Das zweite Gesicht - Emulatoren für Atari ST/XL

In letzter Zeit wurde dieser Begriff hauptsächlich mit MagicPC/Mac, Janus und TOS2Win verbunden. Dabei sah es vor fünf Jahren noch anders aus: Der Macintosh-Emulator Spectre und diverse PC-Emulatoren machten Atari-Benutzern andere Rechnerwelten zugänglich. Mit Hardware-Unterstützung gelang es ihnen, den jeweiligen Rechner soweit nachzuahmen, dass man einen Großteil der Software benutzen konnte. Leider wurden beide Emulationen nicht mehr weitergepflegt, so dass sie heute praktisch wertlos sind, da sie von der technischen Entwicklung überholt wurden. Thema sind hier aber nicht die bekannten Mac- und PC-Emulatoren schreiben, sondern Emulatoren, die als Public-Domain/Shareware erhältlich sind und auf den Atari-Rechnern laufen. Außerdem finden noch die vergessenen, nie erschienenen Emulatoren eine Erwähnung, wie z.B. FalconSpeed 486SX.

Den Anfang macht eine Legende unter den Computern, der immer noch viele Anhänger hat und sich über eine Million Mal verkaufte...

Sinclair ZX81

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Der ZX81 erschien 1981. Ausgestattet war er mit 1 KByte RAM, einer Folientastatur (ähnlich Atari 400) und einer Z80A-CPU mit 3,25 MHz Taktfrequenz. Diese musste auch noch den Bildschirmaufbau übernehmen, da kein Grafikchip vorhanden war.

Der Emulator von Christoph Zwerschke läuft auf allen Ataris inkl. Falcon und TT in den Auflösungen ST/TT-mittel und ST/TT-hoch. Etwas gewöhnungsbedürftig ist vielleicht die geänderte Tastaturbelegung - aber daran muss man sich gewöhnen, wenn man mit Emulatoren arbeitet. Praktischerweise lässt sich mit der Help-Taste ein Bild der ZX81-Tastatur einblenden, so dass man bei Bedarf nachschauen kann. Den Rest erklärt die ausführliche und gut geschriebene Anleitung.

Sehr kompatibel zeigt sich der Emulator beim Test mit ZX81-Programmen: Bis auf einige Ausnahmen liefen alle. Die Programme die nicht liefen benutzten zum großen Teil die so genannte High Resolution Graphic, die man beim ZX81 nachrüsten konnte und ihm eine höhere Auflösung ermöglichte. Der Emulator unterstützt HRG genauso wenig wie Sound (auch das konnte man beim ZX81 nachrüsten). Es gibt allerdings nur sehr wenige Programme, die HRG oder Sound benutzen.

Dafür hat der Emulator einige andere Vorteile: Man kann den Joystick mit Tasten belegen, Programme bequem mit der Dateiauswahl laden und die Geschwindigkeit einstellen. Ein normaler 8 MHz Atari reicht für die ZX81-Emulation meist aus, auf einem Falcon/TT muss eventuell die Geschwindigkeit etwas gedrosselt werden. Sowohl die Geschwindigkeit als auch die Joystick können mit dem jeweiligen ZX81-Programm abgespeichert werden.

Zu guter Letzt befinden sich auch noch viele ZX81-Programme im Lieferumfang.

Sinclair ZX-Spectrum

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Der Nachfolger des ZX81 mit hochauflösender Farbgrafik (256*192, 8 Farben), Sound (1 Kanal) und der bekannten "Radiergummi"-Tastatur. Es gibt zwei ZX-Spectrum-Emulatoren für den Atari ST: ZX-Spectrum v2.07 und Speccy.

ZX-Spectrum 2.07 (Programmierer: Christian Gandler) ist der ausgereifteste der beiden und erreicht einen ähnlichen Grad an Perfektion wie der ZX81-Emulator. Den Emulator gibt es in einer 68000-Version und einer 68030-Version. Das Einrichten übernimmt ein einfaches Setup-Programm. Nach dem Start erscheint die ZX-Spectrum-Oberfläche. Mit der Insert-Taste erscheint der Kontroll-Dialog. Hier kann man den emulierten Spectrum einrichten und so genannte Snapshots laden. Snapshots haben in dem Fall nichts mit dem Bildschirm zu tun, sie sind vielmehr ein Standard-Speicherformat unter Spectrum-Emulatoren. Snapshots (Dateiendung: SNA) findet man massenhaft auf FTP-Servern, wobei es sich meistens um ehemalig kommerzielle Spiele handelt. Auch dieser Emulator unterstützt Joysticks. Da der Spectrum unterschiedliche Joystick-Anschlussarten kannte, werden die auch alle vom Emulator unterstützt.

Das Arbeiten/Spielen mit dem Emulator macht sofort Freude, denn alles ist so wie vom Spectrum gewohnt. Die Spiele laufen zumindest auf einem Falcon mit Original-Geschwindigkeit, auf einem normalen ST sind sie ausreichend schnell. Für die ebenfalls manchmal verwendeten Z80-Snapshot-Dateien liegt ein Konverter bei. Wie auch der ZX81-Emulator hat ZX-Spectrum 2.07 nur einen Nachteil: Es simuliert nur einen 48KByte Spectrum. Programme, für den 128KByte Spectrum geschrieben wurden, werden also auf dem Emulator nicht funktionieren.

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Speccy ist relativ unbekannt. Zu unrecht eigentlich, denn auch dieser Emulator macht seine Sache gut. Er verarbeitet ebenfalls Basic- und Maschinensprache und ist ausreichend schnell. Jedoch ist das ganze Umfeld nicht so komfortabel wie bei ZX-Spectrum 2.07: Keine Snapshot-Unterstützung, wenig Einstellmöglichkeiten, gelegentliche Abstürze und geringere Kompatibilität. Sein einziger Vorteil ist wohl seine Einfachheit, denn er kommt mit nicht so vielen Dateien daher wie der andere Emulator und wirkt dadurch übersichtlicher. Die Weiterentwicklung wurde anscheinend 1990 eingestellt, zumindest ist mir keine spätere Version bekannt.

Gerüchteweise sollte noch ein dritter Emulator herauskommen, der es aber nie zu einer Veröffentlichung gebracht hat. Der im Internet kursierende, angeblich dritte Spectrum-Emulator, SPECTRUM ist nichts anderes als die 1.0 Version des ZX-Spectrum-Emulators 2.07 zusammen mit einer schlecht ins Englische übersetzte Anleitung.

Acorn BBC

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Dieser Heimcomputer aus England, der in einer Fernsehserie bekannt wurde, hatte in seinem Heimatland großen Erfolg. Technisch hatte er eine 6502 CPU (die gleiche wie im Atari XL), eine Schreibmaschinentastatur und 16 Farben. Da auch der Atari ST sehr erfolgreich auf der Insel war, kam auch von dort schon sehr früh (1985!) ein Emulator.

Der Emulator BBC-Environment ließ sich nur auf einem normalen ST starten. Auf einem Falcon stürzte es ab - selbst mit Backward.

Mit einer schlichten Meldung im MS-DOS-Stil wird man begrüßt nach dem Emulator-Start: Kein Begrüßungsbildschirm, keine Optionen - auch das Ausprobieren aller Tasten offenbart keine Einstellungsmöglichkeiten, außer, das man mit UNDO einen BBC-Reset auslösen kann. Der Emulator arbeitet immer in der mittleren Auflösung, beim BBC wäre das die hochauflösende Grafik (640*200). Basic-Programme lassen sich eintippen und auch starten, aber Maschinensprache-Programme versagen ihren Dienst. Gespeichert werden die Programme ohne Umwege auf eine TOS-Diskette, die Möglichkeit, so genannte Disk-Images zu benutzen (das sind Dateien, die den Inhalt einer ganzen Diskette enthalten) entfallen auch.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Emulator nur als Demonstrationsobjekt taugt. Dass es möglich ist, einen guten BBC-Emulator zu schreiben, zeigen Beispiele auf anderen Computern - leider wurde BBC-Environment nicht weiterentwickelt.

Ein zweiter, noch schlechterer Emulator, soll auch noch existieren.

Commodore 64

Über den beliebtesten Heimcomputer aller Zeiten muss man wohl keine Worte mehr verlieren. Es gibt sogar immer noch eine Zeitschrift, die über ihn berichtet (allerdings erscheint sie nur im Abo-Vertrieb).

Der Emulator C64, programmiert von Uwe Seimet, hatte eine kleine Vorgeschichte. Erst sollte ihn das ST-Magazin veröffentlichen, jedoch gab es dort Befürchtungen wegen des Copyrights des C64-Betriebssystems, das natürlich bei Commodore lag. Mit der Veröffentlichung als Public Domain konnte auch Commodore nichts dagegen unternehmen. Es ist jedoch die Frage, ob sie dies überhaupt getan hätten...

Der Emulator läuft nur auf einem normalen ST, der Falcon stürzt auch mit Backward ab.

Nach dem Start in der niedrigen Auflösung (in der hohen läuft er auch), erscheint nach einem kurzen Hilfsbildschirm das altbekannte Commodore-Einschaltbild, allerdings in falschen Farben. Überhaupt sind die Farben ein Problem des Emulators, statt Gelb erscheint Rot usw. . Dem Autor ist dieses Problem bekannt, in der Anleitung steht, dass er nur einen Schwarzweiß-Monitor besitzt. Wichtiger als das Farbproblem ist aber die Kompatibilität. Da der C64 vor allen wegen seiner Spiele bekannt war, sollte er Grafik, Sprites und Scrolling beherrschen. An den Aufgaben scheitert leider C64, so dass kaum ein Spiel laufen dürfte. Programme, die mit dem Befehl Poke auf den Speicher zugriffen, machten dem Emulator teilweise Schwierigkeiten. Immerhin bietet der Emulator ein paar Optionen an, der entsprechende Bildschirm wird mit der Help-Taste aufgerufen.

Der Emulator hätte vor neun Jahren wesentlich besser abgeschnitten. Wäre er weiterentwickelt worden, wäre es wohl auch noch ein guter Emulator geworden. In der jetzigen Form steht er qualitätsmäßig zwar über dem BBC-Emulator aber klar unter den drei Sinclair-Emulatoren.

MSX

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Ein gescheiterter Standard - 1984 von hauptsächlich japanischen Firmen unter Mithilfe von Microsoft eingeführt, konnte er sich nie gegen den C64 durchsetzen. Technisch waren diese Systeme zwar stärker als ein Spectrum, aber schwächer als Atari XL, C64 und CPC. Die Weiterentwicklungen wie MSX-2, 2+ und Turbo-R wurden hauptsächlich in Japan und den Niederlanden groß vermarktet.

Der Emulator für den Atari in der Version 0.0012 ließ sich sowohl auf ST als auch auf Falcon starten und das in jeder Auflösung. Die Anleitung verspricht einen kompatiblen MSX1- und MSX2-Emulator, jedoch kommt in mir der Verdacht auf, dass die Anleitung über einen anderen Emulator schreibt... Begrüßt wird man mit einem Bildschirm auf dem die Adresse des Autors angegeben ist, der für dieses Programm Shareware-Gebühr verlangt. Danach folgt eine Auswahl, ob man den Emulator einrichten oder gleich starten möchte. Wählt man Setup, so erscheint ein großes Menü mit sehr vielen Optionen (siehe Bild). Die Emulation selber sieht nicht annährend so gut aus wie der Einstellungsbildschirm. Der Bildschirm ist gesplittet, auf der rechten Seite stehen verschiedene Meldungen über die Geschwindigkeit des Emulators. Auf der linken Seite erscheint erst mal gar nichts. Nach einer Minute wird dann der MSX-Anfangsbildschirm aufgebaut. Jeder Tastendruck brauchte etwa zehn Sekunden, bis das Resultat endlich auf dem Bildschirm erschien. Ein bisschen Spielen mit dem Werten im Setup-Menü machte den Emulator auch nicht schöner, außer dass die Statusanzeigen verschwanden. Der Bildschirm blieb aber gesplittet.

Über die Kompatibilität kann ich keine Aussage machen, da die Geschwindigkeit es zur Qual machte, ein Programm einzugeben oder zu laden. Vielleicht gibt es eine Einstellung, unter der dieser Emulator vernünftig läuft - die Anleitung beschäftigt sich aber mehr mit dem Thema Shareware-Gebühr und frühere Versionen, als mit dem Setup. Laut Anleitung soll das Programm auch auf einem Falcon040 laufen! Wahrscheinlich kommt das Programm aber erst auf dem Hades 060 auf Touren, so dass dieser Emulator noch schlechter als der BBC-Emulator abschneidet. Vermutlich ist die Entwicklung auch schon eingestellt, da es seit fast zwei Jahren keine neue Version gibt. Support gibt es übrigens nur für registrierte Benutzer.

Apple II

Auch dieser Computer gehörte noch zur "vor C64-Ära". Technisch war er ebenfalls mit einer 6502-CPU ausgestattet. Die übrigen Daten variierten je nach Modell und Ausbaustufe. Das letzte, grafisch und soundtechnisch aufgemotzte Modell war der Apple IIgs.

Der Emulator für den Atari ST ist, ebenso wie die vorangegangenen Exemplare, ein echter Methusalem und stammt aus dem Jahr 1986/87. Damals wurde der Apple II noch hergestellt und verkauft - das ist wohl der Grund, weshalb das Apple Basic nicht beigefügt ist. Beim Start des Programms, das übrigens in allen Auflösungen auf allen Ataris läuft, wird man deshalb von einem Monitor begrüßt. Um das mitgelieferte Beispielprogramm zu laden, muss man z.B. tippen: R APPLSOFT <Return>, B <Return> (Starten von AppleSoft), CALL 768 <Return>, R DEMO <Return>, R DEMOZP <Return> und dann wieder B <Return>. Die Handhabung ist also nicht ganz einfach, da man eben nicht gleich im Basic landet wie bei den meisten Emulatoren. Laut Anleitung ist dies auch eigentlich mehr eine Art Demonstration, die keinen Anspruch stellt, den Apple perfekt nachzuahmen. Trotzdem sollen einige Apple-Programme laufen. Programmiert wurde der Emulator von Darek Mihocka, der heute vor allem durch Gemulator 95 und wohl bald durch dessen Nachfolger Gemulator 96 bekannt ist. Geplant war eine Verschmelzung des Apple II-Emulators, des Atari 400/800-Emulators XFormer 1.1 und eines C64-Emulators. Rein prozessortechnisch wäre das kein Problem gewesen, da alle auf die gleiche Emulation Zugriff gehabt hätten. Das Produkt sollte ST-Transformer heißen, wurde jedoch nie veröffentlicht. Stattdessen verschmolzen Apple II und Atari 400/800 im XFormer II. Aber auch dort fehlen die Apple-Roms, die man sich erst mit einem Null-Modem-Kabel von einem Original-Apple II holen muss, um mit dem Emulator etwas anzufangen. In den späteren XFormer-Versionen, 2.31 und 2.55 fehlt dann wieder die Apple-Emulation.

Sinclair QL

Der QL erschien 1984 und besaß den 68008-Prozessor, eine Mischung aus 8 und 32-Bit CPU. Für die Computerwelt sollte er der Quantum Leap (Quantensprung) sein, entpuppte sich dann aber als der erste Flop von Sinclair. Nach den vorangegangenen, doch ziemlich enttäuschenden Emulatoren gibt es über den QL-Emulator namens QLem erfreuliches zu berichten. QLem läuft sowohl auf STs als auch auf dem Falcon in der mittleren und hohen (ST-) Auflösung.

Der QL wird komplett emuliert, bis auf den Sound. Auch das Multitasking, das das QL-Betriebssystem von Anfang an bot, wird vom Emulator nachgebildet. Viele Einstellungen bietet der Emulator allerdings nicht, eine einfache Laderoutine wie bei den beiden anderen Sinclair-Emulatoren fehlt. QL-Erfahrung sollte also mitgebracht werden oder man versucht ein QL-Handbuch aufzutreiben. Die Anleitung zu QLem beschränkt sich auf das Nötigste. Da ich selber keinen QL besaß und auch keine Anleitung auftreiben konnte, saß ich ziemlich ratlos vor dem Emulator.

Fairerweise muss ich sagen, dass mir die Version 1.45Jx vorlag, die noch im Beta-Stadium ist. Der Autor erwartet noch mehr Feedback, bevor er eine Version für alle macht. Bisher kann man QLem nur über die Homepage des Autors beziehen. Geplant für die nächsten Versionen sind Sound-Support, Benutzung höherer Auflösungen und DSP-Unterstützung (!). Die Internet-Adresse: http://www.dilwyn.uk6.net/emu/. Einen zweiten, älteren Emulator soll es auch noch geben. Er arbeitet mit Hardware-Unterstützung, wird aber wohl mittlerweile nicht mehr hergestellt.

Atari 400/800/XL/XE

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Die 8-Bit-Reihe dürfte mittlerweile jedem aus der "Story von Atari" bekannt sein. Darek Mihocka hat neben dem Apple II-Emulator und dem Gemulator auch den XFormer programmiert, dessen Weiterentwicklung bei Versionsnummer 3.0 eingestellt wurde. Version 3.0 ist bisher nur erhältlich von der Homepage von Emulators Inc. (vormals Branch Always Software) inklusive der Sourcen. Da die Homepage sich gerade im Umbau befindet, stand mir nur die Version 2.55 zur Verfügung. Diese läuft, wie auch die neuere Version 3.0, nur auf dem ST. Beim XFormer kann man wählen, welche Maschine man emulieren will - vom Atari 400 bis zum Atari XE emuliert der XFormer alles. Für die Programme verwendet er Diskimages, die eine komplette XL-Diskette enthalten. Die Kompatibilität des Emulators kann als gut bezeichnet werden - Assemblerspiele laufen ebenso wie Basic-Programme. Leider ist der ST etwas zu langsam für die Emulation, besonders wenn Grafik ins Spiel kommt. Mit den Player-Missile-Grafiken (unabhängig vom Hintergrund bewegbare Objekte, ähnlich wie "Sprites") kann der XFormer auch nicht immer gut umgehen, besonders bei Grafikdemos hatte er einige Probleme. Der Sound hört sich auch nicht immer so an, wie erwartet - aber das liegt in erster Linie am Soundchip des STs, der nur 3 Kanal-Sound bietet (XL: 4 Kanäle). Die Bedienung erfolgt übrigens sehr einfach über eine GEM-ähnliche Benutzeroberfläche.

Wie schon erwähnt, wurde die Weiterentwicklung des XFormers eingestellt, der Autor kümmert sich jetzt um den Gemulator 96 und den PCXFormer. Er stellt es aber fähigen Atari-Programmierern frei, mit den Source-Codes eine neue XFormer-Version zu schreiben, die dann auch auf dem Falcon läuft. Der vorliegende Emulator ist aber auch schon gut, wenn auch nicht so gut wie die Sinclair-Emulatoren.

CP/M

Der CP/M-Emulator macht seine Sache ordentlich, jedoch ist schon das System, dass er emuliert, völlig veraltet. Historisch interessant ist vielleicht, dass 1986 CP/M-Programme wie WordStar zusammen mit dem Emulator auf einer 3,5-Zoll Diskette den Leuten als echte ST-Version angedreht werden sollte. Erst im Kleingedruckten stand der Hinweis auf den Emulator. Mit dem Erscheinen leistungsfähiger ST-Software verschwanden jedoch auch die CP/M-Programme.

Spaß muss sein

Amiga PC1000 soll ein Amiga-Emulator sein, geschrieben 1986. Zweifel an der Funktionsfähigkeit sind angebracht, denn der Emulator, der von Metacomco stammen soll, benötigt einen ST mit zwei Laufwerken (das zweite soll als Amiga-Laufwerk benutzt werden) und einen Blitter, der damals in noch keinem ST eingebaut war. Die Anleitung behauptet jedenfalls, dass die Workbench und einige Amiga-Programme laufen und das schneller als bei einem Original-Amiga. Wer einen echten Amiga-Emulator sucht, der sollte sich Linux installieren oder eine entsprechende Umsetzung schreiben. Aber falls doch irgendjemand etwas vernünftiges aus dem Amiga PC1000 herauskriegt, sollte er sich in der Redaktion melden.

Der Mac-Software-Emulator heißt Mac-Bongo, eine clevere Raubkopie von "Aladin", die keine zusätzliche Hardware benötigt. Durch seine ohnehin schon veraltete "Vorlage" ist dieser Emulator kaum praktisch zu gebrauchen.

Vergessene Emulatoren

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Nie erschienen sind der FalconSpeed 486SX, der Falcon GCR und SoftPC. Ersterer sollte der Nachfolger des bekannten Falcon Speed werden und ist eigentlich fertig - jedoch scheint weder der Hersteller noch eine andere Firma ihn vertreiben zu wollen.

Der FalconGCR wurde in einem frühen Atari Falcon-Prospekt angekündigt, in dem noch einige andere interessante Programme standen. Er wäre wohl ein farbfähiger Macintosh-Emulator geworden, basierend auf dem Spectre GCR. Gerüchte über eine Fertigstellung brandeten immer wieder auf, konkret wurde es jedoch nie. Da die Firma Gadgets by Small nicht mehr existent ist, dürften Hoffnungen auf eine Fertigstellung unerfüllt bleiben.

SoftPC ist vielleicht einigen vom Apple Macintosh bekannt. Es ist ein leistungsfähiger Software-PC-Emulator, der mittlerweile sogar Windows 95 beherrscht. Eine Atari-Version war für Falcon und TT geplant, kam aber nicht über eine Alpha-Testversion hinaus. Diese sollte auf einem TT etwa die Geschwindigkeit eines 2 MHz XTs erreichen. Im Internet kursiert das Gerücht, dass der Emulator auf einer deutschen Shareware-CD ("PowerCD") veröffentlicht wurde.

Emulatoren für den Atari 400/ 800/XL/XE

Der folgende Emulator läuft nur auf einem Original Atari-8Bit-Rechner. Für einen 8-Bit-Rechner einen Emulator zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen, da die geringe Rechenleistung des Rechners ein Nachbilden eines fremden Prozessors kaum ermöglicht. Trotzdem wurde der Versuch unternommen, CP/M und MS-DOS mit einem 8Bit-Atari zu emulieren - mit großem Aufwand. Das ATR8000, das kurz nach Erscheinen der ersten Atari-Computer vorgestellt wurde, fand Anschluss am Parallel-Port und enthielt einen kompletten Z80-CP/M-Computer. Der Atari stellte nur noch die Tastatur zu Verfügung. Für den ATR8000 gab es wiederum eine MS-DOS-Karte, die eine Benutzung von MS-DOS-Programmen ermöglichte. Beides zusammen war jedoch derart teuer, dass der Emulator wie auch einige andere 8-Bit-PC-Emulatoren ein Flop wurde. Er wurde auch nur in den USA verkauft, so dass man vielleicht dort noch ein Exemplar auftreiben kann.

Linux/Unix-Emulatoren

Wenn es einen C-Programmierer stört, dass es keinen guten C64- oder Amiga-Emulator für den ST gibt, dem kann geholfen werden: Im Unix-Bereich gibt es einige portable Emulatoren, die größtenteils in Ansi-C verfasst sind und oft schon auf andere Systeme umgesetzt wurden. Eine Möglichkeit zum Zugriff auf das Internet sollte man aber schon haben, um an die Sourcen zu kommen. Die Emulatorbeschreibungen fallen jetzt etwas kürzer aus, genauere Informationen erhält man von der jeweiligen Internet-Seite (in Klammern angegeben).

UAE (www.freiburg.linux.de/~uae/): Ein gelungener Versuch in Richtung Amiga-Emulator. Workbench, einige Anwenderprogramme und Spiele laufen schon, an der Perfektionierung wird noch gearbeitet. Benötigt wird eine Kopie des Amiga-Betriebssystems.

VICE (www.viceteam.org/): Der universelle Commodore-Emulator emuliert C64, VC20, PET und C128. Funktionen wie "Sprites" und Farbgrafik sind schon integriert.

ColEm (http://fms.komkon.org/): Emulator für die Videospielkonsole ColecoVision. Spiele kriegt man massenhaft im Internet.

fMSX (http://fms.komkon.org/) : Ein funktionsfähiger MSX-Emulator, der auf so ziemlich allen Computern verfügbar ist.

vMac (www.vmac.org): Noch in der Entwicklung; soll aber am Ende ein leistungsfähiger und leicht umzusetzender Macintosh-Emulator werden.

Die meisten Emulatoren sind zwar nicht besonders brauchbar, aber gerade die Sinclair-Emulatoren und der XL-Emulator ermöglichen die Benutzung von vielen Programme. Wünschenswert wären besonders eine weitere Pflege der PC-Emulation, ein guter C64-Emulator und ein Mac-Emulator. Die portablen Emulatoren machen es doch relativ einfach, einen Emulator zu schreiben, da zumindest das Grundgerüst schon vorhanden ist. Nur ein Programmierer müsste sich finden.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 12 / 1996, Seite 31

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