JML-Snapshot - Bildschirm-Hardcopies leicht gemacht

Snapshot-Programme gehören zu einer ganz besonderen Sparte von Software. Man benötigt sie nur sehr selten, aber ab und zu braucht jeder doch mal eines. Das Prozedere, das abläuft, wenn man dann wirklich mal eine Bildschirmkopie anlegen muß, ist immer das gleiche: Man wühlt seine Diskettensammlung durch auf der Suche nach einem Snapshot-Programm, das den eigenen Bedürfnissen am ehesten entspricht. Die Auswahl an PD- und Freeware-Programmen macht die Auswahl nicht gerade einfach, besonders weil viele dieser Programme nur auf Minimalsystemen (ST mit Monochrombildschirm) laufen.

Eine löbliche Ausnahme bildet JML-Snapshot, da es mit jeder nur erdenklichen Konstellation von Hardware und Software zusammenarbeitet. Es unterstützt nicht nur beliebige Grafikkarten in allen Auflösungen und Farbtiefen und berücksichtigt auch die Anforderungen, die seit dem Einzug der Multitasking-Systeme MagiC und MultiTOS an ein Snapshot-Programm gestellt werden, sondern es verrichtet auch auf den "Umsteiger-Maschinen" Apple Macintosh und PC seine Dienste unter MagiCMac bzw. Janus und Gemulator.

Erfreut nimmt man beim ersten Kontakt zur Kenntnis, daß die Inbetriebnahme dank des mitgelieferten Installationsprogrammes problemlos von der Hand geht. Dieser erste positive Eindruck wird auch beim weiteren Umgang mit dem Programm nicht getrübt, sondern ganz im Gegenteil noch bestätigt. JML-Snapshot kann als Accessory und unter Multitasking-Systemen auch als Programm eingesetzt werden. Die sinnvoll gewählten Voreinstellungen gestatten es, nach der Installation sofort die ersten Snapshots anfertigen zu lassen. Dazu reicht es aus, den entsprechenden Eintrag im Accessory- oder MagiC-Menü anzuklicken. Drückt man gleichzeitig die Shift-Taste, erscheint eine Dialogbox, in der man das Programm auf vielfältige Weise konfigurieren kann. Die wohl wichtigste Einstellung stellt dabei die Auswahl des Zielformates dar. JML-Snapshot kann Bilder im (X)IMG-, im IFF- und im TIFF-Format speichern und deckt damit optimal auch den plattformübergreifenden Datenaustausch mit den wichtigsten Systemen (PC, Macintosh, Amiga) ab. Gesichert werden können die Dateien dabei entweder durch manuelle Eingabe eines Dateinamens (Über einen Fileselector) oder aber durch Ablegen in einen Ordner, wobei JML-Snapshot die Namensvergabe selbst durchfuhrt und bei mehreren Bildern diese aufsteigend durchnumeriert. Der zu speichernde Bildschirmbereich kann zum einen mit einem GEM-üblichen Gummiband ausgewählt werden, zum anderen kann man JML-Snapshot auch so einstellen, daß es komplette Fensterinhalte durch einfaches Anklicken sichert. Je nachdem, ob man in das Fenster klickt oder in eines der Fensterelemente, wird nur der Inhalt gespeichert oder das komplette Fenster mit allen Rahmenelementen. Zu guter letzt gibt es auch noch eine Einstellung, die eine Bildschirmkopie mittels der bekannten Tastenkombination "Alternate" und "Help" anfertigt. Was JML-Snapshot aber wirklich von allen anderen bekannten Snapshot- Programmen unterscheidet, ist seine perfekte Einbettung in Multitasking- Umgebungen. Unter MTOS und MagiC3/MagiCMac kann man die gewünschten Bildschirmausschnitte per "Drag & Drop" weiterverarbeiten, ohne sie erst umständlich auf Festplatte speichern zu müssen. Hat man den gewünschten Ausschnitt wie oben beschrieben festgelegt, dann erscheint ein Fenster mit einem kleinen Kamerasymbol. Diesesverschiebt man nun einfach auf ein beliebiges Fenster eines anderen Programmes (das dazu natürlich auch "Drag & Drop" unterstützen muß), woraufhin dieses die ausgewählten Daten sofort darstellt. Eine weitere Methode zum Anfertigen von Bildschirmkopien ist das brandneue SNAP-Protokoll, das von JML-Snapshot ebenfalls unterstützt wird. Bei diesem Protokoll sucht sich das Snapshot-Programm die geeignete Zielapplikation selbst und übernimmt automatisch die Datenübertragung an selbige. Nach dem Auslösen des Snapshots öffnet sich in der Zielapplikation ein Fenster mit den gewünschten Daten. Optimal funktioniert dies zur Zeit nur mit dem Datei-Viewer 'Zeig's mir' (ab V0.95), aber auch andere Programme zum Anzeigen und Verarbeiten von Farbbildern werden das SNAP-Protokoll sicherlich bald anbieten.

Ein Blick noch auf die Interna von JML-Snapshot. Um wirklich alle Bildschirmauflösungen und -farbtiefen korrekt verarbeiten zu können, bedient es sich zum Umwandeln der entsprechenden VDI-Funktionen. Da diese mitunter aber sehr langsam arbeiten, greift JML-Snapshot in vielen Fällen auf eigene, geschwindigkeitsoptimierte Routinen zurück. Auch der verfügbare Speicher wird optimal genutzt. Steht genug freier Speicher zur Verfügung, dann erfolgt das Speichern mit höchstmöglicher Geschwindigkeit, während ansonsten Routinen benutzt werden, die zwar langsamer sind, aber auch bei chronischer Speicherknappheit noch funktionieren.

Fazit: JML-Snapshot ist ein rundum gelungenes Snapshot-Programm. Der Autor vertreibt es als Shareware und erwartet bei regelmäßiger Benutzung einen Obulus von 20,- DM. Wie inzwischen bei Shareware üblich, benötigt man auch bei JML-Snapshot einen persönlichen Schlüssel, um alle Möglichkeiten nutzen zu können, die das Programm bietet. Diesen Schlüssel erhält man natürlich erst nach Zahlung der Shareware-Gebühr; ohne den Schlüssel arbeitet JML-Snapshot als unregistrierte Version, die im Funktionsumfang geringfügig eingeschränkt ist.

Reiner Rosin/JH

JML-Snapshot
Autor: John McLoud
PD: 822
Status: Shareware



Aus: ST-Computer 09 / 1995, Seite 118

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