MagiX! und Ease - Das magische Duo

... ist nicht nur der Name der Betriebssystemerweiterung MagiX! 2.0, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sie arbeitet. Im Paket mit dem Desktop-Ersatz EASE wird aus einem erträglichen arbeitenden ST/TT ein richtiges Arbeitspferd. Den Namen MagiX!-World trägt diese Produktkombination sicherlich zurecht, aber auch getrennt betrachtet bringen die Programme einiges an Mehrkomfort für Ihren Rechner. Wir wollen in diesem ersten Bericht überwiegend auf MagiX! eingehen und in einem zweiten Teil dann die Ease vorstellen.

Gleichzeitig mit dem Erscheinen der Nachfolgeversion von MagiX! (vormals Version 1.10) wechselte auch der Vertrieb von der mittlerweile vom Markt gegangenen Firma BELA zum Software-Anbieter Application Systems Heidelberg. Wie schon die erste Version, erweitert auch MagiX! 2.0 das im ROM vorhandene Betriebsystem des ATARI um Multitasking-Fähigkeiten. Grundlegend neu ist jedoch das gewählte Verfahren. Bevorzugte man in den ersten Versionen noch das kooperative Multitasking, so liegt der aktuellen Implementation das präemptive Konzept zugrunde. Dadurch erreicht man ein wesentlich, flüssigeres' Multitasking, denn ein Task-Wechsel wird auch dann durchgeführt, wenn die aktiven Applikationen keine Betriebssystemaufrufe absetzen. Im Gegensatz dazu muß man in kooperativen Systemen darauf bauen, daß die Applikationen von sich aus das System zum Zuge kommen lassen, um so auch den anderen laufenden Programmen Rechenzeit zukommen zu lassen.

Bevor wir uns jetzt aber in Details verlieren, noch ein Wort zum Lieferumfang und der Installation von MagiX! Ein Schwachpunkt der derzeitigen Version ist der Umfang der Paperware (Handbuch), die mehr Installationshilfe als ausgereiftes Handbuch ist. Wie ASH glaubhaft versicherte, ist sie nur eine Übergangslösung, die in allernächster Zukunft durch ein vollwertiges Handbuch ersetzt werden wird. Gleichzeitig damit wird dann für registrierte Kunden ein Programmierhandbuch verfügbar sein, das auf Wunsch kostenlos mitgeordert werden kann. Diese Maßnahme ist sicherlich begrüßenswert, denn ähnlich MultiTOS führt MagiX! eine Reihe neuer Betriebssystemaufrufe ein, die der engagierte Programmierer gerne nutzen wird.

Installation

Der Installationsvorgang ist relativ einfach und mit Hilfe der Anleitung schnell zu bewältigen. Das Installationsprogramm wird auf dem angegebenen Laufwerk eine Reihe von Dateien und Pfaden anlegen, die in der Systemphilosophie von MagiX! eine wichtige Rolle spielen. Zentral sind dabei das Boot-Programm (MAGX-BOOT.PRG) im Autoordner des Startlaufwerkes, der Betriebssystemkern (MagiX ! .RAM) und das zu verwendende Desktop.

Ein klein wenig von Hand nachsteuern sollte man nach der Installation beim MagiX!-Boot-Programm. Das Installationsprogramm kopiert den Starter zwar in den Autoordner, aber es ändert dort die Reihenfolge nicht. Sinnvoll ist es aber, MAGXBOOT.PRG an erster Stelle auszuführen, denn das Programm wird jedem Kaltstart(!) des Rechners einen Warmstart folgen lassen, um diesen neu zu initialisieren. Dadurch werden aber alle Autoordnerprogramme erneut ausgeführt. Die Folge: doppelte Arbeit für den Computer und vor allem längere Wartezeit, bis der Rechner hochgefahren ist.

Alles Einstellungssache

Das Verhalten von MagiX! läßt sich auf zweierlei Arten steuern. Zum einen mit derMAGX.INF-Datei, die wir später noch genauer unter die Lupe nehmen wollen, zum anderen aber durch zwei CPX-Module für das ATARI-Kontrollfeld.

Dabei bestimmt TSLICE.CPX sowohl die Art des zu verwendenden Multitasking-Verfahrens als auch im Falle des präemptiven Multitaskings die Verteilung der Rechenzeiten.

Hat man das präemptive Multitasking aktiviert, so stellt es MagiX! frei, die Zuteilung der Rechenzeiten zu verändern. Mit dem ersten Slider legt man die Länge der Zeitscheiben(elemente) fest. Da nach dem Ablauf eines Zeitscheibenelementes der Taskmanager kurz die Kontrolle übernehmen muß, um die Prozesse umzuschalten, also Rechenzeit verbraucht, sollte das Verhältnis zwischen der Häufigkeit des Taskmanager-Aufrufes und der Rechnergeschwindigkeitausgewogen sein. Für die verschiedenen ATARI-Rechner eignen sich folgende Werte als Grundeinstellung: TT=5ms, STs = 1Oms. Wählt man längere Zeitscheiben(elemente), so kann man das System natürlich etwas vom Taskmanager entlasten, die Reaktionsgeschwindigkeit des System sinkt dadurch aber geringfügig. Das sind jedoch mehr theoretische Überlegungen, und im Normalfall sind die Grundeinstellungen völlig ausreichend.

Die Anzahl der Zeitscheiben(elemente) für die einzelnen Applikationen wird durch den zweiten Slider kontrolliert. Anders als bei MultiTOS ist es unter MagiX! möglich, eine unterschiedliche Priorität für Vordergrund und Hintergrundprozesse zu vergeben. Bei dem voreingestellten Wert von 1:32 und zwei laufenden Prozessen wird der Vordergrundprozeß mit 32 Zeitscheibenelementen bedacht, wohingegen der Hintergrundprozeß nur alle 160ms für 5ms zum Zug kommt. Das klingt zunächst noch recht wenig, aber die Praxis zeigt, daß so ein absolut flüssiges Arbeiten im Vordergrund gewährleistet wird, ohne daß im Hintergrund alles stehenbleibt. Sind die Hintergrundapplikationen aber sehr rechenintensiv, fährt man unter Umständen günstiger, das Verhältnis zu ändern (beispielsweise auf 1:20). Dabei sind die Auswirkungen auf den Vordergrundprozeß noch sehr gering, während die Hintergrundprozesse deutlich zulegen. So kann man bis hinauf auf das Verhältnis von 1:1 (entspricht der Verteilung unter MultiTOS) die Rechenzeit aufteilen und so flexibel auf den unterschiedlichen Rechenzeitbedarf der Prozesse reagieren. Der Standardbenutzer wird aber meist nur Prozesse einsetzen, die in der Hauptsache auf die Eingaben des Benutzers warten, so z.B. eine Textverarbeitung und ein Grafikprogramm. In diesen Fälle ist der Default-Wert (1:32) sicher der günstigste, denn für auflaufende Nachrichten des Systems (Fenster verschoben; Fensterbereiche neuzeichnen) bleibt auch im Hintergrund genügend Zeit.

Mit dem zweiten CPX-Modul kann man weitere Systemeinstellungen kontrollieren. Hier verdient vor allem der Punkt des „Smart-Redraw" noch unsere Aufmerksamkeit. Unter Smart-Redraw soll hier eine besondere Art des Fensterneuzeichnens verstanden werden, die schneller als das Verfahren des ,normalen' AES ist, aber gelegentlich auch kleinere Unschönheiten im Zusammenspiel mit manchen Programmen auslöst. Sollen Teilbereiche eines Fensters neu gezeichnet werden, z.B. weil das Fenster auf volle Größe gebracht wurde, so sendet das ATARI-AES als neu zu zeichnende Fläche die gesamte Fenstergröße, MagiX! dagegen nur die neu dazukommenden Bereiche. Dadurch ist die neu zu zeichnende Fläche natürlich kleiner (bringt Geschwindigkeit), auf der anderen Seite müssen aber einige Programme immer den ganzen Fensterinhalt neu zeichnen, weil der ggf. von den Ausmaßen den Fensters abhängt. Sind die Programme auf diesen Punkt nicht speziell ausgelegt, kommt es zu Fehlern beim Neuzeichnen. Das ist nicht weiter gravierend und kann z.B. auch mit „aufräumen" aus dem System-Pop-Up (s.u.) beseitigt werden, ist aber auf die Dauer doch lästig. Es empfiehlt sich daher, bei Darstellungsproblemen mancher Applikationen zunächst diesen Eintrag zu inaktivieren, um sich dann evtl. auf eine weitere Fehlersuche zu machen.

Arbeitsfläche

Das originale Desktop des im ROM liegenden Betriebssystems hat unter MagiX! natürlich ausgedient. Gründe dafür findet man sowohl in der Tatsache, daß das Desktop nicht als eigenständiges Programm verfügbar ist, als auch in der Nutzung undokumentierter Einsprünge des Desktops ins ROM. Gerade der letzte Punkt verhindert natürlich eine direkte Zusammenarbeit mit MagiX!. Darüber hinaus fehlt dem 'alten' Desktop auch die Unterstützung der neuen Funktionen, wie Parallelstarten von Programmen etc.

In diesen Punkten geht Magi X! erfreulicherweise einen neuen Weg. Betriebssystem und Desktop-Oberfläche wurden getrennt und werden nur über die MAGX.INF-Datei (s. Die MAGX.INF Datei; #_SHL) zugeordnet. Hier bietet sich auch der Ansatzpunkt für den im MagiX!- World-Paket mitgelieferten Desktop-Ersatz Ease. Während des Installationsvorganges für diese neue Arbeitsoberfläche wird abgefragt, ob die Ease als neue Shell in der INF-Datei von MagiX! eingetragen werden soll. Dies kann man guten Gewissens tun, denn die Ease in der Version 3.0 ist schon voll an die Fähigkeiten von MagiX! angepaßt.

Aber auch, wenn Sie den Einsatz der Ease zunächst zurückstellen wollen, muß natürlich ein Desktop zur Verfügung stehen. Im Lieferumfang von MagiX! findet sich aus diesem Grund auch MAGX-DESK.APP, ein in Bytes und Speicherbedarf gemessen kleines Desktop. Es bietet bei weitem nicht den Komfort, mit dem die Ease aufwarten kann, ist aber ein adäquater Ersatz für das ATARI Desktop mit besonderer Unterstützung von MagiX! und einigen neuen Features.

Das System-Pop-Up

Wie kommt man nun in den Genuß des wirklichen Multitaskings, d.h., wie kann man die verschiedenen Programme ansprechen? Der einleuchtendste und einfachste Weg ist das Anklicken eines Fensters der Applikation, die man benutzen möchte. Gibt es aber kein Fenster mehr, das der gewünschten Applikation zugehörig ist, so bleiben noch drei weitere Möglichkeiten, sie anzusprechen. Zum einen bietet MagiX! ein Pop-Up an, das dann erscheint, wenn man an eine Stelle der Menüzeile klickt, an der sich kein Eintrag befindet, oder der Einfachheit halber dorthin, wo der Wechselknopf (s. System-Pop-Up) eingeblendet wird. Das Pop-Up könnte dann so aussehen:

Leider läßt sich auf dem ATARI kein Taskmanager implementieren, der immer erreichbar ist und dazu noch im Fenster läuft, denn sobald eine (modale) Dialogbox offen ist, ist das System für Fenster und Menüvorgänge gesperrt. Dieses Problem hat nicht nur MagiX!, sondern auch MultiTOS muß sich mit diesem Mißstand abquälen. Über die Tastenkombination ALT-CTRL-ESC wird in MagiX! auf einen eigenen Ausgabebereich für den Taskmanager geschaltet, in dem man u.a. die aktuelle Applikation bestimmen kann. Weiterhin erhält man hier detaillierte Informationen über die Event-Anforderungen und die Speicherbelegung aller Tasks, kann aber auch Prozesse löschen oder ein-frieren. Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Tastenkombination (CTRL- ALT-TAB), über die man die verschiedenen Applikation durchblättern kann, indem MagiX! immer auf das nächste Programm weiterschaltet, das sich in seiner Prozeßliste befindet.

Einen wichtigen Punkt des System-Pop-Ups haben wir oben ja schon angesprochen: den Task-Wechsel. Darüber hinaus übernimmt dieses Pop-Up aber auch andere Steuerungsaufgaben. Dawäre zunächst:

Ausblenden

Immer dann, wenn viele Applikationen aktiv sind, droht die Gefahr, daß das Desktop vom Chaos beherrscht und unübersichtlich wird. Eine geeignete Maßnahme, um diesen Dschungel zu lichten, stellt MagiX! mit der System-Pop-Up-Funktion , Ausblenden...' zur Verfügung. Das Ausblenden hält nicht etwa die Applikation an, sondern schiebt nur ihre Fenster aus dem sichtbaren Bereich hinaus. Man kann aber auch alle anderen Applikationen vom Schirm verbannen, um nur die Fenster des im Vordergrund liegenden Programmes _ zu sehen. Einige Programme weigern sich allerdings beharrlich, ihre Fenster verschwinden zu lassen, sondern legen Sie nur in der Nähe des Bildschirmrandes ab (z.B. QED).

Die ausgeblendeten Programme können jederzeit durch das System-Pop-Up wieder zugänglich gemacht werden. Ob ausgeblendet oder nicht, erkennt man an dem vorhandenen Stern vor dem Applikationsnamen im System-Pop-Up. Eine automatische Einblendung erfolgt natürlich immer dann, wenn die Applikation von sich aus aktiv wird, z.B. wenn sie via VA_START Parameter übermittelt bekommt und daraufhin ein neues Fenster öffnet etc.

Das Genie liebt das Chaos...

... und dennoch - manchmal wird es auch dem chaotischsten Benutzer zu bunt. Und zwar vor allem dann, wenn Programme fehlerhaft sind und „Bildschirmschrott" zurücklassen. Unter Singletask-TOS sind diese Fehler unter Umständen nicht aufgefallen, aber unter multitaskenden Umgebungen stören sie die friedliche Eintracht der Programme auf dem Desktop enorm. Um einen solchen Zustand zu beseitigen, bietet das SystemPop-Up den Punkt „Aufräumen" an. Dadurch wird das Neuzeichnen des gesamten Bildschirmes über alle Applikationen hinweg ausgelöst und reinigt so das Desktop streifenfrei.

Programme starten...

... über das Pop-Up kann schon mal recht nützlich werden. Insbesondere dann, wenn man sich entschieden hat das Desktop zu verlassen (zwecks zusätzlichen Speichers); wenn nur noch die anderen Applikationen aktiv sind, möchte man doch ab und an ein anderes Programm starten. Und um sich einen Überblick über den verfügbaren Speicher zu verschaffen, kann man das System-Pop-Up ebenfalls bemühen.

TOS-Tasks

Neben dem Einsatz reiner GEM-Applikationen entsteht bei manchem User ab und an das Bedürfnis, auch TOS- oder TTP-Programme einzusetzen. Seit der Version 2.0 ist es nun auch möglich, mehrere solcher ,Text'-Tasks parallel zu aktivieren. Dazu muß auf der einen Seite ein Programm existieren, das es erlaubt, die Standardausgabe von TOS- und TTP-Programmen in ein Fenster umzulenken. Auf der anderen Seite muß aber auch dafür gesorgt werden, daß BIOS, XBIOS und GEM-DOS multitaskingstabil sind. Letzteres bringt der MagiX!-Kern von Hause aus mit. Die Ausgabeumlenkung dagegen wird von einem Programm namens „VT52.-PRG" übernommen, das in der MAGX.INF Datei eingetragen oder als Programm aktiv sein muß. Sollte keine der beiden Bedingungen erfüllt sein, wird das entsprechende TOS-/TTP-Programm im Single-Modus gestartet und alle andere Applikationen blockiert.

Kooperation statt Konfrontation

Daß MagiX! auch bei der Bildschirmausgabe schneller ist als das original TOS liegt an dem von Grund auf überarbeiteten VDI. Dennoch wird ein evtl. vorhandenes NVDI dadurch nicht überflüssig, denn es kann das Grafiksystem noch weiter beschleunigen. Zudem erweitert nur NVDI das System um einen GDOS-Kern, so daß externe Zeichensätze und Druckertreiber nachgeladen werden können.

Da MagiX!, wie auch MultiTOS, nicht über eine integrierte virtuelle Speicher-Verwaltung verfügt, wurde wenigstens der Weg für andere Anbieter offen gehalten. So ist der Einsatz der aktuellen Versionen ! von OUTSIDE oder VRAM problemlos möglich und hat auf den Testrechnern einen positiven Eindruck hinterlassen.

v = Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit, mit der MagiX! bei der täglichen Arbeit aufwartet, wird sich mit den derzeit verfügbaren Tests nur annähernd erfassen lassen (s: Benchmarks). Betrachtet man vergleichsweise die derzeit verfügbare MultiTOS-Version auf demselben Rechner, wird man sicherlich deutliche Handhabungsvorteile auf seilen von MagiX! finden. Auch ein schneller 486er-PC unter Windows wirkt vergleichsweise behäbig, obwohl die reine Rechengeschwindigkeit eines solchen Systems wesentlich größer ist.

Wo viel Licht ist...

... ist leider auch ein bißchen Schatten. Vielleicht am bedauerlichsten ist der Umstand, daß MagiX! derzeit die Falcon030 User noch außen vorläßt. Wann und wie eine Anpassung an diese Maschine erfolgt, ist noch nicht absehbar. Darüber hinaus wird man einige kleine Features vergeblich suchen, die sich in anderen Multitasking-Systemen schon bewährt haben. Da wäre zum einen das ,Drag & Drop'-Verfahren, um Informationen zwischen den verschiedenen aktiven Applikationen auszutauschen. Technischer Hintergrund ist das Fehlen der Pipe-Strukturen, so wie sie beispielsweise in MultiTOS implementiert wurden.

Ebenfalls nicht besonders glücklich ist das Fehlen einer Funktion zum Sperren von Laufwerken. Der Konkurrent MultiTOS bietet hier die Funktion d_lock() an, die es Applikationen ermöglicht, den weiteren Zugriff auf ein bestimmtes Laufwerk zu unterbinden. Dies ist vor allem für Programme wichtig, die direkt mit der FAT eines Datenträgers arbeiten, so z.B. Diskus und Kobold. Während diese Programme ein Laufwerk bearbeiten, muß auf jeden Fall sichergestellt sein, daß keine weitere Applikation auf diese Daten zugreift. Unter MagiX! muß man sich daher immer noch mit dem Autoordnerprogramm Check-Open-Files behelfen, das die Aufrufe mitprotokolliert und von oben genannten Programmen intensiv genutzt wird.

Auch wenn MagiX! über eine Speicherkontrolle verfügt, wäre es zum besseren Schutz der Applikationen vor gegenseitigem Überschreiben sinnvoller, einen Speicherschutz auf PMMU-Basis zu integrieren. Damit ließe sich dann vor allem der Systemkern voll abschotten, was die Betriebssicherheit weiter erhöhen würde. Dies ließe sich dann aber nur auf Rechnern mit obigem Baustein realiseren, was zur Zeit nur die TT-Serie träfe.

Problemkinder

Auch von seiten der Software muß man ab und an damit rechnen, daß sich Probleme ergeben. So läßt sich beispielsweise PAM' s NET gar nicht zur Mitarbeit bewegen, und auch Calamus l .09 ist nach wenigen Mausoperation mit diesem Betriebssystem nicht einverstanden. Da hilft es noch nicht einmal, wenn diese Applikation im Single-Tasking-Modus läuft.

Ebenfalls ungünstig erweisen sich manche ,Speicherfresser', die sich ungeachtet aller Mahnungen den gesamten Speicher einverleiben. Diese Bösewichter muß man mit dem mitgelieferten Tool LIMITMEM in ihre Schranken verweisen, denn was nützt Multitasking, wenn nur eine Applikation allen Speicher hat? Dazu ändert LIMITMEM einige undokumentierte Bytes im Programm-Header des entsprechenden Speicherlüstlings, so daß auch Platz für andere Applikationen bleibt.

Fazit

Auch wenn MagiX! nicht 100% vollkommen ist, ist die derzeitige Version für den nach Multitasking strebenden Benutzer sek empfehlenswert. Aber auch wenn man nur nach Systembeschleunigung trachtet, bietet sich mit diesem Produkt eine gute Alternative. MagiX! hat sich in der Praxis als sehr stabil erwiesen und vermittelt ein angenehmes Arbeitsgefühl.

Im nächsten Teil wollen wir uns dann genauer mit dem im MagiX'.-World enthalten Desktop-Ersatz Ease 3.0 beschäftigen, der, soviel sei vorweggenommen, derzeit die optimale Bedienoberfläche zu MagiX! bietet.

Die Benchmarks sollen an dieser Stelle nur den subjektiven Eindruck unterstreichen. Die gelieferten Werte sollten Sie nur unter Vorbehalt betrachten. So lieferte zum Beispiel GEM Test 1.02 für Rasteroperationen den utopischen Wert 28941% unter Magix! ohne NVDI. Wenn man sich die Transferleistungen im Protokoll genauer anschaut, errechnet daraus eine Spitzentransferrate von 325 MBytes über den Bus des Rechners. Das aber ist völlig unmöglich. Die Erklärung für den hohen Wert ist, daß die entsprechende Funktion vom Betriebssystem abgelehnt wurde, und somit die Zeit zwischen dem Absetzen des Funktionsaufrufes und der Rückkehr vom Aufruf sehr kurz ist.

Der Pure-C Test besteht aus der Suche nach einer Zeichenkette in einem 400 KB großen C-Projekt. Dabei gilt es in 55 Dateien 6 Fundstellen zu markieren. Da die anderen Tests vor allem die Ausgabegeschwindigkeit des Grafiksystems messen, ist der obige Test vielleicht besser geeignet die Gesamtgeschwindigkeit des Systems zu beschreiben.

Der Aufbau der MAGX.INF-Datei

Die Konfigurationsdatei von Magix! wird automatisch bei der Installation im Wurzelverzeichnis des Bootlaufwerkes angelegt und bei der Installation der EASE verändert. Leider fehlt eine genaue Beschreibung dieser Datei im „Handbuch", weswegen wir die Einträge hier noch mal genauer vorstellen wollen.

#_MAG

Default-Value: MAGIX V2.00

Wird zur Zeit noch nicht genutzt. Der Einsatzbereich für diese Variable ist nicht definiert.

#_ENV =

Legt Environmentvariablen an oder ändert diese. Immer mehr Programme nutzen diese Möglichkeit, um mehr über die Systemumgebung zu erfahren. Vor allem Commandlineshells, die stark an Unixumgebungen angelehnt sind, machen intensiven Gebrauch von den Möglichkeiten das Environment einzustellen. Mann kann zum Beispiel Suchpfade vorgeben (#_ENV PATH=C:\MUPFEL\USR\BIN) oder das Aussehen der Eingabeaufforderung beeinflussen (#_ENV PROMPT=$p$g). In diesen Zeilen darf kein Kommentar auftreten, weil dieser nicht als solcher erkannt wird, sondern der Variablen ebenfalls zugewiesen wird.

#_BUF

Stellt die Größe des Shell-Puffers ein. Maximal erlaubt sind 65536 Bytes, Minimum und Defaultwert ist 4192 Bytes.

#_DEV <auflösung>

Legt die zu benutzende Bildschirmauflösung fest. Kann der eingestellte Wert jedoch nicht mit der konkreten Hardware realisiert werden, so stellt das System die größte Auflösung ein, die mit der vorliegenden Hardware dargestellt werden kann.

Zugelassene Werte

1 - aktuelle Auflösung
6 - TT mittel
2 - ST niedrig
8 - TT hoch
3 - ST mittel
9 - TT niedrig
4 - ST hoch

Standardmäßig wird hier eine ,1' eingetragen.

#_TXT <großer font>

Der vom AES zu verwendende Systemzeichensatz kann hiermit beeinflußt werden. Außer im Demonstrationbereich oder bei der Behindertenarbeit bringt die Änderung der Größe des Systemzeichensatzes mehr Probleme als Vorteile. Vor allem proportionale Zeichensätze lassen das Betriebssystem und einige Programme straucheln. Das ganze klappt natürlich auch nur dann, wenn ein GDOS-Kern (wie z.B. NVDI) aktiv ist, mit dem Zeichensätze nachgeladen werden können. Die Größen der im ATARI eingebauten Schriften sind:

0 - Standardeinstellung
4 - für den 66 Font
6 - für den 8
8 Font
13-für den 8*16 Font

26 - für den 816 Font in 2-facher Vergrößerung, also 1632

Für die Zeichensatzkennung (<font_id>) sind folgende Einträge zulässig:

1 - der Systemzeichensatz

x - beliebige ID eines Fonts, der via GDOS nachgeladen wurde.

#J=LAG

Der Ort an dem das Magix!-Logo erscheinen soll. Der einzutragende Wert ist bitcodiert und darf folgende Werte annehmen:

Bit 0: 0 - Logo soll am rechten Rand der Menüzeile auftauchen

1 - Logo soll links der Menüzeile zu liegen kommen Defaultwert: 1

Es sind derzeit keine weiteren Verwendungsmöglichkeiten in Sicht.

#_WND

Die Anzahl der maximal gleichzeitig zu öffnenden Fenster. Wenn das System über mind. 2 MB verfügen, sollte man sich nicht scheuen den Maximalwert einzutragen.

0..64 - Anzahl der Fenster. Werte unter 16 sind in einer Multitasking-Umgebung eine unnötige Einschränkung. Defaultwert: 16.

#_TSL <stücke>

Erster und wichtigster Punkt: fehlt dieser Eintrag, so arbeitet Magix! nach dem kooperativen Multitaskingprinzip. Im anderen Fall greift das System das präemptive Multitasking auf und dabei werden die beiden Einträge hinter #_TSL ausgewertet. Der Eintrag <stücke> gibt die Anzahl der 5ms-Einheiten an, die eine Einheit der Zeitscheibe lang sein soll. Mit dem zweiten Wert wird die Priorität der Hintergrundprozesse gesteuert. Ein Wert von 32 bedeutet eine Verteilung von 1:32 (Vordergrundprozess : Hintergrundprozess). Defaultwerte: 1 32

#_SCP

Gibt den Pfad des Clipboards (Klemmbrett) an. Über dieses Verzeichnis sollte der Datenaustausch zwischen den Applikationen laufen, wenn in der einen Applikation ausgeschnitten wird und in der zweiten wieder eingefügt wird.

#_TRM

Der Zugriffspfad für das Programm, das den Output von TOS/TTP-Programmen in ein Fenster umlenkt. Aus internen Gründen kann das zur Zeit nur der mitgelieferte VT52-Emulator leisten. Man kann dieses Programm beim Systemstart natürlich automatisch parallel mitstarten lassen (s.a. #„APP), aber auf schnellen Rechnern (also TTs, oder Medusen) geht das Starten von Platte aus fast ohne Verzögerung von statten und spart so ggf. Speicherplatz.

#_ACC

Der Pfad, in dem das System beim Start nach Accessories suchen soll.

#_APP

Die Programme die in diesem Verzeichnis liegen, werden direkt nach dem Starten parallel hochgefahren. Die Applikationen werden im Grafikmodus hochgefahren.

#_AUT

Die bezeichnete Datei wird als allererstes Programm im System gestartet. Der Start wird im Single- und Grafikmodus durchgeführt. Da alle anderen Programme bzw. der Desktop erst nach der Beendigung des #_AUT-Programmes gestartet werden, kann diese Variable genutzt werden, um Passwortabfragen in Netzwerken zu realisieren.

#_SHL

Die Defaultshell, die vom Benutzer als Desktopersatz gewünscht wird. Dieser Eintrag wird ggf. vom Installationsprogramm der EASE auf den Startpfad der Ease verändert. Wie schon erwähnt, wird die. Shell erst nach der Ausführung von #_AUT gestartet. Auch Sie wird als Grafikapplikation aktiviert.

#_CTR

Läutet das Ende der Magix!-Variablen ein. Danach folgen die Einstellungen zum MAGXDESK-Desktop.


Erik Dick
Aus: ST-Computer 01 / 1994, Seite 57

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite