Bereits vor gut einem Jahr haben wir in [1] über eine neue Fax-Software für den ST berichtet, und inzwischen hat sich aus dem damaligen Newcomer fast schon das Standardprogramm für den ST entwickelt. Die Rede ist von CoMa - dem Communication Manager. Neben der reinen Faxversion gibt es derzeit zwei weitere Versionen von CoMa: CoMa Voice mit integrierter Anrufbeantworterfunktion und CoMa Professional, welches zusätzlich noch ein Faxabrufsystem und ein Voicemail-System beinhaltet.
Für diesen Test hatten wir daher die Qual der Wahl, welche der drei Versionen es diesmal sein sollte, und die Entscheidung fiel auf die Voice-Versi-on, weil sie mit einem Verkaufspreis von 169,- DM noch bezahlbar ist und vom Funktionsumfang her nicht die Grenzen dessen sprengt, was man als Heimanwender benötigt. CoMa Voice stellt allen Besitzern von Modems der Marke ZyXEL mit einer Firmware ab Version 6.0 und Chip-Modems mit einer Rockwell Voice-Datenpumpe (derzeit sind das das Creatix LC144VF und das Dr. Neuhaus Smarty 19.2 TI) einen komfortablen Anrufbeantworter zur Verfügung, der nebenbei natürlich auch noch Faxe automatisch erkennt und diese dann empfängt. Getestet wurde das Ganze mit einem ZyXEL-Modem, so daß alle Aussagen hinsichtlich Qualität natürlich nur auf diesen Modemtyp anzuwenden sind.
Die Installation von CoMa ist noch immer ein Kinderspiel: Alle Dateien der Installationsdiskette werden in einen Ordner kopiert, und CoMa ist quasi startbereit. Wer bereits die Vorgängerversion von CoMa besitzt, wird beim Start ziemlich überrascht sein: In der aktuellen Version unterstützt das Programm erstmals den 3D-Look, der mit MultiTOS Einzug auf die ST-Systeme gefunden hat, sofern mindestens 16 Farben zur Verfügung stehen. Dies ist in der Auslieferungsversion auch so voreingestellt ... Wer aber lieber mit den gewohnten Dialogboxen Weiterarbeiten möchte, kann diesen Modus selbstverständlich abschalten. CoMa ist natürlich auch weiterhin ein echtes GEM-Programm, und demzufolge stellen auch für ihn noch so exotische Systeme, Farbtiefen und Auflösungen kein Problem dar. Die Konfiguration des Systems erfolgt dann über ein Pop-up-Menü hinter dem sich alle verschiedenen Funktionen getrennt einstellen lassen, also die Pfade für den Faxempfang unabhängig von den Pfaden für die Nachrichtenspeicherung des Anrufbeantworters. Allerdings ist dieses Pop-up, das nun auch tastaturbedienbar ist, leider noch ein wenig fehlerbehaftet, da es komplett überarbeitet wurde. In der Version 2.60 können die Funktionen nur noch direkt per Tastatur mit ihren Shortcuts, oder aber nach Öffnen des Pop-ups nur noch mit der Maus angewählt werden. Dies ist aber nur eine kleine Einschränkung der Funktionalität, da ja die Einstellungen lediglich einmal durchgeführt werden müssen und danach dieser Menüpunkt in der Regel nicht mehr benötigt wird. Sollte man bereits vorher das Programm QFax benutzt haben, so ist das Konfigurieren zumindest für den Faxversand und den Faxempfang gänzlich unnötig, da CoMa nun auch die Steuerdatei dieses Programms lesen und auswerten kann. Hat man jedoch kein QFax, aber Druckertreiber, die eine QFax-Steuerdatei verlangen, so kann CoMa eine entsprechende Datei mit den für diese Treiber wichtigen Angaben auch selbständig erzeugen. Da CoMa auch das Dateiformat von QFax versteht, können mit solchen Treibern erzeugte Faxseiten also auch mit CoMa verschickt werden. Feider ist das Konfigurieren des Voice-Modus nicht ganz so simpel. Durch die verschiedenen Firmware-Versionen der einzelnen Modems, die allesamt unterschiedliche Fehler und Funktionen haben, ist ein gehöriges Maß an Tüftelei erforderlich, um die richtige Einstellung zu finden, mit der das Modem korrekt im Voice-Modus funktioniert. Doch das ist ausschließlich ein Problem des verwendeten Modems, nicht aber von CoMa, welches für alle Eventualitäten gerüstet ist.
Der Anrufbeantworter in CoMa hat es in sich und übertrifft den Funktionsumfang herkömmlicher Telefonsklaven um ein Vielfaches. Neben einer Standardansage können bis zu sieben weitere Ansagetexte verlesen werden, die auf die Uhrzeit oder auch auf den Wochentag abgestimmt sein können. Zudem kann man neben der obligatorischen Femabfrage für bis zu sieben weitere Personen oder Gruppen ganz spezielle Nachrichten hinterlassen, die diese dann durch die Eingabe eines vorher vereinbarten Codes mit einem normalen Fem-abfragesender abhören können. Und ein kleines bißchen Luxus hat CoMa dann auch noch zu bieten: Auf Wunsch ruft CoMa, nachdem es einen Anruf entgegengenommen hat, eine Rufnummer an und spielt dort dann den eingegangenen Anruf ab. So kann man ohne viel Aufwand und vor allem ohne horrende Gerätekosten die eingehenden Anrufe nachgesandt bekommen. Schön wäre, wenn hier vor der eigentlichen Nachricht noch ein (vielleicht sogar selbst aufzeichenbarer) Infotext, der die nun folgende Nachricht ankündigt, vorangeschickt würde. Dies verhindert für den Fall, daß ein Fremder das angerufene Telefon abhebt, das ein oder andere lange Gesicht.
Die Qualität der Aufzeichnung ist extrem abhängig von der verwendeten Aufzeichnungsart. Im ADPCM3-Modus ist die Qualität aber vergleichbar mit der eines herkömmlichen Anrufbeantworters, allerdings muß dafür auch mindestens eine Schnittstellengeschwindigkeit von 38400 Baud möglich sein, was ohne Hardware-Änderungen nur auf MegaSTE, TT und Falcon möglich ist, STs älterer Bauart benötigen eine kleine Hardware-Erweiterung oder müssen auf den schlechteren Aufzeichnungsmodus CELP zurückgreifen. Dadurch, daß die Aufnahmen nicht auf ein Tonband, sondern auf der Festplatte gemacht werden, benötigt CoMa natürlich entsprechend freien Platz auf einem Laufwerk. Allerdings ist die Kompression der Sprachdaten so hoch, daß man mit ein bis zwei Megabyte freiem Speicher schon eine ganze Weile aufnehmen kann. Auf Disketten kann das Ganze aber nicht mehr sinnvoll eingesetzt werden.
Der Faxmodus hat gegenüber [1] auch mächtig an Funktionen zugelegt. Neben einer Serienfaxfunktion, die es erlaubt. Faxe mit demselben Text an mehrere Empfänger automatisch zu verschicken, ist in CoMa 2.60 einiges neu hinzugekommen. So wurde der Menüpunkt „Text“, der es ermöglichte, kurze Texte schnell als Fax zu versenden, deutlich erweitert. Inzwischen verbirgt sich dahinter ein kleiner Editor, der nun auch längere Texte verarbeiten kann. Es gibt die Möglichkeit, Daten wie Seitenzahl des Faxes (z.B. für ein Faxdeckblatt), Adressat oder aktuelles Datum und Uhrzeit frei mittels Parameter im Text einzubauen, und man kann beliebige ASCII-Texte nachladen. Außerdem ist die Zeilenbreite jetzt frei einstellbar und bietet mit einer maximalen Breite von 96 Zeichen eine optimale Ausnutzung des freien Raums auf dem Fax. Nicht ganz so schön ist aber, daß der linke Rand immer noch nicht frei einstellbar ist, jedoch hat der Autor hier für die nächste Version Abhilfe versprochen. Im Editor selbst kann man zusätzliche Funktionen wie Text laden oder Text speichern Uber ein Pop-up-Menü aufrufen, und es ist möglich, einen Text namens „DEFAULT.TXT“ in den Systemordner zu legen, der beim ersten Aufruf dieser Funktion automatisch geladen wird. Neu ist auch, daß sich nun je bis zu vier Kopf- und Fußlogos in einem Pop-up anwählen lassen. Dies macht es relativ einfach, wechselnde Briefköpfe, zum Beispiel für private und berufliche Faxe, zu verwenden.
Ebenfalls geändert hat sich, daß nun die in der Stampline erscheinende Faxnummer frei editierbar ist. So ist es jetzt möglich, bei einer Rufnummemänderung selbst Hand an die Stampline anzulegen, und man ist nicht auf einen neuen Registrierungsschlüssel aus Berlin angewiesen. Gänzlich abschalten läßt sich die Stampline aber immer noch nicht. Sehr schön hingegen ist, daß CoMa seit Version 2.0 auch in der Lage ist, Faxmodems nach dem neuen Faxbefehlssatz Class 2.0 zu bedienen. Damit werden auch Geräte der neueren Art, z.B. das USR Courier V.34 Modem, am ST faxfähig. Wer ein derartiges Modem besitzt, kommt derzeit nicht um CoMa herum, da es das einzige Faxprogramm für den ST ist, welches diesen Faxmodus unterstützt. Faxen nach Class 1 ist jedoch auch mit dieser Version nicht möglich und wohl auch für die Zukunft nicht geplant, so daß sich Besitzer derartiger Modems mit Straight Fax (siehe auch [2]) behelfen müssen.
Insgesamt zeigt sich, daß CoMa im vergangenen Jahr eine drastische Erweiterung seines Funktionsumfangs durchgemacht hat. Schwachstellen sind konsequent ausgemerzt und neue Funktionen hinzugefügt worden. CoMa läuft dank sauberer Programmierung mit nahezu jeder erdenklichen ATARI-Hardware zusammen, und selbst auf dem ATARI-Emulator MagicMac funktioniert CoMa seit Version 2.60 nahezu problemlos (bis auf einige Funktionen, die dank der Ein-Tasten-Maus auf dem Mac nur schlecht erreichbar sind). Mit 99- DM für die Fax- und 169 - DM für die Voice-Version ist es auch nicht zu teuer, so daß man CoMa sicher als das Maß der Dinge bezeichnen kann, an dem andere Faxprogramme gemessen werden müssen.
DJ
Bezugsquelle:
SoftBär GbR Richardstraße 60 12055 Berlin
[1] Dirk Johannwerner: CoMa - Fax-Software, ST-Computer 1/94
[2] Dirk Johannwerner: Straight Fax.', ST-Computer 2/95
Positiv:
einfach zu bedienen
völlig problemloser Betrieb mit allen Modems
Class 2.0 fähig
problemloser Betrieb unter MagiC und MultiTOS
leistungsfähiger Anrufbeantworter
Negativ:
keine abstellbare Stampline
kleinere Fehler in den Popup-Menüs