Ja, der Franz, der kann’s: Signum!2 setzt neue Zeichen

Als Franz Schmerbeck die erste Version von SIGNUM! schrieb, konnte er wohl kaum ahnen, daß das Programm solch einen Erfolg haben würde. Nun lüftete er sein bis dahin so gut gehütetes Geheimnis um das neue SIGNUMI2. Wir waren dabei.

Zunächst sollte bemerkt werden, daß in diesem Test nur die wichtigsten Unterschiede zur ’ alten’ Version zur Sprache kommen. SIGNUMs Fähigkeiten komplett zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Wieso SIGNUM! 2

SIGNUM! 1 setzte unbestreitbar einen Standard auf dem ST. Trotzdem kamen Verbesserungsvorschläge auf, die bei Application Systems gesammelt und wie man sehen kann, auch beachtet wurden. So kamen hauptsächlich Fragen nach Grafikeinbindung, Spaltensatz und Fußnoten auf. Obwohl SIGNUM! ursprünglich als rein wissenschaftliche Textverarbeitung ausgelegt war, entschloß man sich, das Programm mit diesen und anderen Fähigkeiten zu erweitern.

Daß dies geschehen ist und noch dazu nicht schlecht, wird schon nach kurzem Arbeiten mit der neuen Version deutlich. Man erkennt, daß hier nicht nur die Verbesserungsvorschläge der Kunden, sondern auch die Freude Flerrn Schmerbecks am Programmieren ausschlaggebend waren.

Die Grafik

Der Ruf nach Grafikeinbindung war wohl am lautesten. Orientiert an WORDPLUS, wollte man nun auch in SIGNUM! -auf diesen Leckerbissen nicht verzichten. Das Problem war, daß die Grafikauflösung eines ST-Bildschirmes wesentlich niedriger ist als die des Druckers. Dadurch hätte es, wie bei WORDPLUS geschehen, zu starken Qualitätsverlusten kommen können. Gerade bei 24-Nadeldruckern ist solch ein Grafikausdruck nicht akzeptabel. Aber bleiben wir bei SIGNUM! 2. Hier wird die höhere Auflösung des Druckers voll unterstützt. Wie im Grafikmenü zu sehen ist, kann man die Vergrößerung eines zuvor gewählten Bildausschnitts frei bestimmen. Das Programm rechnet ihn dann blitzschnell um und platziert ihn mit der angegebenen Größe an der angegebenen Textstelle. Die vorgelegten Werte ergeben beim Ausdruck ein absolut sauberes Bild, bei selbstdefinierten Vergrößerungen kommt es zwangsweise zu Unreinheiten, da der Rechner nun umrechnen muß. Sie fallen jedoch meist nicht negativ ins Gewicht.

Bild 1: Das neue Erscheinungsbild von SIGNUM!2 mit einer Textprobe Nicht nur die zwei Bilder, sondern auch das große ’E’ und das Raster sind hinzugeladene Grafiken.

SIGNUM! 2 verarbeitet Bilder von folgenden Formaten: 32K-normales Screen-format, STAD-Bilder und das eigene hochgepackte Screenformat. Um dieses zu erstellen, wird ein Screendump-Programm mitgeliefert, welches als Accessory in jedem GEM-Programm aufrufbar ist und ein Bild per ’Alter-nate + Help’ auf Diskette schreibt.

Diese Art der Grafikeinbindung hat zwei entscheidende Vorteile: Zum einen kann man ein Bild auch im Nachhinein auf eine bestimmte Größe bringen und zum anderen bringt das Druckprogramm eine wirklich gute Qualität zu Papier, indem es mit der jeweils besten Auflösung druckt und somit keine Wünsche mehr offen läßt.

Bild 2: Das Menü zur Einstellung der Bildgröße. Je nach Druckertyp werdender die optimalen Größen angezeigt.

Spaltensatz ist in!

Ein Textprogramm hat es im Zeitalter der Desktop-Publisher schon schwer. Spaltensatz reizt eben die meisten Anwender. Deshalb mußte SIGNUM! 2 fast schon zwangsweise mithalten. Das Ergebnis heißt SAP oder im Klartext ’SIGNUM aided Publishing’. Das Konzept ist anders als bei Publishern, offensichtlich etwas komplizierter, aber gibt es denn schon professionelle Publishing-Programme auf dem ST? SAP macht Spaltensatz auf seine eigene Art und Weise und zwar muß man dabei noch selbst ein wenig denken. Zuerst überlegt man sich seine Textauftei-lung, wie in Bild 3 zu sehen ist. Dabei steht jedes Kästchen für eine extra Seite. Das Layout besteht also in diesem Fall aus fünf Seiten. Die zweite Seite (auf der ersten Seite wird in diesem Fall die fertige Seite erzeugt) enthält die Überschrift, welche über die volle Breite geht. Seite 3 enthält eine Spalte Text bis zum Seitenende. Seite 4 ist zweispaltig, Seite 5 und 6 wiederum einspaltig. Damit alles paßt, darf eine einspaltige Seite auch nur eine Spalte breit sein. Bei einer Seitenbreite von etwa 6 Zoll würde sich die Breite demnach auf ca. 1.8 Zoll belaufen. Auch die Länge einer Seite muß man beachten.

Es mag sein, daß dies auf den ersten Blick kompliziert erscheint, ein Programm wie SIGNUM! wird aber nie schon nach kurzer Zeit voll zu beherrschen sein, denn dazu bietet es zu vielseitige Möglichkeiten.

Bild 3: Das Herz des SAP ist der Spaltensatz. In diesem Menü wird das Aussehen einer jeden Seite festgelegt.

Trenn mich

SIGNUM! 2 beherrscht zusätzlich automatische Trennung und zwar, man mag es nicht glauben, deutsche Trennregeln. Der Trennalgorithmus arbeitete zu unserer vollen Zufriedenheit.

Natürlich kommt es bei der wohlausgeklügelten deutschen Sprache immer vor, daß einige Wörter einer Sonderregel bedürfen. Dazu existiert bei SIGNUM! 2 eine Datei, die eben diese Sonderfälle beinhaltet. Diese Datei kann frei erweitert werden und somit läßt

das Programm mit der Zeit zur wahrhaften Trennmaschine heranreifen. Natürlich ist manuelles Trennen auch weiterhin möglich, aber meist ist es nicht von Nöten und wenn man sich erst einmal an die automatische Trennung gewöhnt hat, die wirklich automatisch vonstatten geht und nicht ein Trenn Vorschlag wie bei Wordplus ist, so nimmt man bestimmt nur in den seltensten Fällen davon Abstand.

Bedienung

Auch hier hat sich einiges getan. Wie in Bild 1 zu sehen ist, kamen zwei neue Arbeitsbereiche, 'Block’ und 'Kapitel' hinzu. Ein Block wird durch die nebenstehende Marken definiert und kann sodann auf das ebenso neue Clipboard kopiert werden. Das Clipboard ist jedoch auch zur Aufnahme von ausgeschnittenen Texten oder Grafik konzipiert. Durch einfaches Anklicken kann dadurch ein Textbereich oder eine Grafik ins Clipboard geschoben werden und von dort an jede beliebige andere Stelle des Textes, in den Mülleimer oder auf Diskette.

Und was gibt’s sonst?

Das Seitenformat kann lokal auf jeder Seite verändert werden, was besonders für den Spaltensatz wichtig ist.

Aus den Menüpunkten 'Optionen' kann das betreffende Kommando nun direkt gestartet werden, man spart damit einiges an Mausarbeit.

Auch das Einrücken eines Satzes an eine Tabulatorstelle ist nun vorgesehen. In der alten Version war dies nicht vorhanden.

Beim Abspeichern eines Dokumentes wird nun, falls dies erwünscht ist, ein Backupfile erstellt.

Neben all diesen neuen Fähigkeiten muß noch erwähnt werden, daß SIGNUM auch schneller geworden ist und sich damit keineswegs vor Tempus verstecken braucht.

Der Draht nach draußen

Neben der Fähigkeit ASCII- und Ist Word-Wordtexte zu laden, kann SIG-NUM12 nun auch ASCII-Text schreiben. Dies ist natürlich nur bei normalen Texten sinnvoll, also nur ohne treppenförmige Buchstabenanordnung und exotische Zeichensätze. Im Allgemeinen funktioniert es aber einwandfrei.

Wichtiger ist die Tatsache, daß das neue SIGNUM! soweit es möglich voll kompatibel zur alten Version ist. Das heißt: SIGNUM! 1 - Texte können mit SIGNUM! 2 geladen werden, was wohl nicht sonderlich erstaunt, aber auch SIGNUM! 2 - Texte werden von SIGNUM! 1 geladen, wobei die Grafik fein säuberlich ausgefiltert wird. Erstaunlich ist dies nur, weil man beim Schreiben von SIGNUM! 1 von einer Grafikversion noch nichts wußte; oder etwa doch?

Fazit

Wer SIGNUM! schon kennt, der wird an der neuen Version sicherlich Gefallen finden. Die neuen Funktionen sind, soweit wir dies bei der Fülle der Möglichkeiten beurteilen konnten, gut durchdacht und ohne Fehler in die Tat umgesetzt. Wer SIGNUM! noch nicht kennt, dem sei wärmstens empfohlen einen Blick hineinzuwerfen.

Besitzer des alten SIGNUMS! können gegen einen Aufpreis von DM 100,-die neue Version beziehen. Dabei ist neben dem ca. 200 seitigen Handbuch die Fontdiskette ’Rokwel’ enthalten, die normalerweise im Handel ebenfalls DM 100,- kostet. Das Angebot ist durchaus fair und verglichen mit dem was man dafür bekommt sehr günstig.

(HS)

Signum! 2

Autor: Franz Schmerbeck

Vertrieb:
Application Systems Heidelberg

Preis: DM 448,-

Drucker: 9-, 24-Nadler, Laserdrucker (ATARI Laser in Vorbereitung)

Besonderheiten:

Bild 4: eine zur Demonstration erstellte Seite. Bei dem ersten Bild handelt es sich um ein mit STAD gezeichnetes Bild. Das untere Bild wurde mit dem Easytizer digitalisiert.


Aus: ST-Computer 12 / 1987, Seite 120

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