Interview des Monats: Der Amiga als neuer C64?

Commodore setzt voll auf den Amiga. Das ist eine der Antworten von Commodore-Chef Winfried Hoffmann bei unserem Interview. Wie geht es weiter mit dem Amiga 500 und wann kommt der Amiga 3000?

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Allen Grund zur Freude hat Winfried Hoffmann, Geschäftsführer von Commodore Deutschland

Die preiswerte Heimcomputer-Version des Amiga sorgte schon bei der Vorstellung auf der CeBIT '87 in Hannover für Furore. Mit dem planmäßigen Verkauf des 500er haben sich die Gerüchte über Lieferschwierigkeiten bislang als falsch erwiesen.

Inzwischen sind aber andere Fragen aufgetaucht, da der Amiga 500 über eine Commodore- und eine Amiga-Taste verfügt und nicht über zwei Amiga-Tasten wie der Amiga 1000. Dieser Änderung ist die offene Amiga-Taste zum Opfer gefallen. Sie wird aber in vielen Pull-Down-Menüs angezeigt, wenn man eine Funktion über die Tastatur aufruft. Bleibt es dabei oder wird die Tastatur wieder geändert?

Eine weitere wichtige Frage ist im Zusammenhang mit der Workbench und dem AmigaBasic aufgetaucht. Beide kann man nur auf dem Amiga verwenden und jeder Amiga-Besitzer hat diese Programme ohnehin. Darf man sie deshalb frei jedem Amiga-Besitzer kopieren?

Wir haben Winfried Hoffmann, den Geschäftsführer von Commodore Deutschland, zu diesen und weiteren Themen befragt:

Happy: Mit dem Amiga 500 hat Commodore einen sehr innovativen Heimcomputer vorgestellt. Welche Verkaufszahlen streben Sie damit an?

Hoffmann: Die geplanten Verkaufszahlen geben wir an sich nicht bekannt, aber wir sind stolz, daß vom Amiga 500 innerhalb von nur vier Wochen in Deutschland an die 10000 Einheiten geliefert wurden. Wir werden noch Ende Juni über 30000 Einheiten erreichen. Der Plan für das neue Geschäftsjahr ab Juli sagt, daß wir 60000 bis 70000 Amiga 500 noch bis Ende 1987 liefern können.

Eines steht schon fest: Der Amiga 500 ist das erste Produkt aus unserem Hause, das mittelfristig an den Erfolg des C 64 anknüpfen kann. Es gibt die große Benutzerbasis von über 1,2 Millionen C 64-Besitzern, die wir mit dem Amiga 500 vielleicht zu einem Upgrade, also zu einem Neukauf, veranlassen können.

Happy: Was wird denn von Commodore an weiteren Produkten speziell für den Amiga 500 kommen?

Hoffmann: Wir haben bereits bei der Vorstellung in Hannover gesagt, daß alles, was beim Amiga 2000 oder Arniga 1000, sei es intern oder extern, entwickelt wird, auch für den Amiga 500 kommen wird — denken Sie nur einmal an die ganzen Hardware-Ergänzungen wie die XT- und AT-Karten, Harddisks. Natürlich alles extern, und nicht eingebaut, wie beim Amiga 2000.

Happy: Das bedeutet, daß wir auch irgendwann mit einer Erweiterungsbox für Steckkarten rechnen können?

Hoffmann: Richtig. Und diese Erweiterungsbox muß dann natürlich auch eine Stromversorgung enthalten, da die Stromversorgung des Amiga 500 nicht dafür ausreicht.

Happy: Wann kann man mit der Box rechnen?

Hoffmann: Soweit ich weiß, ist die Entwicklung schon soweit fortgeschritten, daß die ersten Boxen Ende Juni, Anfang Juli erscheinen v/erden (Anm. der Red.: Das Gespräch fand Mitte Mai statt). Aber auch andere Firmen als Commodore haben eine solche Erweiterung angekündigt,

Happy: Was wird die Box kosten?

Hoffmann: Das Gesamtsystem wird sicherlich teurer, als wenn man gleich einen 2000er nehmen würde. Genaue Zahlen kann ich Ihnen jetzt noch nicht nennen. Wir liefern jetzt gerade die XT-Karte aus. Wir sind zuversichtlich, im Juli/August AT-Karten zu präsentieren, und man spricht im Spätherbst bereits von Unix-Karten.

Happy: Wie sieht es mit der 80386-Karte für den Amiga 2000 aus?

Hoffmann: Auch die ist im Gespräch. Vielleicht werden Sie schon bald eine Überraschung erleben.

Happy: Wir hatten einige Leseranfragen, ob man den CLI, die Workbench und das AmigaBasic kopieren darf, da das Copyright bei Commodore liegt. Wie steht Commodore dazu?

Hoffmann: Gegen das freie Kopieren ist schon etwas einzuwenden.

Happy: Das heißt, man darf die mitgelieferte Software nicht frei kopieren?

Hoffmann: Der Amiga-Besitzer darf ausschließlich zum Zweck des Betriebs seines Gerätes kopieren. Gegen ein Backup ist also nichts einzuwenden.

Happy: Wie wollen Sie denn kontrollieren, ob man sein Original verwendet oder eine Kopie, die man von einem Freund hat?

Hoffmann: Wir können und wollen natürlich nicht jeden Anwender überwachen oder gar eine Art Kopierschutz einbauen. Nur müssen Sie auch uns verstehen, daß Commodore nicht generell auf die Rechte an seinen Produkten verzichten kann. Das Einschreiten gegen einen Kopierer behalten wir uns in jedem Einzelfall vor,

Happy: Die Tastatur des Amiga 500 besitzt im Augenblick noch eine Commodore- und eine Amiga-Taste, statt zwei Amiga-Tasten wie beim Amiga 1000. Wird sich hier etwas ändern?

Hoffmann: Das liegt daran, wie die nationalen und internationalen Softwarehäuser diese Funktion adaptieren. Wir müssen versuchen, einen Standard beizubehalten. Die Entscheidung ist da noch nicht endgültig gefallen.

Happy: Wann kann der Anwender mit einer endgültigen Entscheidung rechnen?

Hoffmann: Das kann man jetzt noch nicht abschätzen. Es wird aber eine durchgehende Linie bei allen Amigas geben.

Happy: Wann ist mit einem neuen Amiga, nennen wir ihn einmal Amiga 3000, zu rechnen?

Hoffmann: Lassen Sie uns mal etwas Luft, diesen schönen Erfolg mit dem 500 so richtig auszukosten. Und der Amiga 2000 ist ein offener Standard für die nächsten Jahre. Hier sehe ich höchstens Zusatzkarten, die man als 3000er bezeichnen kann. Ich glaube aber nicht, daß wir den Amiga verändern müssen.

Der Amiga 2000 ist offen und als unterster Einstieg reicht der Amiga 500, Außerdem warten wir noch auf den Amiga 1000 in der neuen Version, die in nächster Zeit kommen wird.

Happy: Wie wird denn der neue Amiga 1000 aussehen?

Hoffmann: Vom Design her so wie der jetzige Amiga 1000. Nur im Inneren wird eine neue Karte auf der Basis des Amiga 500 eingebaut sein.

Happy: Also mit Betriebssystemen auf ROM?

Hoffmann: Wie beim 500er.

Happy: Ist ein neuer Amiga mit höherer Grafikauflösung im Gespräch oder ist damit in absehbarer Zeit noch nicht zu rechnen?

Hoffmann: Formulieren wir doch Ihre Frage andersrum: Wird es einmal eine Karte geben mit einer höheren Auflösung, um noch dezidierter zu arbeiten, so würde ich bestimmt antworten: ja.

Happy: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch,

(gn)



Aus: Happy Computer 08 / 1987, Seite

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