise aufgewogen wird dieser Nachteil allerdings dadurch, dass DISKUS Prüfmöglichkeiten deutlich über das bloße Auffinden logischer FAT-Fehler hinausgehen und man außerdem gleich das richtige Programm benutzt, um gefundenen Fehlern genauer nachzugehen. Angenehm ist auch die Möglichkeit, die Fehler zunächst in eine Datei protokollieren zu können, um nicht jedes entdeckte Problem in einer Alertbox bestätigen zu müssen (sofern man nicht automatisch reparieren lässt).
Die "Datenrettung" (Abbildung 3) ermöglicht u.a. das Rekonstruieren versehentlich gelöschter Daten; eine Funktion, die ein unvorsichtiger Mensch wie ich nicht mehr missen möchte, auch wenn sie aus technischen Gründen nicht immer zum Erfolg führt. Wesentlich interessanter, wenn auch seltener benötigt, sind die Funktionen "Wurzelverzeichnis rekonstruieren" und "FAT-Prototyp erzeugen".
Erstere kommt dann zum Einsatz, wenn durch einen Unfall das Hauptverzeichnis einer Diskette oder einer Festplattenpartition gelöscht wurde. In diesem Fall sind normalerweise alle Dateien und Ordner verschwunden, obwohl die Unterordner und die eigentlichen Daten immer noch völlig intakt vorhanden sind. DISKUS erstellt nun in einem etwas länger währenden Prozeß ein provisorisches neues Wurzelverzeichnis, in dem man anschließend noch versuchen muss, die ehemaligen Datei- und Ordnernamen zu rekonstruieren.
"FAT-Prototyp erzeugen" hingegen kommt zum Einsatz, wenn beide FATs unbrauchbar sind oder versehentlich gelöscht wurden. In diesem Fall wird eine FAT erzeugt, die alle Cluster des Mediums als eine lange Kette enthält. Anschließend kann über "Alle Dateien testen" aus dem Testdialog die alte FAT - je nach Fragmentierungsgrad des Mediums mehr oder weniger vollständig - rekonstruiert werden. Dieser Vorgang kann dann durchaus. über eine Stunde dauern, weswegen hier (wie bei allen anderen zeitaufwendigen
Vorgängen) etwas mehr optische Information über den Fortschritt der Operation wünschenswert ist.
Wie bereits erwähnt, hängt der Erfolg der FAT-Rekonstruktion nicht zuletzt davon ab, wie wenig das Medium zum gegebenen Zeitpunkt fragmentiert war, da die provisorische FAT immer vorn Optimalzustand ausgehen muss. Natürlich bietet DISKUS auch hierfür entsprechende Möglichkeiten, zumal ein optimiertes Medium nicht nur besser gegen Datenverluste geschützt ist, sondern auch eine spürbar bessere Performance bietet.
Neben der eigentlichen Optimierung der Reihenfolge der Datencluster kann DISKUS Verzeichnisse von unbenutzten Einträgen befreien und ggf. auf die tatsächlich benötigte Größe verkleinern sowie die Reihenfolge der Dateien in Verzeichnissen nach gewissen Vorgaben ändern, so dass häufig benötigte Einträge möglichst weit am Anfang stehen und somit schneller geöffnet werden können, wobei der Auto- davon ausgenommen ist, wenn es nicht ausdrücklich anders gewünscht wird.
DISKUS trifft neben der obligatorischen FAT-Prüfung vor dem Start bei der Optimierung eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, die selbst bei einem unerwarteten Stromausfall oder Rechnerabsturz den Schaden minimieren, Das hat zwar zur Folge, dass der Vorgang sehr zeitaufwendig ist, allerdings kann man das DISKUS in diesem Fall nicht zur Last legen, da die Datensicherheit Vorrang vor der Geschwindigkeit haben sollte.
Leider kann DISKUS die genannten Funktionen "Verzeichnisse aufräumen" und `Dateien sortieren" bislang auf Partitionen mit VFAT-Filesystem nur unter Verlust der langen Dateinamen durchführen, was angesichts der wachsenden Verbreitung dieses Formats ein nicht zu vernachlässigender Nachteil ist.
DISKUS bietet noch eine ganze Reihe weiterer Funktionen, die einem das Arbeiten mit Speichermedien und dem Programm selbst erleichtern oder helfen, die Sicherheit der eigenen Daten zu erhöhen. Allerdings würde es an dieser Stelle zuweit führen, sie jetzt im einzelnen aufzuzählen. Stellvertretend sei die Funktion zum Suchen von Daten erwähnt, die Texte oder Hexadezimalwerte in Dateien, Ordnern oder direkt auf einem Medium finden kann, wenn auch nur mit beschränkter Wildcardfähigkeit.
DISKUS ist ein sehr leistungsfähiges und umfangreiches Tool für Speichermedien, das in dieser Form auf dem ATARI konkurrenzlos ist. Das Fehlen von gleichwertigen Produkten sollte den Autor aber nicht davon abhalten, einige der genannten Kritikpunkte aufzunehmen und in zukünftigen Versionen (die Dank seines Engagements zu erwarten sind) diesbezüglich eine Verbesserung zu präsentieren. Insbesondere die (nicht nur) für die Optimierung von Verzeichnissen wichtige Unterstützung von VFAT sollte dann vorhanden sein.
Jedem, der noch nicht im Besitz von DISKUS ist, kann ich das Programm nur empfehlen. Man erhält für den angesichts der gebotenen Leistung günstigen - Preis nicht nur die Möglichkeit, Datenfehler beheben oder ihnen vorzubeugen, sondern bekommt bei sorgfältigem Studium des Handbuchs auch wichtiges über Disketten und Festplatten vermittelt, das einem bei der täglichen Arbeit und im Falle eines Falles nur von Vorteil sein kann. Jedem, noch nicht
Diejenigen, die DISKUS in Versionen vor 3.4x im Einsatz haben, sollten ein Update in Betracht ziehen, da einige wichtige Verbesserungen und Erweiterungen vorgenommen wurden. Für Besitzer neuerer Versionen hingegen lohnt sich das Update nur, wenn man auf DOS-kompatible Partitionen bis 2 Gigabyte zugreifen möchte oder DISKUS unter MagiC PC auf Laufwerkscontainern einsetzen will.
Preis: 159,- DM
**(Originaldiskette einschicken): von **DISKUS >= 3.2: **
von DISKUS < 3.2:
von DISKUS < 3.0:
(inkl. neuem Handbuch) von **DISKUS < 2.5: ** (inkl. neuem Handbuch)
Alle Preise verstehen sich zuzüglich Porto, das bei Zusendung eines ausreichend frankierten Rückumschlags entfällt.
HDDRIVER ist nicht mehr Bestandteil von DISKUS, sondern ein eigenständiges
Produkt, das unter der gleichen Bezugsquelle erworben bzw. auf den neuesten Stand gebracht werden kann.
Uwe Seimet
Lüdersstraße 4
D- Ettlingen
Es existiert auch eine Demoversion von DISKUS, die über Maus- und InterNet erhältlich ist:
DISKUS35.ZIP (Maus KA) http://www.seimet.de
Positiv:
Negativ: