Lazy Shell - Die faule Muschel

Seit es Datenpacker (LHarc, ZOO, ARC, Zip etc.) gibt, gibt es auch Menschen, denen die Parameterübergabe per Kommandozeile zu lästig ist. Und so gibt es auch Menschen, die sich hinsetzen und eine grafische Benutzeroberfläche für solch einen Packer programmieren. Die Folge ist eine schier unübersichtliche Flut an Shells; und wer sich aus diesem Wust hervorheben möchte, muß schon mehr bieten als stupides Ein- und Auspacken von Archiven.

Die LAZY-Shell wurde mit Hilfe des ACS-Entwicklungssystems programmiert und ist im derzeitigen Zustand knapp 270 KB groß. Da eingangs erwähnt wurde, daß es schon etliche Shells gibt, erscheint die Programmierung einer weiteren überflüssig, oder? Was bietet die LAZY-Shell, was andere Shells nicht schon haben? Um dies zu klären, nehmen wir das Programm genauer unter die Lupe.

Installation

Die LAZY-Shell wird durch ein Install-Programm auf der gewünschten Partition installiert und auf zusätzlichen Wunsch hin werden im DESKTOP.INF oder in NEWDESK.INF ein paar Standardeinträge getätigt, die ein automatisches Starten der LAZY3 (bei Doppelklick auf Packer-Extensionen) erlauben. Nun kann die LAZY3 aufgerufen werden, und es präsentieren sich zwei Fenster auf dem eigenen Desktop. Zum einen ein Dateifenster, in welchem sich alle angeschlossenen Datenträger ansprechen lassen. Das andere Fenster ist das sogenannte ,Werkzeugefenster'.

Stein für Stein

Die meisten Anwender wollen ohne langes Studium der Anleitung loslegen und beurteilen ein Programm nach der Einfachheit der Bedienbarkeit. Zwar bietet die LAZY3 nach der Installation eine gewisse Funktionsfähigkeit. allerdings kann der Unwissende nicht den ganzen Komfort nutzen. Also sollte jeder einen ausführlicheren Blick in die Dokumentation. die als Text-File mitgeliefert wird, werfen. Defaultmäßig sind drei Packer in der LAZY3 vorinstalliert. Es handelt sich hierbei um LHarc, ZOO und ARC. wobei letzterer etwas aus der Mode gekommen ist. Weitere Packer zu installieren erfordert spätestens jetzt einen Blick in die Lektüre. Aufgerufen werden muß der Baukasten aus dem Optionenmenü Bild 1 zeigt den Baukasten, der zweifelsfrei das Herzstück der LA7Y3 ist. Mit ihm läßt sich nun alles einstellen. Wir werden hier versuchen, den Baukastendialog zu erklären. Generell teilt sich der Dialog in vier Bereiche auf. In der linken Mitte befindet sich das Icon. dem eine Taste und ein Name zugeteilt werden kann. Dieses Icon ist nun für das in der oberen Mitte angegebene Packprogramm (im Bild ist dies ZOO) zuständig. Bei ?Reaktionen" wird zwischen dem Archiv und den archivierten Dateien unterschieden. Alsdann folgt der eigentliche Befehl, der für das Icon und das Programm gelten soll. Nach dem Befehl kommt in der Regel immer ein Pfad-und Dateiname. Dieses ist auch der erste Parameter. Öfters wird auch ein zweiter Parameter von den Packern verlangt, der natürlich auch eingestellt werden kann. Als ob dies nicht genug wäre, reiht sich an diese Einstellungskette noch ein Feld mit fünf Schaltern an, deren Funktion ebenfalls nicht unterschätzt werden sollte. Der erste Schalter (Liste erzeugen) sorgt für eine Sicherung der Packerausgaben in ein Protokoll, das man sich später anschauen kann. Die beiden folgenden Schalter spezifizieren die genaue Aktion bei einer Drag&Drop-Aktion. Die beiden letzten Schalter dienen dem Starten der LAZY3 gleichzeitiger Übergabe von Dateien oder Ordnern.

Drag & Drop

Wer die Baukastenhürde ohne nennenswerte Probleme genommen hat, kennt sich mit Packern und deren Aktion und Reaktionen aus und ist auch bei der Befehlsdefinition nicht gerade neu im Geschäft. Für alle Neueinsteiger befindet sich hier aber ein Klotz im Weg, der entweder nur mit fremder Hilfe oder durch viel Experimentieren zu schaffen ist. An dieser Stelle ist es sehr schwer, eine allgemeine Beurteilung der LAZY-Shell abzugeben, da für den erfahrenen, Packer' die Vielseitigkeit ein immens wichtiges Feature ist, während für den Anfänger diese Funktionsvielfalt ein Labyrinth mit vielen Fallen darstellt.

Die Bedienung der LAZY-Shell gestaltet sich nach erfolgreicher Installation und Konfiguration um so einfacher. Die komplette LAZY-Shell arbeitet nach dem Drag&Drop-Prinzip, wonach Elemente, die in Fenstern sichtbar sind, mit der Maus selektiert und, danach mit der Maus auf eine andere Position verschoben werden können. Mit anderen Worten, es müssen die einzupackenden Dateien im Dateifenster nur selektiert werden und auf das Listenfenster geschoben, ähnlich der Kopieraktion auf dem ATARI-Desktop. Der Drag&Drop-Vorgang ist in den Bildern 2 und 3 zu sehen.

Ex und hopp!

Viele Anwender wünschen sich die Automatisierung eines Vorgangs, da das Langsamste an einem Rechner meistens der Mensch selber ist. Der generelle Vorgang dafür sieht so aus: Shell starten, Archiv laden, Zielordner wählen, Archiv entpacken, Shell verlassen. Das geht aber auch alles automatisch. Dazu muß als erstes das Archiv eine Standard-Extension haben (ARC, LZH, ZOO ...), und die Shell muß im DESKTOP.INF oder im NEW-DESK.INF für diese Extensionen angemeldet sein. Dies geht erst ab TOS 1.04! Die LAZY3 bietet bei der Installation diese Dienste schon an, des weiteren kann man einen Standardpfad für die Shell angeben werden. Nun kann das Archiv auf dem Desktop per Doppelklick angewählt werden, und der Entpackvorgang läuft automatisch ab - inklusive Verlassen der Shell, so daß man sofort mit den entpackten Daten arbeiten kann. Einstellungen hierzu findet man im Reaktionendialog (Bild 4), welcher sich unter dem Optionenmenü befindet.

Dies und Das

Die LAZY-Shell bietet aber noch weitere Leckerbissen. Häufig kommt der Fall, daß man nur das eingepackte READ.ME lesen, oder ein kleines Utility aus dem riesigen Archiv ausprobieren möchte. An dieser Stelle streiken zwei Drittel aller Shells. Es muß hierzu nämlich eine Liste aller eingepackten Dateien ausgegebene und dann meistens von Hand der Name der gewünschten Datei eingegeben werden, um diese dann ausgepackt zu bekommen. Die LAZY-Shell analysiert die ausgegeben Liste und stellt sie im Listenfenster dar. Dadurch ist auch die einfache Drag&Drop-Bedienung erst möglich geworden. Kenner werden jetzt anmerken, daß es z.B. beim ZOO-Packer verschiedene Ausgabelisten gibt; mal mit komplettem Pfad, mal nur die einzelne Datei. Das gleiche gilt für ZIP-Archive, denen auch mal ein Kommentar vorangehen kann. Zwar versucht die LAZY3, die Ausgabeliste bestmöglich zu analysieren, aber nicht immer endet dies mit Erfolg. Aber auch hier bietet die Shell Einstellmöglichkeiten. Da die Ausgabe der Packer (auch externe Programme genannt) in einem Protokoll (Bild 5) festgehalten wird, läßt sich diese Ausgabe vom Anwender manuell auswerten. Das Protokoll kann auf Wunsch sowohl gesichert, als auch für spätere Betrachtungen geladen werden. Die Analyseeinstellungen der Ausgabeliste für das jeweilige Programm findet man im Dialog für externe Programme. Dort kann die Zeile und Startposition bestimmt werden, ab der relevante Daten für die Liste genutzt werden sollen. Zu sehen ist dieser Dialog in Bild 6. Zurück aber zu dem weiter oben genannten Problem der einzelnen Datei. Ist die Liste im Fenster sichtbar, kann eine Textdatei per Doppelklick selektiert werden. Dadurch wird sie ausgepackt und gleich darauf in den programmeigenen Editor geladen. Der Editor selbst hat alle Grundfunktionen, die man braucht, um aus einem Text Blöcke auszuschneiden oder Textstellen zu suchen. Nach dem gleichen Prinzip lassen sich auch Programme aus einem Archiv heraus starten. Natürlich werden diese zuvor entpackt und im Standardpfad gesichert.

Fünf vor Zwölf

Kurz vor Hosenknopf erreichte uns noch ein Modul, das über die eingebaute Modulschnittstelle nachgeladen werden kann. Es handelt sich hierbei um ein neues Dateimodul, das für die User interessant ist, die die Icon-Darstellung im anderen Dateifenster nicht favorisieren. Im neuen Dateimodul (auch DLISTE) werden die Files als Text in einer von drei Listen dargestellt. Die Optik gleicht etwas der einer NEXT-Dateiliste (Bild 7). Aber auch hier ist es sowohl möglich, einzelne Einträge zu selektieren und ins Listenfenster zu kopieren als auch umgekehrt.

Fazit

Die LAZY3 ist schon etwas mehr als eine simple Ein- und Auspack-Shell. Durch die hohe Flexibilität und den Komfort innerhalb der Shell sowie die Automatisierung der Pack- und Entpackvorgänge ist die Lazy-Shell nach kurzer Zeit ein treuer Weggefährte in der heutigen Datenflut. Es ist fast überflüssig zu sagen, daß das Programm unter allen TOS-Systemen läuft und keine Probleme mit Grafikkarten hat. Die LAZY-Shell kostet 40,-DM.

Lazy-Shell 3

Bezugsquelle: Sonderdisk Nr.92

Positiv:

Negativ:


JH
Aus: ST-Computer 05 / 1994, Seite 54

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