Falcon-Scene: Bungle in the Jungle - Die Silliconvention

Wenn man bei „H2O“ eine Weile den Joystick nicht berührt, liest der kleine Propellerman Zeitung ... echt witzig!
EKOs „H2O“: zwischen den Levels gibt’s eine Übersicht.
In Action - bahnt dem Wasser den Weg

„PAUSE“ - es tut mir leid, ich habe gerade die Smartgun gefunden und muß runter in Sublevel 5, um mir die Security-Card 10 zu holen. Zwischendurch bin ich mal zur Tastatur gehechtet, um mich zu entschuldigen; ich kann heute keinen Artikel schreiben, hier ist alles voller Aliens, und ein Predator hängt mir an den Hacken ... ciao, A.-t-

Keine Angst, war nur ein Scherz, zum Glück füllt die futuristische Alien-Hatz schon zwei Wochen den Modulschacht meines Jaguars, und seit ein paar Tagen schaffe ich es erfolgreich, einige Minuten für Ernährung und dergleichen abzuzweigen.

Aber ich hatte das letzte Mal jede Menge News versprochen, kommen wir also zur Sache. „Silliconvention by AVENA“. Die Party lief etwas gemütlicher als z.B. die „Fried Bits“ ab, so ungefähr 50 Leute trafen sich in Delmenhorst, und eine Menge interessanter Dinge waren zu sehen. Die Publikumsmagneten bildeten natürlich die rumstehenden Jaguars mit dem zu diesem Zeitpunkt gerade frisch erschienenen AvP, und die Raubkatzen sollten auch das ganze Wochenende keine Ruhe finden. Mein Dank geht an die Leute, die sich um die super Verpflegung gekümmert haben! Die meiste Zeit habe ich in der Nähe der Küche zugebracht, wo man gemütlich sitzen und Ideen wälzen konnte. Und so lernte ich dann auch mal „INTER“ (eine der größeren Gruppen in der Independent) kennen. Sie ist zwar noch nicht so bekannt, aber das wird sich wohl demnächst ändern, denn ihr Megademo, an dem sie jetzt schon längere Zeit arbeitet, befindet sich in der Endphase, und die gesehenen Previews lassen Gutes ahnen.

INTER besteht aus 8 Mitgliedern: „Lucky of ST“, „Questor“, „Nightmare“, „Pater Michael“ und „Techno“ sind Coder. Um Grafik und Design kümmern sich „Samurai“ sowie „Rachel Bolan“ und für den guten Ton sorgt „Zonk“. Die Jungens gehen alle zur Schule, machen Abi oder eine Ausbildung, und auf der Uni trifft man auch mal jemanden an. Auf dem ST waren sie noch nicht so aktiv, aber auf dem Falcon merkte man schon öfters etwas von ihrem Schaffen. Lucky of ST z.B. hat einen Grafik-Ripper programmiert, der es mir ermöglicht, all die bunten Screenshots für die „Falcon-Scene“ zu machen. Neben der Demo arbeitet jeder Coder an irgendwelchen Routinen für Spiele. So hat INTER die absolut schnellsten „Wolfenstein-3D-Routinen“ und bastelt an den Grundlagen für Shoot’em-up- und Geschicklichkeitsspiele. Man darf also gespannt sein, was aus dieser Ecke noch kommt.

EKO aus Frankreich

Als Besonderheit auf dieser kleineren Party darf man wohl die Anwesenheit der französischen Gruppe „EKO" bezeichnen, die schon in den letzten „Falcon-Scenes“ auftauchte. So war es selbstverständlich, sie zu interviewen, was dann auch mit viel Humor, „kleineren“ Sprachschwierigkeiten und wild gestikulierend gelang. Die 5 Mitglieder von EKO kommen größtenteils aus der (damals) recht aktiven ST-Crew „Mad Vision“, die unter anderem Intros für die legendären „Replicants“ lieferten. Neben ihrem Hobby studieren sie alle: „Major-X“ (Coder) Naturwissenschaften, „MaxxOut“ (Coder) Informatik und „MacDo“ (Musiker) Englisch/Spanisch. Über „DefKLF“ (Grafik) und „Alexis“ (Coder) erfuhr ich nur, daß sie auch zur Uni gehen. Natürlich wollte ich ein paar Infos zur geheimnisvollen „Place to buy again 2“-Party in Frankreich bekommen, von der die deutsche Szene so überrascht war.

Wasserspiele

Es waren ca. 200 Leute aus der französischen ATARI-Scene dort versammelt und bestritten zahlreiche Competitions. Die Falcon-Demo-Competition gewann EKO, gefolgt von „Abstract“, und der 3. Platz gehörte „MJJ Proud“. EKO will im nächsten Sommer wieder eine Party organisieren, die aber unter einem anderen Namen laufen wird. Natürlich interessierte mich am meisten die Frage, was die ATARI-Gemeinde denn als nächstes von den engagierten Franzosen zu erwarten hat. Für Gamefans gibt es dabei eine frohe Botschaft: Ein Spiel ist bereits komplett fertig und trägt den aussagekräftigen Namen „H2O“. Na, bei einigen Leutchen regen sich jetzt vielleicht längst verschollen geglaubte Bröckelten aus dem Chemieunterricht? Tja, dieses Puzzlegame ist nichts für Wasserscheue, denn durch 40 Levels muß man dem besagten Element einen Weg durch viele Hindernisse ebnen. Ein wenig erinnert das Spiel an die bekannten Lemminge und für den Spaß sorgen eine tolle 256-Farben-Grafik und 4stimmige Musik, die mit weiteren Sample-Stimmen für Spielgeräusche untermalt wird. Da das Ganze in einer Auflösung von 320*240 Pixeln geschieht, steht dem Spaß an RGB- und VGA-Monitoren nichts mehr im Wege. Die Jungs suchen zur Zeit noch einen Vertrieb; falls der nicht gefunden wird, soll das Game als Shareware erscheinen. Exklusiv in der ST-Computer gibt es hier schon ein paar Screenshots.

Damit ist aber noch lange nicht Schluß. Major X arbeitet an einem Asteroids-ähnlichen Spiel, das den Titel „Wotanoid" trägt und in True Color läuft. Außerdem planen die Vektorgrafikexperten ein Autorennen, das „Virtual Racing“ von SEGA nachempfunden ist. Wer das nicht kennt, sollte mal eine Spielhalle besuchen und dort den Automaten besichtigen, um den die meisten Menschen versammelt sind. Ich denke, da haben sich die richtigen Leute an ein derartiges Spiel gewagt. Über ein neues Demo schwiegen sich die EKOisten hartnäckig aus. mehr als ein vielsagendes Grinsen bekam ich nicht zu sehen. Auf jeden Fall ist es angenehm zu wissen, daß die ATARI Scene in Frankreich noch längst nicht ruht.

Und hier hat A.-t- mal wieder den digitalen Pinsel geschwungen (is'ja gar kein Drachen?).
Großes Bild: Inshape läßt grüßen!

Pinball-Wizzard

Wahrend der Anblick von extatischen AvP-Spielern mit gesträubten Nackenhaaren auf der Party als normal hingenommen wurde, fielen mir dagegen immer wieder Leute auf, die mit demselben Ausdruck im Gesicht die SHIFT-Tasten ihres Falcons malträtierten. Schuld daran war eine spielbare Demoversion von „Obsession“.

Auch ich gehörte zu den zweigleisig fahrenden Menschen, die neben ihrem ST einen AMIGA stehen hatten. Ein Spiel, das mich besonders begeisterte, war „Pinball Dreams“. Eine große, bunte Flipperfläche scrollt flüssig am Spieler vorbei und durch tolle Musik und Soundeffekte hat man es zum ersten Mal geschafft, echtes Flippergefühl auf den Computer zu übertragen. Mittlerweile gibt es solche Flipper auch für PC und Mac. nur mein Falcon blieb von einem derartigen Spiel bislang verschont, was mich ganz schön gewurmt hat, denn er ist von der Hardware her am besten für so etwas geeignet. Und endlich hat sich eine schwedische Gruppe namens „Unique Development Sweden“ erbarmt und einen Flipper vom Feinsten programmiert. Der Witz ist, daß es sich hierbei eigentlich um ein STE-Spiel handelt, welches Falcon-kompatibel ist. Trotzdem steht es seinen Vorbildern auf Amiga und PC in nichts nach. Auf dem ganz normalen STE läuft das Spiel flüssig, ohne lästige Bildschirmränder, mit megacooler Grafik, mit tollen Soundeffekten und Musik. Als ob das alles nicht reichte, ist auch noch eine Falcon-spezifische Version angekündigt - na, die sollte dann wohl eine wahre Sound- und Grafikorgie werden. Einige Versandhändler bieten „Obsession“ schon an, also einfach mal die Anzeigen lesen und bestellen.

Boom

Ich lasse meinen Blick weiter durch die Silliconvention schweifen, und da sieht man „NPG“ an ihrem Falcon-Spiel „BOOM“ basteln, welches eine Art „three in one“ ist. Einen Teil des Games bildet ein horizontal scrollendes Shoot‘em up, und die anderen gehen in die dritte Dimension. Ein bißchen „Comanche“ und „Wolfenstein 3D“, man darf gespannt sein, was da am Ende herauskommt.

Weiter: AVENA stecken mitten in einem neuen Demo, und Delmpaint bekommt auch immer mehr Funktionen. NEWLINE sind dabei, ihr fast fertiges Demo noch mehr zu stylen, und bei LAZER gab es für Interessierte die erste funktionierende Version von „Indypaint 2“ zu sehen. Mit Freude konnte ich feststellen, daß V2 sich immer mehr meinem Amiga-Liebling „Deluxe Paint“ annähert. In der fertigen Version wird man freie Auflösungen mit virtuellem Screen wählen können, und dann arbeitet das Programm nicht nur im True-Color-Modus, sondern auch auf allen anderen Grafikmodi, die der Falcon bietet. Die Lupenfunktionen wurden drastisch verbessert, und man wird auch Fremdgrafikformate verarbeiten können. Also alles, was das Herz begehrt, mein Kompliment an Lazer!

Zum Schluß möchte ich nochmals auf ein ernstzunehmendes Problem hinweisen. Aus unerfindlichen Gründen ist ein großer Teil der Bevölkerung in regelmäßigen Abständen vollkommen unzufrieden mit der bestehenden Jahreszahl, man trifft sich also in einer saufseligen Nacht und lost eine neue aus. Aber ganz im Ernst, ich wünsche der ATARI-Welt im allgemeinen und jedem persönlich das „BESTE“ für das neue Jahr 1995. An dieser Stelle kann ich dann auch mal ein „Heho!“ an „Zwischenruf“ (Uschi & Babsi), Teddy (Olli), Silver, die Jungens von CREAM und natürlich ein Augenzwinkern für Silke loswerden.

... viel Spaß, euer A.-t- of Cream


Kay Tennemann
Aus: ST-Computer 01 / 1995, Seite 84

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