In einer der letzten Ausgabe haben wir im Schwerpunkt DFÜ unter anderem auch die Maus-Mailboxen und die dazugehörige Maustausch-Software vorgestellt. Eines der dort vorgestellten Programme, das Maustausch-Frontend CAT, liegt nun in einer neuen, vollkommen überarbeiteten Version vor.
Vollkommen überarbeitet bedeutet in diesem Fall, daß das Programm von Grund auf neu geschrieben wurde. Das ist unter anderem einer der Gründe, warum die neue Version so lange (fast zwei Jahre) auf sich hat warten lassen. Aber bereits jetzt läßt sich sagen: das Warten hat sich gelohnt! CAT ist nun vollkommen GEM-konform programmiert und läuft bisher auf jeder getesteten Hardware, mit Mag!X, MultiTOS und allen bekannten Grafikkarten. Das leidige Problem, daß CAT nur Nachrichten mit maximal 200 Zeilen Länge darstellen konnte (eine alte Beschränkung der Maus-Mailboxsoftware, die inzwischen aufgehoben wurde), gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Auch die Probleme der allen CAT -Version aufgrund des verwendeten Modula-Compilers wurden durch den Wechsel zu einem anderen System behoben. CAT nutzt auf TTs auch ausgiebig eventuell vorhandenes Fast-RAM und wird so nochmals erheblich beschleunigt. Und obwohl die Programmierer CAT auf Geschwindigkeit hin optimiert haben, läuft es immer noch auf Rechnern, die nur 1 MB Speicher ihr eigen nennen. Allerdings sollten es für einen vernünftigen Betrieb schon 2 MB sein, da der Programmcode bereits den größten Teil des freien Speichers belegt und das Einfügen des Outfiles in die Datenbank bei Speicherknappheit erheblich an Geschwindigkeit verliert. Ist jedoch mehr als 2 MB Speicher vorhanden, benutzt CAT davon beim Einfügen soviel wie nötig, um die Daten weitestgehend im Speicher zu halten.
Die Installation geht dabei sehr einfach vonstatten: Das mitgelieferte Installationsprogramm fragt, ob man ein neues CAT installieren oder die alte Version updaten möchte. Nun müssen noch ein paar Pfade angegeben werden, und schon ist das neue CAT betriebsbereit. Beim ersten Start präsentiert sich CAT in der gewohnten Form: nur ein Fenster mit der Funktionstastenbelegung und die Menüleiste blinzeln dem Anwender entgegen. Auch in dieser Version benötigt man weiterhin noch ein externes Terminalprogramm, da in CAT selbst keine Routinen zum Ansprechen eines Modems implementiert sind. Als erstes wird man nun vor dem nächsten Maustausch einige persönliche Voreinstellungen machen wollen. Und hier fallen direkt die ersten Änderungen auf: Statt eines einzigen Menüpunkts bisher stehen nun deren sechs zur Verfügung. Dies hat unter anderem zur Folge, daß die Einstellungen wesentlich übersichtlicher angeordnet und nach Themen - besser strukturiert sind. Außerdem machten verschiedene neue Optionen diese Aufspaltung notwendig, da sonst das Fenster aus allen Nähten geplatzt wäre. Neu ist hier unter anderem, daß die komplette Konfiguration von CAT direkt im Programm geändert werden kann, so daß man z.B. für die Änderung des Packers nicht erneut das Installationsprogramm aufrufen bzw. "von Hand" das entsprechende CAT.INF verändern muß. Wer bei diesen Einstellungen nicht mehr durchblickt, kann in jedem Dialogfenster die zugehörige Hilfe abrufen. die noch einmal die wichtigsten Funktionen recht ausführlich erläutert. Hat man hier erst mal seine persönlichen Voreinstellungen getroffen, kann man mittels des Menüpunkts "Infile erstellen" die für einen Maustausch nötige Datei, das Infile. Zusammentragen lassen.
Nachdem man nun den Maustausch im Terminalprogramm durchgeführt hat, muß das so erhaltene Outfile in die Datenbank von CAT eingefügt werden. Hier wird gleich eine der wichtigsten Neuerungen von CAT sichtbar: Statt wie bisher alle Betreffs der einzufügenden Nachrichten anzuzeigen, zeugt nun nur noch ein waagerecht wachsender Balken vom Fortgang des Einfügevorgangs. Die Geschwindigkeit, die CAT beim Einfügen an den Tag legt, ist nahezu atemberaubend: Auf einem TT mit einer schnellen Festplatte und viel Fast-RAM lassen sich selbst 500 KB große Outfiles in unter 20 Sekunden einzigen; bei weniger freiem Speicher wird es aber nur geringfügig langsamer. Überhaupt ist die benötigte Zeit nahezu unabhängig von der Größe der Datenbank und der Menge der einzusortierenden Daten: Die Betriebssystemfunktionen zum Öffnen und Schließen der einzelnen Dateien benötigen inzwischen den größten Teil Zeit des Einfügevorgangs! Außerdem sind in der neuen CAT-Version Zusatzprogramme wie USE2MAUS (ein Programm, das die Verkettung von Nachrichten aus dem Usenet herstellt), CATTOOLS (abgelehnte Nachrichten werden automatisch als neue Nachrichten mit Verkettungshinweis beim nächsten Tausch an die Maus geschickt) und CATKOM (Kommentarverkettung auch mittels "wilder Verkettung ", wie sie CATTOOLS oder auch andere DOS-Maustauschprogramme erzeugen, wieder herstellen) integriert, so daß im Normalfall keine weiteren Utilities zum reibungslosen Betrieb notwendig sind. Auch die Zusammenarbeit mit dem Watchdog wurde verbessert: So gibt es eine neue Version dieses Filterprogramms, das unerwünschte Nachrichten auf Wunsch nicht löscht, sondern mit dem Status "gefiltert" versieht. Dadurch kann man, wenn es auf diese Nachrichten einen interessanten Kommentar geben soll, doch noch auf die Ursprungsnachricht zugreifen, während beim normalen Lesen diese Nachrichten unterdrückt werden können.
Nach dem Einfügen kann man nun die eben ertauschten Nachrichten lesen. Nachdem man entschieden hat, mit welchen Nachrichten CAT beginnen soll (sinnvollerweise mit den neuen Nachrichten), erhält man eine Gruppenauswahlbox, die ebenfalls gegenüber der alten CAT -Version überarbeitet worden ist: Wurde bisher nur die Anzahl der neuen Nachrichten in den einzelnen Gruppen angezeigt, ist nun auch noch die Anzahl der noch nicht gelesenen Mails zu sehen. So kann man erkennen, ob man Nachrichten in einer Gruppe hat, die noch nie angezeigt wurden. Natürlich können diese Mails auch mit "Ungelesene" angezeigt werden. Nachdem man sich für eine Gruppe entschieden hat. öffnet sich ein Fenster, und die erst Nachricht dieser Gruppe wird angezeigt. Auch hier hat sich das Design stark verändert, und die vom Lynx kopierte "Kralle" am linken oberen Bildrand, die die möglichen Richtungen der Kommentarverkettung anzeigt, dürfte sicher nicht unbedingt jedermanns Geschmack sein. Dafür kann man jetzt mittels eines Info-Buttons ausführliche Informationen über die einzelnen Mails erhalten: für völlige Tastaturgegner ist CAT aus dem Fenster heraus völlig mausbedienbar geworden. CAT läßt es in der aktuellen Version übrigens endlich zu, mehrere Nachrichten- und Editorfenster zu öffnen, so daß man auch "mal eben" in einer anderen Gruppe etwas nachschauen kann, ohne dazu das aktuelle Gruppenfenster schließen zu müssen. Neu ist jetzt, daß bei gruppenübergreifenden Kommentaren weiterhin der Kommentarverkettung gefolgt werden kann, wenn die betreffende Nachricht einen standardisierten Textkopf enthält. CAT öffnet in solch einem Fall einfach ein weiteres Textfenster, das die gesuchte Nachricht aus der betreffenden Gruppe anzeigt. Schön ist auch, daß bei Nachrichten aus dem Usenet nicht mehr die eher kryptischen Absenderangaben, sondern die Namen in Klarschrift in der Absenderzeile ausgegeben werden. Natürlich w ird diese Zeile beim Beantworten einer derartigen Mail automatisch durch die richtige Adresse ersetzt. Völlig neu für Maustausch-Frontends ist die (abschaltbare) Funktion, Textattribute in Nachrichten erkennen und darstellen zu können.
Dies bedeutet, daß ein Text, der von Unterstrichen eingeschlossen ist, unterstrichen und ein von Sternen ("*") eingeschlossener Text fett dargestellt wird. Damit lassen sich sehr schöne Effekte auf den Bildschirm zaubern. Außerdem bietet CAT auf Farbbildschirmen die Möglichkeit, zitierte Zeilen in einer anderen Farbe darstellen zu lassen, so daß sie sich vom übrigen Text abheben.
Im Gegensatz zu anderen Maustauschprogrammen verfügt CAT auch über einen integrierten Editor. Er ist dadurch natürlich optimal auf die Zusammenarbeit mit CAT ausgelegt. So kann man bei Nachrichten bereits im Editor festlegen, welche Distribution sie haben sollen (also ob sie lokal. Mausnet-weit oder über alle Gates verschickt werden sollen). Voreingestellt ist hier, daß die Mail genauso wie die vorhergehende verbreitet werden soll. Außerdem lassen sich nachträglich Betreff und bei PMs der Empfänger ändern. Ebenfalls neu in dieser CAT-Version sind Floskeltasten: Mit diesen Tasten lassen sich immer wiederkehrende Formulierungen (z.B. die eigene Grußzeile am Ende einer Nachricht oder der berühmte Normen-Kowalewski-Footer) auf einer Funktionstaste ablegen und so mittels eines einzigen Tastendrucks abrufen. Nachrichten können jetzt auch beliebig von einer öffentlichen in eine persönliche Nachricht gewandelt werden, und ein Zurückhalten von Mails, weil man nach dem nächsten Tausch noch Änderungen daran vornehmen möchte, ist ebenfalls möglich. Ansonsten verfügt der Editor natürlich nur über grundlegende Funktionen, hält sich hierbei aber weitestgehend an die üblichen Befehle und Tastenkombinationen, so daß Umstellungsprobleme nicht zu erwarten sind. Das Verwenden eines externen Editors ist aufgrund der erweiterten Funktionalität jedoch inzwischen nicht mehr ohne weiteres möglich. Dafür lassen sich jetzt aber alle neu geschriebenen Kommentare in einer Liste mit Betreff, Gruppe oder Empfänger und allen anderen wichtigen Daten anzeigen, so daß man nun einfacher auf seine geschriebenen Nachrichten zugreifen und diese gegebenenfalls nochmal editieren kann.
Obwohl die Autoren erklären, daß die vorliegende Version 2.0 eigentlich nur eine Zwischenversion sei, die aufgrund des Drängens der Anwender das Licht der ATARI-Welt erblickt hat, läuft das Programm ausgesprochen stabil. Besonders die Datenbank läßt sich so leicht nicht erschüttern: Selbst einen Reset bei Einsortieren des Outfiles (Achtung! Nachahmung nicht empfohlen ...) wurde klaglos Überstunden. CAT ist weiterhin Shareware; allerdings unterscheidet sich die öffentliche Version diesmal im Funktionsumfang nicht von der Vollversion, so daß Updates einfach durch Downloaden der neuen Version bezogen werden können. Allerdings ist das Update nicht kostenlos: Registrierte Anwender der Version 1.21 müssen, wenn sie sich für die Version 2.0 registrieren lassen wollen, eine Upgrade-Gebühr von 15,- DM entrichten; eine erstmalige Registrierung kostet 50,- DM. Sollte Nachfrage bestehen, wird es diesmal auch ein gedrucktes Handbuch zu CAT geben. Von Oliver Scheel geschrieben, führt es genau und mit vielen Abbildungen im typisch lockeren Stil in die Benutzung von CAT ein und gibt außerdem noch weitere nützliche Informationen über das MausNet. Mit 110 Seiten Umfang kann dieses Handbuch auch mit kommerziellen Produkten durchaus mithalten. Es kann eigentlich nur empfohlen werden, dieses Handbuch anzufordern, auch wenn es 15,- bis 20,-DM extra kostet. Insgesamt ist die neue Version von CAT der Maßstab, an dem andere Maustauschprogramme gemessen werden müssen. Ansehen lohnt unbedingt!
Positiv:
sauber in GEM eingebunden
eigener Texteditor
eingebaute schnelle Datenbank
frei konfigurierbar
Negativ:
hoher Speicherbedarf