Da es bis vor einigen Tagen so aussah, als wenn das TOS nicht mehr weiterentwickelt würde, haben sich viele ATARIaner anderen Betriebssystem-Alternativen zugewandt. Darunter vor allem natürlich MagiC, welches ja inzwischen schon fast zum neuen Standard auf dem ATARI geworden ist.
Durch seine Multitasking-Fähigkeiten, seine hohe Geschwindigkeit - gepaart mit Stabilität und Betriebssicherheit - bietet es auch auf dem ATARI eine erstklassige, moderne Arbeitsoberfläche. Dies haben natürlich auch die Programmierer erkannt und viele Utilities erstellt, die es noch besser und intuitiver zu bedienen machen. Und gerade auf dem Gebiet der MagiC-Programmierung tut sich auf dem ATARI Sector auch heute noch sehr viel. Die Entwicklung von neuen Standards und Protokollen wie z.B. BubbleGEM geschieht z.Z. auf MagiC-Ebene.
Deshalb heute einmal ein paar interessante und nützliche Utilities für MagiC.
Was Winx für das normale TOS ist, ist WinCom für MagiC. Wie Winx greift auch WinCom in die Fensterverwaltung von MagiC ein, um den Bedienungskomfort des Betriebssystems zu erhöhen, indem es der rechten Maustaste mannigfaltige Aufgaben bei der Fensterbedienung zuweist.
Mit Hilfe von WinCom ist es auch unter MagiC möglich, die Fenster in Echtzeit zu scrollen, vergrößern, verkleinern und als Ganzes, also nicht nur einen Rahmen, zu verschieben. Man kann den Slider eines Fensters an die Maus klemmen, so dass man z.B. beim Scrollen in einem Textfile nicht immer die Maustaste gedrückt halten muss, falls gleichzeitig die ALT-Taste gehalten wird, wird nur zeilenweise gescrollt. Ein Rechtsklick in den grauen Sliderbereich, über oder unter dem Slider, setzt den Slider auf diese Position im Dokument und blättert nicht nur eine Seite weiter.
Ein Rechtsklick auf den Closer oder Backdropper blendet alle Fenster der Applikation aus; auf den Fuller bringt es das Fenster auf die maximale, zusammen mit ALT auf die minimale Höhe und zurück; auf einen Arrow kehrt ein Rechtsklick die Richtung des Arrows um, und auf den Iconifier löst er ein "All Iconify" aus.
Neben der Mausbedienung bietet WinCom auch eine komplette Tastaturbedienung für die Fenster an. So blendet WinCom z.B. beim gleichzeitigen Drücken von [CTRL]+[ALT]+[-] alle Fenster der aktiven Applikation aus, bei [CTRL]+[ALT]+[Y] alle Fenster der Hintergrund- Applikationen; bei [CTRL]+[ALT]+[S] werden alle Fenster ausgeblendet, so dass man an die Icons des Desktop gelangt. Mit [CTRL]+[ALT]+[A] wird eine Automatik aktiviert, die dafür sorgt, dass immer nur die Fenster der aktiven Applikation eingeblendet sind. Diese Tastaturbedienung gibt es auch für das Einblenden von Fenstern, zum Iconifizieren, zur Anderung der Fensterhierarchie, zum Toppen von Fenstern, für die Slider und zum Bewegen, Vergrößern/Verkleinern und Schließen der Fenster. Wobei WinCom diese Funktionen mit allerlei Extras anbietet: So ist es z.B. möglich, bis zu 10 Sliderpositionen zu merken und diese mit [CTRL]+[ALT][LeftShift][l] ... [10] einzeln anzuspringen. Man hat auch in Programmen, die keine Textmarken erlau ben, z.B. ST-Guide, die Möglichkeit, Positionen zu speichern. Auch kann man mit der Tastatur ein Redraw des gesamten Bildschirms erzwingen, die aktive Applikation über ein Popup zu wechseln. Mit [CTRL]+[ALT]+[Fl] ... [F6] wird ein Accessory direkt aufgerufen. Außerdem bietet WinCom zwanzig frei definierbare Starter Hotkeys, so dass mit einer beliebigen Tastenkombination ein Programm gestartet werden kann. Mit Hilfe des beiliegenden Programmes STARTER kann man auch gleich noch eine Batchdatei aufrufen. Durch das beilegende Setup Programm WinSet kann WinCom komplett an die Bedürfnisse des Users angepaßt werden, dies betrifft die gesamte Tastatursteuerung, aber auch alle möglichen anderen Dinge sind konfigurierbar. Das WinCom Programmpaket bietet außerdem noch allerlei nützliche Progrämmchen zur Steuerung von Fenstern und Programmen, so z.B. W-KACHEL, das die Fenster von oben nach unten sortiert anordnet oder MENUKEY, mit dem man die Menüleiste mit der Tastatur bedienen kann. WinCom ist für MagiC-Benutzer eigentlich nicht zu ersetzen und sollte von jedem mal ausprobiert werden. Allein schon die Dialoge von WINSET sind in Farbe die sehr einfache Installation wert.
Man muss nur das Programm A-MAN in den Auto Ordner kopieren und WinCom in den APPS Ordner: Schon ist WinCom einsatzbereit. Mit Winset ist es dann möglich, seine Konfiguration evtl. anzupassen.
"Start Me UP" von Thomas Much, genannt SMU, liefert für den ATARI unter MagiC das, was Bill Gates für sein Windows 95 zum Haupterwerbsgrund erhoben hatte: den Start Button in der linken unteren Ecke. Es ist allerdings auch sehr praktisch, wenn man an einer zentralen Stelle den direkten Zugriff auf Programme, Dokumente und Verzeichnisse hat und sich nicht erst durch einen Dschungel von Fenstern wühlen muss. Grundsätzlich liegt ja immer irgendein Fenster genau über dem Programm- oder Laufwerks-Icon, an das man gerade heran muss.
Durch SMU ist jetzt Schluß damit. SMU bietet die Möglichkeit, Programme mir einem einzigen Klick auf den Programmnamen in einem Popup starten. Diese Namen kön nen auch in Gruppen eingeordnet werden: z.B. Utility oder DFÜ, was den Programmgruppen in Windows entspricht.
Die letzten fünfzehn bearbeiteten Dokumente können direkt angesprochen werden, wenn das bearbeitende Programm das DHST Protokoll versteht, z. B. Texel. Es ist möglich, auf Laufwerke und Verzeichnisse zuzugreifen und ein Fenster mit diesem Verzeichnis zu öffnen, wenn der Desktop das AV-Protokoll unterstützt. Genau so kann man Dateien auf diese Einträge ziehen und somit kopieren, so dass man sich nicht erst durch die Fenster klicken muss, um z.B. ein Programm in den Auto-Ordner zu kopieren. Es besteht die Möglichkeit, Programm e zeitgesteuert zu starten, Programmstarts zu protokollieren oder eine eigene Resource-Datei zum Darstellen der Popups zu benutzen. SMU kann auch in einem Desktop-Modus gestartet werden und ist somit ein einfacher, aber kleiner eigener Desktop mit Menüleiste. Die Konfiguration von SMU geht über eine sehr mächtige Parameter-Datei, mit der man SMU mit einem Texteditor den eigenen Ansprüchen anpassen kann; oder man benutzt das komfortable Setup Programm SMU-Setup von Heiko Schäfer, mit dem sich wirklich sehr gut arbeiten lässt.
BubbleGEM von Thomas Much stellt Programmierern eine Schnittstelle zur Verfügung, mit deren Hilfe sie Informationen zu Icons oder Dialogen in einer Sprechblase darstellen können. Dies sieht dann so aus, dass man mit der rechten Maustaste auf z.B. ein Icon klickt, der Mauszeiger sich in ein Fragezeichen verwandelt und eine Sprechblase auftaucht, in der der Zweck des Icons erklärt wird. Wenn man die Maus bewegt, verschwindet die Blase wieder. Natürlich kann BubbleGEM nur in Aktion treten, wenn ein Programm es auch unterstützt, was z.B. bei SMU oder Jinnee der Fall ist und hoffentlich bald bei noch mehr Programmen. Man kann so dem User sehr leicht eine Unterstützung geben, wenn er z.B. unschlüssig den Mauszeiger über einem Icon kreisen lässt, ohne alles selber machen zu müssen oder erst ST-Guide zu starten. Dies wird unter MacOS oder Win95/NT sehr ähnlich gehandhabt. Es existiert eine ausführliche Hilfsdatei zur Programmierung von BubbleGEM. BubbleGEM funktioniert auch unter Single TOS als Accessory.
MagiC!Conf von Christian Ratsch ist dafür gedacht, die MAGIX.INF Datei, aus der MagiC alle wichtigen System-Einstellungen beim Booten entnimmt, zu bearbeiten. Dies betrifft z.B. die Zugriffspfade, 3D Darstellung, VFAT Laufwerkszuweisung, die Fontverwaltung, die Anzahl der Fenster, die Boot-Auflösung oder das Environment. Außerdem ist es möglich, mehrere MAGIX.INF Dateien zu verwalten, so dass zwischen verschiedenen Konfigurationen hin und her geschaltet werden kann.
MagiC Login von Jürgen Koneczny bietet eine Mehrbenutzerverwaltung für MagiC. Ist MagiC Logln installiert, meldet es sich beim Booten mit einem Login-Dialog und fragt nach dem Usernamen und dem Password. Dann wird MagiC mit der privaten MAGIX.INF des Benutzers neu gestartet und diese Einstellungen benutzt. Programme zur Benutzerverwaltung und Passworteinstellung liegen bei. Login setzt die Environmentvariable HOME$ auf das Arbeitsverzeichnis des Users. Programme, die diese Variable beachten z.B. SMU, CAB, OLGA, Thing - speichern dann auch ihre Parameter in diesem Verzeichnis, so dass mit diesen Programmen jeder User seine eigenen Einstellungen benutzen kann.
Menu von Holger Weets ist auch eine Schnellstartleiste für MagiC. Es ist möglich, mit Hilfe eines Resource Editors das Aussehen und die Zusammensetzung der Menüs in weitem Umfang selbst zu bestimmen. Mit einem Scriptfile können dann den Objekten der Menüleiste Aktionen zugewiesen werden, z.B. Programme starten und zusätzlich Parameter übergeben. Auch Uhren und Speicheranzeigen lassen sich so einbinden.
Magtorom von Uwe Seimet dient dazu, den Programmcode von MagiC vor unberechtigten Schreibzugriffen zu schützen. Da MagiC nicht wie das TOS in einem ROM liegt, sondern im RAM-Speicher des Rechners, kann ein Amok laufendes Programm wichtige Teile von MagiC überschreiben und es zum Absturz bringen. Auf einem 68030 kann man allerdings Speicherbereiche schreibschützen, und genau dies tut Magtorom. Nach der Installation von Magtorom führt jeder Schreibzugriff auf den von MagiC belegten Speicher zu einem Buserror, genauso wie es auch bei einem ROM der Fall wäre. Natürlich funktioniert Magtorom nur auf einem Rechner, der mindestens einen 68030 Prozessor hat.
Q-Start von Holger Weets und Christoph Spengler ist eine Schnellstartleiste, die sich durch ihre sehr einfache Konfiguration auszeichnet. Um ein Programm nach Q zu übernehmen, zieht man einfach den Programmnamen aus einem Dateifenster von z.B. Thing auf Q und dieser übernimmt es dann in seine Datenbank. Anders als andere Schnellstarter zeigt Q nicht alle installierten Programme ständig an, sondern arbeitet fast ohne Maus. Q verfügt nämlich über einen Autolocator, mit dessen Hilfe Programme über die Tastatur gestartet werden können. Wenn man z.B. ein 'P' eintippt, wird das erste Programm aus der Datenbank von Q, das mit einem 'P' beginnt, gesucht und angezeigt, nach der Betätigung eines weiteren Buchstabens - z.B. 'R' - wird das Programm angezeigt, das mit 'PR' beginnt usw. Wird jetzt RETURN gedrückt, wird das Programm gestartet. Um auch ein paar Programme mit der Maus starten zu können, kann Q auch Icons in sein Window einbinden.
Dies lässt sich alles komfortabel mit dem beiliegenden Programm Q-Fig einstellen, das auch einen eigenen Icon Editor enthält.
ShutDown von Alexander Barton ersetzt das originale Shutdown Programm von MagiC. Es bietet den Vorteil, dass es einen Neustart, Warmund Kaltstart auslösen kann. Man kann den Shutdown abbrechen und über eine Ausnahmeliste einstellen, wie Shutdown sich bei Programmen verhalten soll, die nicht auf den Shutdown reagieren. Zur Konfiguration liegt ein GEM Programm bei, mit der auch die Ausnahmeliste bearbeitet werden kann.
3D Switch von Rolf Kotzian ist ein kleines Programm, mit dem die 3D-Darstellung von Fenstern und Dialogen zur Laufzeit aus- und wieder eingeschaltet werden kann, ohne erst neu booten zu müssen.
Uralias von Thomas Much ist ein Programm, um alle Links, die im Laufwerk U: angelegt wurden, über einen Shutdown zu retten, damit man sie bei einem Neustart nicht noch einmal anlegen muss. Uralias merkt sich hierfür bei einem Shutdown alle Links auf U: in einer Datei und legt sie beim Start wieder an.
Stewart von John McLoud stellt unter MagiC mehrere Funktionen zur Verfügung, wie sie unter dem MacOS 8 bekannt sind. Wenn Stewart installiert wurde, werden die Menüleisten und Menüs mit einem grauen Hintergrund gezeichnet, und die Ecken des Bildschirms sind Mac-like abgerundet. Bei einem Klick auf den Desktop-Hintergrund kommen die Desktop-Fenster in den Vordergrund, und die GEM "Springboxen" werden als sogenannte Spinnboxen gezeichnet. Dies sind sich um jeweils 180 Grad in den Bildschirm herein drehende Rechtecke, was einen sehr netten Eindruck macht. Desweiteren bietet Stewart noch weitere optische Auflockerungen für das System, z.B. Nicelines für alle Programme und ein farbiges MagiC Logo. Wenn Stlc installiert ist, kann man das Icon auch gegen ein eigenes austauschen. Es gibt auch die Möglichkeit, die Texte in den Menüs in einem 3D Look anzeigen zu lassen. Stewart bietet ein Konfigurationspro gramm, mit dessen Hilfe man das Erscheinungsbild verändern und einzelne Komponenten auch deaktivieren kann.
2C von Sven Kopacz bietet für jedes Laufwerk einen eigenen Papierkorb an. In diesen Papierkorb werden alle Dateien, die gelöscht werden sollen, zuerst automatisch kopiert, so dass einmal die Möglichkeit besteht, die Datei zu retten. Hierfür kopiert man 2C einfach in den Auto-Ordner und legt in dem Wurzel-Verzeichnis des zu schätzenden Laufwerkes einen Ordner mit dem Namen "-TRASH-" an. Ab jetzt gelangen alle hier gelöschten Dateien in diesen Ordner. Mit Hilfe eines beiliegenden Programmes kann man die gesamten Mülleimer dann leeren, damit der Plattenplatz auch freigegeben werden kann. Durch ein Konfigurationfile kann dieses Programm angewiesen werden, Dateien erst nach einer bestimmten Anzahl von Tagen auf bestimmten Laufwerken zu löschen.
Alice von Sven Kopacz erlaubt es, unter MagiC und allen Betriebssystemen, die Iconify unterstützen, die Fenster von allen Applikationen zu iconifizieren, auch wenn sie dies eigentlich nicht unterstützen. Iconifizieren heißt, dass die Fenster einer Applikation sich bis auf ein kleines Fenster mit Icon am Bildschirmrand zurückziehen und bei einem Doppelklick auf dieses Fenster wieder auftauchen. Dies betrifft natürlich meist ältere und nicht mehr gepflegte Programme. Alice übernimmt nun für diese Programme die komplette Verwaltung des Iconify und das Darstellen der Iconify-Fenster. Dies geschieht für die Programme vollkommen im Hintergrund, so dass sie ganz normal weiter arbeiten, allerdings mit dem vollen Komfort der Iconifizierung.
Dies ist nur eine vergleichsweise kleine Zusammenstellung der Utilities, die es zum Tunen von MagiC gibt. Programme für MagiC werden immer noch sehr fleißig entwickelt und gepflegt. Eben hierin ist wahrscheinlich auch die Stärke von MagiC zu sehen.