Hersteller: Hudson/Ubi Soft
Vertrieb: Leisuresoft
Dynablasters gehört zu den wenigen Spielautomaten, die auch auf dem Heimcomputer noch eine ganz gute Figur machen. Verantwortlich dafür ist das genial einfache Konzept. In der Rolle eines furchtlosen Sprengmeisters räumt der Akteur in 64 Levels Monster und Barrikaden mit Bomben aus dem Weg. Dazu steuert er ein kleines Männchen über den Bildschirm, der als Labyrinth in der Vogelperspektive daherkommt. Auf Knopfdruck bringt das Sprite eine Sprengladung an. Nach drei Sekunden gehen die Dynamitstangen mitsamt aller Mauern und Widersacher in der näheren Umgebung hoch. Dadurch schafft man nicht nur Platz, sondern kommt dem nächsten Abschnitt ei n Stückchen näher, Denn erst wenn alle Feinde ins Gras gebissen haben, verrät das Programm den begehrten Code für die nächste Runde.
In Minutenschnelle fesselt Dynablaster den Spieler. Für Abwechslung sorgen kleine Extras, die sich unter bestimmten Mauerblöcken verbergen. Wer ein Bombensymbol erhascht, darf mehrere Sprengladungen hintereinander zünden. Mit dem Flammen-Icon wächst der Explosionsradius des Schwarzpulvers. Schnelligkeit und Geschick vorausgesetzt, knallt und kracht es bald an allen Ecken und Enden. Nach jedem achten Level gibt sich ein stattlicher Obermotz mit spezieller Angriffstaktik die Ehre. Für alleingelassene Bombenleger bietet Dynablaster überdurchschnittliche Unterhaltung, auch wenn die Abwechslung schnell auf der Strecke bleibt.
Richtig bombig wird’s erst, wenn man den Fünf-Spieler-Adapter aus der Verpackung an den Drucker-Port des Rechners klemmt. Drei bis fünf Akteure gehen dann in neuen Irrgärten auf Gegner- und Punktejagd. Nach jeder Runde erhält der fleißigste Detonator einen Pokal. Je nach Voreinstellung trägt derjenige den Sieg davon, der als erster drei bzw. fünf Trophäen auf seinem Konto verbucht. Im Freundeskreis weckt Dynablasters Schadenfreude. Wenn sich die Kumpels die Extras vor der Nase wegschnappen, klettert der Gehässigkeitsfaktor in schwindelerregende Höhen. Da drückt der Kritiker schon mal ein Auge zu, wenn er die krümelige Grafik sieht. Ubi Soft hat den Automaten so originalgetreu wie möglich auf den ST übertragen. Außer ein paarzuckersüßenZwischengrafiken bekommt der Betrachter also solide Hausmannskost geboten. Als Ausgleich erschüttern digitalisierte Explosionen das Ohr. Ja, und die befürchtete Ruckelorgie im Explosionsregen bleibt einem auch erspart. Wegen ihrer Idee und der tadellosen Ausführung gehört die Sprengmeister-Saga in die Software-Sammlung aller Action-Liebhaber im weiten ATARI-Land.
CBO
Hersteller: Domark
Vertrieb: Leisuresoft
Nach dem Wegfall des Ostblocks als Feindbild knobeln die Programmierer neue Kriegsschauplätze aus. Für die Simulation des Senkrechtstarters AV-8B von Mc Donnell Douglas macht Domark den indischen Ozean zum Krisenherd. Auf einer kleinen Insel reißt das Militär die Macht an sich. Kurz darauf treten die Vereinten Nationen als Weltpolizist auf den Plan. Ein Flugzeugträger mit mehreren Fliegerstaffeln an Bord sticht in See. Vor der Küste des Eilands übernimmt der Spieler die Rolle des Flottengenerals. Allerdings nur, wenn er eine formatierte Leerdiskette für seine persönlichen Daten und die maximal zehn Spielstände zur Hand hat. Nach der langwierigen Einstiegsprozedur stattet man entweder dem Hangar einen Besuch ab, wagt einen Probeflug oder geht gleich ans Eingemachte. Im zweiten Fall erwarten einen mehrere Aufgaben: Auf der scroll- und zoombarer Karte des Archipels darf der Feldherr mit Tastatur oder Maus sein Vorgehen planen. Aushilfstaktiker greifen auf den fertigten UN-Friedensplan zurück. Aktivere Naturen setzen sogenannte Waypoints in die Landschaft. Auf diese Weise ordnet der Akteur die Bombardierung von Bodenzielen, Radarstationen und Panzerbataillionen der Umstürzler an. Wer will, fliegt jeden Einsatz selbst oder delegiert kleinere Routineaufgaben an den Rechner.
Neben den Senkrechtstartern nehmen auch noch zahllose Fußsoldaten am Krieg im Computer teil. Befehle an die Bodentruppen ermöglichen die schrittweise Eroberung des Landes. Nicht einmal Generäle vom Schlage eines Norman Schwarzkopf kommen um einen Ausflug ins Cockpit herum. In der Pilotenkanzel geben rund ein Dutzend Instrumente Auskunft über den Zustand der Maschine, ihre aktuelle Flughöhe und andere Flieger in der näheren Umgebung. Ripple-Missiles, Sidewinder-Raketen und acht weitere Feuerwerkskörper holen die gegnerischen F16s vom Himmel. Dem Waffenarsenal sind nur durch den begrenzten Laderaum des Senkrechtstarters Grenzen gesetzt. So gesehen verspricht AV-8B-Harrier unkomplizierte Luftduelle. Allerdings macht die ungenaue und komplizierte Steuerung via Joystick und Tastaturkürzel die Flugstunden zur lästigen Pflichtübung. Grafik und Sound entschädigen kaum dafür. Zugegeben, das Programm bietet die üblichen Außenansichten, Kamerafahrten hinter Raketen und Zeitrafferfunktionen moderner Flugsimulationen, doch die Polygone kriechen zäh wie Kaugummi über den Bildschirm. Selbst auf einem TT schwirrt der Harrier weit hinter Hochgeschwindigkeitsfliegern wie F15 II von MicroProse. Von einigen einfachen Explosionseffekten abge-“hört", herrscht Todesstille im Luftraum. Angesichts der dilettantischen Ausführung meidet der Spieler den Simulationsteil und wirft sein ganzes taktisches Geschick in die Waagschale. Hier zeigt sich Domark sattelfest. Dank der durchdachten Menüführung fällt es leicht, Befehle zu verteilen. Auf längere Sicht reicht ein Kriegsschauplatz aber als Betätigungsfeld beileibe nicht aus, daran ändern auch verschiedene Wetterbedingungen und Nachteinsätze wenig. Statt mit zusätzlichen Szenarien, wartet der Hersteller mit einem dummdreisten englischen Handbuchauf, das auf 160 Seiten die Stärken des Programms ohne ein einziges Bildschirmfoto anpreist. Hartgesottene Armeenschieber kommen immerhin im Taktikteil zu ihrem Recht. Für Spitzentitel wie Falcon stellt dieser zweitklassige Genre-Mix aber keine Bedrohung dar.
Carsten Borgmeier
Hersteller: Linel
Vertrieb: Leisuresoft
In den siebziger Jahren legte ein einfaches Spieiprinzip ganze Großrechner lahm. Informatikstudenten in aller Welt fütterten ihre Crays mit dem Game of Life. Auf dem Spielfeld wucherten überall kleine Zellen. Lagen zwei von ihnen nebeneinander, w.uchs die Struktur munter weiter. Erst wenn mehr als drei Körperchen das Wachstum störten, brach das Gebilde in sich zusammen. Zwanzig Jahre nach den denkwürdigen Experimenten der Computerpioniere greift die Schweizer Software-Schmiede Linel das Konzept der Zellensimulation auf. Herausgekommen ist dabei eine durchwachsene Grübelei, die höchstens Chemielaboranten in den siebten Himmel hievt. Auf dem Papier verspricht The Game of Life reichlich Abwechslung: 100 Levels inklusive 15 Lektionen aus dem Lehrbuch der Zellenbauer erwarten den Naturkundler. Für jedes Spielelement gibt es einen Einführungsabschnitt. Zunächst gilt es lediglich, ein vorgegebenes Gebilde nachzubauen. Zu diesem Zweck plaziert man mit Maus oder Tastatur Plasmapartikel auf dem Spielfeld und wartet deren Vermehrung ab. Solange einem dabei dasZeitlimit keinen Strich durch die Rechnung macht, gesellen sich mit der Zeit neue Teilchen zum Bastelmenü am Bildschirmrand. Energiestationen beschleunigen den chemischen Prozeß, und Hautzellen müssen vor dem Verfaulen bewahrt werden, was wegen der Hornzellen mit Blockerwirkung innerhalb der Struktur kein Sonntagsspaziergang ist. Nach den vorbildlichen Aufwärm runden fängt der „Spaß“ erst richtig an. Jetzt dreht sich die Jagd nach Punkten darum, ein bestimmtes Energie-Level zu halten oder Infektionen durch Krankheitserreger zu verhindern. Wer im Optionsmenü seine Power-Reserven und die Spielgeschwindigkeit regelt, macht sich das Leben leichter oder stellt seine grauen Zellen vor eine schier unlösbare Aufgabe. Am Ende jeder Spielstufe speichert der Rechner automatisch ab. Da man in der nächsten Runde mit dem bis dato fertigen Zellklumpen weiterwerkelt, ufern die Aufgaben bald aus. Um Streß zu vermeiden, besteht die Möglichkeit, im Endlosmodus ohne Zeitbeschränkung zu experimentieren. Das empfiehlt sich auch, denn The Game of Life treibt der intelligenten Idee viel von ihrer Originalität aus. Fünf Zellformen und nicht weniger als 11 Virentypen komplizieren den Sachverhalt unnötig. Kein Wunder, daß die Anleitung dieses an sich einfachen Denkspiels fast dreißig Seiten füllt. In Sachen Grafik liegt Game of Life wieder auf einer Linie mit Genrekollegen à la Atomino. Übersichtlichkeit ist Trumpf, sei es bei den Menüs oder im Zellbaukasten selbst. Gelegentlich untermalen ruhige Musik und eine Handvoll Soundeffekte den hochkomplexen Spielablauf. In aller Ruhe schlägt man sich mit der nicht immer präzisen Steuerung herum. The Game of Life hält, wie eingangs schon angedeutet, reichlich Stoff für Naturwissenschaftler mit Computerfimmel parat. Otto Normalverbraucher stillt seinen Wissensdurst lieber mit einem guten Fachbuch und gibt Atomix von Thalion den Vorzug.
CBO