Blitter zum Nachrüsten: Bit-Blit-Hurra!

Was keiner mehr zu hoffen wagte, was in den letzten zwei Jahren immer wieder für Unruhe und Aufsehen sorgte, ist nun eingetreten:

Der Blitter zum Nachrüsten ist da!

Zwar wird der Nachrüstsatz nicht von ATARI angeboten, und es ist ein klitzekleiner Eingriff in den Rechner nötig -aber was soll’s, wer fragt schon danach, wenn ein Traum wahr wird?

Was, Sie wollen es genauer wissen? Nun gut:

Der Blitter-Nachrüstsatz besteht aus einer Platine, einem ‘Spezialsockel’ und einem 3adrigen Kabel mit Buchse (siehe Foto). Nach Betrachten des Fotos ahnen Sie sicher schon, was auf Sie zukommt: Der Prozessor muß aus- und der erwähnte Spezialsockel eingelötet werden. Schließlich steckt man die Nachrüstplatine zusammen mit dem (neuen?!) 68000 ein. Damit ist die Sache aber noch nicht ausgestanden. Der Blitter ist ein DMA-iähiger Baustein, und als solcher muß er sich den Bus mit dem DMA-Baustein und dem Prozessor teilen. Deswegen müssen die Pins 11 und 12 des 68000 (BG und 3 GACK) nun mit dem MFP und dem GLUE verschaltet werden. Aus diesem Grunde liegt jener ‘Spezialsockel’ bei. An besagten Pins (11 und 12) fehlen die Beiden. die nötigen Verbindungen werden über das 3adrige Kabel hergestellt. Dazu müssen 3 Lötpads auf der Platine ausfindig gemacht werden, was aber aufgrund der bebilderten Anleitung nicht allzu schwer fallen dürfte. Ist auch das erfolgreich abgeschlossen, steht einem ersten Test nichts mehr im Wege - doch halt! Irgendwas stimmt da noch nicht - richtig: Der Blitter - also das eigentliche Glanzstück - ist nicht im Lieferumfang enthalten. Bei Erscheinen dieses Artikels sollte man aber über jeden ATARI-Systemhändler einen bekommen. So wurde es jedenfalls auf der Düsseldorfer Messe versprochen. Es empfiehlt sich also, vor dem Umbau nach einem Blitter Ausschau zu halten, denn so schön die Platine auch ist, ohne Blitter bringt sie einem höchstens ideell etwas: “Schaut her Leute, wenn ich einen Blitter habe, kann ich ihn einbauen!”

Interessant wird der Einbau aber erst, wenn man schon diverse Erweiterungen eingebaut hat wie zum Beispiel die PAK-68 mit Umschaltplatine, die ja auch auf den 68000 auf gelötet oder in einen entprechenden Sockel gesteckt wird. Ich komme mir bei soviel Zwischen- und Erweiterungsplatinen schon vor wie bei den Türmen von Hanoi. Ganz abgesehen davon, daß zuviele Stecksockel ungesund für den ST sind, die Einbauhöhe, die zum Schluß dabei rauskommt, dürfte das normale ST-Gehäuse sprengen. Ein Wort noch zur PAK-68: Nur mit der PAK funktioniert der Blitter, aber die PUK-Umschaltplatine verträgt sich nicht so ohne weiteres mit ihm. Es ist nötig, auf der Umschaltplatine zwischen Pin 15 von IC 2 und +5 V einen 2.2 bis 3.3 kOhm Widerstand einzulöten.

Betriebssicherheit…

… ist für die NASA äußerst wichtig, und auch der ST-Anwender legt einen gewissen Wert darauf. Mit dem Blitter ist das ja so eine Sache: Wer keinen hat, will unbedingt einen, wer einen hat, flucht über ihn, weil er nicht so recht will, wie er eigentlich soll. Kurz und gut, es gibt jedenfalls wenige Blitter-Besitzer, die restlos zufrieden sind und das GOODBLIT.PRG von Application Systems nur vom Hörensagen kennen. Den Blitter, der bei mir jetzt eingebaut ist, hat mir netterweise ein guter Freund überlassen, der inzwischen auf wundersame Weise zu einem noch besser funktionierenden gekommen ist.

Ich will damit sagen, daß er im Großen und Ganzen ganz gut funktioniert, doch hat er so seine Eigenheiten: Zum einen ist er nicht ganz ‘streifenfrei’ (Tempus), was aber nicht weiter stört, zum andern stürzt er mit Begeisterung bei EASYDRAW ab. wenn ich versuche, kursive Schrift zu vergrößern. Da hilft auch Goodblit nicht mehr. Im normalen Desktop und zum Beispiel bei 1st Word funktioniert er dagegen einwandfrei. Eigenartigerweise ist der EASYDRAW-Absturz bei meinem Freund nicht aufgetreten. Bei ihm waren nur vereinzelt Striche in einigen Zeichnungen zu sehen.

ATARI empfiehlt bei Erweiterungen, die über den Systembus der neuen MEGA-STs angeschlossen werden, die Signale BR und BGACK über 4,7 KQ Pull-up-Widerstände abzuschließen. Vielleicht bringt diese Maßnahme auch hier eine Besserung. [1]

Den Nachrüstsatz an sich kann man empfehlen, die Platine ist sauber aufgebaut, die Anleitung ist mit nur einer Seite zwar knapp, aber durch die Abbildungen gut verständlich. Werden Einbau scheut, der kann das auch bei Rocke [2] für 35.-machen lassen. Mit 69.- (Messepreis) ist der Nachrüstsatz auch erfreulich preiswert. Allerdings kommt noch der Blitter dazu, dessen Preis bei ungefähr 200.- liegen dürfte.

C.D.Ziegler

[1] ATARI-ST Profibuch, Sybex
[2] Rolf Rocke Computer Auestraße 1 5090 Leverkusen

Vertreibt den Blitter-Nachrüstsatz und bietet auch für 35.- einen Einbauservice an.



Aus: ST-Computer 11 / 1988, Seite 25

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