Step by Step: NVDI 4.11

In gleichbleibenden Abständen versorgt das Software-Haus Behne & Behne (2B) die Schar der „ATARI-treuen“ Computeruser mit neuen Versionen Ihres VDI-Enhancements NVDI. Zeichnete sich das Upgrade von 2.x nach 3.x durch tiefgreifende Änderungen im Systemaufbau aus, so versucht die neue Version vor allem durch Optimierungen im Druckbereich und neuer Begleitsoftware die Käuferschar von der Notwendigkeit der Anschaffung zu überzeugen. Ergänzend kann nun auch ein Type-1 Modul eingesetzt werden, das die Masse der professionellen PostScript-Schriften erschließt, allerdings auch weitere 50 - DM aus der Haushaltskasse verschwinden läßt.

Keine Änderungen hat es am Lieferumfang des Systems gegeben. Nach-wievor kommt NVDI mit einer Installationsdiskette im DD-Format aus, was in Anbetracht der Leistungen, die zur Verfügung gestellt werden, auch dem Kenner immer wieder ein erstauntes Lächeln ins Gesicht zaubert. Das Handbuch hingegen hat im Umfang zugelegt. Ein Grund dafür liegt darin, daß es nur noch eine Anleitung für NVDI, NVDI für Grafikkarten und NVDI für MagicMac gibt. Aber auch die Beschreibung des Paketes wurde inhaltlich überarbeitet und für die neuen Systemteile ergänzt. Damit sollte es auch dem unerfahrenen User möglich sein, das Produkt fehlerfrei zu installieren und zu nutzen. Auf dem ATARI klappte dies auch bei unseren Tests ohne Schwierigkeiten. Schwierigkeiten hatten wir jedoch die neue Version in eine bestehende Installation auf einem PowerMac (6100AV) einzuspielen. Ohne ins Detail gehen zu können, schien dies an einigen älteren Fonts im Speedo-Format gelegen zu haben. Nachdem diese Fonts entfernt wurden, traten keine Probleme mehr auf und das System lief stabil an. Nervig ist nur die Tatsache, daß der integrierte Mausbeschleuniger von Hause aus eingeschaltet ist und den unwilligen Benutzer zwingt dies mittels CPX abzuschalten.

Wundersame Welt der Schriften!

Die mitgelieferten zwei Schriftarten (in je 4 Schnitten) werden von den meisten Käufern sicher nur als Einstieg in die Welt der Vektorzeichensätze betrachtet. Beim Kauf von diversen Font-CDs wird man mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, daß die sich die Vertreiber derselben nicht die Mühe gemacht haben, die Zeichensätze in gedruckter Form zu katalogisieren. Wie nun aber aus den vielen Dateien die Fonts herausfinden, die den eigenen optischen Ansprüchen genügen? Hier setzt das neue Tool „Fontname“ an.

Es erlaubt dem Benutzer einzelne Zeichensätze oder ganze Zeichensatzordner zu scannen und diese anzuzeigen. Aber nicht nur die Darstellung der Zeichensätze liegt in den Möglichkeiten des Tools, sondern auch die Installation der Fonts oder auch deren Entfernung aus dem System. Nicht fehlen durfte da die Möglichkeit, einen Kon-trolldruck der Zeichensätze zu Papier bringen zu können, um z.B. eine eigenen Fontkatalog aufzubauen. Im Handbuch sind der Benutzung dieses Programmes ca. 4 Seiten gewidmet und es sollte somit von jedermann leicht zu bedienen sein. Aus der Sicht des Autors hätte man vielleicht eine andere Strategie der Informationsdarstellung wählen können, aber dies steht der Funktionalität des Programmes in keiner Weise entgegen.

Speedlimit

Wer sich einen Namen im Bereich der Beschleunigung des Systems gemacht hat, wird natürlich immer wieder vor mit der Frage konfrontiert, wieviel Geschwindigkeit durch Programm diesmal gewonnen wird. Wie schon für die Version 3, so gilt auch für die 4. Evolutionsstufe im Bereich der Zeichensatzaufbereitung, daß zwar kleinere Optimierungen möglich sind, aber keine drastischen Ergebnisse zu erwarten sind. Um noch einmal richtig zuzulegen hilft nur die Anschaffung schnellerer Hardware.

Farbintensitäten korrigieren

Einen neidischen Blick mußte man bislang auf die Besitzer IBM-kompatibler Maschinen werfen, die mit ihren schnellen, bidirektionalen Parallelports, die Daten mit hoher Geschwindigkeit zum Drucker transportieren können. Vorausgesetzt man verfügt über MagiC!4, bietet NVDI nun neue, extrem schnelle Druckertreiber an, die eine Seite (abhängig von der Komplexität) in weniger als 10s auf den Drucker bringen können. Neben der Komplexität des Dokumentes stellt aber auch die Geschwindigkeit des Zieldruckers ein einzubeziehende Größe dar. Dabei ist weniger die Datenübertragung als Flaschenhals zu sehen, sondern vielmehr die Geschwindigkeit beim Auspacken und Aufbereiten der Grafikdaten auf der Druckerseite. In der Praxis macht sich diese Beschleunigung sehr positiv bemerkbar. Womit wieder einer der Gründe geliefert wurde, sich auf das Paket MagiC! & NVDI als 0S-Ersatz zu stützen.

Farbenfroh

Einen Schritt vorwärts machte auch die Behandlung von Farben beim Ausdruck bunter Vorlagen. Hier stolpert man als Anwender über die Tatsache, daß Drucker im allgemeinen dazu neigen, Farben in Ihrer Intensität zu überhöhen. Folge: Bilder werden zu dunkel oder erscheinen zu grell. Leicht zu erklären ist dann auch der damit einhergehende Kontrastverlust. Hier bieten die neuen Druckertreiber von NVDI die Möglichkeit nachzusteuern und den Drucker mit Hilfe der Gammakorrektur zu überlisten.

Dieses Verfahren gibt für jede Farbintensität einen passenden Korrekturfaktor an. Mit der Gammakorrektur lassen sich eine Vielzahl von Effekten erreichen (aufhellen, abdunkeln). Hauptziel wird aber sicher sein, einen andereren Intensitätsverlauf im mittleren Farbintensitätsbereich zu erreichen um eine bessere Unterscheidung der Farben, also einen höheren Kontrast zu erreichen. Das MakePrt-Tool bietet für jede der Druckerfarben (i.a. Cyan, Magenta, Yellow) eine eigene Intensitätskurve an und erlaubt so eine indivduelle Anpassung an Drucker und Papier. Verfügt der Drucker zusätzlich über eine Schwarzpatrone so kann man auch für diese mittels der Schwarzseperation die Zumischung von Schwarz zu steuern. Möglich sind diese Korrekturen allerdings nur im TrueColor- oder Halbton-Modus.

Im Handbuch sind die verschiedenen Zusammenhänge leider nur sehr knapp beschrieben, so daß man als unerfahrener User auf Drittliteratur zurückgreifen oder seine eigenen Erfahrungen sammeln muß. Allerdings sollten die Voreinstellungen in den vorhandenen Druckertreibern im Normalfall ausreichen um gute bis sehr gute Druckergebnisse zu liefern. Auf einem HP 660 Color ließen sich damit Ausdrucke erzeugen, die in Kontrast und Leuchtkraft der Vorlage recht nahe kommen.

PostScript

Auch wenn der Name anderes vermuten läßt, so handelt es sich beim PostScript-Modul nicht eine externe Erweiterung von NVDI, sondern ist ein Ersatz des Autoordnerprogrammes. Es setzt allerdings voraus, daß eine Installation eines „Standard“-NVDI zuvor durchgeführt wurde, denn es stützt sich auf dessen Treiber-Phalanx. Der Einsatz des Moduls gestaltet sich genauso problemlos, wie es die normale Konfiguration Vormacht. Verschiedene Fonts von diversen FonLCDs ließen sich ohne Schwierigkeiten mittels Fontname anzeigen, im System installieren und in diversen Anwendungen zum Einsatz bringen. Leider hat man sich immer noch nicht dazu durchringen können einen PostScript-fähigen Druckertreiber beizusteuern, was das Paket sicher abrunden würde.

To buy or not to buy

Als Erstanschaffung ist NVDI ohne Einschränkung zu empfehlen. Nicht nur die Beschleunigung des Systems sondern auch das gelungene Treiberkonzept sprechen eine eindeutige Sprache. Etwas unübersichtlich sind nur die Einstellungen, die mittels Kontrollfeld zu treffen sind und unter der Starrheit dieses Konzepts leiden. Vielleicht kann man sich ja dazu durchringen noch Alternativen zu diesen CPX-Modulen zu entwickeln. Auch als Update ist NVDI 4 durchaus zu empfehlen, will man noch etwas an der Druckgeschwindigkeit tun (nur mit MagiC! 4) oder die Farbdruckqualität erhöhen.

NVDI 4.11

Positiv:

Negativ:


Erik Dick
Aus: ST-Computer 04 / 1996, Seite 16

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