Ein neues Falcon-3D-Game: Crown of Creation 3D

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Bislang waren ja Weltraumsimulationen auf dem Falcon ausgesprochen dünn gesät. Doch jetzt endlich tritt nach über 3jähriger (!) Entwicklungszeit Rebelsoft mit der seit Jahren angekündigten, aber immer wieder verschobenen Crown of Creation 3D an, um den Falcon-Markt zu erobern.

Im Jahre 2060 sieht es für die Erde nicht besonders rosig aus: Die Srintrianer, raubgierige Außerirdische, haben unser Sonnensystem und dessen Rohstoffe entdeckt. Da die Srintrianer nichts vom Teilen halten, stören die Menschen natürlich etwas, und so nähern sich nicht nur große Bergbaueinheiten, sondern auch starke Kampfflotten. Diese sollen mit dieser Störung durch die Menschen aufräumen und vernichten daher auf ihrem Weg eine irdische Station nach der anderen. Der Spieler, wie üblich der letzte Hoffnungsträger, übernimmt nun die Rolle eines Piloten in der supermodernen LH14 Raumjägerstaffel, die den Feind erforschen und vor allem an strategisch wichtigen Punkten gezielt bekämpfen soll.

Der erste Eindruck des Spiels ist vielversprechend: In einem stabilen, gut designed Hard- Cover befinden sich ein 28seitiges Booklet (deutsch/englisch) und drei gepackte HD- Disketten.

Neben der Anleitung, die ausführlich die Steuerung und die einzelnen Systeme des Raumjägers beschreibt, enthält das Handbuch auch eine nette Vorgeschichte.

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Nach der immerhin fast 10 Minuten dauernden, aber unproblematischen Installation werden erfreulicherweise nur ca. 5.5 MB auf der Platte belegt; offensichtlich hatte Rebelsoft ein Einsehen und packte die Files (die mal locker 12 MB belegten) im Gegensatz zu den Demoversionen recht ordentlich.

Schon der Start des Spiels sorgt für gute Laune: Ein flottes Raytrace-Intro mit stimmungsvollem Sound führt gleich zum Hauptmenü. Hier kann ein bereits existierender Pilot geladen oder einen neuer kreiert werden, welcher im Jahr 2060 als Gefreiter beginnt.

Nun werden die Ereignisse mit einem Missionsflug fortgesetzt, nach dem Aufstieg in der Hierarchie können in einem Single Fight Patrouillen geflogen und Schiffsrouten freigekämpft werden. Wurde die Wahl getroffen, so erfolgt zunächst noch die Code- Abfrage. Sie findet zwar nur einmal nach dem Starten des Programms statt und ist in eine nette Sequenz verpackt, stört aber mit der Zeit doch ein wenig. Wichtig: Die Verpackung nicht vernichten, sie wird hier noch gebraucht!

Nach dieser - leider nötigen - Prozedur ist auf dem Missions-Screen sofort zu erkennen, dass COC 3D kein reines Ballerspiel, sondern eher eine Action-Simulation ist; denn hier erhält der Spieler seinen teilweise sehr komplexen Kampfauftrag und informiert sich über bereits bekannte Gegner.

Außerdem werden neue technische Entwicklungen gemeldet, es gibt strategische Infos zur allgemeinen Kriegslage, die Hintergrundgeschichte wird weitererzählt. Gut gelungen ist, dass die zusammenhängende Geschichte immer wieder Auswirkungen auf die einzelnen Missionen hat, so wird zum Beispiel ein Verräter abgefangen oder der Geheimdienst bei einer Spionagemission unterstützt.

Etwas nachteilig ist vielleicht, dass sämtliche Texte im Spiel in (verständlichem) Englisch sind, so dass das Verfolgen der Ereignisse doch grundlegende Kenntnisse in dieser Sprache verlangt.

Nachdem der Spieler nun informiert ist, betritt er den Waffenhangar, um seinen LH14 für die aktuelle Mission optimal auszurüsten. Der Hangar präsentiert sich in einer schönen Sequenz mit gelungenem Sound.

Die Schiffsteile sind in Parts (Basisteile wie Energiequelle oder Zusatzbatterien), Weapons (Waffensysteme) und Tools (Extrageräte, z.B. Anti-Lenkraketen, Drone oder Hackersystem) M unterteilt. In den ersten Missionen stehen nur kümmerliche Doppellaser, Raketen und wenige Extras zur Verfügung, doch werden laufend neue Systeme entwickelt, so dass später zwischen sieben verschiedenen Waffensystemen und zahlreichen Parts und Tools entschieden werden kann.

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Eine richtige Auswahl ist nicht nur kampfentscheidend, auch die maximale Zuladung ist begrenzt, und alle Komponenten belasten das Energiesystem. Wer hier zuviel mitnimmt, steht später im Gefecht mit zu wenig Energie für Antrieb, Schilde und Energiewaffen da, was die Feuergeschwindigkeit und die Manövrierfähigkeit ausgesprochen unangenehm beeinflußt.

Nach diesen ganzen Vorbereitungen geht es nun endlich per Hypersprung in die Schlacht! Hier zeigt sich auch die beeindruckende Leistungsfähigkeit von Rebelsofts 3D- Engine. Dank fetter DSP-Unterstützung fliegen dem Spieler TC-geshadete Raumschiffe und -stationen, hochaufgelöste Bitmap-Explosionen und Trümmer nur so um die Ohren.
Die Raumschiffe bieten zwar kein Texturemapping, aber durch die ständig wechselnden, pixelfeinen Schattenverläufe wirken sie trotzdem recht realistisch.

Dazu kommt eine klare Sprachausgabe und zahlreiche Sounds, die stereomäßig positioniert werden. Wurde z.B. endlich ein Raumschiff links zerballert, so kracht es auch akustisch links, wobei die Lautstärke natürlich noch abhängig von der Distanz ist.
Im Bund mit Hintergrundsternen und Planeten kommt so ein echtes Spacefeeling auf. Überraschenderweise läuft COC 3D selbst auf einem 16MHz-Falcon absolut flüssig, erst wenn zu nahe an eine große Raumstation herangeflogen wird und viele Abfangjäger unterwegs sind, kommt leichtes Ruckeln auf.

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Auf einem beliebigen CPU/DSP-Speeder (die Rebelsoft mit einer Konfigurationsdatei extra unterstützt) ist die Sache dann permanent ein wahrer Augenschmaus. Die Feinde reagieren nicht nur ziemlich intelligent und rammen den Spieler teilweise (langsamer fliegen!), jedes Raumschiff verfügt auch über eine individuelle Bewaffnung und besondere Flugeigenschaften.
Damit keine Langeweile aufkommt, tauchen immer wieder neue Feindraumschiffe auf.
Die Srintrianer entwickeln fortlaufend neue, teilweise sehr überraschende Kampfsysteme und passen sich den Menschen zunehmend besser an.

Später taucht sogar noch eine weitere Rasse auf, und die Story nimmt eine unvermutete Wendung.
Die exakte Steuerung des LH14 erfolgt wahlweise mit Joystick oder Jaguar-Pad, die Maus wird bedauerlicherweise nicht unterstützt.

Ratsam ist die Benutzung des Pad, denn damit können die Partikel- und Energiewaffensysteme, Speed und alle drei Raumdrehungen kontrolliert werden, ohne dass die Tastatur bemüht werden muss. Mit dem Joystick wird es dann doch deutlich schwieriger. Doch vor lauter Action sollten die eigentlichen Missionsziele nicht vergessen werden.
Dabei gilt es, Geleitschutz für Transportschiffe zu stellen, einen Wingman zu begleiten, Minenfelder und Flugrouten zu räumen, Raumstationen auszuspionieren usw. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei kontinuierlich an.

Alle LH14-Systeme können außerdem beschädigt oder sogar zerstört werden und zeigen ein individuelles Schadensverhalten: So eiert zum Beispiel der Pilot mit einer defekten Flugkontrolle durch die Gegend, als hätte er zuviel getrunken. Gegen beschädigte Systeme hilft die Reparaturdrone, welche auf einem eigenen Screen gezielt auf einzelne Systeme angesetzt werden kann. Noch wichtiger ist der schön animierte Energieverteilungsscreen, mit dem die Leistung der Schiffssysteme entscheidend beeinflußt wird.

Außer dem eigentlichen Spiel beeindrucken noch einige gelungene Grafiken und Sequenzen, alles präsentiert sich in 320x240 TC-Auflösung und wird teilweise von atmosphärischem Sound unterstützt.

Fazit

Rebelsoft hat die sehr lange Entwicklungszeit genutzt und einen echten Knaller entwickelt, der neue Maßstäbe auf dem Falcon setzt. Die überzeugende technische Realisierung und die vielfältigen Möglichkeiten dieser Simulation garantieren langen Spielspaß. Der im Vergleich zu französischen Spielen relativ günstige Preis ist ein weiterer Pluspunkt.

Simon Papies

Crown of Creation 3D
Hersteller: Rebelsoft
Genre: Weltraum-Simulation
Rechnertyp: Falcon
Monitortyp: TV, RGB/VGA
Preis: 69,- DM

Grafik: 90%
Sound: 79%
Spaß: 89%
Gesamt: 91%



Aus: ST-Computer 06 / 1997, Seite 56

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