Rufus, faß! Ideal zum (An-)Rufen

Terminal-Programme gibt es viele. Ob Rufus als Shareware-Programm den nötigen Biß hat, sich gegen die professionelle Konkurrenz durchzuselzen. wird sich zeigen.

Rufus entstand aus dem Wunsch heraus, endlich einmal ein Terminal-Programm zu besitzen, das den Anwender rundum zufrieden macht. Das scheint dem Programmierer Michael Bernards bestens gelungen zu sein. Was kann Rufus, was andere nicht können? Viel. Oder besser gesagt: Sehr viel. Rufus arbeitet unter GDOS (das AMC-GDOS von Arnd Beißner wird mitgeliefert), da es eigene Fonts verwendet. Dadurch können auch auf ei nem normalen monochromen Monitor mit einer Auflösung von 640x400 Punkten wesentlich mehr als 80x25 Zeichen dargestellt werden. Verschiedene Fonts für die unterschiedlichsten Bildschirmgrößen und Wünsche der Anwender werden bereits mitgeliefert, natürlich können beliebige nachgeladen werden. Sie können es sich bereits denken: Rufus läuft problemlos auf Großbildschirmen und jeder Grafikkarte, die einen VDI-Treiber besitzt. Damit müßte es auch ohne Probleme auf dem TT arbeiten. Weitere Features, die nicht unbedingt in jedem Programm ein gebaut sind, erfreuen das Herz jedes Anwenders: Julian Reschkes fliegende Dialogboxen, die frei auf dem Bildschirm verschoben und größtenteils auch über die Tastatur bedient werden können, sind eingebaut und erleichtern den Umgang mit dem Programm erheblich. Ausnahmslos alle Einträge der Menüleisten können auch durch eine Kombination mit der Alternate-Taste erreicht werden - diese Nachricht dürfte Tastenakrobaten erfreuen. Wer die Maus mag, aber den langen Weg bis zur Menüleiste scheut, kann Rufus ebenfalls benutzen: Durch einen kurzen Druck auf die rechte Maustaste erscheint die Menüleiste in Form eines Pop-Up-Menüs direkt neben dem Mauszeiger. Natürlich läßt sich auch dieses Pop-Up-Menü verschieben. Damit genug zum allgemeinen Bedienungskomfort, von dem sich der Großteil der auf dem ST veröffentlichten Programme einige dicke Scheiben abschneiden kann.

Freie Auswahl

Dateien können in üblicher Manier gesendet und empfangen werden. Dazu stehen als große Auswahl die Übeitragungsprotokolle XModem Checksum, XModem CRC, YModem (Batch), YModem-G (für MNP5-Verbindungen), ZModem und Stream zur Verfügung. Die beste Neuerung zu den meisten bisher bekannten Terminal-Programmen stellt ZModem dar, denn ein komfortableres Protokoll steht kaum zur Verfügung. Auch YModem-G ist in den meisten Programmen nicht zu finden und findet in Rufus einen guten Platz. Stream ist ein neues Übertragungsprotokoll, das hier zuerst in Rufus eine Anwendung findet. Stream sendet keinerlei Checksummen und ist daher nur für MNP5-Verbindungen anwendbar. Ich halte nicht viel von der Einführung eines neuen Protokolls, da es schon genug gibt, die auch bisher (noch) für alle Anwendungen reichen. Schön ist jedoch, daß die üblichen Formate inklusive ZModem verwirklicht wurden. Bei Y- und ZModem werden normalerweise die Dateinamen vom Sender vorgegeben. Möchte man dieses Feature ausschalten, existiert dazu ein Button. Diesen Vorteil konnte bisher noch kein anderes Terminal-Programm bieten. Bei ZModem existiert ein entscheidender Vorteil, den ich bisher nur von Telix auf dem PC kannte: ZModem Auto-Download. Immer wenn die angerufene Station eine Datei per ZModem senden will, registriert Rufus das automatisch und startet einen Download. Schließlich lassen sich auch Texte im ASCII Modus senden, doch welches Programm kann das nicht? Leider existiert kein Button und kein Menüeintrag, der einen ASCII-Download starten würde. Zwar ist es möglich, den gesamten Text mitzuprotokollieren. wenn das Protokoll aber ausgeschaltet ist und man einen einzelnen Textteil abspeichern möchte, ist das nicht ohne weiteres möglich. Die einzige Möglichkeit, einen Text ASCII downzuloaden, besteht darin, den Puffer kurzzeitig zu öffnen und nach erfolgtem Download wieder zu schließen. Dazu sind allerdings mehr Tastendrücke notwendig als bei einem Programm-Download.

Umfangreiche Einstellungen für die RS232-Schnittstelle dürften allen Ansprüchen kompromißlos genügen: von 50 bis 19200 Baud läßt sich alles einstellen, was das Flerz begehrt. An Emulationen bietet Rufus als eines der ersten Program me eine vollständige, komplette und 100%ig funktionierende VT100-Emulation. Dabei werden auch viele Steuercodes der VT2xx-Emulationen übersetzt, so daß Rufus auch für kommende Mailbox-Standards gerüstet ist. Als weitere Möglichkeit lassen sich VT52 und TTY (ohne Steuerzeichen) einstellen. Das Echo kann auf Voll- oder Halbduplex konfiguriert und zusätzlich auch ein lokales Echo eingeschaltet werden (wichtig etwa für einige Anwendungen mit Datex P. bei denen die Kosten für übertragene Blöcke zu hoch werden würden). Wenn Sie auch schon des öfteren gestört hat, daß hin und wieder Zeilen länger sind als 80 Zeichen und sich dazu noch alle überflüssigen Zeichen am rechten Bildschirmrand „stauen“, können Sie bei Rufus einen Zeichenumbruch einstellen, der es in sich hat: Es lassen sich entweder einzelne Zeichen oder ganze Wörter umbrechen, wie es auch bei den meisten Text-Editoren üblich ist.

Riesenfenster

Endlich ist es auch mit einem „kleinen“ Monitor möglich, mehr als 80x25 Zeichen darzustellen. Durch die nachladbaren Fonts besteht beispielsweise die Möglichkeit, 132x50 oder gar noch mehr Zeichen darzustellen. Läßt sich dann auch bei der angerufenen Mailbox die Bildschirmgröße einstellen, sind Ihrer Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt! Das von Rufus angezeigte Fenster paßt sich automatisch der eingestellten Größe an. Ankommende Carriage Return-Zeichen können automatisch umgewandelt werden in Carriage Return plus Linefeed. Wichtig ist auch die Möglichkeit einzustellen, ob ein Backspace (ASCII 8) löschen oder lediglich den Cursor um eine Position nach links bewegen soll. Einige Boxen verwenden zwar die Einstellung 7E1 oder 7N1, senden aber trotzdem mit den Parametern 8N1. Dadurch können eventuell Probleme bei der Umwandlung der Zeichen eintreten. Deshalb kann man bei Rufus einstellen, daß auf jeden Fall alle acht Bits der eintreffenden Zeichen umgewandelt werden sollen. Bei vielen Boxen, die auf einem C64 mit dem Programm 64Sysop (oder einer Abart desselben) von Dirk Gaziç arbeiten, wird diese Einstellung eine große Erleichterung sein.

Haben Sie jemals ein original VT100-Terminal gesehen? Der Hersteller Digital verwirklichte für diese Maschinen damals den heute überall gebräuchlichen Code VT 100. der von fast allen Mailboxen bedient wird. Zu einem original VT 100-Gerät gehören normalerweise auch Tasten im sogenannten Application-Modus und vier Funktionstasten mit der Bezeichnung „PF1“ bis „PF4“ Obwohl diese Tasten heute kaum noch benötigt werden, bietet Rufus sie wie selbstverständlich an.

Auch das Modem kann konfiguriert werden; leider konnte man das bisher nicht bei jedem Terminal machen - Rufus bietet die Möglichkeit an. Die Antworten des Modems für drei verschiedene Fehler (wie „NO DIALTONE“, „ERROR“ oder „BUSY“) können ebenso eingegeben werden wie Befehle zum Resetten („ATZ“) und Wählen („ATDP“). Dazu gehört ein Telefonnummernverzeichnis, in das alle wichtigen Nummern eingetragen werden können.

Kommandosprache

Wer immer in den gleichen Mailboxen anruft (und das sollte wohl meistens der Fall sein), kann sich auch eigene Batch Files für seine Lieblings Mailboxen zusammenstellen. Soll heißen: Rufus enthält eine Kommandosprache, mit der man Logins programmieren kann. Mit den Befehlen kann man wählen. Strings senden (auch solche, die auf Funktionstasten gelegt wurden und dadurch schnell änderbar sind), empfangen, auf bestimmte Eingaben warten und vieles mehr. Fast alles, was man während einer Sitzung auch über die Menüs erreichen kann, läßt sich auch über die Kommandosprache erreichen. Genau das richtige also für DFÜ-Freaks, die täglich mit dem Medium Datenfernübertragung arbeiten. Es werden bereits mehrere Login-Dateien mitgeliefert, um sich in die verschiedensten Arten von Mailbox-Program men einwählen zu können, etwa für Maus-, Zerberus- oder Magic-Box-Mailboxen. Auch hier also ein kompletter Lieferumfang.

Oben erwähnte ich bereits den Puffer. Natürlich kann man auch in den Puffermodus umschalten, dazu muß lediglich die rechte Maustaste gedrückt werden. In diesem Modus lassen sich z.B. einzelne Teile des Blocks abspeichern. einziges Manko ist. daß in der Version 1.0 (noch) nicht angezeigt wird, wo der Block markiert wurde. Ist ein Emulationsmodus eingeschaltet, also VT52 oder VT 100, dann werden die Steuerzeichen nicht mit in den Puffer übernommen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Der mitprotokollierte Text kann später wesentlich leichter bearbeitet werden, da nicht alle zehn Zeilen wieder ein Steuerzeichen auftritt. das den Text zerschneidet.

Woher?

Alle Funktionen von Rufus ausführlich zu beschreiben, würde den Rahmen des Artikels bei weitem sprengen. Rufus ist ein Terminal-Programm für jede Art von Anwendung. Eine Anleitung wird ausdruckfertig ausgeliefert oder kann für DM 10,- vom Autor bezogen werden. Zu allem Überfluß kommt noch, daß Rufus Shareware ist und nur DM 50,- kostet. Allerdings sollte man dem Autor wirklich den Gefallen erweisen, das Geld zu überweisen - sofern man mit Rufus arbeitet. Viele Arbeitsstunden stecken im Programm. Sehen Sie sich Rufus am besten selbst an. es kann in vielen Mailboxen downgeloadet werden, unter anderem in der Maus Bonn, Maus Münster, Megamail, PEC (alle 300 bis 2400 Baud, 8N1, 24 Stunden) und vielen anderen Mailboxen - fragen Sie Ihren Sysop.

Natürlich können Sie Michael Bernards auch selbst fragen, er ist in den wichtigen Netzen erreichbar:

MICHAEL_BERNARDS@BN im Mausnez MICHAEL_BERNARDS@MM_ZER im Zerberus-Net
MEGAMAU M_BERNARDS im MagicNET
2.244/11.4224 im FidoNet (Point)

oder direkt

Michael Bernards
Bussardsweg 1
5204 Lohmar-Geber

MP

Endlich: eine perfekte VT 100-Steuerung!


Aus: ST-Computer 06 / 1990, Seite 180

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