Pegasus: Adreßverwaltung mit modernem Outfit

"Schon wieder eine Adreßverwaltung!", werden Sie jetzt vielleicht denken und damit gar nicht so falsch liegen. Denn wenn Sie in dieser Beziehung gut ausgestattet sind, wird der folgende Artikel für Sie eventuell weniger interessant sein. Doch falls Sie mit Ihrer Adreßverwaltung nicht zufrieden sind oder überhaupt gar keine besitzen, sollten Sie dem folgenden Testbericht Ihre volle Aufmerksamkeit schenken.

Denn bei PEGASUS handelt es sich um eine intelligent gestaltete Adreßverwaltung, die zahlreiche neue Features unter einem Dach vereinigt und die Möglichkeiten von MultiTOS voll ausschöpft. Dabei unterstützt PEGASUS alle ATARI-Modelle und verlangt zum einwandfreien Betrieb mindestens 300 KB RAM, 1 MByte Festplattenspeicher und Bildschirmauflösungen ab 640x400 Pixel (voll farbfähig).

Installation

PEGASUS wird auf einer nicht kopiergeschützten Diskette mit einem 16 Seiten umfassenden Handbuch ausgeliefert, das kurz und prägnant die einzelnen Funktionen beschreibt und meiner Ansicht nach für das Verständnis der Funktionen voll ausreicht. Aber: Deutsche Sprache- schwere Spräche. Zahlreiche Grammatikfehler trüben etwas den positiven Eindruck. Das beigefügte Installationsprogramm installiert PEGASUS wahlweise als Programm oder Accessory. Die letztgenannte Möglichkeit, also als Accessory, macht nur Sinn, wenn 4 MByte Hauptspeicher zur Verfügung stehen, da PEGASUS ungefähr 350 KB belegt. Andernfalls sollte man die Installation als Programm vorziehen. Hierfür spricht auch die Tatsache, daß als Accessory einige Funktionen nicht benutzt werden können. PEGASUS läßt sich auch in einem Netzwerk betreiben. Dafür wurde PEGASUS speziell an MIDICOM, ein MIDI-Netzwerk, das ATARI-Computer auf einfache Weise verbindet, angepaßt. Da MIDICOM allerdings kein echtes Netzwerk darstellt, also keine Möglichkeit zum Sperren eines Datensatzes bietet, muß diese Funktion von PEGASUS übernommen werden, indem vor jedem Lesevorgang eine Sicherheitsabfrage über eine Datei erfolgt.

Adressen

Ausgangspunkt jeglicher Aktionen ist die Adressenliste, die nach dem Programmstart erscheint. Im oberen Teil erkennt man die Icon-Leiste, die eine Begrenzung des Listenfensters in der minimalen Breite darstellt. Über die einzelnen Icons lassen sich weitere Programmfunktionen aufrufen, z.B. Anlegen und Bearbeiten von Adressen, Suchen, Statistik, Wiedervorlage und allgemeine Einstellungen. Im unteren Teil der Adressenliste werden sortiert die Adressen aufgelistet. Mit den CursorTasten oder der Maus bewegt man einen Markierungsbalken innerhalb der Liste und bestimmt so den zu bearbeitenden Datensatz. Direkt zwischen der Icon-Leiste und der Adressenliste befinden sich drei kleine Dreiecke, die die Funktion von Tabulatoren übernehmen. Klickt man mit der Maus auf eines der Dreiecke und hält die Maustaste gedrückt, lassen sich die Tabulatoren verschieben. So kann man sich die Adressenliste individuell zurechtrücken.

Die Adreßmaske

Zum Anlegen einer neuen Adresse drückt man wahlweise auf die Taste F2 oder klickt mit der Maus auf das zweite Icon in der Icon-Liste, damit die Adreßmaske erscheint. Die Eingabe von Adressen gestaltet sich dank zahlreicher sinnvoller Hilfen sehr komfortabel. In den Feldern ANREDE und ANREDE BRIEF ist die Anredenverwaltung eingebaut. Gibt man nur den ersten Buchstaben der gewünschten Anrede in das Eingabefeld ein und drückt die Taste HELP, zeigt PEGASUS eine Auswahl von Anreden, die auf die Vorgabe passen. Sollte nur eine passende Anrede gefunden worden sein, wird diese unmittelbar in das Eingabefeld eingesetzt. In ähnlicher Form arbeitet die Postleitzahlenverwaltung, die die Felder WOHNORT, VORWAHL und LAND unterstützt. Für zukünftige Funktionen und Weiterentwicklungen von PEGASUS erfaßt man gleichzeitig auch noch die Bankverbindung sowie die Daten der Kreditkarte. Für persönliche Notizen stellt PEGASUS einen Bemerkungstext mit 600 Zeichen zur Verfügung, der auch über das Klemmbrett ein- und ausgegeben werden kann. Hierfür stehen die üblichen Tastenkombinationen zur Verfügung. Des weiteren bietet PEGASUS eine Wiedervorlage, die das Datum der Wiedervorlage und einen kurzen Erläuterungstext aufnimmt. Selbstverständlich stellt PEGASUS auch eine leistungsfähige SUCHEN-Funktion bereit. So kann man in mehreren Feldern Daten eingeben, die PEGASUS bei der Suche berücksichtigt. Dann werden nur die Datensätze aufgelistet, auf die die Eingabe paßt. Ein gutes Programm sollte Möglichkeiten bieten, bestimmte Grundeinstellungen vorzunehmen. So auch PEGASUS.

Per Mausklick auf die kleine, dicke Diskette erhält man den Dialog BACKUP. Hier kann man eine Sicherheitskopie des Datenbestandes erstellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einen externen Packer einzusetzen. PEGASUS wird standardseitig vom Installationsprogramm auf den LHARC-Packer LZH eingestellt. Wenn Datensätze aus der Adressenliste gelöscht werden, ist es notwendig, den Datenbestand zu reorganisieren. Ein Reorganisationsmodul erledigt diese Aufgabe. Ein Mausklick auf das Sinnbild Rettungskasten ruft den Hilfsdateneditor auf. Dabei verläßt man, sofern MultiTOS nicht installiert wurde, kurzzeitig PEGASUS. So kann man Anreden, Interessengruppen und Postleitzahlen bearbeiten. Selbstverständlich lassen sich mit PEGASUS auch Serienbriefe drucken. Hierfür muß ein Formular erstellt und in PEGASUS angemeldet werden. Fünf Formulare lassen sich standardmäßig verwalten. Zum Erstellen eines Formulars benötigt man einen externen ASCII-fähigen Editor. In das Formular trägt man Schlüsselwörter ein, die PEGASUS erkennt und gegen die gewünschten Daten austauscht. Die Schlüsselwörter müssen mit einer Raute beginnen und abschließen. Das Sinnbild Zeichensätze ruft die ZeichensatzAuswahlbox auf. Wenn auf Ihrem System SpeedoGDOS installiert ist, können grafische Zeichensätze ausgedruckt werden. Mit der Maus wählt man den gewünschten Zeichensatz aus, der in einem Ausgabefenster innerhalb der Dialogbox angezeigt wird. Dabei kann auch die Größe des Fonts variiert werden.

Ausgabe

Zur Ausgabe einzelner Datensätze oder auch ganzer Datensatzgruppen auf dem Drucker muß zuerst ein Formular erstellt werden, in dem die Platzhalter und Druckerkommandos enthalten sein müssen. Danach kann man in den Dialog DRUCKEN wechseln, welcher verschiedene definierte Formulare zur Auswahl stellt. Der untere Teil der Dialogbox zeigt alle zur Ausgabe bestimmten Datensätze an, die aber auch aus der Liste entfernt werden können. Auch der ASCII-Export auf das Klemmbrett wird unterstützt. Dann stehen die Adreßdaten für eine weitere Bearbeitung mit einem anderen Programm zur Verfügung. Hierbei werden die Datensätze in das ausgewählte Formular eingefügt und als EXPOXX.TXT-Datei in das Klemmbrett geschrieben. Aber Achtung: PEGASUS reagiert sehr empfindlich, wenn auf der aktuellen Partition kein KlemmbrettOrdner installiert wurde. Zur Ausgabe über GDOS kann man einen Zeichensatz auswählen. Dabei öffnet sich ein Fontselector, sofern man auf das Textfeld mit dem Namen des aktuellen Zeichensatzes klickt. Unter SpeedoGDOS ist es weiterhin möglich, Bitstreamfonts in der Größe frei einzustellen. Mit dem Cursor im Feld GRÖßE kann man einen beliebigen Wert zwischen 1 und 999 Punkten eintragen.

MultiTOS

PEGASUS ist optimal an MultiTOS angepaßt worden. Ab AES 4.1 und MultiTOS 1.07 bietet PEGASUS die Möglichkeit des Iconify. Darunter versteht man das neue Symbol des Verkleinerns im Fenster. PEGASUS nimmt dann sein Fenster und stellt dieses als verkleinertes Fenster dar. Wenn man gleichzeitig die Control-Taste gedrückt hält, werden alle Fenster zusammen geschlossen und in einem Iconify-Fenster dargestellt. Ab Version 1.07 bietet MultiTOS die Möglichkeit des Backdrops. Mit einem Klick auf den Move-Balken des obersten Fensters wird dieses in den Hintergrund gelegt. Um dieses Fenster wieder zu aktivieren, klickt man in den Arbeitsbereich des Fensters.

Fazit

PEGASUS stand mir für diesen Testbericht einige Wochen zur Verfügung und hinterläßt einen absolut positiven Eindruck. Aber auch der Update-Service von Pergamon Software sollte gelobt werden: Während meines Testes erreichten mich zwei weitere Updates. In der nun aktuellen Version 1.05 wurden zusätzlich eine Online-Hilfe integriert und zahlreiche Kinderkrankheiten beseitigt. Vermißt habe ich lediglich eine Import-Funktion. Darüber hinaus halte ich die Export-Funktion fürrelativ unflexibel. Allerdings sind hier Verbesserungen bereits in Sicht. Ferner soll in kommenden Versionen ein Formulareditor integriert werden. Auch eine Übergabe von Datensätzen mittels Tastaturpuffer analog 1 st Adress ist geplant. Unterm Strich kann ich PEGASUS trotzdem volle Praxistauglichkeit bescheinigen. Für den Preis von 99 DM erhält der Käufer eine unter MultiTOS vorbildlich angepaßte Adreßverwaltung, die zukünftig noch vieles erwarten läßt.

RW

Bezugsquelle: Pergamon Software Lehmann & Herzog Wegscheidestraße 29 60435 Frankfurt/Main Tel.: (069) 5488279

Positiv:
optimale Anpassung an MultiTOS
günstiger Preis
intuitiv und leicht zu bedienen
unterstützt SpeedoGDOS
als PRG und ACC nutzbar

Negativ:
unflexible Export-Funktion
kein Import von Daten möglich



Aus: ST-Computer 01 / 1994, Seite 14

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