Milan, der ATARI-Nachfolger

Der elegante Raubvogel setzt zur sanften Landung an:

Endlich ist es soweit: Der lang ersehnte ATARI-Nachfolger wird spätestens zur Jahreswende in Deutschland erhältlich sein. Uns gelang es nun endlich, erste Prototypen zu bewundern und Fakten zu erhalten.

Uns ist es trotz des enormen Zeitdrucks, unter dem der Milan bis zur Messe fertiggestellt wird, gelungen, ein Motherboard des neuen ATARI-Nachfolgers unter die Linse zu bekommen.

Auf den ersten Blick kann man erkennen: Das ist Technik, die begeistert!

Grundsätzlich ähnelt der Aufbau des Milan-Boards dem eines Pentium-Rechners. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier ATARI-typische Komponenten verwendet werden, die den sanften Greifvogel zum "Original" machen. Auf unserer Grafik haben wir einige Punkte für Sie eingezeichnet, um zu erläutern, welche Komponenten hier abgebildet sind:

  1. Drei ISA-Slots für PC-typische Karten im Bereich Sound, Netzwerk ...
  2. PCI-Bridge: Ein Chip, der den Datenfluß von und zu den PCI-Slots kontrolliert.
  3. Flash-Rom: Hier ist das TOS untergebracht, das auf Wunsch aktualisiert werden kann.
  4. Vier PCI-Slots für moderne Grafikkarten, SCSI-Karten, TV-Karten ...
  5. CPU: Das Herz des Rechners ist die Motorola 68040-CPU.
  6. Die MFP, ein ATARI-typischer LogicChip
  7. Chip zur Steuerung diverser Ports
  8. Vier Simm-Slots, einzeln bestückbar, bis maximal 512 MB RAM
  9. IDE-Bus, Floppy-Port, Parallel-Port ...

Derzeit wird darüber nachgedacht, ein TOS 4.x im Milan einzusetzen, um eine spätere Einbindung der DSP-Karte zu erleichtern und von vornherein ein Falcon- kompatibles und relativ modernes TOS-Betriebssystem zu haben.

Eine Entwicklerkonferenz Anfang September hat aufgezeigt, in welche Richtung sich der Milan entwickeln soll: Langfristig ist ein multifunktionales und geradezu endlos ausbaubares Computersystem geplant.

Derzeit für den ATARI ST in Arbeit befindliche Softwareanpassungen von ISDN- und Netzwerkkarten sollten auch auf dem Milan problemlos ihren Dienst verrichten.

In Bezug auf Grafikkarten wird zunächst beabsichtigt, den bekannten S3-Trio- Chipsatz zu unterstützen, da auf Basis dieses Systems bereits etliche Grafikkarten erhältlich sind.

Für die Zukunft wäre es denkbar, relativ einfach z.B. TV-Karten, die das Fernsehen auf dem Milan ermöglichen, an das System anzupassen.

Sollte ein reges Interesse auf Seiten der Kunden bestehen, wird auch die Entwicklung einer Pentium-Karte in Betracht gezogen. Diese würde ohne CPU vertrieben, so dass Kunden selbst entscheiden könnten, ob sie einen P90 oder P200 darauf laufen lassen möchten. Die Karte würde voll ins System eingebunden und von sämtlichen Milan-Komponenten Gebrauch machen, so dass der doppelte Erwerb von CD-ROM-Laufwerken, RAM-Speicher, Festplatten, Grafikkarten usw. entfiele.

Der Milan wird zur Jahreswende in größeren Stückzahlen verfügbar sein. Gleichzeitig mit dem Erscheinen des Milan sollten entsprechende SCSI-Karten an das System angepaßt worden sein, so dass ein Umstieg und die damit verbundene Übernahme von bereits vorhandenen SCSI-Komponenten reibungslos klappen sollte.

Im übrigen sollten Sie auf der ATARIMesse in Neuss den Stand der Milan Vertriebs GmbH aufsuchen. Dort wird man Ihnen jederzeit Rede und Antwort stehen. Erstmals wird auf der Messe auch das Marketing-Konzept präsentiert und mit Händlern und Entwicklern besprochen.

Red.



Aus: ST-Computer 10 / 1997, Seite 19

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