Wer kennt ihn nicht, den unvergeßlichen Klassiker aus den 8-Bit-Zeiten: Centipede? Ein einzelner Jäger gegen einen tödlichen, schnellen und teilungsfähigen Wurm, der im dichten Apfelbaumwald sein Unwesen treibt. Mit nur einer einzigen Strahlenkanone bewaffnet, jagt er den Feind, doch jeder Treffer kann die erbarmungslose Bestie in zwei fortan unabhängig mordende Intelligenzen spalten. Die Chance sinkt, die Spannung steigt. Geschwindigkeit ist alles, Aktion und Reaktion heißt Überleben, ein Fehler bedeutet den Tod.
Wer jetzt meint: O weia - das klingt aber stark nach einem Ballerspiel, der hat vollkommen recht. Aber Centi ist ein besonderes Ballerspiel. Nicht nur, daß es sich in die lange Tradition der Centipede-Spiele einreiht - es ist auch noch vollkommen GEM-konform geschrieben und trotzdem verdammt schnell. Das eigentliche Spielfeld liegt in einem GEM-Fenster, bedient wird der Jäger mit der Maus. Zudem läuft Centi einwandfrei unter der Multitasking-Erweiterung MultiGEM, was sehr stark für die volle Funktionsfähigkeit unter Mag!X und MultiTOS spricht. Daß das Programm dann auch auflösungsunabhängig programmiert wurde, versteht sich von selbst. Centi läuft ab der niedrigen ST-Auflösung, also ab 320x200 Punkten. Weiterhin bemerkenswert ist die sauber aufgebaute Oberfläche, die in jeder Hinsicht als vorbildlich gelten kann. Daß dies bei einem rein auf Schnelligkeit zielenden Ballerspiel kein Hindernis darstellt, beweist, daß auch unter GEM schnelle und trotzdem saubere Programme möglich sind. Als kleines Bonbon wird übrigens während des gesamten Spiels die Anzahl der Bilder pro Sekunde in der Informationszeile des Fenster eingeblendet!
Das Spielprinzip von Centi ist denkbar einfach. Der Spieler steuert mit seiner Maus eine Kanone, die nur nach oben feuern, also sich nicht drehen kann. Trotzdem kann sie über die gesamte Spielfläche bewegt werden, sofern der dichte Wald, der die oberen achzig Prozent des Feldes einnimmt, es zuläßt. Vom oberen Fensterrand beginnt nun eine Art Wurm den Angriff auf den Spieler. Ein Treffer am Kopf- oder Schwanzende vernichtet ein Segment, dazwischen teilt er den Wurm lediglich, der nun als Doppelgegner den Angriff fortsetzt. Ziel ist simplerweise die vollständige Vernichtung des Wurmes, bevor der selbiges der Kanone des Spielers zufügt. Ab und zu springen noch ein paar andere Wesen über den Schirm, deren Abschuß den Punktestand weiter steigen läßt. Centi ist eine reine Punktej agd, ein „Gewinner“ ist wohl nicht einmal vorgesehen, denn jede Spielebene ist schneller und schwieriger als die vorherige. Und ein Ende ist nicht abzusehen.
Centi ist ein nettes kleines Ballerspiel zum Abreagieren zwischendurch. Es brilliert nicht durch realistische Todesschreie und moralisch bedenkliche Handlung, sondern durch einfache und abstrakte Szenarien und Geschwindigkeit pur. Daher sollte es, trotz seines „kriegerischen“ Inhaltes, in keiner wirklich guten Programmsammlung fehlen!
Autor: R. Boetcher
ST-PD: 597
Status: PD
Auflösung: hoch, mittel, niedrig, sonstige
Positiv: auflösungsunabhängig, läuft auch im Multitasking
Negativ: -