Hersteller: Empire
Vertrieb: Leisuresoft
Empire mausert sich zum Spezialisten für Panzersimulationen. Erst vor einem Jahr entführte Pacific Islands den Spieler auf eine umkämpfte Südseeinsel. Mit Campaign blendet die britische Software-Schmiede jetzt zurück in die Wirren des Zweiten Weltkriegs. Es erwarten den Ambitionierten 20 fix und fertige Schlachten aus der Zeit von 1939-1945.
Auf Seiten der Alliierten Streitkräfte oder der Achsenmächte darf man sich beispielsweise an der Schlacht in den Ardennen versuchen oder die Invasion In der Normandie nacherleben. Alle strategischen Entscheidungen fallen auf dem Kartenbildschirm. Über eine Symbolleiste am rechten Bildrand lassen sich die Karten der Umgebung vergrößern oder verkleinern und Hintergrundinformationen zu den Einheiten abrufen. Herrscht Klarheit, wo Freund und Feind aufmarschieren, hagelt es per Mausklick Marschbefehle an die Panzerzüge, werden Ruhepausen eingelegt und die Ziele aus der Einsatzbeschreibung ins Visier genommen. In den ersten Gefechten kontrolliert der Feldherr nur eine Handvoll Kettenfahrzeuge. Schnell wächst das Regiment auf Armeegröße. Fliegerstaffeln steigen auf, Schiffe patrouillieren über die Meere, und eigene Produktionsstätten sorgen für den nötigen Nachschub an Munition und Fahrzeugen. Natürlich muß der gestreßte Akteur nicht alle Einheiten selbst in die Schlacht führen. Vor jeder Feindberührung bietet das Programm seine Unterstützung an. Wer gerne den Feldmarschall spielt, überläßt die Drecksarbeit dem Rechner. Geborene Generäle steuern einen der 16 Panzer eines Bataillons. Der Blick durch die Frontscheibe des Kampfvehikels bietet ausgefüllte Vektorgrafik in 3D. Im Armaturenbrett befindet sich ein kleiner Radarschirm, der die Suche nach dem Feind erleichtert. Um der Wirklichkeit besonders nahe zu kommen, erfolgt die Steuerung von Fahrzeug und Gefechtsturm separat über die Tastatur. Trotz der komplizierten Handhabung tragen auch Simulationsmuffel am Anfang schnell den Sieg davon. 15 rechnergesteuerte Panzerpiloten greifen dabei kräftig unter die Arme. Droht ein Debakel, dientdereingebaute Editor als Retter in der Not. Hier werden nämlich längst nicht nur neue Landkarten entworfen und mit Armeen versehen. Einige Knopfdrücke genügen, um das aktuelle Szenario nach eigenem Belieben zu verändern. Im Gegensatz zu den Action-Szenen geht die Bedienung des Kriegsbaukastens flott von der Hand: Übersichtliche Icons und ausführliche Hilfstexte in deutscher Sprache machen den Entwurf neuer Herausforderungen kinderleicht. In der umfangreichen Anleitung bleibt kein Detail unerwähnt. Militärfeti-schisten erhalten zusätzlich ein 170seitiges Buch voll mit Facts zu den über 150 Panzern und Waffensystemen im Spiel. Ganz nebenbei dient der Wälzer als Hilfsmittel für die knifflige Kopierschutzabfrage. Campaign schließt die Lücke zwischen einsteigerfreundlicher Simulation und knackiger Action. Allerdings weist das ausgefeilte Spielsystem kleinere technische Mängel auf. Auf der überladenen Landkarte sorgen mickrige Fähnchen und blasse Farben für ein heilloses Durcheinander. Obwohl die Vektorgrafik recht flott über den Bildschirm zieht, kommt auch auf der höchsten Detailstufe keine Euphorie auf: zuwenig Abwechslung, viel Leerlauf. Durch die Zeitraffer-Funktion kommt mehr Hektik als Schwung ins Spiel. Campaign überzeugt in erster Linie im strategischen Teil: Mit der Vergabe von Befehlen hat man alle Hände voll zu tun. Zudem steigt die Komplexität der Aufgaben schön langsam an. Nicht zu vergessen - der flexible Editor. In den besten Momenten erinnert Campaign an den PC-Hit History Line, in dessen Genuß die Atari-Gemeinde wohl nie kommen wird. Eingefleischte Taktiker sollten auf jeden Fall zugreifen. Freunde beinharter Action geben dem Oldie Conqueror vom gleichen Programmierer den Vorzug.
CBO
Hersteller: Grandslam
Vertrieb: Leisuresoft
Fast ein Jahr nach der Europameisterschaft ebbt die Welle der Fußballsimulationen immer noch nicht ab. Grandslam geht mit einem großen Namen auf Käuferfang: Liverpool. Auf der ersten Diskette stimmt ein Intro auf die Kicker von der Anfield Road ein.
Auf die schwache Eröffnung folgt ein umfangreiches Hauptmenü. Sowohl der Platztyp (normal, naß oder trocken) als auch die Match-dauer dürfen ambitionierte Kicker hier festlegen. Einsteiger schulen ihre Fähigkeiten im Umgang mit der Lederkugel im Übungsmodus entweder gegen den Computer oder einen Freund. Wem der Sinn nach höheren Weihen steht, der klinkt sich in die erste Englische Division ein. Um gegen Vereine vom Festland anzutreten, nimmt man am besten am Europapokal teil. Unabhängig von der Spielvariante trommelt der Akteur als nächstes seine Mannschaft zusammen. Insgesamt umfaßt der Kader zwanzig Mann. Je nach ihren Fähigkeiten, werden die Profis in Mittelfeld, Verteidigung bzw. Angriff postiert oder auf die Ersatzbank verbannt. Grafisch erinnert Liverpools ATARI-Auftritt an den Konsolenhit Super Soccer. Eine imaginäre Kamera zeigt das Feld aus leicht angehobener Perspektive in 3D. Arbeitet man sich nun mit dem gerade aktiven Sprite den Rasen hinauf, zoomt die Kamera stufenlos mit. Was den kleinen Radarschirm angeht, stand Kick Off Pate. Trotz der übersichtlichen Darstellung fällt es schwer, die Lederkugel zu erhäschen. Erst nach einem gezielten Tritt vors Schienbein geben die durchweg versierten Computerteams den Ball ab. Sieht’s der Schiri, hagelt es gelbe oder rote Karten, Freistöße und Elfmeter. Einmal im Ballbesitz, erlaubt einem die Steuerung allerhand Kunststückchen: Auf dem Papier sind angeschnittene Flanken, Kopfbälle und Fallrückzieher möglich. Allerdings nimmt die ungenaue Steuerung so manchem Sturmanlauf den Wind aus den Segeln. Aus der dünnen Anleitung geht nicht hervor, wie man der springlebendigen Kugel Herr wird. Neben der verkorksten Physik dämpft die unfaire grafische Darstellung den Spielspaß: Wer von oben nach unten spielt, trickst den Torwart wesentlich leichter aus als der Kontrahent. Schade um die flotten 3D-Effekte und feinen Animationen der Kicker. Trotz guter Ansätze gehört Liverpool zur Liga der namenlosen Fußballsimulationen für Sammler von Kuriositäten.