Es ist 22:44 Uhr, und wenn Sie jetzt nicht ein wenig clever sind, zählen Sie um Mitternacht leider nicht mehr zu den Lebenden. So ähnlich wird der Spieler in der Einleitung zu diesem Spiel aus dem Hause LOGITRON begrüßt.
Da haben ein paar Franzosen das Genre des klassischen Grafik-Adventures für den Falcon wieder aus der Versenkung geholt. Sie übernehmen die Rolle eines Journalisten, der Recherchen über die geheimnisumwitterte Familie Kruwehl anstellt und plötzlich erkennt, daß er genau wie seine Vorgänger vergiftet wurde und in etwas über zwei Stunden tot sein wird. Kein Grund das Handtuch zu werfen. Um sich zu retten, begeben Sie sich zum Herrenhaus der Familie. Die Zeitangabe ist wörtlich zu nehmen, denn "Sheer Agony" passiert in Echtzeit (d.h., eine Minute im Spiel entspricht einer realen Minute). Am unteren Bildrand befindet sich ein "Controlpanel", welches eine begrenzte Karte der Umgebung + Kompaß zur Verfügung stellt, alle Befehle für Aktionen offeriert und natürlich (unvermeidbar) den Inhalt Ihrer Taschen zugänglich macht. In bewährter Manier "schlendert" man also durch die Räume und öffnet, drückt, nimmt, liest, riecht(!) etc. in der Gegend rum. Neun Gegenstände kann der Spieler gleichzeitig mit sich rumtragen, und es erweist sich nicht als nützlich, alles zu raffen, was einem vor die Nase kommt, denn einfaches Wegwerfen unbrauchbarer Dinge ist nicht möglich. Man kann die Sachen nur an bestimmten Stellen (meist dem Fundort) wieder loswerden. Das verlangt vom Spieler schon bedächtiges und logisches Vorgehen. So findet man sich also bald, durch versteckte Hinweise und geheime Zugänge angestachelt. in echter Detektivstimmung ins Geschehen vertieft.
Eine wichtige Rolle hat bei einem derartigen Spiel natürlich die Grafik, und die Fähigkeiten des Falcons rechtfertigen hohe Ansprüche. LOGITRON hat sich recht wacker geschlagen. Das komplette Spiel wartet mit ordentlich digitalisierter Grafik auf, von ein wenig langweiligen oder auch etwas undeutlichen Szenen bis zu stimmungsvollen Orten mit vielen klar erkennbaren Details gibt sich der Gesamteindruck positiv. Bei der Akustik sieht es ähnlich aus. Außer im Intro gibt es keine Musik, aber klare Samples zu den Aktionen und ständig Hintergrundgeräusche, die einem schon mal Schauer über den Rücken jagen. Von hämischem Gelächter bis zum standardmäßigen Knarren von Holzdielen findet man so ziemlich alle Soundklischees erfüllt. Da das Game komplett dreisprachig ist, sorgt (schon fast traditionell) der deutsche Part, dank sehr freier Übersetzung, auch mal wieder für etwas Erheiterung. Langsam verleiht dieser Umstand französischen Spielen schon fast eine extra sympathische Note.
Im Zeitalter der dreidimensional scrollenden Texturemappingdungeons wirkt das Spielprinzip etwas altbacken, hat aber kaum an Reiz verloren. Fans des Genres dürfen sich ein paar durchknobelte "Agony"-Winterabende gönnen. da es mit Alternativen auf dem Falcon sowieso karg aussieht. Übrigens wird der Falke-Verlag wahrscheinlich die deutsche Distribution übernehmen.
Hersteller: LOGITRON
Steuerung: Maus, Jaguarpad(!)
Genre: Grafikadventure
Recunertyp: Falcon
Monitor: RGB/VGA
Preis: ca.
Sonstiges: ca. 4,2MB auf HD
Grafik: 70
Sound: 60
Spaß: 65
Gesamt: 65