Tastatur-Tuning

Durch bunte Tasten und neue Tastengummis erleichtert man sich das tägliche Schreiben.

In den letzten Ausgaben unserer ST-Computer hatten wir immer wieder Hardware-Lösungen vorgestellt, die es ermöglichen, PC-Tastaturen an Atari-ST-/STE-/TT-Computern zu betreiben. Nun gibt es aber bestimmt viele Anwender, denen zwar die Atari-Tastatur nicht besonders gefällt, die sie aber dennoch nicht durch eine aufwendige und gewiß auch teure Hardware-Lösung ersetzen wollen.

Zudem kommt bei den Rechnern der 260-/520-/1040-ST/STE-Serie das Platzproblem hinzu. Es will erst einmal Raum auf dem Schreibtisch geschaffen sein, um neben dem eigentlichen Computer (der ja schon eine Tastatur beinhaltet) auch noch eine externe Tastatur unterzubringen. Vom zusätzlich entstehenden Kabelwust, der ja gerade bei 260-/520-ST-Computern beinahe die Ausmaße des brasilianischen Regenwaldes erreicht, ganz zu schweigen.

Neue Tuning-Kits

Die Firma RTS-Elektronik hatte schon vor einigen Jahren den Einfall, die Tastenkappen der original ST-Tastatur durch etwas anders geformte zu ersetzen, und den „Gummihütchen“, die in der Tastatur für den schwammigen Anschlag der Tasten sorgten, durch zusätzliche Federn etwas mehr Stabilität zu verleihen. Wenige Wochen vor der Atari-Messe konnte RTS eine neue und überarbeitete Kollektion der Tastenkappen sowie eigens konzipierte „Gummihütchen“ zum Einbau in die Originaltastatur vorstellen. Freundlicherweise stellte uns RTS einige dieser Tastatur-Tuning-Kits zum Test zur Verfügung.

Das Konzept dieser Tastaturverbesserung ist einfach Umrissen. Die Originaltastenkappen und -tastengummis werden einfach gegen die alternativen aus dem Hause RTS ausgetauscht. Bei ST-Computern der Mega-ST-Serie brauchen nur die Tastenkappen ausgewechselt zu werden, da Atari diesen Computern bereits qualitativ hochwertige Cherry-Tasten spendiert hat. Aus diesem Grund sind Tastenkappen und Gummis auch getrennt erhältlich. Zudem passen die Tastenkappen nicht auf alle Tastaturen der ST-Serie. Bei einer Bestellung muß angegeben werden, ob die Tasten für 260-/520-/1040-ST- oder für Mega ST-Computer gedacht sind. Die neuen Mega STE- und TT-Computer können zur Zeit noch nicht umgerüstet werden.

Der Einbau

Besitzer von Atari 260-/520- oder 1040-ST-Computer, die auch die Tastengummis austauschen wollen, steht ca. 30 - 40 Minuten Arbeit bevor. Nach Öffnen des Gerätes müssen die Tastatur abgezogen und ca. 30 winzigkleine Schrauben gelöst werden. Erst dann können die alten Tastengummis gegen die neuen ausgetauscht werden. Als optisches Unterscheidungsmerkmal hat die Firma RTS ihre Tastengummis in der leuchtenden Farbe Orange produziert, einer Verwechslung mit den originalen (schwarzen) Atari-Tastengummis während des Einbaus wird dadurch wirkungsvoll vorgebeugt. Insgesamt 94 Tastengummis müssen ausgetauscht werden. Anschließend wird die Tastatur wieder vorsichtig zusammengeschraubt und getestet. Der erste Test sollte bei noch offenem Computer erfolgen, so erspart man sich unter Umständen viel unnötige Schrauberei. Doch Vorsicht! Bei den 1040ST-Computern befindet sich das 220V-Netzteil mit im Computergehäuse. Diese Spannung kann tödlich sein! Vermeiden Sie also unter allen Umständen den Kontakt mit dem Netzteil. Normalerweise ist es aber durch ein Abschirmblech geschützt, welches zum Einbau der Tastatur nicht entfernt zu werden braucht.

Verläuft der erste Test positiv, kann sich der Anwender sofort eines wesentlich besseren Tastengefühls erfreuen. Die RTS-Tastengummis verhalten sich im Vergleich zu den originalen von Atari ganz anders. Sie besitzen eine Art Druckpunkt, der erheblich definiertere Eingaben ermöglicht. Zwar läßt sich damit auch noch nicht der Anschlag einer echten Cherry-Taste erreichen, aber die Verbesserung ist deutlich spürbar. Werden auch noch die Tastenkappen gegen die von RTS getauscht, erkennt man seine Atari-Tastatur nicht mehr wieder. Tippfehler wegen zu geringem Tastenabstand verringern sich merklich. Und auch optisch macht der RTS-Kappensatz einiges her. Der Austausch der Tastenkappen ist allerdings auch mit einigem Zeitaufwand verbunden. Zwar lassen sich die meisten Kappen schnell und problemlos auswechseln, aber bei den etwas größeren Tasten, wie zum Beispiel den Space-, Enter- oder Control-Tasten, muß zusätzlich ein Haltebügel an den neuen Tastenkappen befestigt werden, was teilweise in „Fummelei“ ausarten kann.

Da kommt Farbe ins Leben

Der Optik wegen bietet RTS seine Tastenkappen auch in verschiedenen Farben an. Zu dem üblichen DIN-Grau gesellt sich ein elegantes Schwarz, und für diverse Sondertasten wie Cursor, Help, Undo, Return, usw. sind sogar Farben wie Grün, Blau, Rot oder Orange erhältlich. Freilich ist es letztendlich Geschmackssache, wie man sich seine Farben zusammenstellt. Den Möglichkeiten sind dabei aber kaum Grenzen gesetzt. Praktisch ist auch, daß RTS die Tasten für den separaten Zehnerblock mit Spezialbeschriftungen für MS-DOS-Emulatoren liefern kann. Das erspart so manchen Blick ins Handbuch (wo war denn noch die „PrtScrn“-Taste?). Als ebenso nützlich haben sich die speziellen Funktionstasten erwiesen, welche optional mit Beschriftungsfenster erhältlich sind. Damit kann man die Funktionstastenbelegung seiner Lieblingsapplikation direkt auf den Tasten anbringen und erspart sich wiederum wilde Blätterei in dicken Handbüchern. Hier sei aber auch ein Kritikpunkt erwähnt. Die Beschriftung der Tastenkappen ist im Gegensatz zu den Atari-Tasten nur aufgedruckt (Atari verwendet zwei verschiedenfarbige Kunststoffe). Dies führt bei sehr häufiger Benutzung nach einiger Zeit zum Abrieb der Buchstaben. RTS verhält sich aber in einem solchen Fall sehr kulant und ersetzt die fraglichen Tastenkappen.

Eine gute Idee hat ihren Preis...

... das war schon immer so. Auch hier läßt sich RTS seine Idee bezahlen. 69,- DM kostet ein Satz Tastengummis und 139,-DM ein Tastenkappensatz (inklusive Verstärkungsfedern). Zusammen wird man also mit 208,-DM für eine Komplettlösung für 260-/520-/1040-ST/STE-Computer zur Kasse gebeten. Da bei MegaSTs lediglich die Tastenkappen ausgetauscht zu werden brauchen (Tastengummis und Verstärkungsfedern entfallen), kommt man nur auf 130,- DM. Für beide Möglichkeiten gilt aber immer noch ein teilweise erheblicher Preisvorteil gegenüber einer Hardware-Lösung mit separater PC-Tastatur.

CM

Bezugsadresse: RTS-Elektronik Postfach 64 W-7533 Tiefenbronn



Aus: ST-Computer 11 / 1991, Seite 58

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