Chembase Gefahrstoffdatenbank - Gefährlich oder nicht?

Als Chemiker, egal ob Studienanfänger, älteres Semester, Chemielehrer oder Doktorand, sollte man sich stets über die Gefahren im Umgang mit den verwendeten Chemikalien im klaren sein. Viele scheuen allerdings den Aufwand, der mit dem Nachschlagen der Gefahrstoffdaten in den relevanten Büchern verbunden ist und setzen somit sich und andere erheblichen Gefahren aus.

Wenn es dann an die Entsorgung von bei Versuchen entstandenen Abfällen geht, ist bei vielen ein ähnliches Informationsdefizit zu bemerken ; mancher Chemiker weiß einfach nicht, wohin mit seinen Abfällen, obwohl für nahezu jede Chemikalie ein Entsorgungsvorschlag existiert.

Bei der Bewältigung dieses Mi ßstandes hilft Chembase, eine Datenbank, die neben den Gefahrstoffdaten von über 700 Chemikalien auch noch die zum Stoff gehörigen R- und S-Sätze (Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge), Lagerungsvorschriften, Bestelldaten und physikalisch-chemischen Daten enthält (Masse, Schmelz- und Siedepunkt und Dichte). Die Gefahrstoffdaten beinhalten z.B. MAK Werte (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration), Krebsgefährlichkeit und die Gefahrstoffsymbole. Zur Identifikation eines gesuchten Stoffes können sowohl Name bzw. Trivialname, Formel des Stoffes in Halbstrukturschreibweise als auch die CAS-Nummer (Nummer des Stoffes im Nachschlagewerk Chemical Abstracts) verwendet werden.

Nach dem Starten des Programms werden erst einmal die Datensätze eingeladen, was je nach Datenbankgröße eine Weile dauern kann. Darauf erscheint ein Fenster, in dem man mit der Maus oder durch Blättern mit den Cursor-Tasten die einzelnen Datensätze auswählen kann. Zum Suchen bestimmter Verbindungen existiert auch eine umfassende Suchfunktion, bei der neben Verbindungsnamen (und Fragmenten davon) auch CAS-Nummer, Bestellnummer und Formel in Halbstrukturschreibweise angegeben werden können. Leider lassen sich hierbei nicht mehrere Suchkriterien verknüpfen.

Nachdem man nun den gesuchten Stoff gefunden hat, kann man sich das übersichtlich gestaltete Datendossier anzeigen lassen, in dem man alle Informationen auf einen Blick erhält. Besonders positiv ist uns die Möglichkeit aufgefallen, die im Datendossier noch in den üblichen kryptischen Bezeichnungen vorhandenen R- und S-Sätze und Bezeichnungen diverser Gefahrstoffklassen im Klartext anzeigen zu lassen. So kann man sich, ohne in kilo-schweren Nachschlagewerken zu blättern, schnell und umfassend ein Bild über die Gefährlichkeit eines Stoffes machen.

Daneben wird man auch noch über den vorgeschriebenen Aufbewahrungsort, die Entsorgung, Schutzmaßnahmen bei der Verwendung und die Bestelldaten (Preis, Packungsgröße) der Chemikalie informiert.

Für die Eingabe eigener Kriterien existiert zusätzlich ein mit ‘Frei’ bezeichnetes Feld, das nach eigenem Gutdünken benutzt werden und auch als Suchkriterium dienen kann. Wer längere Informationen zu einem Stoff speichern will, benutzt die Memofunktion, mit der man einen beliebigen Text zu jedem Stoff anlegen kann.

Es ist möglich, beliebig viele eigene Datendossiers anzulegen, wobei man die Daten in ein Formular eintragen muß. In der vorliegenden Version werden die eingegebenen Daten jedoch noch nicht auf Korrektheit überprüft, so daß auch total unsinnige Angaben gemacht werden können. In einer der nächsten Versionen soll dies allerdings behoben sein.

Aufgelistet

Falls man sich einen Überblick z.B. über die in der Datenbank vorhandenen feuergefährlichen Stoffe verschaffen will, benötigt man die eingebaute Listenfunktion, die schnell die benötigten Daten zusammensucht. Die gefundenen Substanzen können dann entweder ausgedruckt oder als eigene Liste abgespeichert werden. Leider kann man extrahierte Stoffe nicht als ASCII-Text abspeichern, was zur Verwendung der Daten z.B. in einer Textverarbeitung sehr nützlich wäre.

Weiterhin ist das Erstellen einer Bestelliste möglich. Dazu setzt man in den Datendossiers der gewünschten Stoffe einen Marker und startet, nachdem man alle gewünschten Stoffe markiert hat, die Listenerstellung. Dadurch wird eine Bestelliste erzeugt, die neben dem Stoffnamen und der Chargengröße auch die Summe der Bestellpreise enthält. Die Anzahl der bestellten Packungen kann mittels des Markers gesetzt werden.

Die Hilfsseite zum Datendossier

Druckmöglichkeiten

Das Programm beinhaltet eine umfangreiche Druckfunktion, mit der man sowohl einzelne Stoffdossiers als auch die verschiedenen Listen, die man vorher erstellt hat, in unterschiedlicher Ausführlichkeit ausdrucken kann. Besonders hervorzuheben ist der Etikettendruck, der im Gegensatz zum Ausdruck der Listen im Grafikdruck erfolgt und sehr ansprechende Ergebnisse liefert, die man eigentlich direkt auf die Chemikalienflasche kleben kann. Hierbei sind u.a. unterschiedliche Etikettengrößen und die zusätzliche Ausgabe der R/S-Sätze im Volltext möglich.

Die vorliegende Version 1.4 ist größtenteils GEM-konform programmiert, einzig einige Dialogboxen sehen alles andere als ‘normal’ aus, so fehlen z.B. der OK- und der ABBRUCH-Button, die Dialoge werden mit Rechtsklick verlassen, sind allerdings auch tastaturbedienbar. In der Version 1.4 gibt es noch Probleme mit Accessories, die in Fenstern liegen, was aber in einer der nächsten Versionen behoben werden soll. Auch die Geschwindigkeit beim Einfügen und Abändern von Datensätzen ist noch verbesserungswürdig.

Geplant sind der Export von Datendossiers ins Clipboard oder als Textfile sowie eine Kontrolle der Eingaben bei der Neuanlage von Datensätzen.

Vom Autor werden 1MB Hauptspeicher, zweiseitiges Diskettenlaufwerk und Monochrommonitor sowie ein Epson- bzw. IBM-kompatibler Drucker als Systemvoraussetzungen genannt. Das Programm läuft auf allen Auflösungen >= 640*400 Punkte. Zum effizienten Arbeiten ist jedoch eine Festplatte nötig, da ansonsten das Laden und Speichern der Datensätze unerträglich lange dauert.

ZumLieferumfang gehören das Programm selbst auf Diskette und das Handbuch im stabilen Ringordner mit Diskettenclip zum Wegheften der Diskette sowie ein Utility zum Löschen von im Hauptprogramm als gelöscht markierten Datensätzen.

Ein Etikett, erstellt mit der Exportfunktion von Chembase

Fazit: eine hervorragende Idee, für jeden Chemiker zu empfehlen, an der Ausführung muß noch etwas gearbeitet werden.

Chembase

Positiv:

Negativ:

Bezugsquelle:

EDV-Systeme Alexander Deiters
Prinz-Eugen-Str. 45
48151 Münster
Preis: 120,- DM


Dirk Allard
Aus: ST-Computer 12 / 1993, Seite 64

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