T'Phone-Anrufbeantworter - Bei Anruf... Falcon!

Der Feldzug des Computers geht weiter, und er erobert unter anderem in diesem Jahr auch das Telefon. Gemeint ist nicht die schnöde Datenübertragung per Modem, sondern die Verbreitung von sogenannten Voice-Mail-Systemen, computergesteuerten, interaktiven Anrufbeantwortern. Professionelle Systeme befinden sich in großen Industriekonzernen, Bankhäusern oder existieren als kommerzielle Telefonunterhaltung, in der der Telefonierer sich durch ein Haus piepst und dort mit anderen Besuchern reden kann. Dies geht bis zu einer Live-Übertragung im Radio, wenn man den Radiomoderator in einem der Räume antrifft.

Was dies mit dem ATARI Falcon030 zu tun hat? Die Firma Compo schickt sich an, den Falcon-Besitzer genau auf diesen Weg zu bringen. Der momentane Einstieg soll das Produkt T'Phone, ein Anrufbeantworter, sein. T'Phone besteht aus einer kleinen „Black-Box" und ein wenig Software. Die kleine schwarze Kiste (etwas größer als eine Zigarettenschachtel) hat diverse Anschlüsse, die verkabelt werden müssen. Ein Kabel kommt an die serielle Schnittstelle des Falcon. Dann muß das Gerät noch ans Netz der Telekom geklemmt werden. Dazu wird ein Kabel mit Westernstecker benutzt. Das Telefon (auch hier muß ein Westernstecker am Kabel sein) wird auch in die Black-Box gestöpselt. Nun noch zwei Kabel vor in den Mikrophonein- und den Lautsprecherausgang gesteckt, dann braucht man nur noch ein externes Mikrophon (gibt's bei Elektronic-Versendern) und ein paar Lautsprecherboxen, und los geht's. Das Handbuch hilft bei der Verkabelung glücklicherweise gut mit.

Installation der Software

Die drei mitgelieferten Disketten sind schnell installiert, dank der automatischen Installation per Menü. Einen Großteil des Massenspeicherplatzes schlucken die mitgelieferten Samples. Deshalb sollte die Partition, auf der T' Phone installiert wird, genügend Platz bieten (>8MB; empfohlen vom Autor). Was nützt der schönste digitale Anrufbeantworter, wenn für die Aufnahme keine Kapazität vorhanden ist? Beim Aufruf des Anrufbeantworters wird vielen Usern das schon von anderen Compo-Produkten bekannte Design von no!-Software auffallen. Ab jetzt ist das Handbuch unverzichtbar. Zwar sind die Dialoge gut gestaltet, aber das Bedienungskonzept ist nicht sofort zu erkennen.

Um den Anrufbeantworter nach seinen eigenen Bedürfnissen zu konfigurieren, muß der Benutzer zwischen diversen Dialogen hin- und herwechseln. Einige Punkte werden im Handbuch auch nicht ausreichend behandelt, um die Funktion klar verstehen zu können. Zwar ist nach ein paar Tagen Betrieb alles geklärt und auch verstanden, aber das Thema gestaltet sich in der Anfangsphase doch etwas schwierig.

Sprechen Sie nach dem Piep

Natürlich besitzt der Anrufbeantworter alles, was ein käufliches „Stand-Alone-Gerät" auch bietet, und darüber hinaus noch viele Funktionen mehr. Nachdem während der Einrichtung etwas Unmut aufkam, kehrt die gute Laune Schritt für Schritt mit den einzelnen Funktionen zurück. Wie im Titelbild zu sehen ist, wird im Hauptdialog immer der aktuelle Status (freier Platz, Anzahl der Anrufe, Lautstärke, Sprech- und Pausendauer) angezeigt. Dieser Dialog erklärt sich fast von selbst. Etwas Beachtung sollte die priorisierte Ansage finden. Dort kann ein ganz bestimmter Ansagetext ausgewählt werden, der zu jeder Tages- und Nachtzeit abgespielt werden soll. Ist dieses Feld inaktiv, wählt der Anrufbeantworter aus einer Liste von Ansagen. Diese Ansagen können entweder von den mitgelieferten Samples stammen, oder man sampelt sie in T'Phone gerade selbst! Jede Ansage kann ganz speziell konfiguriert werden. Bild 2 zeigt z.B. den StarTrek-Sample („Jetzt läuft gerade StarTrek! Später nochmal versuchen."), der natürlich nur wochentags zwischen 16.00 Uhr und 17.00 Uhr aktiv sein soll. Diese Konfiguration gibt unendlich viel Spielraum. Wenn man weiß, daß Tante Frieda immer am Sonntagmorgen um 9.00 Uhr anruft, kann man dort für sie eine klare Ansage bereitlegen.

Tut, tut, tut...

Jeder moderne Anrufbeantworter bietet heutzutage die Fernabfrage. T'Phone erlaubt die Eingabe einer sechsstelligen Nummer, um vor Fremdlauschern einigermaßen sicher zu sein. Wie im Hauptdialog (siehe Titelbild) zu sehen ist, kann man die Telekom auch benutzen, um kostenlos festzustellen, daß keine Nachrichten vorhanden sind. Die Geräusche, die Telefone und Anrufbeantworter in der Regel von sich geben, können bei T' Phone auch über Samples ausgegeben werden (Bild 3). Ein Klingeln hier, ein Piepsen da und ein Abspann dort. Besonders lustig sind die Geräusche, die Anrufer machen, wenn sie auf den berühmten „Piep" warten und der Falcon längst aufnimmt! Ärgerlich hingegen ist die Tatsache, daß der Falcon solange aufnimmt, bis die Aufnahmezeit vorbei ist. Denn T'Phone ist zur Zeit noch nicht in der Lage, das nervige 'tut, tut, tut', welches nach dem Auflegen des Anrufers ertönt, zu erkennen und die Aufnahme selbständig zu beenden. Laut Aussage von Compo soll dies am deutschen Telefonnetz liegen, was dann aber die Frage nach sich zieht: Wie schafft das dann jeder mittelmäßige Anrufbeantworter aus dem Kaufhaus?

Ist da sonst noch was?

Aber ja! Viele Funktionen sind gut durchdacht, und es sind zu viele, um sie alle aufzuführen. Wer z.B. ein Mikrophon hat, kann den Falcon auch als Telefon benutzen und verzichtet dadurch ganz auf ein Endgerät der klassischen Art. Wer während eines Gespräches kurz pausieren will, läßt den Falcon einfach ein Sample abspielen, das den Anrufer unterhält. Stürzt der Rechner mal ab und muß neu hochfahren, wird T'Phone automatisch aktiv, wenn das Programm als „Autostart" angemeldet wurde. Nach einiger Zeit ist man mit T'Phone auch soweit vertraut, daß man das Programm blindlings bedienen kann. Und wenn dies geschehen ist, kann man sich auf die weitere Ausbaustufe freuen, die von Compö schon auf der FEZ-a-Bit gezeigt wurde. Die Rede ist von einem menügesteuerten Voice-Mail-Sy stem, bei dem man für jeden guten Bekannten eine eigene ID-Nummer vergeben kann. Diese bekommen private Postfächer zugewiesen. Die Steuerung des Systems efolgt komplett von außen über das Telefon mittels des „Ton-Dialers" und der eigenen Script-Sprache. Bis zur Fertigstellung dieser neuen Ausbaustufe sollen aber noch ca. zwei Monate vergehen.

Fazit

T'Phone hat in der derzeitigen Version zwar noch ein oder zwei kleinere Macken, aber wer die Kombination aus Hard- und Software gebrauchsfertig installiert hat, der wird T'Phone sehr schnell zu schätzen wissen, vorausgesetzt er hat genügend Plattenkapazität.

Jfl

Preis: 399-DM

Positiv:
frei definierbare Funktionen
beliebig erweiterungsfähig durch Software-Updates

Negativ:
keine Besetztzeichenerkennung
gewisse Einarbeitungszeit nötig



Aus: ST-Computer 10 / 1994, Seite 36

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