Hallöchen, eigentlich fängt man ja am Ende eines Jahres an zurückzuschauen und sich dann vorzumachen, daß man im nächsten Jahr alles verbessern wird. Nun, jetzt haben wir schon fast einen Monat des frischen Jahres benutzt und jeder darf mal nachsehen, ob er sich tatsächlich verändert hat.
Vielleicht haben wir uns nicht besonders verändert, ich fürchte aber, die Welt hat es. Wo ist die Zeit hin, in der ich die Möglichkeiten meines ATARI 800XE erforschte und das spannende Gefühl hatte, unbekanntes, uferloses Land zu betreten? Traf man jemanden, der auch einen Computer hatte, konnte man davon ausgehen, daß der genauso mit dem Herz an der Maschine hing wie man selbst. Habe nur ich das Gefühl, daß die digitale Welt deutlich kühler, anonymer und irgendwie „Schlips-und-Kragen-mäßig“ geworden ist? Da werden ahnungslose Anwender mit subjektiven Daten über Taktfrequenzen etc. über den Ladentisch gezogen, ohne daß sich jemand die Mühe macht, wirklich Innovatives zu bieten.
STOP! Also an dieser Stelle hätte ich nun noch nahezu endlos rumjammern können. Vielleicht ist die Zeit für Veränderungen ja tatsächlich angebrochen. Immer mehr Leute aus der Scene sind mittlerweile fester Bestandteil des kommerziellen Lagers, und eine Art Nachwuchs scheint es nicht mehr zu geben. Für die Kids heutzutage sind Computer und Videospiele so alltäglich geworden, daß wohl gar kein Grund mehr besteht, in dieser Technik eine Herausforderung für sich selbst zu sehen. Was wird das Jahr 96 also für uns bringen? Ich denke, daß sich vieles auf der SIMPOSIUM 96 entscheidet. Schon jetzt hört man viele Freaks laut nachdenken, was denn mal nach dem Falcon kommt. Mit der alternativen Hardware kann sich zwar niemand so recht anfreunden, aber wenn man seinem Hobby treu bleiben möchte und dabei nicht auf der Stelle treten will, bleibt einem auf längere Sicht nur der Schritt zu anderen Hardware-Plattformen. ATARI hat ja nun durch seine aktuelle Politik auch noch die letzten Illusionisten (ich schätze, daß ich dazugehöre) ziemlich unsanft in die Realität geholt. Aber schließlich müssen sie wissen, was sie tun. Zum Glück freuen sich schon alle meine Freunde mit PCs wie wild auf ihre Windows95-Version von Crescent Galaxy. Traurig ist nur, daß damit wohl endgültig eine Ära zu Ende geht, die noch den Charme der Pionierzeit hatte.
Gut. Aber egal, an welche Gestade uns das Schicksal wirft, im Herzen bleiben wir doch alle ATARIaner, und darum begeben wir uns mal wieder zurück ins „Jetzt“, wo es noch allerhand zu erleben gilt.
Die proTOS scheint sich ja zu „der“ ATARI-Messe gemausert zu haben. Was es zu sehen gab, konnte man schon im offiziellen Bericht in der letzten, goldenen (sehr edel übrigens) ST-Computer lesen. Klar, daß ich dann mal eine Nachlese aus Scene-Sicht bringe.
Am Stand von Spielraum konnte man nämlich Previews kommender Falcon-Games bewundern. So geht die Entwicklung von „Crown of the Creation 3D“ dem Ende zu, und das Gezeigte wirkte schon deutlich attraktiver als im sehr frühen „Prepreview“. Dieser dreidimensionale Weltraum-Shooter beeindruckte mit schöner Vektorgrafik, die auch in puncto Geschwindigkeit überzeugen konnte, bleibt noch abzuwarten, wie das Gameplay dann endgültig aussieht. Gleich daneben stellten „Anvil-Soft“ ihr Shoot’em-up (Screenshot etc. in der vorletzten Falconscene) vor, und ich konnte ihnen eine Demodisk aus dem Kreuz leiern (many Thanx). Auch dieses Game machte Appetit auf mehr, wird aber noch ein Weilchen brauchen. Bei Team Computer interessierte ich mich natürlich für Neuigkeiten über NeoN und mußte enttäuscht feststellen, daß nun die OS/2-Version gehyped wird und sich im ATARI-Bereich außer einer TT- und Afterburner-Anpassung erst einmal nichts tut. Tatsächlich wurden als Grund die schlechten Verkaufszahlen angegeben. Also hier mein Aufruf: Kauft Euch das Teil, statt mit der Demo-Version rumzutricksen!
Leider begegnete mir „Evil Metal“ (DUNE/Frankreich) erst, als wir gerade abmaschieren wollten, und nach einem schnellen „Hallo" drückte er mir dann noch einen Frontier-Software „Catalogue“ in die Hand, der sich allerdings als äußerst interessant entpuppte. Neben bekannten Falcon- und STE-Spielen warb man für das „IMAGE Studio“, ein Programm zum Erstellen und Verfremden von Grafiken (z.B. Texturen) mit vielen Effekten, die man bisher nur in sündhaft teuren PC-Programmen wie Corel-Photopaint bewundern konnte. Übrigens kann man dieses Tool bereits beim Falke-Verlag beziehen. Weiter wurde D-Graph beworben. Dieses vielversprechende Falcon-Pixel-Grafikprogramm habe ich schon vor einiger Zeit vorgestellt, und nun soll es bald zu haben sein. Aber Frontier-Software bringen, dank ihres Inhousedevelopments, auch Neues für Joypad-Artisten. Das Spiel heißt „No Mercy“ und sieht sehr gut aus. (Sicher vermittelt der etwas „abenteuerliche“ Screenshot noch nicht den richtigen Eindruck, aber an besseres Material war auf die Schnelle nicht ranzukommen.) Am erstaunlichsten ist die Tatsache, daß es „No Mercy“ für Falcon, JAGUAR und PC geben soll und eine abgespeckte STE-Version auch angekündigt ist. Das Spielprinzip erinnert an Alienbreed (eine actionreiche Future-Variante von Gauntlet auf dem AMIGA.). Leider ist mein Französisch nicht sehr gut (O.K., genaugenommen würde ich in Paris wahrscheinlich an Hunger oder ähnlich kommunikationsabhängigen Dingen sterben), aber folgende Facts konnte ich der Broschüre noch entnehmen. Es gibt einen Zweispieler-Mode, 256-Farben-Grafik, sehr viele Sprites, viele verschiedene Waffenarten und „Effets specifiques à la machine" ...Also wenn die Jungs auch nur halbwegs an das Gameplay von „The Chaos Engine“ rankommen, darf man wohl schon auf einen echten Knüller hoffen. Die Ankündigung lautete auf Ende Dezember (1995). Die Erfahrung lehrt allerdings, daß man derartige Daten nicht so genau nehmen sollte. Sobald es die Lage in Frankreich zuläßt, werde ich mich um mehr Infos bemühen.
Am Ende des Kataloges wurde dann nur noch der „HAWK“ vorgestellt. Oh, niemand weiß, was das ist? Ganz einfach, eine neue Beschleunigerkarte für den Falcon. Diese Hardware von Wizztronics soll eine mit 50MHz tickernde 68030-CPU beinhalten und (erstaunlicherweise) einen 32-Bit-Buszugriff mit 32MHz erlauben. Weiter sind 128-256KB Cache auf der Karte und 4 Ports für Erweiterungen. DerText spricht dabei von bis zu 96 MB Speicher, Grafikkarte, PC-486-DX-33-Emulator, einem neuen DSP und schließlich einem Video-Digitizer. Das alles klingtja recht bemerkenswert, und da hier eine Release auf Ende November (1995) gesetzt wurde, müßte man ja auch bald über „offizielle Wege" von dieser Hardware erfahren.
Erinnert sich noch jemand an die Falconscene, in der ich die ORNETA-Party in Polen ankündigte? Unerklärlicherweise drangen keinerlei Infos von dieser Party bis zur deutschen Scene durch. In einer schwedischen(!) Mailbox entdeckte ich dann wenigstens die Ergebnisse des ST-Grafikwettbewerbes (übrigens sollen über 200 Freaks aus Polen, Deutschland und Ungarn dagewesen sein). Klaro, daß ich sie Euch nicht vorenthalten möchte, da auch einige Bilder recht hohe Qualität erreichen. Ich werde das Paket (mit Adressen der Grafiker) noch in den Mailboxen verteilen, dann können „Bedürftige“ (denn ST-Grafiker sind knapp geworden) mal diese „brach“ liegenden Ressourcen kontakten.
So, für die nächste Falconscene dürfen wir dann wieder gespannt sein, denn ich verspreche mir einige interessante Releases von der „AGRESSION Party 2“ in Finnland - falls sie sich nicht auch eine geheimnisvolle Informationssperre wie die polnischen Freaks auferlegen.
Mit dem Wunsch, daß wir alle noch eine Menge Spaß haben werden, verabschiede ich mich mal wieder. Grüße an das nette MAXON-Team (war schon längst mal fällig), Silli (wie immer), Gwen (weil ich sie mag), AVENA (weil wir viel Spaß und Ideen haben) und Janosch (auch weil er sich nun doch endlich einen Jaguar kaufen will).
Ciao, Euer A.-t-of Cream