Hersteller: Impressions
Vertrieb: Leisuresoft
Willkommen im alten Rom: Allen Hinterbänklern in Sachen Geschichte bietet Impressions einen lehrreichen Ausflug in die Antike an. Freilich darf der wißbegierige Spieler nicht gleich in die Rolle des großen Caesar schlüpfen. Bis zum Imperator des ganzen Reiches ist es ein langer Weg, der durch zehn Provinzen führt. In jeder von ihnen gilt es, die Wirtschaft anzukurbeln. Dies geschieht nach dem Sim-City-Prinzip. Nach der Wahl des Startkapitals liegt erst einmal ein großes Stück freies Land vor dem Emporkömmling an der Maus. Durch die malerischen Waldgebiete aus dem Zufallsgenerator schlängelt sich ein hübscher Fluß. An seinen Ufern sollte die neue Hauptstadt der Region erblühen. Da man sich sonst ja so gut wie nichts gönnt, entsteht als erstes ein Regierungssitz. Es gibt insgesamt zehn verschiedene Varianten, vom Provinzpalast bis zum mondänen Prunkbau. Um das Hauptquartier herum wachsen per Klick auf das entsprechende Icon in der Menüleiste am unteren Bildrand kleine Hütten aus dem Boden. Ein Dach über dem Kopf reicht den Siedlern für ihre Fortpflanzung noch lange nicht. Also beweist der Stadthalter Bürgernähe, indem er Wasserleitungen verlegt und Brunnen ausheben läßt. Soviel Gönnerhaftigkeit verfehlt ihre Wirkung nicht: Die Untergebenen bauen ihr tristes Zuhause in schöne Siedlungen um. Mögen die eigenen vier Wände jetzt auch noch so wohnlich sein, ohne Arbeit macht sich schnell Langeweile breit. Fabriken müssen her. Stecken genügend Denaren im Staatssäckel, heuert man am besten gleich die Schwerindustrie an. Herrscht dagegen Ebbe in der Kasse, kommt der Nachwuchspolitiker an einer Steuererhöhung nicht vorbei. Wie im richtigen Leben, nutzt die schönste Eisen-Präfäktur nichts, wenn die Arbeiter den Weg dorthin nicht finden. Erst ein ausgefeiltes Straßennetz bringt die Produktion zum Laufen. Wohl dem, der bis dahin schon einen Marktplatz eingerichtet hat, um die Erzeugnisse loszuschlagen. Leidet das Volk nämlich Hunger, ist ein Umsturzversuch nicht weit. Für sozialen Frieden bürgt nicht nur das tägliche Brot. Auch Kirchen, Krankenhäuser, die damals ungemein beliebten Orakel und Sportstätten halten die Bevölkerung bei Laune.
Darüber darf der Akteur die Landesverteidigung niemals aus dem Auge verlieren. Mit schöner Regelmäßigkeit machen Barbaren die Gegend unsicher. Eine solide Stadtmauer bürgt genauso für Sicherheit wie eine große Armee. Beim Angriff der Eindringlinge wägt das Programm die Stärken der Streithähne gegeneinander ab. Über Sieg oder Niederlage entscheidet die gewählte Strategie. Statt eine der fünf Möglichkeiten anzuklicken und abzuwarten, kann der Feldherr auch selbst ins Geschehen eingreifen. Dazu benötigt er allerdings die überarbeitete Version des Schlachtensimulators Cohort von Impressions. Immer wenn es zum Clinch kommt, holt der Rechner automatisch Cohort 2 in den Speicher und tauscht die Gefallenenzahlen mit Caesar aus. Auch ohne Software-Vernetzung gibt es eine Menge zu tun. AIs Entscheidungshilfe stehen einem sechs Berater zur Seite. Das Kabinett gibt über den Zustand der Infrastruktur in allen Einzelheiten Auskunft. Zur Veranschaulichung des Amtsverlaufs dienen diverse Säulendiagramme und Minikarten, aus denen beispielsweise hervorgeht, wieviel Land bereits industriell erschlossen wurde. Blüht die Wirtschaft, rückt eine Beförderung in greifbare Nähe. Nach jedem Schritt auf der Karriereleiter beginnt die Aufbauarbeit in einer größeren Provinz von neuem. Allzu schnell wirft der Spieler die Flinte sicher nicht ins Korn. Dafür sorgt schon die durchdachte Benutzerführung. Per Icon-Leiste wird selbst das schwierigste Bauvorhaben in Sekundenschnelle in Angriff genommen. Was dabei herauskommt, sieht auch noch recht eindrucksvoll aus: Liebevoll animiert trotten die Arbeiter wie Lemminge durch die Straßen. Vom ST-typischen Ruckeln fehlt beinahe jede Spur. Von der mageren Titelmelodie abgesehen, hält sich der Soundchip vornehm zurück. Machtaber nichts: Angesichts der komplexen Simulation tut etwas Ruhe ganz gut. Caesar ist die ideale Alternative zu der seinerzeit etwas verunglückten ATARI-ST-Fassung von Sim City. Was will man mehr?
CBO
Hersteller: Epyx/U.S Gold
Vertrieb: Leisuresoft
Während es draußen stürmt und schneit, ruft Epyx zur sommerlichen WohnzimmerOlympiade auf. Bis zu acht Sportskanonen dürfen an California Games II ihr Glück versuchen. Einsteiger wärmen den Joystick vorzugsweise im Trainingsmodus an oder picken sich einen speziellen Wettkampf heraus. Nach der Trainingsphase ohne Bewertung geht's ans Eingemachte. Als erstes jagt man beim Drachenfliegen rekordverdächtigen Punktzahlen hinterher. Dazu genügt es längst nicht, das Fluggerät in der Luft zu halten.
Zusätzlich gilt es, fünf Ballons einzufangen und wohlbehalten auf dem Landeplatz abzuliefern. Wem das noch nicht reicht, der vollführt zwischendurch noch Loopings und andere akrobatische Einlagen, um die Kampf richter gütig zu stimmen. Nicht minder halsbrecherisch als derlei Flugmanöver gestaltet sich das Jetski-Rennen. Für die fünf vorhandenen Strecken stehen vier Wasserschlitten zur Auswahl. Während die Strandsportler bei allen anderen Disziplinen brav nacheinander antreten, schlängeln sich hier zwei Sportbegeisterte gleichzeitig um die Bojen. Gelingt ihnen das innerhalb des einstellbaren Zeitlimits und liest man ein paar Flaschen aus dem Wasser auf, winkt das Lächeln einer Bikinischönheit. An trendigen Sportarten herrscht bekanntlich kein Mangel in Kalifornien. Nach der Wasserhatz steht Snowboarding auf der Tagesordnung. Ein kleiner Helikopter transportiert die Teilnehmer zum Austragungsort. Von dort aus rauschen die todesmutigen Athleten durch drei Abschnitte ins Tal. Im ersten davon bleibt noch Zeit, die Juroren mit Kopfständen auf dem Brett zu beeindrucken. Im Eiskanal dagegen zählen fixe Reaktionen, ansonsten bricht sich das Sprite alle Knochen. Ist diese Herausforderung überstanden, wartet die Bretterpiste auf alle Raser. Am Ziel braucht der Akteur das Board erst gar nicht abzuschnallen. Als Bodyboarder reitet er auf einer meterhohen Welle. Wer die Strömung richtig einsetzt und für seine Kunststückchen nutzt, bleibt von einem Rendezvous mit den hungrigen Meeresbewohnern verschont. Auch dis letzte Sportart treibt den Adrenalinspiegel nach oben. In einer Betonröhre ziehen die braungebrannten Boys auf ihren Skateboards Kreise, wagen Sprünge oder vollführen sehenswerte Pirouetten. Da erst nach vier Stürzen der Krankenwagen anrückt, sammelt man problemlos Punkte. Überhaupt liegt der Schwierigkeitsgrad weit unter Olympia-Niveau. Dafür ist vor allem die flotte, leicht erlernbare Steuerung zuständig. Einsteigern und Gelegenheitsspielern bietet Epyx in seinem neuesten Werk noch einmal ausgeklügelte Disziplinen und schöne Animationen.
Alte ST-Hasen finden mit Surfen und Skating zwei alte Bekannte aus dem ersten Teil in aufgepeppten Versionen wieder. Im Gegensatz zu den kleinen Sprites ruckelt die Grafik oft entsetzlich über den Bildschirm. Auch an den Farben und der Musik wurde gespart. Leider reichen die Joystick-Aktionen den Programmierern als Freizeitbeschäftigung noch nicht aus: Ständig müssen Disketten gewechselt werden. Deswegen ein grimmiges Gesicht zu ziehen, wäre unfair: Gerade im Freundeskreis sorgt California Games II für gepflegte Samstagabend Unterhaltung. Da die Bestleistungen nach jedem Turnier auf Diskette gespeichert werden, macht die Rekordjagd gleich nochmal so viel Spaß. California Games II ist somit die wohl günstigste Lösung, den kalten Winter vom Monitor zu vertreiben. Have fun!
CBO
Hersteller: Titus
Vertrieb: Leisuresoft
Auf dem Highway ist mal wieder die Hölle los: Bei den illegalen Saturday Night Races jagen zwanzig Fahrer quer durch die ganze USA. Für das nötige Tempo sorgt ein Lamborghini Diabolo. Bevor der gelbe Flitzer zum ersten Mal an den Start geht, fallen einige wichtige Entscheidungen: Soll per Hand oder Automatik geschaltet werden, und reicht ein Druck auf den Feuerknopf zum Beschleunigen aus? Um sich mit der Steuerung vertraut zu machen, liegen 15 der 60 Strecken für eine Probefahrt zu Füßen. Nach ein paar Schnupperrunden geht's ans Eingemachte. Am Anfang fristet der Spieler sein Dasein in der untersten der vier Raser-Ligen. Vor jedem Wettkampf darf der Heißsporn den Sieger des Rennens vorhersagen. Ein richtiger Tip, und die Kasse klingelt. Zusammen mit den Preisgeldern aus der Bolidenhatz rollt der Lamborghini in die Werkstatt. Für reichlich Bares bringen die Techniker dort die Karre wieder auf Vordermann oder bauen einen besseren Motor und Radarwarner ein. Letzterer macht sich besonders schnell bezahlt ist einem die Polizei doch immer auf den Fersen. Bringt die Maschine erst einmal 440 Pferdestärken auf dem Asphalt, schaut das Auge des Gesetzes in die Röhre.
Im Geschwindigkeitsrausch rauscht die 3D-Grafik nur so an einem vorbei. Dank der direkten Steuerung halten sich Karambolagen in Grenzen. Kurven und Schikanen zeigt ein großer Pfeil frühzeitig auf dem Bildschirm an. Einzig und allein die Witterungsbedingungen stehen dem Sieg noch im Weg. Bei Schnee und Regen treibt das Fahrverhalten den Akteur schier in den Wahnsinn. Am Ende eines verkorksten Wettbewerbs liegt dann oft nicht einmal mehrgenügend Geld auf der Bank, um die Startgebühr für die nächste Runde berappen zu können - Game Over! Crazy Cars III ist sicherlich der beste Teil der französischen Rennsport-Trilogie.
Neben der flüssigen und farbenfrohen Grafik überzeugt vor allem die realistische Soundkulisse: Da heulen Polizeisirenen durch die Nacht und quietschen Reifen. Für Abwechslung sorgen 60 Kurse, nette Extras und die Gambling-Runden zwischen den Fahrten. Schade, daß immer nur ein Spieler aufs Gaspedal treten darf. Ein Zwei Spieler-Modus á la Lotus Esprit Turbo Challenge hätte der soliden Action den letzten Schliff gegeben. Eine Probefahrt lohnt sich aber allemal!
CBO
Hersteller: Virgin
Vertrieb: Leisuresoft
Öfter mal was Neues: Nach Spielen zu Filmen, Fernsehserien und Frühstücksflocken treibt in Motörhead erstmals eine waschechte Rockband ihr Unwesen auf dem ATARI ST. Allerdings fehlt zu Beginn des Games jede Spur von der berühmt-berüchtigten Combo um Frontmann Lemmy. Neidische Popper haben nämlich alle Mitglieder der Kapelle gekidnapped. Alle außer Lemmy, der sich sogleich auf die Suche macht.
Im ersten Level verschlägt es den Guten geradewegs nach Rapland. Auf der Straße laufen Michael Jacksons kleiner Bruder und der neueste M.C.-Hammer-Verschnitt herum. Drei oder vier dieser Gesellen rücken auf einmal an, um Lemmy seine Lebensenergie abzuknöpfen. Wie gut, daß der Metaller seine geliebte Baßgitarre bei sich hat. Einige gezielte Schläge mit dem Saiteninstrument, und die Meute landet unsanft im Softie-Himmel. So manches Opfer läßt nach seinem Ableben eine Kleinigkeit auf dem Bildschirm zurück. Geldstücketreiben den High Score in die Höhe, Schmeißfliegen hingegen kosten bei einer Berührung 100 Punkte. Durch das beherzte Einsammeln von Bierdosen und Whiskyflaschen bringt sich der Held in Topform. Für das leibliche Wohl sorgt der Muschel-Snack. Nach seinem Genuß dampft es aus Lemmys Mund gar schrecklich nach Knoblauch. Mit dem Hauch des Todes hält man sich weitere Störenfriede vom Hals. Ist dem Rocker das Glück hold, geht ein Talisman in seinen Besitz über. Selbiger macht ihn zum Magier, der mit Feuerbällen um sich wirft. Jedesmal, wenn eine Horde Fieslinge am Boden liegt, scrollt die Landschaft ein Stückchen weiter nach rechts. Am Ende jeder Runde schwingt sich Lemmy in den Sattel einer Harley. Auf dem heißen Ofen brettert er dann über einen Highway voller Bonuspunkte und Engergiepillen.
Bevor es im nächsten Level weitergeht, muß der zottelbärtige Held seinem schlechten Image in diversen Bonusrunden gerecht werden. In der ersten davon rollen an einer Hotelbar blitzschnell Maßkrüge über den Tresen. Ein schneller Griff zum Gerstensaft, und der Promillespiegel stimmt. Auch die Fans bleiben von Lemmys Eskapaden nichtverschont: Bei der Groupiejagd gilt es, möglichst viele Anhängerinnen aus der Menge zu ziehen. Wem das noch nicht genügt, der darf tellerweise Sushi in sich hineinstopfen und ein Hotelzimmer durch heftiges Rütteln am Joystick in seine Bestandteile zerlegen. Davor haben die Programmierer noch Ausflüge in die Country-, Klassik- und Karaoke-Welt gesetzt. An Arbeit herrscht demnach kein Mangel. Dafür geht die Abwechslung schnell baden.
Pro Level warten drei verschiedene Sprite-Typen auf eine Abreibung. Alle greifen in etwa auf die gleiche Angriffstaktik zurück. So kommt es, daß geübte Prügelknaben ihre Kapelle schnell wieder zusammensammeln. Immerhin entschädigt die neckische Grafik für das monotone Gameplay. Lemmy fegt wie ein Derwisch durch die kunterbunten und detaillierten Pop-Welten. Zusätzlich leisten die Zwischenspielchen einen nicht unerheblichen Beitrag zum derben Spaß. Werals Soundtrack jedoch Getöse Marke Motörhead erwartet, wird enttäuscht sein. Aus dem Lautsprecher ertönen nurmittelprächtige Soundeffekte und kurze Melodien. Mit etwas Glück fällt dem ST Rocker ja eine der ersten Packungen des Programms in die Hände. In ihr liegt als kostenlose Zugabe die jüngste, äußerst hörenswerte CD von Lemmys Chaotenhaufen. Freunde schmusiger Balladen kommen beim erdigen Blues Marke Motörhead nicht gerade auf ihre Kosten. Doch für diese Leute ist das Spiel sowieso denkbar ungeeignet. In diesem Sinne: Party ON!
CBO