Mit dem Profimat ST demonstriert Data Becker ein neues Assemblerkonzept. Was es bisher nur unter TOS gab, wird jetzt mit GEM-Unterstützung geboten: Ein integriertes Paket bestehend aus Editor, Makroassembler, Reassembler und Debugger.
Alle Bestandteile des Programmes befinden sich simultan im Speicher. Man kann also blitzschnell vom Assemblerin das Editor- oder das Debuggerfenster wechseln. Dadurch gestattet Profimat sehr schnelle Programmentwicklung. Das ewige Laden der einzelnen Programmteile und wiederholte Abspeichern der Programmquelltexte bei der Fehlerkorrektur entfällt.
Weiterhin ist im Lieferumfang ein 170 Seiten starkes Anleitungsbuch enthalten, in dem alle Funktionen des Programmes mit Beispielen erläutert werden. Außerdem wird eine sehr umfangreiche Makrobibliothek mitgeliefert, die alle Betriebssystemaufrufe samt denen des BIOS, XBIOS und von GEM enthält. Für die ersten Programmierversuche findet man auf der Diskette zusätzlich diverse Beispielprogramme, so daß man nicht lange braucht, um selbst Programme mit Profimat zu erstellen.
Mit dem Profimat-Editor läßt es sich bereits nach einer kurzen Einarbeitungszeit effektiv arbeiten. Er orientiert sich in der Bedienung an 1st Word, ist aber außer dem Scrollen mit dem Cursor um einiges schneller. Außerdem bietet er einige nützliche Sonderfunktionen. Seine Funktionstasten sind frei belegbar und durch eigene Makros auf den Funktionstasten können Sie sich oft die Arbeit vereinfachen. Haben Sie einmal vergessen, wie die Funktionstasten belegt sind, so genügt ein Knopfdruck und diese wird in der Infozeile angezeigt. In dieser Infozeile lassen sich auch längere Befehle an den Editor eingeben. Im Normalfall werden dort allerdings die Cursorposition und weitere Daten dargestellt (Bild 1).
Der Editor arbeitet mit dem Assembler zusammen und kann zur Fehlerkorrektur die von diesem erzeugbare Fehlerdatei übernehmen.
Zweifellos der wichtigste Bestandteil ist der Assembler. Er kann wie schon. erwähnt auch Makros verarbeiten. Makros sind Gruppen von Assembler. befehlen, die einen Namen tragen. Ein Auftreten dieses Namens im Quelltext veranlaßt den Assembler hier die komplette Befehlsgruppe - eventuell auch angepaßt - einzusetzen. Außer der Makrofähigkeit unterstützt Profimat noch bedingte und wiederholte Assemblierung. Mit seinen mehr als 20 Pseudoopcodes lassen sich die meiste Programmieraufgaben lösen.
Nun zur Geschwindigkeit des Assemblers. Zur Überprüfung derselben wurde eine ca. 45 KByte langer kommentierter Quelltext ohne Makros asse bliert. Das gleiche wurde mit dem selben Text gemacht, nachdem dessen Kommentare entfernt wurden:
Diskette im Speicher
Mit Kommentar 86 s 25 s
(1180 Zeilen /45 KByte Quelltext)
Ohne Kommentar 50 s 18 s
(780 Zeilen /19 KByte Quelltext)
Daraus ergibt sich ein Durchsatz von ca. 15 Zeilen/s bei Betrieb mit dem Diskettenlaufwerk und ca. 45 Zeilen/s bei Assemblierung im Speicher (bei Profimat wählbar).
Gefehlt hat mir an diesem Assembler nur eine Möglichkeit, Objektdateien zu erstellen, die sich mit einem Linker in andere Programme höherer Sprachen wie 'C' oder Pascal einbinden lassen. Es wird lediglich gestattet, Binärdateien, d. h. zum Beispiel in Basic ladbare, zu erzeugen.
Es geht auch umgekehrt:
Wenn es Ihnen über ist, selbst Programme zu schreiben oder Ihnen zu irgendeinem Programm die Quelltexte fehlen, so können Sie Profimat ST veranlassen, aus einer Programmdatei einen Quelltext zu generieren. Dies kann sowohl auf dem Drucker als auch auf Diskette geschehen. Der eingebaute Reassembler ersetzt automatisch Adressen durch Labels und Konstanten im Programm durch Symbole. Sie erhalten so ein wieder assemblierbares Programm.
Den Debugger des Profimat kann man ohne weiteres als gelungen bezeichnen. Durch die Nutzung des gesamten Bildschirms erscheinen alle relevanten Daten übersichtlich gegliedert (Bild 2). Im rechten Bereich kann entweder der Speicherinhalt editiert oder disassembliert angezeigt werden. Mit der Maus lassen sich dort Breakpoints setzen und verschieben. Zu testende Programme werden an diesen Breakpoints in ihrer Ausführung unterbrochen und eine Rückkehr in den Debugger veranlaßt. Im mittleren und unteren Teil kann man verschiedene Parameter des Debuggers einstellen und Befehle aufrufen. Dort läßt sich unter anderem auch ein 68020-Emulationsmodus aufrufen. Der 68020 ist der größere Bruder des 68000, ein reiner 32-Bit-Prozessor. Alle Befehle dieses Chips werden, falls der Emulationsmodus angewählt wurde von Profimat simuliert. Schließlich kann man sich im linken Bildschirmbereich noch verschiedene Register- oder Speicherzelleninhalte anzeigen lassen - welche dies sind, ist frei wählbar.
Ein praktisches Detail von Profimat findet man unter dem Menüeintrag "Tabelle". Dort kannman aus allen Programmteilen heraus zwischen effektiven Adressen, GEMDOS, BIOS, XBIOS, VDI und AES eine Tabelle auswählen und darin blättern. Alle diese Tabellen werden ständig im Speicher gehalten und stehen so jederzeit zur Verfügung. Sollten Sie beim Editieren vergessen haben, welche effektiven Adressen z. B. der Move-Befehl erlaubt, so schauen Sie einfach nach (Bild 3). Vor allem bei den vielen Betriebssystemroutinen ist es nützlich, wenn man mal schnell nachsehen kann,. welche Parameter der eine oder andere Befehl benötigt. Interessanterweise kann man die Erklärungen auch editieren und den Menüpunkt durch weitere Tabellen ergänzen.
Das Programm ist mit einem Kopierschutz versehen, der bei der Arbeit nicht weiter stört, nur daß beim Start des Programmes die Originaldiskette eingelegt werden muß. Wer Angst um seine Diskette hat, kann bei Data Becker für 20 DM eine Sicherheitskopie bestellen. Das Programm selbst, das mit seinen Leistungsmerkmalen sowohl für den Anfänger als auch Fortgeschrittenen geeignet ist, wird für den gebotenen Leistungsumfang zum äußerst fairen Preis von 99 DM vertrieben.